Den 2N. Februar.

Beilage zum Nagolder JntcNigemblcitt.

L8L8.

Württembergische Chronik.

Stuttgart, den 27. Februar. Die königliche Fa­milie ist gestern Abend um 7 Ubr durch die Geburt eines Prinzen erfreut und vermehrt worden, indem I. K. H. die Prinzessin Katharine, Tochter S. M. und Gemahlin des Prinzen Friedrich, von einem Prinzen glücklich ent­bunden wurde. Die Amme des nengebornen Prinzen ist eine schlichte Bürgersfrau ans Scharnhausen. Mutter und Kind befinden sich wohl. Die Gauner-Industrie ent­wickelt sich bei uns mit jedem Tag frecher und strebt ins­besondere darnach, ihrem Vorbild, der Pariser, Londoner, Berliner und Wiener, immer ähnlicher zu werden. So ging gestern Abend kurz vor 7 Uhr ein junger Mensch von einem Handlungshaus mit einem Geldpaket nach der Post. Unterwegs kam ein Unbekannter an den jungen Menschen heran, dessen Lüsternheit nach dem Inhalt des Geldpakets sich sogleich dadurch kund gab, daß er den Träger ins Gesicht scklug und ihm das Paket zu entrei­ßen versnchte. Der junge Mensch leistete jedoch tapfer Widerstand und rief um Hülfe, worauf der freche Angrei­fer nach einem weitekn Faustschlag entsprang.

Dem Vernehmen nach soll nun auch mit Baden end­lich eine Ausgleichung in der Er se n b a hn - A nge legen- heit näher scyn, als es vor Kurzem noch den Anschein gehabt. Man versichert, es werde Baden nun unter der Bedingung die Hand zu dem so lange verzögerten und Südkeulschlands Interessen durch diese Zögerung so schwer- verletzenden Werke bieten, daß württembergischcr SeitS der Bau nicht blos an die Grenze gegen Vrctten, sondern in einer bestimmten Zahl von Jahren auch gegen Pforz­heim beginne und vollende, wogegen Baden gleichfalls an beide Punkte entweder selbst bauen, oder doch sich bilden­den Gesellschaften die StaatSerlaubniß ertheilen wolle. Spnrmcirc sey die württembergische.

Nagold, den 28. Februar. Das Ergebniß der Auf­nahme des Bevölkern n gsganges vom 3. Dezember 1846 b-s davin 1847 ist folgendes: Auf den 3. Dezember 1846 betrug die Zahl der Einwohner des Bezirks 13,840 männ­liche nur 14,578 weibliche, zusammen 28,418. Hiezu kamen dis 3. Dezember 1847 1) geborene: w) eheliche 480 männ­liche und 387 weibliche, b) uneheliche 61 männliche und 62 weibliche; 2) Hereingezogene ») aus anderen Orien des Königreichs: 108 männliche und 132 weibliche, b) aus fremde» Staat-m 1 männlicher uno 7 weibliche, zusammen 659 männliche und 588 weibliche. Hievon gehen jedoch wiederum 1) gestorbene: 450 männliche und 444 weibliche; 2) Hinausgezoacne n) in andere Orte dos Königreichs: 109 männliche und 120 wtnbl.che, 6) in fremde Staaten: 135 männliche und 129 weibliche, zusammen 694 männliche und 693 weibliche. Es erscheint somit eine Abnahme von 35 männlichen »nd 105 weiblichen, oder zusammen vov 140 Personen, wovon der Grund in der starkcnAus- wandcrung liegt.

Tages-MeMgkeiterr.

In Paris ist seit dem 22. Februar die Bevölkerung in offene Feindseligkeit mit der Regierung gekommen, so daß sich der König Louis Philipp genöihigt sah, der Krone zu entsag'n. Sein Enkel, erst 6 Jahre alt, ist jetzt König, dessen Mutter, die verwitiwere Herzogin von Orleans, wurde zur Negeniin erklärt. Nach neueren Nachrichten scheint jedoch auch diese Regierung enferm und ein re­publikanisches Ministerium eingesetzt worden zu seyn.

In Dresden war neulich bei einer Brodmarkenver- tbeilung an Hülfsbedürftige zuletzt nur noch eine Marke übrig, welche ein bejahrter Wettwer, ein Schneidermeister, der Reihe der Anmeldung nach erhielt. Gleich nach chm meldete sich ein junger vcrbciralbeter Mann, Vater von zwei Kindern. Er sollte natürlich leer ausgehen. Als er aber sein Elend beklagte, drückte ibm der ältere die Marke mir den Worten: Nimm du die Marke ; wenn ick hungere, so hungere ich allein: bei dir hungern aber Vier, in die Hand und verschwand. Von dieser edlen Tbat hörte die Prinzessin Auguste und schickte dem brave» Manne drei Tbaler; eben so viel legte eine Gesellschaft zur Verthei- lung unter beiden Hülfsbedürftigen zusammen.

Herr Eduard Eorbicre spcdirte im Januar nach Lon­don eine Anzahl Kisten frischer Eier aus der Normandie. Diese Kisten wurden an Bord eines Dampfschiffes gebracht und kamen wohlbewahrt an dem Londoner Ouai des Hau­ses Luircroch und Comp an. Man untersuchte den Zu­stand der frischen Eier, welcher in den ersten Kisten ganz befriedigend befanden wurde. Dagegen enthielten die un­teren Kiste» nur harte Eier. Die zu nabe bei den Feuer­öfen uniergcbiachlcn Eier hatten sich währcpd der Fahrt derinaße» erhitzt, daß sie schon ganz gekocht am Ortc ihrer Bestimmung ankamen.

Zn Pelict in Frankreich hat wieder der entsetzliche Fall staitgefundcn, daß eine Frau lebendig begraben wor­den ist. Sie war nach etwa achttägiger Krankheit an­scheinend verstorben, und wurde gleich am folgenden Tage begraben. Nachdem der Sarg schon binabgesenkt war, und jeder der Verwandten nach der Sitte eine Hand voll Erde darauf warf, hörte man die Unglückliche stöhnen. Man öffnete den Sarg sogleich wieder, und brachte sie Ul dem Arzie, der sic behandelt hatte. Allein es war zu Pät; doch ergab sich aus unzweideutigen Zeichen, daß sie erst im Augenblick zuvor an Erstickung gestorben war.

Der Scharfrichter von Marseile hat sich in emer-Pe­tition an die Kammern gewendet, um Ne Negierung zur Annahme einer von ihm verbesserten n een G ui l lotin>« zu bewegen. Oft, sagt er in seiner P ..non, kämenFaste vor, wo zwei oder drei Verbrecher zusammen hmgerichket würden. SS wäre unmensLlicb, daß in einem solche» Falle einer nach dem andern hingerichrct würde, und der Letzte so alle Todesqualen seiner Vorgänger mit ansehen