Gesellschafter.
Den 18. Januar
Beilage zum Nagolder Jntelligenzblatt.
18 L 8.
Württembergische Chronik.
X Nagold, den 1^7. Jqzzuar. Gestern Nachmittag kam auck der Baisi.nger Liederkranz unk Musikverein, wie vor wenigen Tagen der <Iö,ttelsi»ger, bieder. Haben uns schon diese.denBeweis, geliefert, daß der Gesang im Volke tiefe M»r;cl gefaßt, habe, so konnten wir uns um so mehr davon ,überzeugen, als wir den kräftigen Mannerchor in,-Verein mit scköncr Niusik der Baifinger borken. . Es ist überhaupt erfreulich für den aufmerksamen Beobachter, zu sehen, ,.wie immer mehr der Sin» fürGcsgng und Musik um sich greift, namentlich in unserem Schwarzwald, wozu der Lchrcrstand sehr vieles beiträgt, und dem darum um so mehr Dank gebührt, als es meist ganz uneigennützig geschieht. Abwechselnd ergözren uns nun der Baisinger Musik und rGesoug den ganzen Nachmittag, dis der Abend zum Ausbruch mahnte, wo beim Abschied eine baldige Zusammenkunft verabredet wurde, zu der in diesem Blatte auch noch andere Vereine eingeladen werden sollen. Dieses Beispiel der Baisinger hat auch bei unS Nagolder den Wunsch erregt, einen Musikverein zu bilden.
-s- Aus dem Oderamt N a g o l d. Die Nachricht aus Freudenstadt wegen des Amtsboten aus Baiersbronn im letzten Gesellschafter veranlaßt den Einsender dieses aus eine Tbatsacke aufmerksam zu machen, wonach auch i» unserem Obeiamtodezirk Mißbrauch von Boten getrieben und die vderamiliche Anordnung, daß der Bore vom ein- fachen Brief nur einen Kreutzer zu fordern berechtigt sey, umgangen wird. Es herrswt nämlich in einigen Orlen der Untug, daß der Amtsbote seine Briefe nickt selbst abgibt, sondern hiezu den Orlsschnhen wählt, der als Aus- trägcrlohn lvietcr einen Kreutzer verlangt, so daß dann jeder einfache Brief von der Oberamtsstadt bis an den Adressaten zwei Kreutzer kostet, was jährlich bei einem Geschäftsmann, der viele Briefe wechselt, em Nabmbaftcs aut-mackt. Ob dieß scpn darf, weiß der Einsender nickt.
^ Rodrdors, Oberamts Horb, den lO. Januar. Heute Abend um halb acht Uhr wurden wir durch Fcuer- larm rn Schrecken gesetzt. In wenigen Minuten stand eine mir einem Wohngebäude zusammenhängende Scheuer in Hellen Flammen. Da einige Wohngebäude und Scheuern sehr u.,hc an die Brandstätte stoßen, so war die Gefahr sehr groß, allein neben dem Walten der göttlichen Vorsehung haben wir es der ausgezeichneten Tbäiigkeil der aus der Nachbarschaft herdeigeeilten Löschmannschaften, besonders der von Weitingcn, Eutingen und Boisingen zu verdanken, daß ein größeres Brandunglück von uns abgewendet wurde. Nur ein Wohngebäude sammt Scheuer wurde ein Raub der Flammen. Die Entstehungsweisc deS Feuers ist bis jetzt nicht ausgemittelt.
Rotten bürg, den 1l. Januar. Die Mangelhaftigkeit der hiesigen Lösw-Anstalien, welche sich bei der letz ren Keucrsbrunst deutlich gezeigt hat, hat mehrere B u r-
gcrssöhne bewogen, zu einer Lösch- undRettungs- sckaar zusammen zu treten. Ein 'wackerer Entschluß, möge er eben so wacker ausgefühit werden.
(Eingesenk et) Wik manche Wirthe sich bemühen , ihre Waare an Mann zu dringen, selbst wenn es gegen ivren Respekt ist, davon möchte Einsender hier ekn Beispiel antuhren: Ein lediger, aufdringlicher Gassenwirth, dem sein Getränke sehr unwerih ist, hakte kürzlich einige Scdubmacher-GeseUen in seiner Wirthsckaft; als sie im Begriffe waren, nach Hause z» gehen , wollte der Wirkh ihnen nock einige Schoppen aufdriugeu, wie es bei ihm sonst gebräuchlich ist, was die Galle aber durchaus nicht annahmeu. Um aber dennoch seinen Zweck zu erreichen, sänne der Wirth seinen Kasten das, was sie am Abend vorher nickt wollten, den andern Morgen in die Werk- stäkte. Diese aber straften des Wirrhs Aufdringlichkeit damit, daß sie ihm für seine Muhe und seine Getränke keine Bezahlung leisteten.
Tages-Zreuigkeiten.
Zwei junge Kauflcute in Hamburg, Stahrbrodt und Herbst, welche um Weihnachten 1845 den Versuch gemacht hatten, ihr zu hoher Lumme versickertes HauS nebst Waarcnlager in Feuer aufgehen zu lassen, sind jetzt zu 25- und resp. 20jäbriger Zuchthausstrafe verurthejlt worden. Zwei sehr entfernt bethciligte Kommis erhielten Kmonailickes undLwöchentlickeseinsames Gesängniß. Gleichzeitig sind der ehemalige Direktor einer Blindenanstalt und sein Lohn unter dem Verdacht eines ähnlichen Verbrechens und anderer schwererer Vergehen ' in Haft genommen worden.
Die Halisar Morningpost vom 1. Dezember erzählt folgende schauderdafie SccinannSgcsÄlLtc. Der Echooner „Karolinc", von Savannad nach Bach bestimmt, hatte vom 26. Oktober stürmisches Wetter, während dessen alle Loriälhc über Bord geworfen wurden, und vom 4. November an bestand sich die Mannschaft ohne Speise und Wasser. Am 10. November wurde das Loos geworfen, wer von den Leuten zuerst sterben und den andern zur Nahrung dienen sollte; das Loos iras einen großen starken Irländer Namens Charles Brown, den einzigen Mann an Bord, der ein Messer barte. Dieser segie sich zur Wehr und drohte Den umzubiingen, der sich an idm vergreifen würde. Hierauf erbvr sich ein ju nger Matrose von 19 Zähren, der erste zu seyn, weil er der jüngste sey, und ^ Brown schickte sich an, ibn lnnzubrmgen, als ibn der Ka- ! pirän mit einem Handbeil schlug und tödtete. Die Mannschaft trank nun sein Blut und zerschnitt sein Fleisch in Streifen, um es zu essen. Am Morgen des 13. kamen ! drei Segel in,Sicht und die drei noch lebenden Mitglieder der Mannschaft wurden erlöst. Zwe» von rhnen sind wohlbehalten rn Philadelphia angckommcn, der dritte ward >vvn einem Westindienfahrer mitgenommen.