SchwSrzrvatd - Heimat
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Baumobst soll immer so geerntet werden, daß der Baum durch das Pflücken nicht geschädigt wird. Man darf also zugleich mit den Früchten nicht Stücke des Fruchtholzes mitab- reißen, denn im Fruchtholz liegt bereits die Anlage zu den Knospen, aus denen sich im kommenden Jahr die Blüten bilden. Besonders dann, wenn man die Früchte noch unreif abnimmt, kann es zu solchen Schäden kommen, weil sie sich in diesem Fall noch schwer vom Fruchtholz lösen, wobei, wenn nicht sehr sorgfältig hantiert wird, das Holz sehr leicht verletzt wird. Ist die Frucht fast oder ganz reif, löst sie sich ohnehin gut ab, da sich zwischen dem Fruchtholz und dem Stiel eine Trennungsschicht gebildet hat, an der die Frucht abbricht. Auch darauf muß man beim Obstpflücken achten, daß nicht allzu viele Blätter heruntergerissen werden, weil der Baum seine Blätter, da sie ihm zur Nahrungsaufnahme dienen, selber notwendig braucht.
Die Obsternte soll den Baum in schonender Weise von seiner Fruchtfülle befreien, nicht aber ihm Verletzungen zufügen. Ob eine Frucht pflückreif ist oder nicht, erkennt man an den den verschiedenen Früchten eigenen Reifekennzeichen, über die man allerdings einigermaßen Bescheid wissen sollte. An der Bräunung oder Schwärzung der Kerne läßt sich bei den Aep- feln und Birnen, zwar gewöhnlich, aber doch nicht immer, der richtige Reifegrad feststellen, wobei es sich auch darum handelt, ob die Frucht zum baldigen Genuß oder zum Lagern bestimmt ist, da im letzteren Fall, d. h. wenn man Lagcrobst zu früh abnimmt, die Fruchte gern runzelig werden, wogegen Frühobst wieder nicht zu spät geerntet werden darf. Bei vielen Birnen erkennt man die Reife auch an her ausgesprochen gelben Farbe; wenn die Wurmstichigen Birnen eines Baumes eine schöne hoc^elbe Farbe aufweisen, bedeutet es in der Regel ebenfalls, daß auch seine gesunden Früchte vollreif sind.
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Elemente eines Kriminalfilms, den Erich Engels für die Terra inszenierte, der erfahrene Spielleiter für spannende und ungewöhnliche Kriminalstoffe. In den tragenden Rollen: der beliebte Stuttgarter Darsteller Rudolf Ferna», ferner Ren6 Deltgen, Anja Elkhoff, Gertrud Mehen u. a. m.
Stillgeld für all« Wöchnerinnen
Auf Grund des Mutterschutzgesetzes wurde die Gewährung von Stillgeld, von 12 auf 26 Wochen verlängert. Diese Regelung konnte noch nicht befriedigen, da sie nur di« lelbstvcr- sicherten Mütter betraf. Es' war aber nicht «in- zuschen, warum nicht die familienversicherte Mutter, die gleiche Anerkennung erhalten sollte, da doch zweifellos das familienversrchert« Kind ebenso der Mutteumilch bedarf, wie das der Mutter, di« selbstversich-rt ist. Ter gleiche Gesichtspunkt mußte für diejenigen Mütter Geltung haben, die auf Leistungen aus der Fürsorge Anspruch haben. Dies« beiden Lücken sind auf Grund der Forderung des ReichSgesuud- heitsfübrers nunmebr geschlossen worden.
