«int gute That hier oder dort höre, und will mal gleich! er hinzu, reichte dem Alten ein Goldstück und sagt«: Lei- wieder eine erzählen, die noch nickt alt ist. ^ het mir Eure Geige ein Stündchen.
Sin einem schönen Sommcrlage war im Prater in! Der Alle sah voll DankeS den Herrn an, der mit Wien ein großes Volksfest. Der Prater ist eben eine sehr! der deutschen Sprache so holperig umging, wie er mit
große, öffentliche Earrcnanlage, voll herrlickcr Bäume, und ist der Haupkspazicrgang und Velustigungsort der Wiener. Viel Volk strömre hinaus, und Jung und Alt, Vornehm und Gering freuten sich dort ihres Lebens, und
der Geige. Was er aber wollte, verstand der Invalide doch und reichte ihm seine Geige. Sie war nun so schlecht nicht; nur der gewöhnliche Geiger kratzte so übel. Er stimmte sie nun zuerst glockenrein, stellte sich darauf
kamen auck viele Fremde, die sich an ker Volkslust er-i ganz nahe zu dem Invaliden und sage«: Kollege, nun
freuten. Wo fröhliche Menschen sind, da hat auch der! nehmt ihr das Geld und ick spiele! Der fieng denn nun
etwas zu hoffen, der an die Barmherzigkeit seiner Mil»! an zu spielen, daß der Alte seine Geige neugierig betrach- menscken gewiesen ist. ! tere und meinte, cs sey sie gar nickt mehr; denn der Ton
So waren denn hier eine Menge Bettler, Orgelmän- > ging wunderbar i» die Seele, und die Töne rollten wie
ner, Harfenmädcken, die sich ihreKreuzer zu verdienen suchten.! Perlen dahin. Manchmal warS als jubilieren Engel- Jn Wien lebre damals ein Invalide, dem seine kleine! stimmen in der Geige, und dann wieder, als klagten Töne Pension zum Unterhalte nicht ausreichte. Betteln mochte! schweren Leids aus ihr heraus, die das Herz so bewegten, er nickr. Er griff daher zur Violine, die er von seinem! daß die Augen feucht wurden. Jetzt blieben die Leute stc- Dater erlernt hatte, der ein Böhme gewesen war. Erchen und sahen den stattlichen Herrn an und horchten auf spielte unter einem alten Baume im Prater, und seinen i die wundervollen Töne; Jedermann sahS, der Herr geigte treuen Pudel hatte er so adgericktet, daß er vor ihm saß, l für den Arme»; aber Niemand kannte ihn. Immer grö- und den alten Hut im Munde hielt, in den die Leute tie!ßer wurde der Kreis der Zuhörer. Selbst die Kutschen
paar Kreuzer warfen, die sie ihm geben wollten.
Heute stand er auch da und siedelte» und ker Pudel saß vor ihm mit dem Hüte, aber die Leute gingen vorüber und der Hut blieb leer. Hätten ihn die Leute nur mal angesehen, sie hatten Barmherzigkeit mit ihm haben müssen. Dünnes, weißes Haar deckte kaum seinen Schädel, ein alrer fadenscheiniger Soldaienmantel sein Kleid. Gar manche Schlackt batte er mitgckampft, und fast jede Hane ihm in einer Narbe einen Denkzettel angehängt, bei dem für dav Verlieren keine Sorge nörhig war. Nur drei Finger an der rechten Hand hielten den Bogen. Eine Kartätschenkugel hatte die übrigen zwei bei Aspern mitgenommen, und fast zu gleicher Zeit nahm ihm eine größere Kugel daö Bein weg und dock sahen heute die fröhlichen Leute nicht auf ihn, und er hatte doch für den letzten Kreuzer neue Saiten aus seine Violine gekauft und spielte mit aller Kraft seine allen Marsche und Tänze.
