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Delr Z-Ä. November. B-ilage zum Nagold« Intellige^rlatt. I8^8.

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WnrttLn,belgische Chronik. >

X Nagold, den 13. Nov. Die in den lezten Ta-^ gen der vorigen Woche gefallene außerordentliche große Menge Schnee hat in unserer Gegend leider zwei Men­schenleben gekostet. Amisnotar Walther in derAachwar m Berussgeschästen auf einem Amtsort und ging Abends now durch den 1'^ Fuß liefen Schnee nach Hause, wobei er sich so abmatteie, daß er, in seiner Wohnung angelangt, uinsiel und seinen Geist aufgab. Ein zweiter Fall er­eignete sich in der Nähe unserer Stadt. Am lezten Frei­lag früh ging die Bötm Len; von hier nach dem t^ Ekünden entfernten Göttelsingen im Hvrber Bezirk und wollte Abends im größte» Schneegestöber noch nach Hause, sank aber auf der Vollmaringer Höhe entkräftet nieder und wurde erst Samstags früh leblos von Leuten, welche auf den Hvrber Markt fuhren, aufgefunten. Eine Gans, welche sie hie, her bringen wollte, war noch am Leben. Der Thermometer stand an jenem Abend auf Null, so daß von Erfrieren keine Rede siyn konnte, und nur eine gänz­liche Erschöpfung ihrer Kräfte den Tod dev Lenz herd-oi- fuhrle.

Tages-Merngkertcn.

Im Wien sind am 7. d. zum erstem Male wieder einzelne auswärtige Zeitungen aosgegeden worden. Dis Post begann am 6. wieder ihre Thängkeit. Während 24 Tagen erfuhren die Wiener von der Außenwelt gar nichts. Siebenzig Packwagen hat die Post auf einmal abzuladen, die Unmasse der aufgebäuften Briefe außerdem kann man sich vorstellen. Der größte Theck der Armee begibt sich jezi nach Ungarn. Offiziere geben die Truppenmacht, welche um die Hauptstadt korcenmrt war, auf 98,000 Mann an- dazu eine solche Masse Geschütz, wie man es seit 1813 Nicht mehr beisammen gesehen.

Am 6^ d. Höne man bei Wien Pelo onfeuer und fer­nen Kanonendonner. Man vermutbeie ein Vor Postengefecht mit den ungarischen Truppen. Reisende brachten nach Wien die Nachricht, Kossuth habe das ka,serl. Armeekorps > des Generals Simonovich über die March zu: ückgcworfen.

Die größeren Journa'e bringen täglich cme Menge Einzelnheiten aus den Kampf- und Plünderungsscenen in Wien. Uebereinstimmeno bestätigen sie,, wie übel ein Theil der Truppen gehaust bat. Ein Corr. der D. Z. erzählt, von einem Szererschaner Oifizier selbst gekört zu haben, daß bei den Siürmen auf die Vorstädte Leopoldstadt und Landstraße de» ? zeredschanern (Nokhmämel) und Kaiser- jägcrn erlaubt worden sey, auf eine Stunde zu Plündern h D-e Häuser der Ja.,erzeil sind am ärgsten mitgenommen worden. Ja einem Hofe jener Häuser stand eine ange^ spannie Kalesche, der Kutscher aus dem Bock,, ein Kroate wari den Kmscher derumer, srzte sich darauf und fuhr-uw Galopp ins Lager,, wo er den ganz?« Wagxn summt den

Pferden einem Offizier um 46 fl. verkaufte. Ein anderer' Roihmantel stieblt ein Kind von 9 bis 10 Monaten! ES soll em wunderschöner Knabe siyn, in die feinste Wäsche gekleidet. Ein Offizier bot ihm 10 fl. an für das Kind, und Andere suchten ihn auf alle Arten zu überreden, es ihnen zu überlassen, aber er war nicht dazu zu bewe­gen uud erklärte, daß er das Kind lieberbraten" und fressen" würde als es hergeben!! Das Kind ist noch im Lager im Besitz des Nothmantels auf der Lvbau.

Es bestätigt sch, daß Windischgrätz es gewagt hat, die beiden Abgeordneten des deutschen Volks, Robert Blum und Fröbel, verhaften zu lassen. Blum befindet sich im Besitz der aufgefangenen Latour'schen Korrespondenz, soll sie aber bereits in Sicherheit gebracht und alle Anstalt getroffen haben, daß sie in der Reichs-Versammlung zu Frankfurt.verlesen, und alle Ranke der volksfeindlichen Camarilla- cnihüllt werten. Wir wollen sehen, was als­dann die Rrichsgewalt thut und ob die Reichs^Versamm­lung sich der widerrechtlich-gefangenen Abgeordneten kräf­tig annlmmt, wie der Minister Mvhl versprochen.

Am 1. November gegen Mittag wurde am Holzqe- rüst über der Uhr am Stephanschurm die schwarzzclbe Fahne mit dem kaiserlichen Adler ausgeseckt.

Der Nürnberger Kurier meldet, daß Kremsier (das mährische Siadkcheu, wo der östreichische Reichstag jetzt seine Sitzungen halten soll,) an allen vier Ecken angezun» der worden scy. Wird der Bestätigung bedürfen.

Dw Anzahl der in Wien Gefallenen scheint leider sehr groß zu siyn. DemKonstit. Blatt aus Böhmen" wird darüber geschrieben: Welche Familienscenen zu erwarten sind, läßt sich wohl denken. Da in venVorstädten Jeder­mann gezwungen wurde, mn.zugehen »nd mitzukämpfen, so- liegt mancher Unschuldige unter den Todten, und viele An­dere gebrauchten jede List, um sich dem Waffendienst zw entziehen. Schon suchen Frauen, besonders aus dem'Ar- deirerstande, ihre Männer, Kinder weinen um die seit meh­reren Tagen vermißten Väter u. s. w. Niemand kannte' die Todten, die wageuweise bmausgefahren oder sogar am Fleck emgcscharrt wurden; Aerzle einzelner Bezirke be­rechnen die Anzabl der Gefallenen auf 56000.

Das erste Armeekoipö der in und bei Wien lagern­den k. k. Truppen ist bereits nach Preßburg und Pesth auf­gebrochen. Fürst Wind.schgrätz wird, wie cS be ßt, selbst' das Oberkommando des gegen die Ungarn bestimmten Korps übernehmen. In Preßburg kamen am 30: Oktober wäh­rend des ganzen Tages flüchtende ungarische Truppen an,, so daß über Nacht gegen l 5,000 Manw dort Quartier genommen bauen: Auch Kossuth kam mit.. In einer so­fort abgebalwuen Konferenz mit O fizieren der Preßburger Nationalgarde erklärte er , daß er sich mit dem größten Theile der Armee auf Büda-Pesth (PestssOtenft und Ko-- morn (die stärkste Festung Ungarns) zurückzwbcn wcrde:- Drr Raccnoertstgungskrieg wälhet in Ungarn m l sieis ver--