Leben. Mein Sobn war zwanzig Jahre alt, als sein Stiefvater, mein (Harre, in einem Kampfe gerottet wurde. Mein Schmer; war groß, aber noch größer der seiner Untergebenen. Nur er hielt diesen ;ügellese„ Haufen mit eiserner Fang zn ammen, sein Fall drohte den ganzen Freistaat anfzulösen. Indessen schritten sie zur Wahl einet' neuen Anf.idrcrS nnd mein Sohn wurde einstimmig zu ihrem Orerh.nipte erwählt.
Ich glaube, sie batten es nicht ;u bereuen. Er war ein kühner, verwegener Mensch, befand er sich an der Spitze seiner Genossen, aber gut, seelcuvoll, wenn er heim- kchrre in die Arme seiner stets für ihn zilkei nden Mutter. Die Hand, welche vor wenigen Stunden den Stahl gefühllos- in die Brnst des Feindes gestoßen, sie streichelte b.ald darauf liebevoll meine Wangen, das Auge,. funken- sprühend nn Kampfgewühl , es weinte an meiner Brnst und die Sennme, dem Donner ähnlichem Gefecht, sie beklagte in den rührendsten Lauten unser beiderseitiges, hartes Geschick.
Endlich, nach , sechs Jahren, bewogen ihn meine Bitten, seinem scheußlichen Handwerke zu entsagen. Er wollte- mich an den Bord seine» Schiffe» nehmen und bei der ersten günstigen Gelegenheit entfliehen. Mehrere seiner Vertranten billigten den Plan und waren enticklosse», ihm ;n folgen. Die Gelegenheit zeigte sich bald. Nachdem ich und. der größte Tbcil unserer ungeheuren Schatze heimlich an Bord gelangt waren, zogen eines Tages drei S-chissc aus neue Eroberungen aus. Ein Siu-rm trennte sie in der Nacht, mein Lohn benutzte tiefen Umstand sogleich zu seinen Gunsten und am anderen Morgen waren nur schon weit von dem Frcistaate und den Genossen entfernt. Jetzt erklärte er der übrigen Schiffsmannschaft seine Absicht nnd stellte ihr frei, in der großen Schaluppe nach Saint Philipp zurückzukchreu, oder ihr Geschick auch ferner an das semige zu knüpfe». Zur Ehre tiefer Braven sey cs gejagt, der größte Thcil trat sogleich freiwillig auf seine Seite; es waren meistens Gefangene, die gezwungen Dienste genommen hatten und wohlweisweiSlich von meinem Sohne auf sein Schiff postirt worden, waren. Nur etwa zwanzig hatten das freie Lebe» zu sieb gewonnen, um es ihrem Anfulsrer zu opfern. Sie machten von dem Anerbieten Gebrauch und wir saben sie bald darauf in der Schaluppe zu ihren Genossen zurückkebren.
Jetzt wurde die Seerauberflagge abgcnvmmen nnd die englische aufgehißt. Die gan;e Equipage kleidete sich in die Tracht der englischen Marine, wir hatte» einen bedeutenden Vvrrath solcher Kleidungsstücke mitgenommen, und mir günstigem Winde ging es jetzt dem Kap der guten Hoffnung, von dort der Heimath, dem geliebten England, zu. Es war der allgemeine Wunsch,, dem Scelebcn zu entsagen- in Wales sich anzukaufcn und als. wackere Staatsbürger ein neues Leben zu brgimieu. Endlich, nach beinahe dreißig-Jahren, sah ich die geliebte Küste-der Hei- matb wieder. Mit- welchen frohen Hoffnungen und Erwartungen begrüßte ich sie, wie bitter wurde ich getauscht, ivie namenlos elend- gemacht! Wir liefe» irr den Hafen von Portsmouth- ring mein Sobn hatte sich mit den Passen eines vstindifcdci,. Kaufmanns versehen, dir-Täuschung, der Betrug mußte gelingen. Als wir ausgeschifft waren-.! begab sich mein Sohn zum Hllfenkomrnandanten, um ibm ^ seine Papiere vorzulegen und den Einlauf-seiues Schiffes; anzuzeigen. Alles ging vortrefflich-, da» denken Sie, mein > Herr., da befand sich bei seincrm. Abgehen im Vorzimmer.<
ein Offizier der Marine, der- in ihm augenblicklich den furchtbaren Secranberkapitain wieder erkannte! Er war -vor etwa vier Jadren ui unsere Hände gefallen und nur meine und meines SohneS Fürbitten hakten ihn vom Tode enettct. Jetzt vergalt er uns damit, daß er stehenden ,Fußes die Anzeige machte, und nach Verlauf einiger Slun- ccu waren Schiff und Mannschaft, unter ihr mein Sodn, toiifiscirr und eingezogcn. Der größte Thcil mar bereits ausgcsctnffr; auf diese Nachricbt zerstoben sie nach allen Winde» und eS ist wahrscheinlich, daß sie sich fgmmtlich gerettet haben.
