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Orhvlm, der nack Petersburg gegangen ist, soll die kate­gorische Antwort erhoben haben: daß Rußland sich durch­aus nichz in diese Angelegenheit mischen werde.

Karl X. und Louis Philipp haben in ihren Schicksa­len eine merkwürdige Aebnlichkelt. Emen Monat nach dem Fall des Dey von Algier verlor Kar! X. feine Krone, und einen Monat nach Abd-el - Kaders CK mngennebmung Louis Philipp dieselbe. Der Sohn Karl X., Herzog von Bern-, starb wie der Herzog von Orleans, Sohn Louis Philipps, keines natürlichen Todes Ebenso waren die Nevoluiionsiage bei beiden Monarchen Dienstag, Mittwoch uns Donnerstag; auch enlsagien beide zu Gunsten ihrer Enkel.

(§ i» e rvphezeib »rnH.

Unter den vielen Geschichten, welche jetzt in Paris überall von der vertriebenen Königsfamilie erzählt wer­den, machc besonders die nachstehende Aufsehen, welche von dem Doktor B., der dabei selbst eine Rolle spielte, verbürgt wird. Im Sommer vorigen Jahres war die königliche Familie u, Neuilly versammelt und Doktor B-, ein Arzt, welcher zu den gcsuchtksten in Kinderkrankheike» gehört, wurde dahin berufen, weil der junge Sohn des Herzogs von Württemberg einen Anfall von Bräune be­kommen hatte. Da Dr. B. auch einer der ersten Mag­netiseurs in Paris ist, so kam daS Gespräch in der kö­niglichen Familie in seinem Beiseyn auch auf den Mag­netismus und er erzählte viele wunderbare Geschichten von dem Hcllseben einiger Somnambule», deren einige unbe­greiflicher Weise Anderer Zukunft vorhergesagt hatten, so daß ihn der König endlich auffordcrte, sich in der Gesell­schaft umznsebcn, ob sich wohl Jemand darunter befinde, der in magnnschen Schlaf versetzt werken könnte. Nach einigem Zögern antwortete der Doktor: Ich sehe eine Per­son , die wahrscheinlich sehr empfänglich für die magncii. sche Kraft ist, die Frau Prinzessin von Joinville, Die Neugierde war durch die wunderbaren Erzählungen des Arztes auf das Höchste erregt und der gaüze jüngere Thcil der königlichen Familie bar einstimmig die Prinzessin, sich dem Versuche zu unterwerfe». Nach einigem Widerstreben in Folge von religiösen Bedenklichkeiten gab die schöne Prinzessin nach. Sie sctzie ,ich auf einen Grashaufen an einer dicken Eicke mit weit ausgestreckien Aesten, nahm ihren blauen Kreppshawl über den Kopf, lehnte sich an den Baum und sah so schon mit ihrem bleichen Gefickt und ihrem zarten Körper wie eine Bewohnerin einer an­deren Welt aus Wie der Dokior vorausgesehen harre, verfiel sie sehr - bald in magnetischen Schlaf und aus er­gangene Aufforderung erbot sich Madame Adelaide, ihr Fragen über sich selbst und über die Anderen vormlegon. Ich. gebe Ihnen.mein Ehrenwort, har der Dokior mehr­mals berdenert, daß hier alle Ereignisse, die seitdem mit so betäubender Schnelligkeit auf einander gefolgt find, mit der schauerlichsten Bestimmtheit und Genauigkeit voraus- gcsagt wurden. Der Tag,, selbst die Stünde der Flucht wurde genannt , wie die Beraubung der Tuilerien, die Wegnahme der Diamanten, die einst zur Kaiserkrone ge­hört, durch eine Person am Hofe (sie sind noch nicht wie­der gefunden worden) und endlich eine nicht weit entfernte Katastrophe, welche die Familie Orleans allein betreffen werde. Sie nennen mich nickt, sagte endlich Madame Adelaide; mit wem werte ich fliehen? Sie werden in Ruhe und Frieden in Frankreich bleiben, entgegnen die Prinzessin; darüber lachte der König und sagte, diese letzte

, Prophezeihung reiche hin, die Nichtigkeit alles Ucbrigcn ! darzurhun, weil seine Schwester nickt im Stande seyn l wurde, sie in der Stunde der Gefahr zu verlassen. Be- ^ k inntlich schläft Madame Adelaide ruhig im Grade in , Lrcur, wahrend die ganze Familie zerstreut ist.

