Den ZZ. Februar.

Beilage zum Nagolder Intelligcnzdlatt.

L848

Aufruf an unsere lieben Landleute von einem Mrmen-Areunde auf dem Lande.

Wir werden aufgefvrdcrt, liebe Mitchristen, von dem Verein in Nagold, der für verwahrloste Kinder sorgt, doch nickt mir zu Helten, daß immer mehr Kinder ver­wahrlost und lnderlick werden; das beißt, die Herren meinen, wir sollen den Bettelkindern nichts mehr geben, denn durchs Betteln werden sie lüderlich, lernen faullen­zen, viel essen und schlecken, lügen, betrügen und stehlen. Ein Kind, das ein paar Jahre gebettelt hat, kann man nachher zu nicht» mehr brauchen. Ihr werdet sagen: ja so ists, das ist wah', aber wenn wir nichts mehr geben, so wird man uns für geizig und hartherzig ausschreicn. Nun, damit uns das Niemand nachsagen könne, so ist uns Gelegenheit gemackt, unsere Freigebigkeit und Barmher­zigkeit aus rechte Weise zu zeigen, wir können urkundlich und öffentlich versprechen, daß wir statt Bettelkindern et­was zu geben, jährlich einen Beitrag dazu geben wollen, damit arme Kinder bei rechtschaffenen Leuten oder in An­stalten ausgenommen und christlich erzogen werden.

Wohlan denn, liebe Mitchristen, helfet in Gottes Na­men dazu, daß der Keitel Unfug aushöre; verschließet euere Herzen und Thüren dem Armen nicht, gebet gerne und reichlich, denn ein voll gedrückt und gerüttelt Biaaß wird dem in seinen Schooß vergolten werden, der dem Herrn in den Äi men leibet, gebet dem, der euch bittet, aber nicht dem, der das Beiteln zu seinem Handwerk macht, denn cs stchcr geschrieben: cs soll allerdings kein Bettler unter euch seyn, und der weise Sirach sagt: Bettelei schme­cket wohl dem unverschämten Maule, darum mein Kind gzeb dich nickt aus» Betteln, es ist besser sterben, denn betteln. Der Apostel Paulus endlich hat im Namen des Herrn g-.boten: daß, so Jemand nickt will arbeiten, der soll auch nicht essen, und er wußte wohl, warum er es gebot, er wußte, daß Müssiggang aller Lasier Anfang ist. Wir wissen eS auch, aber wohl dem, der darnach thul!

WürtLembergisrHe GHromV.

ko Horb, den 20. Februar. Wie man hört, beab­sichtigt ul-icr Lredcrkrauz im Verein mir dem Blech- muzirvcrein aus mehrfache Aufforderungen von benach­barten Sangervereuicn rm Lanze dieses Sommers ein großar­tiges Lretersest hier abzuhalten, wozu wahrscheinlich der 24. Juni (JvbanniS-Feiertag) gewählt werten wird. Unser Stadtrarh zoll aus eine Anfrage mit ruhmcuSwer- ther Bereitwilligkeit erklärt haben, das Lokal, so wie die nöthigen Geldmittel zur Feier dieses Festes zu bewilligen. Daß di« Mitglieder de» Lrederkranzes, so wie des Musik­vereins Allem aufbicten werden, etwas Ausgezeichnetes zu leisten, kann sich jeder, der die Horber kennt, leicht senken, uns somit dürfen wir nnr Recht etwas Großartiges er­warten, wozu auch Horbs Lage ganz geeignet ist, beson­

ders der freie Raum auf der sogenannten Aue bei der Ziegelburg mir seinen beschattenden Linden. Bereits wird ^ die Sache allen Ernstes besprochen und Proben abgehal- tcn. Sobald die ersten Vorbereitungen getroffen sind, wird ! an alle Liecerkränze des Vaterlandes eine Einladung ergehen,

! und wir zweifeln nickt au einer sehr großen Theilnahme. z Ulm, den 17. Februar. Gestern hat sich in Blau­zbeuren ein gräßliches Unglück ereignet. Ein am soge- i nannten obern Thor wohnenden Bäckermeister (Familien- i vaier) war in ei er Muhle nni Mahlen seiner Früchte beschäftigt, als er unvorsickngerweise in die Nahe des Kammrad» kam, von diesem ersaßt und plötzlich zerris­sen wurde Hier cingclroffcnen Nachrichten zufolge,

I wurde zwischen Buckau undB : bcrach der circa I l 00 fl. .mit sich führende Postwagen beraubt. Der Postillon,

! so wie der Briefträger von Buchau sind in Untersuchung ! gezogen. Ein Coudukreur ist dem Wagen nie beigegeben.

! Nottwerl, den 14. Februar. Vor mehreren Tagen wurde, als des früher erwähnten, an dem Wellendinger Posiwägelchen verübten, Raubes verdächtig, ein Bürger von Wellendingen, der blöder in unbeflecktem Rufe stand, verhaftet. Der Verdacht wälzte sich aus dem Grunde aus -hu, baß er, dem Verganten nahe, seit dem Postdiebstahl kurz nach einander 6 700 fl. Schulden bezahlte, ohne baß man wußte, wie er zu einer solchen Summe gekom­men sey. Wre verlautet, soll er vor Gericht angegeben haben, er hätte das Geld beim Oeffncn eines Grabens ge­sunden, eine Ausflucht, die den Verbackt nur noch vergrö­ßern und dem Angcschuldigttii jedenfalls nicht viel nü­tzen kann.

' Eßlingen, den. Februar. In letzter Zeit kamen hier auch auffallend viele Diebstähle vor, von denen ich bloß folgende ansnhre: Aus einem Privatbause wurden am 5. d. M. 140 fl. entwendet. Aus einem anderen schon früher silberne Löffel. Den 8. wurde einem Fuhr­mann von der Pritsche seines Frachtwagens aus einem Koffer, vermittelst eines Nachschlüssels, die Summe von 189 fl. 56 kr. entwendet, für deren Wiedcrhcrbeischaffung eine Belohnung von 25 fl. auögcsetzt ist.

LudwigSburg, den 16. Februar. Es ist wahr­haft betrübend, wie die rohe Rauflust und nur ihr der Gebrauch schneidender Waffen überhand nimmt. Bei ei­ner Wirthshausrauftrei in Kornwcsrhcim wurde ein ledi­ger Pursche gestern von seinem Gegner, Chr. Pfeil von La, mir mehreren Messerstichen in den Kopf so verwun­det, daß an seinem Aufkommen sehr ge§ wessel: wird.

Tages-MemgEeitöÄ.

Von Lerida wird ein schauderhaftes Ercigniß de- richtet. Zwei Leute waren durch ein Kriegsgericht zum ' Tode verurthcilr, weil sie eine silberne Lajckenuhr und 8 Dollars gestohlen Hallen. Am 25. Januar wurden sie