Ich blieb. Ich eilte, einer Wahnsinnigen gleist, zu den Behörden, bekannte mich als die Mutter drs Zll f ih- vcrs nnd beschwor ne, mich sein Loos checken ;n lassen. Man nahm mich fest, aber ohne mir zu meinem Kinde Zurritt-zu gestatten. Ich wurde mit den klebrige» bald darauf nach London abgeliefcrt, weil das oberste Gericht selost die Untersuchung leiten wollte. Am Schluffe gab man mich als sckultlos frei, mein Sobn und dessen Genossen wurden znm Strange verurtheilt.
Daß die Erekution vollzogen wurde, daß mir Ihr Name zu Ohren, kam,, ick in Ihnen einen - Verwandten vermntbete, auf Ihre Hülfe chimärische Hoffnungen baute,, wissen sic bereits.
Mir sichtbarer Anstrengung hatte die Kranke den letzten Thcil ihrer Erzäviung vorgctragen, jetzt nachdem . sie geendet, sank sie erschöpft auf das Lager zurück.
Arme Tante, sprach Brouglwell gerührt; wie viel haben Sic gelitten! Aber seyen Sie-getrost; Sie sind nock nicht verloren, meine Kunst soll Sie retten. Sie sollen in mir Ersatz für ihren unglücklichen Sohn finden und Ihr Alrer soll, wenn auch nicht Freude, koch Rühe und Zufriedenheit erhellen.
! Sie antwortete, nickt,- einer Tvdten gleich lag sie starr und regungslos da. Der Ar;t blickte ihr ins Gesickr,. Züge, aus denen der höchste Grad von Wahnsinn sprach, starrten ihm entgegen. Er wollte eilig den Puls fühlen,, da fuhr sic mit Blitzesschnelligkeit empor, packte den Arglosen-mir Ricsenstärke bei der Gurgel unk kreischte: Willst -Du mich auch ermorden , wie Du den armen Lewis ermordet hast Erbärmlicher Schacher! siedstDn, dorr, dort
steht er, .siehst Du, wie er noch Dir zeigt; Du, Du hast ihn gemordet, und ich will Dich wieder morden und ich will Dich erwürgen!
Brouglwell, cbgleich ein kräftiger Mann, war unfähig, die Rasende von sich leszumachcn. Sie hatte die dürren Finger so- fcstiin seinen Hals gekrallt, daß er kaum noch Aibcm übrig hatte, nach Hülfe zu rufen. Aber die Wackrer. eine solche S;ene voranssebend, waren in der Nahe und auf- seinen schwachen Ruf drangen sie herein. Er wurde befreit und die Unglückliche au da» Lager a«- fesselr. Ei bat ihn ermordet! beulte sie unb ein grünlich- weißer Schaum staub aus ihrem Munde; er hat meinen Lewis ermordet!
Brouglwell war ;n sehr erschüttert, um dicscr Szene länger beiwohnen zu können. Er bat- die Wächter» die. Unglückliche so viel als möglich zu schonen und kehrte nach London -urnck, mit dem Versprechen, am nächsten Morgen wieder zu erscheinen..
Als. er des folgenden Tages an dem Irreubause z« Deptford vorfubr, erhielt er die.Nachricht- daß tie-Wahn-, sinnige-im der Nacht durch-den- Tod vs« ihren Leite« bebefreit-worden sey.