Schwarzwald - Heimat
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Erziehung zur Härte
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Schon im frühen Kindesalter werden unser« Jungen und Mädel heute in eine Zeit hineingestellt, die die höchsten Anforderungen an Mut, Tapferkeit, Ausdauer und Selbstbeherrschung stellt. Ganz von selbst wachsen sie unter den täglichen Eindrücken und Auswirkungen des Krieges u einem harten Geschlecht heran. Man raucht nur an die zahllosen Fälle zu denken, in denen sich gerade in den vom britischen Bombenterror heimgesuchten westdeutschen Städten Jungen und Mädel in tapferster, aufopferungsvollster Weise bei den Bergnngs- und Ansrän- ' mnngsarbciten eingesetzt haben, in denen auch sonst bei Angriffen junge Menschen, halbe Kinder, bei Löscharbeiten und allen Aufgaben, die der Augenblick erforderte, hart Zugriffen und die erste gross? Bewährung im Leben in einem Alter bestanden, in dem in früheren Zeiten die Jugend noch kaum über Schule und Spiel hinunsdachte.
Eins aber ist in dieser KriegSzeil mit ihren höchsten Anforderungen wohl jeder Mutter schon klargcworden: das; sie ihren Kindern keinen besseren Dienst erweisen kann, als sie zu harten, tapferen Menschen zu erziehen. Denn ein Junge oder ein Mädel, denen die Mutter — selbst wenn sie an einem entlegenen, den KriegSwirren fernen Orte aufwachsen würden — ein unbeschwertes „Kinderparadies" in einem früheren Sinne zn.erhalten suchte, würden doch
immer durch .die Notwendigkeiten der Gegenwart in die Wirklichkeit hineingerissen. Es gibt beute keinen Ort in Deutschland, wo nicht die harten Forderungen des Krieges unmittelbar in das Leben der Menschen eingriffen. Kinder tollen auch dem allen keineswegs fernstehen — je tiefer sie hineinwachsen in die Aufgaben, die der Krieg unserem ganzen Volke stellt, um so leichter haben sie eS auch in ihrem Leben, mit allen Aufgaben fertig zu werden.
Die meisten Kinder, deren Väter im Felde stehen, lernen es heute sehr zeitig, daß sie der Mutter helfen und ihr eine Stütze sein müssen, llud es kann kaum einen grösseren Mutterstolz geben, als diesen, daß eine Mutter von ihrem zwölfjährigen Kinde schon sagt: „Ja, wenn ich meinen Jungen oder mein Mädel nicht hätte!
Kinder reifen trüb in Zeiten wie diesen. Sie teilen mit anderen Augen als früher, sie wissen mehr nom Leben und von seinen Härten als in friedlichen Zeiten. Und unzählige von ihnen, die den Vater an der Front verloren, nehmen sogleich «in Stück Verantwortung für Mutter und Geschwister auf ihre jungen Schultern. Auf diese Jugend aber können wir bauen. Sie lässt sich lo leicht durch keine Schjcksalsschläge im Leben erschüttern, sie weiß, dass auf ihr einmal ungeheure Aufgaben liegen werden und dass man mit. starkem Willen und eiserner Entschluß, kraft alles erreicht. Darum freuen wir uns und sind dankbar, wenn uns in ihnen schon frühzeitig' tapfere kleine Helfer erwachsen.
