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! sich, es war ihm, als hätte er sich verrathen, da man eine solche Zumuthung an ihn zu stellen wagte; er sagte daher mit sichtbar erzwungener Härte: Einmal für alle­mal, die Leute gehen mich nichts an, und da habt ihr waö> für eure Zehrung.

Er wollte Florian etwas Geld geben, dieser aber warf es ihm vor die Füße und rief:

Ich frag' zum letztenmal: wollt ihr euch um euer ! Kind, das euch aus dem Gesicht geschnitten ist, annehmen oder nicht? Ja oder Nein? Ihr feyd der Vater von meiner Creszenz. Ich darf euch nichts thun, ich will euch nichts thun, aber Herr Gott! ich weiß nicht was ich ihn. Er­langte mit der einen Hand nach dem Messer in der Sei­tentasche, schnappte mit der andern schnell das Schloß an der Thüre ab und fuhr dann fort: Ich Hab noch kein Unrechtes Stück Vieh mit dem Messer abthan, aber er schäumte und zitterte vor Wuth.

Unverschämter Mensch! schrie der Pfarrer sich nach dem Fenster flüchtend und es aufreißend.

Da ging plötzlich die Wand auseinander, durch die Tapetenthüre trat die Haushälterin ein und sagte:

Die Gemeindcräthe und der Sckulz sind drüben, ihr sollet gleich 'nüber kommen Herr Pfarrer.

Florian entsank fast das Messer, der Pfarrer hatte sich, hinter die offene Tapetenthür geflüchtet.

Was ist euer letztes Wort? fragte Florian nochmals.

Fort aus meinem Hans, oder ich lass' ihn cinstcckcn, wenn er nicht gleich gutwillig geht.

Florian öffnete still die Thüre und ging zaudernd und schwankenden Schrittes davon, der letzte Äst am Baume seiner Hoffnung war gebrochen.

Einsam wandelte er dahin durch die Nacht, aber schreckliche Gedanken begleiteten ihn. Zu den Sternen aufschauend sagte er einmal:

Herr Gott im Himmel hast. du denn das gewollt, daß cs Menschen geben soll, die ihre Kinder verläugnen müssen, damit sie ins Elend kommen? .... Es ge­schieht mir aber recht, warum bin tch nicht bei meinem ersten Gedanken geblieben; er hätt' uns nichts angehen dürfen ....

Traurig und verwirrt war Florian erst am dritten Tage wieder ins Dorf zurückgekehrt. Es war ihm auf dem Wege so bange zu Muthe, als ginge er einer schweren Strafe entgegen, als müsse er dort für etwas büßen, und doch war er sich keines Vergehens bewußt. !

Als ihm aber zu Hause einige Zwischenträger berichteten, daß man während seiner Abwesenheit gesagt hatte, er sei entflohen, da kochte Alles in ihm vor Wuth. Er hatte alles daran gesetzt, um seine Ehre im Dorfe zu erhalten, und nun sah er seinen ganzen Ruf so wenig stichhaltig, daß man ihn solches beschuldigen konnte.

Eine tiefe Verachtung gegen die Menschen begann in seiner Seele Wurzel zu schlagen.

Am Sonntage, als Florian mit mehreren anderen vor dem Adler stand, kam der Buchmaier das Dorf herauf und sagte:

Florian auf ein Wort, geh' ein bisle mit mir, ich Hab' dich um einen Rath zu fragen.

Mit allem Willen, was denn? fragte Florian mit­gehend.

Ich Hab' nur vor den Leuten so gesagt, ich thät gern einmal mit dir reden, aber offenherzig: wo bist du ver­gangene Wvch' gewesen?

Das kann ich nicht sagen.

Nun wie du willst. Hör' mal Florian, du bist ein gescheidter Kerl, du bist ein geschickter Kerl, verstehst dein Handwerk aus dem ff.

Nun dahinter muß was stecken, sagct's nur frei heraus.

Ich möcht' halt, daß du's auch zu was Rechtem brin­gen thärst.

Er wird schon kommen.

Hör' mich jetzt ruhig an, ich red' jetzt nicht als Schult­heiß mit dir, ich red' mit dir, weil ich's gut mit dir mein'. Wenn du so fort hier bleibst, gehst du zu Grund. Auf was wartest du denn hier?

Florian schwieg betroffen, der Buchmaier fuhr nach einer ziemlichen Pause fort:

Ich weiß wohl wie es ist, es ist grad wie wenn man aus dem Bett aufstehen soll, wenn man auch noch so hart liegt, man thut's halt nicht gern; wenn man aber nachher auf den Beinen ist, freut man sich doch. Drum folg' mir, geh' wieder fort. Guck wenn Krieg wär', thät ick sagen: Florian laß dir zweierlei Tuch anmessen, du bringst's zu was; du kannst's aber auch so zu was bringen, du brauchst nickt Menschenmehger zu werden, aber hier ist deines Blei» bens nickt. Fort mußt du.

Ich kann aber nicht und will aber nicht, ick will sehen, wer mich fortbringt.

Davon ist kein' Red'. Du brauchst gegen mich nicht stolz thun und nicht aufbegehren. Ich weiß wohl, du hast Bekanntschaft mit der Creszenz. Such' dir dein Glück, wenn dir's gut geht, kannst sie ja holen. Hier aber lebst du in Unehr'.

Wer sagt das? Wenn ihrs nicht wäret, Schultheiß, wenn mir das ein Anderer sagen thät, ich wollt' ihm wei­sen; wer kann waS an meiner Ehr' anhaben?

Kein Mensch, drum mach', daß du fortkommst.

Ich kann aber nicht und will nicht.

Wenn du kein Geld hast, ich will machen, daß man dir aus der Gemeindekasse Reisegeld gibt.

Gucket, lieber besteht' ich den Heiligen; lieber leg' ich meine Hand auf den Block und hack' mir sie selber ab, eh' ich einen Bettel aus der Gemeindekass' in die Hand nehm.

Du steckst schon arg darin, du willst zehn Kegel schieben und sind doch nur neun aufgesetzt. Florian, Florian, bedenk', cs gibt nicht nur ein Hist und ein Hott, es gibt auch einen Weg gradaus. Wenn du nicht viel verlangst, will ich dir das Reisegeld geben; ich schenk dir's nicht, ich leih dir's nur. An einem jungen Lumpen ist nur die Hälft' verloren, sagt man als, nimm mir's nicht übel.

Florian knirschte die Zähne übereinander und sagte dann: Ich Hab' euch um nichts angesprochen und ich thue jetzt waS ich will, cs hat mick keiner zu schimpfen.

Meinetwegen, ich bin fertig, tch Hab' dir nichts mehr zu sagen; wenn dich's aber gereut, darfst morgen noch einmal zu mir kommen. B'büt di Gott.

Er ging weg und ließ Florian stehen, der sich in sei- mem Tiefinnersten angegriffen fühlte. Ein lustig Lied pfeifend ging er dann hinab durch das Dorf, einem Jeden in's Antlitz schauend, als wollte er ihn fragen, ob er nicht allen Respekt vor ihm habe.

Creszenz erfuhr me etwas von der Unterredung mit dem Buchmaier, Florian selber suchte sich die Erinnerung aus dem Sinne zu schlagen. (Forts, folgt.)