Der Reichsarbeitsminister hat bestimmt batz den Familienangehörigen der Versicherten, solange sie stillen, ein Tagesstillgeld von 0,56 Mk. bis zum Ablauf der 26. Woche nach der Nieder- kunft als Mehrleistung zu gewähren ist, soweit nicht bereits die Satzung einen höheren Betrag als Mehrleistung festsetzt. Ferner hat der Neichsminister des Innern bestimmt: Als tägliches Stillgeld sind in der sürsorgercchtlichen Wochenhilfe mindestens 60 Pfennig zu gewähren; soweit die Satzungen der Ortskrankenkasse als tägliches Stillgeld und als tägliches Wochengeld mehr als je 50 Pfennig festgesetzt haben gelten diese Sätze auch für die sürsorgerechtliche Wochenhilfe. Das Stillgeld von 50 Pfennig täglich ist bis z»m Ablauf der 26. Woche zu gewähren. Diese Leistungen erhalten all« nach den Richtlinien für die Beurteilung der Erbgesundheit zu der Gruppe der Durchschnittsbevölkerung gehörenden Wöchnerinnen, deren steuerpflichtiges Jahreseinkommen nicht mehr als 8600 Mk. beträgt. Dieser Betrag erhöht sich um 600 Mk. für den Ehegatten der Wöchberin und um 300 Mk. für jeden weiteren Familienangehörigen. Das sürsorgerechtliche Still- und Wochen
geld kst weder von den Unterstützte« »och votzl ihren unterhaltspflichtige« Angehörigen z« ersetzen.
Wenn werdende Mütter die Vorauszahlung des Wochengeldes beantragen und der Zeitraum zwischen dem Tag des Zeugnisses und der Entbindung weniger als sechs Wochen beträgt, erhalten sie dennoch für die letzten sechs Wochen vor der Entbindung Wochengeld.
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Jetzt werden vielfach auf den Feldern bei der Kartoffelernte offene Feuer angezündet, um das Kartoffelkraut zu verbrennen. Im Interesse der Luftschutzmaßnahmen ist bei den sogenannten Kartoffelfeuern besonders daraus zu achten, daß diese bei Einbruch der Dunkelheit auSgelöscht sind.
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Ta der Aufenthalt im Luftschutzraum unter Umständen recht lange dauern kann, sollte man unbedingt einiges zum Essen mitnchmen und sich für diesen Z:»eck vor allem eine „eGerne Ration" zusammenstellen. Hierfür eignet sich besonders länger haltbare Nahrungsmittel, z. B. Zwieback, Keks und ähnliche Gobäck«, Knäckebrot, geröstetes Brot, ferner Marmeladen und Gelees, Brotaufstriche aus Hefe, Atoll«, Fruchlpasten, Dörrobst, Dauerkuchen uns Getränke.
Aus den Nachbargemeinden
Mötziuarn. Slandesuachrichten vom August 1943: Geburten: Ernst Christein, Friseur, 1 T. — Eheschließungen: Erwin Hiller, Landwirt und Metzger und Gertrud Morlock, beide von hier.
Oberjettingen. Mit dem E. K. 1. Klasse ausgezeichnet wurde Pionier Paul Baitinger von hier.
Vom Gäu. Der anstrengenden reichen Getreideernte folgte wie jedes Jahr fast auf dem Fuß das Hopfenzapfen. Ueberall wurde bis spät in die Nacht hinein dieses unterhaltsame Geschäft fleißig geübt und ist nun bereits beendet. Der Ertrag hat mengenmäßig nicht ganz befriedigt, die Pflanzungen litten zu sehr unter der großen Trockenheit. Dank der guten Farbe und Güte wurden Käufe von 220—230 RM. abgeschlossen. — Jetzt harrt eine reiche Obsternte vieler fleißiger Hände.
Ein Erlebnis, das nachklingt
Führernachwuchslager der HI. in Altensteig
Munition fürs Landserherz
^eimatbrieke sinä ein Krllitqueli kür ciie front
Der Krieg stellt die Hitler-Jugend vor besondere Schwierigkeiten, deren größte Wohl der dauernde Führerwechsel ist. Jahrgang um Jahrgang folgt den: Ruf der Fahne. Mit jedem einrückenden Jahrgang aber gehen der Hitler-Jugend wieder zahlreiche Führer verloren. Fortwährend taucht für die Einheiten die Frage des Führernächwuchses aus. Immer wieder muß sehr jungen Kräften die Führung von verhältnismäßig großen Einheiten anvertraut werden. So ruht auf ihren jungen Schultern schon eine große Verantwortung. Sie gehen zwar mit Eifer und Begeisterung an ihre Aufgabe heran, aber dies allein genügt nicht. Ein richtiger HJ.-Führer muß auch über ein entsprechendes Wissen verfügen, damit er seinen Jungen etwas zu bieten vermag. Dieses Wissen kann er sich nicht vollständig selbst aneignen. Zn diesem Zweck muß er geschult werden.'