Im allgemeinen wird heute veim Tafelobst vom Erzeuger wie vom Verbraucher eine größere Sorgfalt Wohl beachtet beim Wirtschaftsobst dagegen scheint das den Misten auf den ersten Blick nicht notwendig zu fein. Und doch ist auch hier eine kaum geringere Sorgfalt wie beim Tafelobst angezeigt, wenn cs sich um Industrieobst, insbesondere um Mostobst handelt, da ja nicht alles sofort verarbeitet werden kann. Wo nun die Schale der Früchte verletzt ist, sei cs durch Insektenfraß, Hagelschaden, Sonnenbrand, Schorf, Nisse, glasige und teigige Stellen, da siedeln sich bald Essigpilze oder Milch- bzw. Buttersäurebakterien an, welche die Haltbarkeit des Fruchtsaftes und seinen Verwendungszweck stark gefährden könne». Deshalb soll auch das Jndustricobst sofort beim Einsammcln unter den; Baum von schlechten Früchten verlesen und gleich in die Säcke, Aisten oder Körbe eingefüllt werden, in denen es dann bis zur späteren Verarbeitung verbleibt. Oefte- res Umschüttcn schadet ihm, kenn das Industrieobst muß oft Wochen- und monatelang gelagert werden.
Alles Lagcrobst jedoch will sorgfältig behandelt und befördert sein. Für die knappe Wellpappe sind geeignete Ersatzstoffe, wie weiches Stroh, Holzwolle und Sägespäne zu verwenden. Staub, Regen, Wind und herbstliche Nachtfröste müssen von den Früchten ferngehalten werden. Auch zu große Tcmpcraturschwankungen während des Transportes stören die Atmung der Früchte. Jedermann helfe mit, die Obstverluste so klein als nur irgend wie. möglich zu halten.
Helft helfen im Deutschen Roten Kreuz k
Hnndcrttausende deutscher Frauen und Mädchen sind in diesem Kriege im Dienste des Deutschen Roten Kreuzes in der schlichten Tracht als DRK. - Schwesternhelferinnen oder -Helferinnen im Einsatz tätig. Ucberall wo deutsche Soldaten .stehen, sind sie zu finden, in den Soldatenheimen und den Verpflegungsstellen. Auch in der Heimat betreuen sie unsere Feldgrauen, sei es in den Wehrmachtverpflegungs- oder DRK.-Erfrischungs- stcllen, in den Rcscrvclazarettcn, Krankenhäusern oder Kliniken. Sie stehen im Luftschutzsanitäts- dienst und wirken mit bei der Ausbildung der Laienhelferinnen,' auch in den Umsiedlungslagern und anderen Stellen 'sind die DRK.-Schwestern- helferinnen und -Helferinnen tätig. In Zehntausenden von Unfallhilfsstellen des Deutschen Roten Kreuzes stehen sie Tag und Nacht bereit, verletzten, erkrankten oder verunglückten Volksgenossen die erste Hilfe zu leisten und für weitere ärztliche Behandlung zu sorgen. Durch diesen Dienst ani wehrhaften oder schaffenden Volksgenossen reihen sich die DRK.-Schwesternhelferinnen und -Helferinnen in die Front im Kampf um Deutschlands Freiheit ein. Auch in den DRK.-Bereit- schaften finden sie jederzeit Gelegenheit zu tätigem Einsatz für Führer und Volk! .
Wie bereits aus dem Anzeigenteil ersichtlich war, finden in Calw und in Nagold 20 Doppelstunden umfassende DRK. -Grundkurse statt. Anmeldungen von gesunden Frauen und Mädchen über 18 Jahren mit guter Auffassungsgabe können erfolgen bei DRK.-Wfn. L. Hart- mann-Calw, Neue Apotheke und DRK.-Wfn. L. Baßler-Nagold, Gewerbeschule. Die Ausbildung ist unentgeltlich.
Ab Montag früh wieder Normalzeit
Akn Montag früh um 2 Uhr kehren wir wieder von der Sommerzeit zur RiKmalzelt mrÄck. Die Uhr wird um «ine Stunde zurückgesteM, rmd damit gilt wieder die mitteleuropäische Zeit. WS im vergangenen Jahr die Rückkehr zur Normalzeit für den 2. November angeordnet wurde, versprach man sich von dieser Massnahme insbesondere eine wesentliche Einsparung an elektrischer Leistung. Wie die Erfahrungen gezeigt haben, ist diese Einsparung auch tamichltch eingetreten, weil dadurch der Stromverbrauch in der Spitze eine günstige Verlagerung erMrt.
