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Ungarn stebt in Begriff sich von Oesterreich loszusa-! gen, doch will es vorher nocd alle Mittel der Güie er-l schöpfen. Oesterreich stellt also abermalen in einer ge- fäbrlichen Lage und es droht dort ein noch schrecklicher! Kampf der Nationalitäten, als er bisher gekämpft wurde! und woran der deutsche Tbeil der Bevölkerung nicht tbeil- nahmlos bleiben kann. Die Sache der Magyaren ist die unsrige. In Wien selbst ist auch in Sache der Verfassung . die Aufregung ungeheuer. Kossuth schlug dem ungarischen ! Repräsentantenhaus vor, einen großartgen Entschluß zu ^ fassen und einen Diktator zu ernennen. Die Ungarn ver- ! langen vom Kaiser Unabhängigkeit ihrer Armee, Bestäli- ! gung des neuauszugebenden Papiergeldes und daß der Kaiser seinem Versprechen gemäß in bas ungarische Land , kommen möge. Uebrigens will Oesterreich sezk eilen, dem lombardisch-venetianischen Königreich eine Verfassung zu geben, um dort freie Hand zu erhalten.
Eine ernste, folgenschwere, für den Bestand der „Großmacht" Oestreich enischeidende und für unser deutsches Vaterland ebenfalls höchst wichtige Krisis bereiter sich inOst- ^ Europa vor, wie es denn überhaupt scheint, als werde rer Monat September in der Weltgeschichte Epoche machend ' werden. Die ungarische Maffendepuration, welche nach Wien gekommen war, um eine offene Erklärung des Kaisers über sein Verhalten in der ungarisch-kroatischen Frage bervorzurufen und wenn möglich noch eine Vermittlung , anzustreben, ebe Ungarn den revolutionären Boden betritt,
! ist vom Kaiser zwar empfangen worden, hat aber keine befriedigende Antwort erbalten. Sre wollte am , 8. d. wieder abreisen und es ist döchst wabrscheuilich, daß
in Pestll so'orr Kossutll zum Dcktaior ausgcrufen werben wird. Man bat von Wien aus vielfach den Fall Kossutlls und eine schwarz-gelbe Reaktion in Ungarn mn Sicherben in Aussich! gestellt; nach den neuesten Nachrichten scheinc es aber, daß man sich absichtlich sowohl über die Stimmung, als über die Energie der Magyaren getäuscht llai.
In der englischen Grafschaft Esser wird es ansteckend, daß die Bauernweiber illre Weiber vergiften.
D e r A »r f r u h r.
(Fortsetzung )
Als Ludwig Volkamer von seiner sangen Verlobien geeilt war, um den allen Eltern bei eer Flucht bebülflich za seyn, fand er bereits das ganze Gebäude leer und aus- gestorben. Heftig schrack er zusammen, denn es dranaie sich ihm sogleich der Gedanke auf, baß sie vielleicht schon eine Beute des mordlustigen Pöbels geworden seyen. Als er aber in den ersten Stock gestiegen war und Alles noch in der größien Ordnung fand, nirgends die Hand des Raubes und der Zerstörung an Kommoden und Behältern, da schien ibm wahrscheinlicher, daß sie einen Weg zur Rettung gefunden baden könnten und nun schickie er sich an zu semem Schwäber zurückzukellren und ibm und der Geliebten zur Flucht behülflich zu seyn.
Plötzlich tauchte hinter emem mächtigen Bebakter ein verzerrtes Gesicht auf, stierte ihn mit komischdummen Augen an und brach dann in ein Helles Gelächter aus. Elias! rief der Junkberr, erfreut eine lebende Seele zu treffen, i von der er Nachrichten über semeEltern einziehen konnte; ! Elias, was treibst du bier für launige Kiuzwerl? Komm , hervor, du Schalksknecht!