Zur Schulung unserer jungen Führer führen die Banne Lager durch, die stets erfolgreich verlaufen. In diesem Jahr hatte der Bann Waiblingen eine schönere Gegend ausgesucht, nämlich Alten steig, also den herrlichen ' Schwarzwald. Schon durch die Landschaft allein versprach das Führerlager für jeden Teilnehmer ein schönes Erlebnis zu Werden. Eine vorbildliche, neuzeitliche Jugendherberge stand diesmal zur Verfügung, umgeben von Schwimmbad, Sportplatz und nahe beim Wald liegend. Also ganz ideal! Auch, in diesem Jahr gab es zwei lOtägige Abschnitte; doch wurde nicht unterschieden zwischen HI. und DJ., sondern zwischen älteren und jüngeren Führern. Insgesamt waren es 85 Führer, die das Lager mitmachten. Gleich von Beginn an merkten die Jungen, daß sie in keinem Erholungs-, sondern in einem Schulungslager waren. Ein frischer, straffer Dienst füllte jeden Tag aus. Besonderer Wert wurde auf die weltanschauliche Schulung gelegt. In Halbtages- und Tagesfahrten lernten die Jungen den Schwarzwald kennen. Abends zog man hinaus und sang draußen im Wald frohe und besinnliche Lieder. Sport und Spiel fehlten auch nicht.
Jeder Teilnehmer wird aus den 10 inhaltsreichen Tagen manches mitnehmen, und dies gibt ihm neue Kraft, die dann wieder der Einheit zugute kommt.
Wir sehen im Nlm:
„Dr. Crippen an Bord" im Tonfilmtheater Nagold
lieber das Wochenende bringt das Tonfilmtheater Nagold einen überaus spannenden Kriminalfilm. Der Fall „Dr. Crippen" erregte Por einigen Jahren die Weltöffentlichkeit als Sensation, die die Menschen diesseits und jen- - Ozeans in ihren Bann schlug. Der ^lselhckste Mordfall an einer gefeierten Vari- etekunstlerin, der gänzliche Mangel irgendwelcher Anhaltspunkte für die untersuchende Polizei, das plötzliche Verschwinden des Gatten der Ermordeten und schließlich die überraschende Entlarvung des Verbrechers — das vor Jahren in den Zeitungen aller Sprachen mit einer fiebernden Erregung verfqlgt. Und heute sind diese Ereignisse die
Sechs Stunden lang hatten wir denselben Weg: ein Unteroffizier, drei Landser, ein junger Marinemaat, eine ältere Mutter und ich. Die Soldaten kamen von Rußland auf Urlaub, einer von ihnen war Hamburger. Der Marinesolsat mit dem lustigen, braungebrannten Jungenpe- sicht fuhr zu seinen Eltern an die Waterkant, die Mutter wollte ihren verwundeten Sohn im Lazakett besuchen, und ich fuhr heim zu meinen Kindern nach einem längeren Kricgseinsatz.
Wie das so ist in dieser Zeit, begann man bald, einander Einblick in sein Leben zu geben, erzählte von diesem und jenem, vor allen Dingen natürlich von dem Schönen, was in der Heimat wartete. Wie freute sich die Mutter au; das Wiedersehen mit ihrem Sohn, ihrem lctzicn, nachdem sie bereits zwei dem Vaterlande geopfert hatte. Der Unteroffizier hatte eine Tochter, die er noch gar nicht kännte. Stolz zeigte er die Photographie mit dem Säugling herum, und wir alle nahmen an seiner Freude.innigen Anteil. Unser Marinemaat bekam heute abend — das wußte er ganz bestimmt im voraus — daheim als Willkonunensessen Kartoffelpuffer. Darauf verstand sich die Mutter besonders gut. Ueberhaupt die Mutter, die wußte und konnte alles. Das Allerschönste waren ihre Briefe. Darin breitete sie die ganze Heimat aus und holte ihn mit seinen Gedanken immer wieder in die kleine Wohnung mit allem Drum und Dran.