Die Rückkehr zur Normalzeit hat zur Folge, daß in der Nacht zum 1. Oktober die Stunde von 2 bis 3 Nhr doppelt erscheint. Wo es notwendig ist, beispielsweise bei Geburt«« ickv., wird wie im vorigen Jahr zwischen den Gtuntzen 22 und 28 unterschieden. Für die Reichsbahn bereitet die Umstellung keine Schwicrigoeiten, da im Gegensatz zur Einführung der Sommesgeil di« Gefahr verlorener Anschlüsse nicht bestecht, Di«. Verlängerung der Nacht um eine Sümde hat zur Folge, daß -die abends nach der Sommerzeit abgehenben Nachtzügc morgens nach der .Normalzeit eine Stunde zu früh am Ziel ein- trefsen, so dass für alle Anschlüsse noch eine zn-
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jätzliche Wartezeit von einer «stunde zur Verfügung steht.
Für die Betriebe hatte der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz schon im vorigen Jahr eine Regelung erlassen, wonach für die Stunde, um die sich der Nachtdienst verlängert, bei Stundcnentlohnung die entsprechende Grundvergütung mit Zuschlag zu zahlen ist, wenn nichts anderes vereinbart wurde, während bei Wiedereinführung der Sommerzeit infolge der einstün- digen Arbeitszeitverkürzung eine entsprechende Lohnmindcrnng eintritt.
Auch Indufteiesbft forgfüllig behandeln!
Der Zustand, in dem das Obst eingelagert wird, ist wesentlich mitbestimmend für seine Haltbarkeit und die Dauer der Lagerzeit. Deshalb muß nicht nur beim Weichobst auf die Pflücke und die Beförderung voni Baum weg besondere Sorgfalt verwandt werden, sondern auch dein; Kernobst ist dies notwendig. Tafeläpfel und -kirnen, die für den Winter und das Frühjahr eingelagert werden, vertragen absolut keinen Druck, auch wenn man ihnen diesen nicht gleich ansieht und wenn sie auch sonst völlig gesund sind. Jede Beschädigung der Schale, Druck- und Reibestellen sowie Schrunden bieten den Schimmelpil-
2lus den Nachbargemeinden
Unterschwandorf. Ten 70. Geburtstag darf heute Jakob Rühm, hier, begehen. Der von Ober- jettingcn gebürtige Jubilar erfreut sich noch guter Rüstigkeit.
Weilderstadt. Die Siedlergemcinschast Weilder stadt im Deutschen Sicdlerbund hielt im „Ochsen" ihren ersten Filmlehrabend ab, der das Thema Aufzucht der Kaninchen und die Berwcr tung des Kaninchenfells behandelte. Der Orts- gcmeinschafts- und Kreisgruppenleiter ordnete an, daß an jedem zweiten Samstag des Monats die gesamte Kreisgruppe ihre Felle abliefert, damit dieselben pünktlich zum Versand kommen. Seit letzten Monat besteht auch in Malmsheim eine Siedlergemeinschaft.
Lconberg. In der seit Juni hier erössneten Gemeinschaftsküche des Sozialgewcrkes essen -täglich 200 Volksgenossen aller Berufsstände. In der modern eingerichteten Küche kann leicht für 500 bis 700 Personen gekocht werden. Der Erfolg des regelmäßigen warmen Essens ist bereits sichtbar, indem der Gesundheitszustand bei vielen Gefolg- schastsmitglicdern tatsächlich besser geworden ist und Gewichtszunahmen bis zu 8 Pfund verzeichnet werden konnten.