Trübe und traurig sah der alte Mann auf die wogende Menschenmenge, aus die fröhlichen Gesichter, auf die stolze Pracht ihres Putzes. Bei ihrem Lachen drang
der Vornehmen hielten an. Und was die Hauptsache war. Jedermann sah ein, waS der kunstreiche Fremde beabsich, tigie, und gab reichlich. Da fiel Gold und Silber in den Hut und auch Kupfer, je nacktem es die Leute hatten und je nachdem daS Herz war. Der Pudel knurrte. Wars Plasir oder Aerger ? Er konnte den Hur nicht mehr halten, so schwer war er geworden. Mackr ihn leer, Alter! riefen die Leute dem Invaliden ;u, er wird noch einmal voll! Der Alte thats, und richtig! er mußte ihn noch einmal leeren in seinen Sack, in den er die Violine zu stecken pflegte. Der Fremde stand da mit leuchtenden Augen und spielte, daß ein Bravo über das andere erschallte. Alle Welt war entzückt. Endlich ging der Ge>ger in die prächtige Melodie des Liedes: Gott erhalte Kranz den Kaiser! über. Alle Hure und Mühen flogen von den Köpfen; denn die Oestrcicher liebten ihren edlen Kaiser Franz von ganzem Herzen, und er verdiente es auch ; allgemach wurde der Volksjubel so groß, daß plötzlich alle Leute das Lied sangen. Der Geiger spielte mit der größten Begeisterung, bis daS Lied zu Ende war; dann legre er rasch die Geige
ein Stachel in seine Seele — heute Abend mußte er bun-!in des glücklichen Invaliden Sckooß, und ehe der alte gern auf seinem Strohlager im Smdchen. Sein Pudel! Mann ein Wort des Dankes sagen konnte, war er fori, war in der Thst besser daran: er fand dock vielleicht auf! Wer war das? rief das Volk.
dem Heimwege einen Knocken unrer einem Gußsteine, an dem er seinen Hunger stillen konnre.
Sckon wars ziemlich spat am Nachmittage. Seine Hoffnung war so nahe am Untergeben wie die Sonne, denn schon kehrten du LusiwanNer zurück Da legte sich
Da trat ein Herr vor und sagte: Ich kenne ihn sehr wohl, cs war der ausgezeichnete Geiger Alcrander Boucher, welcher hier seine große Kunst der Barmherzigkeit ubre; laßt uns aber auch sein edles Beispiel nicht vergessen ! Der Herr hielt seinen Hut hin, und a»ss Neue flogen
er
ein reckt tiefes Leit auf das weirerharic, vernarbte Gesicht.! die Geldstücke in den Hut des Herrn, der diesmal für den
Er ahnte nicht, daß nickt weit von ihm ein stattlich j Invaliden aufhob. Alles gab, und als dann der Herr geleiteter Herr stand, der ihm lange zuhürre und ihn mit! das Geld abermals in des Invaliden Sack geschüttet, rief dem Ausdrucke rief empfundenen Mitleids betrachtete.
Als endlich Alles sruci t!os blieb und die müde Hand den Bogen nickt mehr fuhren konnte, auch sein Bein ihn kaum mehr tru-, sttzic er ,'ch auf einen Stein und stützte die Stirn in die hohle (and, und die Erde saugte einige heimliche Thranen ein und die sagis nickt weiter.
und betete:
Boucher lebe hock!
Hoch ! hoch! hoch! rief das Volk.
Und der Invalide falleie seine Han.de Herr belohne Dns ihm reichlich!
Und ich glaube, cs gab an diesem Abende zwei Glückliche mehr in Wien. Der Eme war der Invalide, der Der Herr aber, der dort am Stamme der alten Linde l nun weithin seiner Noch enthoben war, und der Andere
lehnte, Hane gesehen, wie die verstümmelte Hand die Thrane § war Boucher, rem sein edles Her; ein Zcugniß gab, um abwiscktt, damit bas Auge der Welt die Spuren nicht § das man ihn beneiden möchte.
sähe. ES war, als ob die Thränen wie siedendhciße Tro-j Wir aber sagen: Hut ab vor dem Boucher, und pfen dem Herrn auf daS Heiz gefallen waren, so rasch trat! wenn er auch tausendmal ein Franzose war!