Ja, die Heimatbriefe! Die hatten es in sich. Darüber wußten sie alle etwas zu erzählen; vor allem die Soldaten aus den vordersten Gräben! Wie ein Hagelschauer konnte etwas Schweres aus einem Kameradenbrief die Stimmung aller herunterdrücken. Wie ein Alpdruck konnte ein nnautes Wort oder eine Klaae aus der Heimat auf dem Empfänger tasten und ihm die Lust und die Kraft nehmen. „Man sitzt dann und ballt die Fäuste uud kann nicht helfen", sagte einer der Landser, und der nächste fügte hinzu: „Und wenn wir draußen noch über die Sache nachgrübeln, dann kommt vielleicht der nächste Heimatbrief, in dem die Frau schon wieder mitteilt, daß sie sich mit der Nachbarin aus- gcsöhnt hat oder daß sie den Bezugschein, über dessen Ablehnung sie so in Harnisch geraten war, inzwischen genehmigt bekommen hat oder daß die Mietsache unter Mithilfe der Partei in
-Ordnung gekommen fei." „Meine Frau, die iS gut", sagte der lange Hamburger, „die hat mir nach unserem Totalschaden unr 'n Telegramm geschickt: Alle 8 lebendig. Haus ist vertommiet. Wohnen bei Opa/" Ja, das sehen wir ein: eine solche Frauenhaltung ist ein Bollwerk gegen jeden Armürbungsversuch des Feindes. Wir machen nicht viel Worte darüber, aber wir waren doch alle mit stolz auf diese Mutter, die mit sieben Kindern die Terrornächte in Hamburg so gut Überstunden hatte, daß sie ihrem Mann an der Front noch den Kummer um das Heim erleichtern half.
Ganz stillschweigend klappte inzwischen auch der Unteroffizier seine Brieftasche auf und nahm einen Brief heraus. Ein wenig scheu legte er ihn der Mutter in den Schoß. „Es ist das Einzige, was ich immer mit mir herumgetragen habe, auch, als wir alles einmal zurücklassen mußten. Der Brief ist mehr wert als alle Gehälter der Welt." Still sah einer der Landser rechts und ich links in den Brief, als die Mnt- .ter langsam den Inhalt las. „Nun soll unser viertes Kriegs kilk-d bald geboren werden. Du, das muß einen Namen haben, der zu unserer Zeit paßt. Schreib einmal, was Du Dir denkst. Meine aber nicht unbedingt, daß es ein Junge sein muß, es könnte auch ein Mädchen sein! Du, und mach Dir kein« Sorgen. Wir haben es hier ganz gut. Manchmal schmerzt ja der Verlust unserer schönen Wohnung, vor allen Dingen all der Äinderzimmersachen. Aber das ist ja alles nur halb so wild. Die Hauptsache ist, baß wir alle gesund sind und daß wir den Krieg gewinnen. Unsere Gasteltern geben sich viel Mühe mit uns, und ich tue auch alles, damit wir uns möglichst gut aneinder gewöhnen und gut zusammen auskommen. Denk mal, die Fraueu- schaft stellt uns jetzt schon eine Hilfe, damit ich es nicht so schwer habe. Und beim Kaufmann werde ich bevorzugt abgesertigt, Gemüse und Obst kriegen wir, landschaftlich ist es hier reizend. Ta macht es doch direkt Freude, wieder ein Kind zu bekommen."
Einen Augenblick lang hielt die Mutter den Brief nach dem Lesen in der Hand, dann strich sie sorgsam über die Blätter und reichte sie weiter. Der Landser aber, der mit uns gelesen hatte, nickte dem Unteroffizier zu nUd sagte: „Ja, ja, solche Heimatbriefe sind M u n i t i o n fürs Landserher z." Ü4.8t.
Nicht leicht aber schön
Schwestern schützen und erhalten das Leben
Der Führer sagte einmal: „Wie könnte die große Welt bestehen, wenn niemand wäre, der die Sorge um die kleinere Welt zu seinem Lebensinhalt machen würde!" Die Frontsoldaten schreiben uns: „Wie schön ist es, zu wissen, die Soldatenfrau ist in der Heimat nicht verlassen. Wir wissen unsere Familie im Schütz der Gemeinschaft geborgen."