Ueber einen Berg von aufgebäufien Folianten stolperte sezk eine kleine, bucklichle Figur in das Zimmer und
stellte sich mit verschlungenen Armen vor den Sohn des Hauses. Dem jungen Patrizier schien in dem Betragen des Kleinen durchaus nichts Auffallendes zu liegen, denn so groß auch seine Ungeduld war, so wartete er doch in Ruhe die verschiedenen possierlichen Bewegungen desselben ab. Als aber der Geselle sich dieses Privilegium im größten Umiange zu Nutze zu machen suchte, die spärlichen Haare wohlgefällig sich vom Hinterkopf über das Glätzchen in die Stirne strich, sich stolz in die Brust warf und mit der Grazie eines Piau's schweigend im Zimmer auf und ad stieg, da riß dem Junkherrn doch der Geduldfaden ab und er sprach unwillig:
Nun, du heilloser Gauch, warum weichst du nicht? Was soll diese Narretbey? Rede, du bochmbrender Gesell, wo sich meine Eltern befinden, oder ich'.affe deine Rippen Bekanntschaft mit der stachen Seite meines Schwertes machen.
Haba! lachte dieser. Ibr kommt zu spät, Junkherr- lein, viel zu spat. Da ist der Herr Berier drüben in der Krötenmiible, — baba! ein lustiger Herr Vetter! — kommt der wie ein Kaian mit dem.Mühlwagen vor das Haus gesagt, bringt unter zwanzig vollen ein Dutzend leere Säcke mit, baba! der Herr Rath nebst Gemavlin, die Jungfer Schwester auch dazu, mein Papa als treuer Haushofmeister, das übrige Gesindel schlüpft ebenfalls ganz bedächtig hinein, läßt sich von den groben Mühlknechien hinaus auf den Wagen werfen, ein Tuck wird darüber gespannt und buffah, bollah, gebts die Straße hinab, wenn ich nicht irre, zum Thor hinaus und in Heircck soll abgeladen werden.
Dem Himmel Dank, sie sind gerettet! rief Ludwig erfreut; doch Elias, weshalb bist du noch hier?
Haba! grmzie vor Gefragte, indem er mtt stolzer Zuversicht das Haupt emporwarf, bevor der gestrenge Herr Rail) als Mevlsack auszog aus dem Land der Pharisäer, nallin er mich liebreich bei dem Odr und sprach: Elias, würdiger Prophei! Dich habe ich auserlesen, zu weilen >n kein Lande der Pdilisier. Sey ein treuer Hort in Juda und mische dich inner die Edomüer und Samariter und wenn es dir möglich ist, so gieb uns Kunde von ihrem gottverfluchten Treiben unv Wandeln. Wenn mein Solln nochmals zurücktommt in mein Haus, so unterrichte ihn von dem, was lch dir gesagt und weise ihn an, daß er sich flüchten solle gen Heideck. Und nachdem er also gesprochen, warf man ibn hinaus auf den Wagen. Haha! Junkherrteni, nun wißt ihr mecn Amt!
Mn Aufmerkfainkeit batte Ludwig den Worten des .Kleinen zu.zeoöri. Wie? dachte er, wenn ich nun ebenfalls zuruckbliebe und so der guten Sache am nützlichsten wäre? Ein Pflaster aufs Auge, ein anderes Haar, ern ge- . meiner Anzug würde mich entstellen, ich könnte mich umer i ow Reiben der Empörer mischen, ihre Pläne durchschauen und Elias wäre am geschickiesten, sie den ireuen Dienern des Kauers ;u überdringen. Was soll icv in Heideck? Tllailvs dem Verderben meiner Geburisstadt zuschauen? Nein, ich bleibe und diene so Allen am besten.
Hierauf tbeilie er dem Diener seinen Entschluß mit, ! den dieser auch von Herzen billigte und nach Verlauf einer Siunke trat em gänzlich entstellter, zcrfezter Mensch aus dem Volkamerschen Hause und eilte nach dem Boners- berg, um dort ebenfalls zu retten, was möglich. Er kam auch bier zu spä'. Der Pöbel batte bereits das Haus in Besitz genommen und wirtschaftete darin auf gräuliche Art. ' Thüren, Behälter, Spiegel und Möbeln waren zerschlagen,