Ein Wort an die Mütter der Schulneulinge
bür cüö A6L-8cIiiit2en wilÜ8 f'etrt ern8t — l>38 eiBte be8en unü 8cbreiben
---Unsere ABC-Schützen haben die ersten Schulwochen hinter sich. Sie durften sich erst in die ihnen zunächst fremde Welt der Schule einlcben, und dank der verständnisvollen Arbeit der Erzieher, die ihnen den Eintritt in diese Welt leicht und freundlich gestaltete, ist dies wohl gelungen. Wie oft haben sic selbst zur Mutter gesagt: „In der Schule war es schön!" Nun aber heißt es für die Kinder gemeinsam lernen und arbeiten, damit sich alle guten Kräfte entfalten und wachsen, hin zum großen Ziel der Volksgemeinschaft. Kurz, die Schularbeit beginnt.
Nacheinander marschieren die 2t Gesellen auf, die „a" und „o", die „m" und „l", die „d" und „t", manchmal in etwas anderen Gewändern als zu Mutters Zeiten, aber jeder hat seinen eigenen Namen immer noch und muß behalten werden. Das Gedächtnis ist doch noch so schwach und der Wille so zerfahren, daß sie im Köpfchen immer wieder dprcheinandergeraten und sich böS verirren. Dann geht es bei den kleinen Studenten nicht mehr ohne ernste Willenshrrgabe und starke AuftnerksamkeitSspannung. Wenn es nun aus mancherlei Gründen in der Schule nicht mehr „so schön" sein kann, wenn es hin und wieder ohne härteres Anfassen nicht geht, dann, Mütter, helft das Vertrauen erhalten zu dem Mann, der eure Kinder lehren und lange Zeit hindurch erziehe»; soll.
Hier noch ein kurzes, für die Mütter beachtliches Wort zunt ersten Lesen und Schreiben. Lesen ist die Kunst, aus gedruckten oder.geschriebenen Zeichen Wörter zusammenzubriWen, die einen Sinn haben und in denen ein Gedanke zum Ausdruck kommt. Wir buchstabieren nicht, sondern wir lautieren. Am schwierigsten ist es für Anfänger, die Laute ohne Abreißen zu verbinden. Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Art des Lernens in der Schule mit der häuslichen Hilfe zusammenstimmt. Gewarnt sei vor dem Auswendiglernen. Man liest die Fibeltexte auch außerhalb der Reihe, von rechts nach links oder von unten nach oben. Wer es fertigbringt, erzählt dazwischen dann und wann ein heiteres Geschicht- chen, damit die Lust zum Lesenlernen wach erhalten bleibt.
Beim Schreiben bestehen ebenfalls Schwierigkeiten. Die Buchstaben wolle»» manchmal gar nicht geradestehen, immer wieder drohen, sie nach links oder rechts nmzufallen. Deshalb verwenden wir manchmal Hilfsformen und machen Malübungen. Die Buchstabenformen haben sich geändert, und manchmal wird die Mutter, wenn sie helfen will, erst zusammen mit dem ABC-Schüt- zen die neuen Formen lernen müssen. Aber was tut man nicht alles seinem Kinde zuliebe! Wenn
die Buchstaben nicht gleich zum ersten Mal richtig geraten, so habt Geduld. Die einfachste Hilfe, die häufig genügt, ist die, den Kleinen seelisch ^unter den Arm zu greifen, indem man sich' berichten läßt, ob die Hausaufgabe gemacht ist und die Kunstleistung dann und wann wenigstens sich zeigen läßt, wenn die Zeit fehlt, um es regelmäßig zu tun.