Das Leben aber in der Heimat mit zu schützen und zu erhalten ist Re Aufgabe der Schwestern, und zwar der Krankenschwestern in den Krankenhäusern und Gemeinden, aber auch der Säuglingsschwestern in Krankenhaus und vorbeugender Familienhilfe. Sie alle erhalten heute im NS.-Reichsbund Deutscher Schwe- tern eine vorbildliche - Ausbildung, die dem trebsamen jungen Mädchen auch große Auftiegsmöglichkeiten bietet. Allerdings ist das Schwester sein auch kein leichter Beruf. Tagaus, tägein kommen neue Menschen, von de
nen der eine diese, der andere jene Sorgen hat. Für den einen muß man ein tröstendes, für den anderen ein freundliches Wort haben. Wie schwer mag doch manchmal dieses „immer freundlich sein" fallen, denn auch bei den Schwestern gibt es, wie bei jedem anderen Menschen, Augenblicke, in denen man mit sich selbst etwas abzumachen hat, etwas, was einen innerlich stärker beschäftigt als die Wirklichkeit um uns. Da heißt es dann einfach, das eigene Ich zurückstcllen. Gerade deshalb ist aber auch der Beruf der NS.-Schwester eine so vorzügliche Lebensschule, die Menschen heranreifen läßt, die im "späteren Kampf des Lebens nicht unterliegen. Der Beruf der Schwester im NS.-Reichsbund Deutscher Schwestern ist so schön und gleichzeitig eine so gute Erziehung zum Leben, daß sich recht viele junge Mädchen in ihrem eigenen Interesse der Gesamtheit unseres Volkes dazu melden sollten. Anmeldungen nimmt die Gaudienststelle des NS.-Reichsbundes Deutscher Schwestern in Stüttgart-N., Gättenstraße 88, entgegen.
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Elisabeth schüttelte traurig den Kops.
„Wir alle wissen nicht, was wir aus ihrem Wesen machen sollen. Sie hat in den letzten Tagen so gut wie nichts gegessen. Am ruhigsten ist sie, wenn man mit ihr von Jörg und Mutter Sabtn spricht. Sie scheint die alte Frau überall zu sehen, und dabei weiß sie doch ganz genau, daß Mutter tot ist. Der studierte Herr ist schon dagewesen. Der soll auch nur mit den Schultern gezuckt haben, Frau Dieterich hat es mir erzählt."
„Elisabeth", raunte Hug, „die beiden, der Jörg und Agnes, die haben sich lieb. An jenem Abend, als Mutter starb, erinnerst du dich noch, als sie Jörg hinausgeschickt hat?"
„Ja. Hug. ganz genau."
„Armer Jörg", murmelte Elisabeth, „ich kann ihn so gut verstehen, und Fräulein Agnes verstehe ich jetzt auch. Wie könnte denn Jörg zu Herrn Dieterich geben und ibm von seiner Liebe zu Fräulein D'eterich sprechen? — So gut Herr Dieterich ist aber da glaube ich doch, daß er ihm die Tür weisen würde. Und das wissen die beiden. Wirs, sehen, Hug. daran geben sie langsam zugrunde. Wenn man doch Helsen könnte."
,Ja, wenn man nur wüßte, wie"
Elisabeth seufzte und betrachtete mit trüben Augen die spärlich belaubten Aeste der Bäume, di« diese "wie anklaqend zum Himmel emporstreckten.
Hochmut kommt zu Fall
Auf dem Hof der Domäne zu Beeskow stand das Wencksche Schimmelgespann, das der Kutscher Peter führte Hannes, der vom Stall aus den Wagen vor das Wohnhaus hatte fahren sehen» hatte sich, nachdem Frau Wenck im Hause ver-
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schwunden war, vorsichtig an Peter herangepirscht.
Der zwinkerte ihm zu. machte eine Bewegung mit dem Daumen über die Schulter dem Hause zu und kratzte sich dann hinter dem Ohr.
Hannes nickte: „So sah sie auch aus, da wird's sicher was geben."
„Und ob-Hannes, verrat mich aber nicht — der Junker von Retzow ist in Eossenblatt. Ich habe da so ein paar Brocken erwischt, als sich unsere Frau am Wagen von ihrem Neffen verabschiedete. Um die Agnes geht es. Weißt du nichts Näheres?