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Ludwig Philivv, König der Franzosen, ist nicht der Sohn des Herzogs Joseph Philipp v. Orleans, da­maligen Herzogs v. Chartres, sondern das ausgetauschie Kind eines italienischen GesangenwärterS! Diesen Beweis führt eine im Jahr 1847 in Bern mit diesem Titel er­schienene Schrift, unterzeichnet von der Piätendeniin Ma­ua Stella Newborvug!,', Baronin von Sternderg, geborne v. Joinville,, welche mir unsäglichen Anstrengungen tw Rechte ihrer Geburt geltend zu machen suchte. E n in der ersten Hälfte des Jahres 1830, wenige Monaie vor der Revo­lution auf Kosten der genannten Dame gedruckte Darstel­lung dieser Geschichte wurde augenblicklich nach dem Er­scheinen unterdrückt. Man soll dem Buchhändler, dem das Werk zum Debit übergeben war, die ganze Auflage abge­kauft haben. Ein später in Brüssel erschienener Nachdruck war in wenigen Wochen vergriffen, und gegen vierfachen Preis kein Exemplar mehr zu haben. Jener Gefangen­wärter, welcher zum schimpflichen Tausche sich bergab, schrieb wenige Tage vor seinem Tode an Maria Srella folgenden Brief: Mylady! Endlich bm ich nun doch zum Ende meines Lebens gelangt, ohne Jemand cm Gebcim- >- enthüllt zu haben, welches Sie und mich speziell an- ! gehl. Dicfi Gebeimnrß besteht in Folgendem: An dem ^ Tage, wo Sie von einer Frau geboren wurden, deren Na­men r'cv auch, jezt noch nicht nennen kann, die nur aber schon längst in jene Welt vorangegangcn ist, wurde auch mie ein Sohn geboren. Man bol mir einen Austausch an und in Betracht meines germgen Vermögens ging ich endlich auf die mir wiederholt gestellten sehr voribellpaften Anträge ein. So kam es, daß ich Sie als meine Tochter zu mir nahm, wahrend mein Sohn von der andern Par­tei adoviirt wurde rc. :c. Lorenzo Cbiap p i n i.

Maria Srella, geborne Joinville, wie sie sich in lrz- ter Zeit stets unierzelchii-k -, haue ui ihren GesichiSzügeii auch die unverkennbarste Aehnlichkeit mit den Bildnissen der Bourbon'schcn Familie in der Pariser Gallerie. Ebenso waren Louis Philipps Züge von diesen Bildern ganz abweichend. Emst war Maria Stella mit ihrem Sobnc im Pala-.s Royal, als dieser vor einem Bild, daS sie noch nicht gesehen batte, stehe» blieb mit dem Ausrufe: Neinfiel» einmal, liebe Mutter, wie äbnlrck dieses Bild mit dem allen Cdiappml und seinem Sohne ist. Sie sab hin und erkcnm mu grösstem Erstaunen das Porträt Louis Philipps, Der Kmvertausch ward hauptsächlich darum' ins Werk gesezt, weil die Herzogin von Chartres keinen Sobn, gebar, welchem große Rcichtbümcr in Aussicht ge­standen. Ob Maria Stella Jomville noch lehr, saat be­rührtes Buch nicht. Daß aber LourS Philipp einem un­berechtigten Throne emsagen mußte, ist das Werk der Nemesis.

Eine ^Zrivat-Meufrerung Per»! Vft'zevK-

Kein Wohlstand ohne Ordnung.

Kein- Ordnuna ohne Sittlichkeit,

Keine, Sittlichkeit ohne Frömmigkeit,'

Keine Frömmigkeit oone das Wort Gottes.

Frei ist der Mann in jedem Staat,

Der Redlichkeit im Herzen bat.

Der Spitzbub aber ist gebannt.

Wirr er auch im Schlaraffenland.