Etwas mehr kann man tui», wenn »nehrere Laute zusammengeschrieben werden sollen und Wörter und Sätzchen später aus der Fibel als Hausaufgaben abzuschreiben sind. Dann bietet sich der häuslichen Hilfe eine schwierigere, aber um so dankbarere Aufgabe. Es muß unter allen Umständen angestrebt werden, daß das Kind das ! ganze Wort auf einmal schreibt und nicht einen Buchstaben um den andern zusammenhanglos abmalt. Es ist nämlich für den ABC-Schüt- zen viel bequemer und' mit weniger Kraftaufwand verbunden, wenn er'mechanisch einen Buch- staben neben den andern setzt, nach Art des Setzers beim Buchdruck. Es soll allgemein gelten/daß die Menschen, junge und alte, sich nicht gerne in geistige Unkosten stürzen, wenn es anders geht. Der Schreiblehrling wird also beim Abschreiben von sich aus nicht etwa das Wort zuerst lesen und es dann als Ganzes schreiben, sondern er fängt sofort mit dem ersten Buchstaben an, setzt den zweiten daneben usw., und erreicht so schneller und schmerzloser, daß nachher das Wort ebenso ans der Tafel steht, wie wenn er es in einem Zuge geschrieben hätte. Man kann mit Bestimmtheit annehmen, daß er beim Buchstabenschreiben weniger Fehler macht als beim Ganzwortschrei, ben. Die Leistung ist aber so gering, daß es auch der Schwachsinnige fertig bringt. Auf diese Weise wird das Wortbild zerrissen und das Rechtschreiben und Aufsatzschreiben auf Jahre hinaus geschädigt.
Selbstverständlich ist es Aufgabe des Grundschullehrers, den richtigen Weg zu finden, um seine Kinder auch ohne häusliche Hilfe zum Lesen und Schreiben zu bringen. Aber wir haben gegenwärtig großen Lehrermangel. Nicht selten müssen 70 und mehr Kinder einem einzigen Lehrer zugewiesen werden. Dann kann er sich dem einzelnen Schüler innerhalb einer Schulstunde nicht einmal eine Minute widmen. Darum ist Hilfe und Unterstützung durch das Elternhaus so erwünscht und wichtig. Wir wollen doch auch im Kriege nichts versäumen, um jedem deutschen Kind, das körperlich und geistig gesund ist, die unerläßlichen Gruckdlagen möglichst frühzeitig zu geben, auf denen es später weiterbauen kann, um als vollwertiges Glied innerhalb der Volksgemeinschaft dienen und schaffen zu können.
„Was du ererbt van deinen Katern..."
Roman von A. von Sazenhofen.' i'-.'Fortse!.»!'--!
Marianne litt unsäglich. Sie schien äußerlich ruhig und tat das bisher Gewohnte, schnitt die Rosen im Garten, legte grüne Paradeiser und Gurken in Gläser ei» uiä» half der Christine da und dort, aber sie war blaß und schmal geworden in diesen Tagen und ihre Augen hatten einen leeren Blick, der in Trauer unter» gegangen schien, wenn sie ihn geradeaus richtete. einer Ferne zu. in der, sie ein einsames E -> i'nocn ging. Wo mochte es lein?
' -r bringt ciires Morgens Christine mit de : Frühstiickslablctt einen Brief herein Sie hat ihn. draußen in der Küche, lange in der Hand bin- und hergedreht und mühsam den runden S mipel akbuchstabwrt.
Allensteig —.
„Joses, glaubst du nicht auch, daß sie nicht schreiben wurden, wenn es nichts wäre? Ich meine, sie schreiben halt, daß wir doch hier blmben können!"
Josef zuckt die Achseln: was soll er auf all die Fragen antworten! .
„Trag ihn hinein, den Brief, dann wird man sa hören."
Marianne sicht auf und der Guten in VNs runde, bekümmerte Gesicht.
„Gewiß, Christine, es wird etwas darinnen stehen, aber es hat keine Bedeutung mehr für uns."
Christine lehnt sich an die Wand, sie ver- kramvft die Hände ineinander.
„Mein Gott", sagt sie, „freilich — ich begreif es ja, ist niemand mehr da. der den Heidhof einmal ükernitnmt, aber so lang wir halt noch l?^n —
Marianne unterbricht: leben wir auch
wo anders. Denke daran, wie du am Sonntag nach Htzus gekommen bist!"
Da läßt Christine den Kopf auf die Brust sinken und schleicht sich hinaus in ihre Küche, setzt sich auf einen Stuhl und schluchzt in ihre Schürze hinein.
„Hanen viele sich nmgewöhnen müssen", sagt Josef und füllt das Wässerschiff am Herd auf.