„Nee. Genaues weiß ich auch nicht, die Herrschaften sind verschwiegen. Aber als der Retzower das letztem»! hier war. hat er den Gilpert wie ein Stück Vieh behandelt. Wenn ihm da nicht unser Fräulein die Tür vor der Nase zugemüA hat! Dem ist etwas verquer gegangen, verlaß dich darauf, Peter."
' „Hm", machte der, „es wird wohl so sein. Aber die Frau Wenck läßt einen vorgefaßten Plan nicht so leicht fallen. Ich Hab doch da von unserer Kochmanüell. der Pauline. gehört, daß d,- alten Herrschaften die Heirat der beiden jungen Leut« sozusagen bei einigen Flaschen Wein ausgetustelt
Während die beiden auf dem Hose ihre Gedanken austauschten, war Christiane Wenck wie ein Ungewitter Zn Rudolph Dieterichs Arbeitszimmer eingedrungen. Verblüfft schaute dieser auf und vergaß im Augenblick jede Höflichkeit.
, Als diese den Jörg jetzt sa^unoerhofft vor sich sah, kräuselten sich ihre Lippen in grenzenlosem Hochmut. Das schien ja die höchste Zeit zu sein, daß sie sich persönlich der ganzen Angelegenheit annahm.
, Rudolph Dieterich hatte sich gefaßt, war auf- gestanden und zu Frau Christiane getreten. Freundlich reichte er ihr die Hand und sagte: „Das ist ja ein ganz überraschender Besuch! Seien Sie herzlich willkommen, verehrte Frau Wenck. Ich werde meine Frau gleich rufen. Leider treffen Sie es nicht sehr günstig, Agnes macht uns nämlich schwere Sorgen. Ich habe schon den Medikus Sebastian kommen lassen. Er hat einige Pillen und ein Tränklein verordnet, aber was dem Mädel jst, konnte er auch nicht sagen."
Frau Christiane überlegte blitzschnell. Jörg beachtete sie nicht. Dieser nahm auch gar keine Notiz von ihr. Er saß zusammengesunken auf seinem Stuhl. Rudolph Dieterichs Worte hatten wieder den ganzen Jammer seines Herzens aufgewühlt.
Als der Domänenpächter sich nach der Tür wandte, um seine Frau zu rufen, hielt ihn Christiane zurück.
„Bitte, nicht, Herr Dieterich, es ist wohl besser. Ich spreche zuvor mit Ihnen."
Unsicher blickte Rudolph Dieterich auf Jörg. ,
Frau Wenck war diesem Blick gefolgt.
„Es macht sich alles von selbst; diesen Fischer da brauchen Sie nicht fortzuschicken, ich — ich möchte, bevor wir uns aussprechen, einige Fragen an ihn richten."
„Bitte nehmen Sie Platz, verehrte Frau Wenck. und — Jörg Sabin wird Ihnen gern Rede und Antwort stehen. Doch meine ich, daß der jung« Mann wohl eines Grußes Wert ist."
„Ihre Meinung in Ehren, lieber Herr Dieterich, sie hat ober mit der meinen nichts zu schaffen. Ich wundere mich überhaupt über das vertraut« Verhältnis, in dem Sie scheinbar zueinander stehen."
Rudolph Dieterich runzelte die Stirn.
„Ich glaube wohl, daß Sie das. nie verstehen werden — viel Leid ist über den Kietz und die Domäne dahingegangen, und dies Leid hat unr zusammengeschmiedet, hören Sie, geschmiedet — Jörg Sabin ist ein freier Mann, kein Knecht, wie Sie anzunehmen belieben, und ich dulde nicht, daß ein Gast in meinem Hause von einem anderen Gast beleidigt wird."
„Aber ich bitte Sie, ich denke nicht daran, diesen Menschen zu beleidigen."
„Na schön, darüber läßt sich streiten, kommen wir zur Sache."
Jörg war aufgestanden. Ernst fragend hingen sMe klaren Augen an dem hochmütigen Gesicht o«r Krau.
(Fortsetzung solgt.)