„Ist ja wahr! Die Jungen tu» sich leichter, aber die Alten sterben drüber weg, wirst es sehen! Josef, so wie ich sie kenn, wird sie nicht lang machen in der Fremde."
„Man muß nicht immer alles justament schwarz sehen!" sagt Josef grob und verläßt die Küche.
Marianne von Egg hat den Brief geöffnet.
„Gnädige Frau! Es ist mir »eine Genugtuung und eine Freude. Jhüen mikteilen zu können, daß der Heidhos nicht mehr in das Riiumungsgebirt einbezogen wird. Auf meine diesbezügliche Fürsprache hin hat der Vorstand unserer AG. in dieser Hinsicht io entschieden. Den Bescheid lege ich bei. In Verehrung Ihr ergebener Belting."
Marianne faltet den Brier wieder zusammen und sieht durch das Fenster. Der leichte Somme'wind bewegt die fsingliedrige Birke da draußen auf dem Hügel und weiterhin wogt das Korn. Es ist schon gelb und reif.
Von dem Mann, der eben auf dem schmalen Pfad zwischen den beiden Kornfeldern hingeht, sieht man nur mehr den Kopf mit dem Hut. Es ist komisch, wie der für sich allein daherzu- wandeln scheint.
Mariannes Brust umschniirt es wie mit Eisen. So gut hat uns der Boden immer genährt, so hat die Birke dort, die einzelne, in 40 Sou gerauscht, so gebebt, wenn der weiche W nd sie anflog. 40 Sommer! Wie hat sie mit Otto Pläne geschmiedet, wenn sie beide alt sein werden und Andreas da sein
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wird, den Heidhof in fester Hand zu halten, wie er ihn aus der festen Hand des Vaters übernommen, und sie werden stille und sorglose Tage leben, sich an den Kindern und Enkeln freuen, in verdienter Ruhe.
Mein Gott — nein — nichts mehr denken.
Diese Erinnerungen und Gedanken kann sie nicht mehr ertragen. Ihr Dasein steht und fällt mit Andrer.
Sie geht mit schweren, ein wenig schwankenden Schritten zur ElockH
„Josef! bitte hol mir einmal den Ewald herÄer!"
^Jawohl!" sagt Josef und verschwindet.
Ewald ist besorgt, wie nun das Leben für sie und alle auf dem Heidhof weitergehen soll. Er will noch etwas sagen, aber Marianne wehrt ab:
«Ist schon gut, lieber Ewald, ich weiß, wie gut Sie es mit mir ineinen, aber Worte tun weh."
Er schweigt, tief betroffen von der Veränderung, die sich in diesen wenigen Tagen an der immer so beweglichen, hoch aufgerichteten Frau vollzogen hat.
Marianne hat sich in der Tiefe des Zimmers, dort, wo man vor dem Fenster nur «in bchchen blauen Himmel und ein paar weiße Wolken sieht, in einen Lehnstuhl gesetzt und weist Ewald auf einen anderen gegenüber. Sie setzt zweimal zum Sprechen an, schluckt 8r- gerftch und sagt dann trocken:
„Ich will den Heidhof verkaufen, Ewald!"
Es gibt dem Manne einen Ruck, daß sei, Oberkörper steil in die Höh« fährt.
„Das ist nicht möglichst' Er ist so erschrok- ken, daß alles Blut aus den braunen Wangen gewichen ist und dann sagt er, als wäre daeine rettende Möglichkeit:
„Die Eisenhütte will ja — wird jst —S: unterbricht ihn: „Hat den Heidhof au« ihre:: Plan gestrichen."
Ewald stützt beide Arme auf die Armlehnen des Stuhles, als wollte er aufspringen.
„Dann ist ja alles gut! Wie denn — verkaufen? Dann ist ja alles gut!" wiederhol» er und fährt sich mit der Linken über di» feucht« Stirn.
(Fortsetzung lolgk.)