170

auf dem Bette dasitzt und nur durch Athmen zeigt, baß noch Leben in ihm ist, welches nur dadurch erhalten wird, daß ihm von Stunde zu Stunde ein wenig Wasser mit Syrup vermischt eingegeben wird.

Flensburg, den 13. Mai. In diesen Tagen hat Hierselbst ein betrübender Fall statt gefunden, welcher den Eltern abermals ein warnendes Beispiel vor Augen stellt, wie nothwendig eine sorgfältige Ucberwachung ihrer Kin­der sey und wie vorsichtig man bei Ertheilung vo» Geld­geschenken an diese seyn müsse. Ein bei einer hiesigen Oelmühle beschäftigter Familienvater schenkte seinem 1011 Jahre alten Sohne zu dessen Geburtstag ein paar Schil­linge, um sich damit zu vergnügen. Der Knabe, wahr­scheinlich von andern verleitet, gerieth nun auf den unglück­lichen Einfall, sich für dieses Geld Branntwein zu kaufen. Er ging daher in den Laden eines in der hiesigen Stadt ansaßigen Detailisten, wo er von dem eben an­wesenden Ladenburschen vorerst eine kleine Quantität for- derte. Statt daß nun der ältere Ladenbursche den Knaben von dem Genüsse des spirituosen Getränkes hätte zurück- halten sollen, war derselbe unbesonnen genug, den Knaben noch in seinem Vorhaben zu bestärken und ihm eine Por­tion der verderblichen Flüssigkeit zu verabreichen. Die traurigen Folgen zeigten sich bald; der unglückliche Knabe verlor die Besinnung, es stellten sich krampfhafte Anfalle ein und des andern TageS jammerten die beklagenswerrhen Eltern über der Leiche ihres geliebten, hoffnungsvollen Kindes.

Am Schlüsse eines Rechenschaftsberichtes einer Eisen­bahn-Direktion , worin sich diese bedeutend herausgestri­chen hatte, machte ein vom Seher falsch gegriffenes l statt eines f einen fatalen Streich, cs hieß zuletzt: Die Unterzeichnete Direktion hat dem obigen Berichte nichts mehr hinzuzulügen.

An meine T.

Meiner Vielgeliebten gleich.

Ist kein Mädchen in dem Reich; Eine bessere Beute Hat kein Fürst, drum trag ich sie Auf den Händen lasse nie Sie von meiner Seite.

Ebe noch der Morgen graut Hängt die Liebliche vertraut Schon, an meinem Munde O. wie brennet sie für mich,

Wer ist glücklicher als ich Auf dem Grdenrunde.

Dieses süße Lippenspiel

Wird mir nimmermehr zu viel.

Denn in langen Zügen

Hauch ich sichtbar manche Stund,

Labung und Vergnügen

Aus dem schön geformten Mund.

Manches Silberkettchen wand Meine pflegerische Hand,

Manches Band von Seide Um den schönen Hals, es muß,

Wer sie sieht mir den Genuß Dieser Holden neiden.

Schwärmt der Schwermuth düstrer Schwarm

Mir die Augen, drückt der Harm Meine Seele nieder:

O, dann fühl ich ihren Werth, Denn aus ihrem Alande kehrt.

Ruh und Frieden wieder.

Wenn sich laut und sorgenlos In der biedern Freundschafts Schoos, Meine Wünsck ergießen!

Lag' ich ihr Alles ohne Scheu, Mein Geheimstes, was es sei,

Alles darf sie wissen.

Abends bei dem Mondenschern,

Lieg ich mit ihr ganz allein Hingesireckt im Grase:

Manches Mädchen jung und schön. Rümpft dann im Vorübergehn lieber sie die Nase.

Mancher reiche Muselmann Schafft sich deren viele an.

Liebt sie Alle treue:

Heut wird er von der beseelt.

Und am andern Morgen wählt Er sich eine neue.

Laß sie mir o Schicksal nur,

Sie ward mir von der Natur Eine süße Gabe.

Feste, Gunst der großen Herrn, Tanz und Spiel erlaß ich gern. Wenn ich sie nur habe.

Wenn man schmählich von ihr spricht,

Tbu ich als bemerkt ich's nicht.

Ob ich's gleich begreife.

Mag sie auch verschmähet seyn,

Sie bleibt dennoch immer mein: Meine: 'sUssäsxvgvT

Florian und CreSzenz

(Fortsetzung.)

L»

Wie ein Tbunicktgut und wie ein liebendes Mädchen werden kann.

Der zehnte Mensch weiß nicht wie der eilfte lebt. So konnten sich die Leute auch gar nicht denken, wovon der Florian zu essen und zu trinken hatte, er hatte aber auch in der That wenig und ging nun denStudentle um ein Darleihen an.

Ja, sagte dieser, Florian du solltest eben anders le­ben; das ist kein'Art, so kann das nicht gehen, du mußt dich ändern.

Das ist jetzt nickt am Ort, erwiederte Florian, sag' mir das ein andermal, wenn ick nicht in Noth bin, da geht' es eher an; jetzt hilf mir und mach' mir keine Vorwürf'.

! Die zur Unzeit gemachten Ermahnungen prallten ab j und verursachten gerade die entgegengesetzte Wirkung, Florian erschien sick dadurch mehr bemitleitcns- als schel- ! tenswerth, mehr unglücklich als ungerecht. Mit einem gewissen Stolze des Vcrzeihens wiederholte er seine Bitte, j worauf der Studentle erwiederte;

! Das geht nicht, wenn man sick bald verheirathet ist's aus mit dem Geltverzetteln, du mußt halt allein sehen wie du's machst.

Der Studentle war nämlich mit des alten Schulthei­ßen Bäbele Bräutigam geworden, obgleich wir unS noch ans der Geschickte des Ivo her erinnern, daß er nicht gar hoch vom Bäbele dackte.

Er hatte um des Buchmaiers Agnes gefreit und, wie vorauszusehen war, einen Korb bekommen; er erzählte nun dieß offenkundig, denn, berechnete er, du mußt bei den Leuten ja als ein Hauptkerl gelten, weil du die Kura­sche gehabt hast, um das erste Mädle anzuhalten; drum sollen sie's Alle wissen, da werden die reichsten gesprun­gen kommen. Sie kamen aber nicht und er begnügte sich mit dem Bäbele.

> Bei dem Studentle ging es nun wie bei gar vielen ^ verschwenderischen Menschen, wenn sie auf eigene Strüm­pfe kommen, werden sie geizig und hart, i Es war für Florian allertings ein Unglück, daß i gerade der Studentle sein Hauptkamerad war; er sagte sich nun oft: der ist dock kein bisle besser als du, und warum gehl's ihm besser? Er grollte dann immer mehr mit dem Schicksal, ward unglücklich und schlaff.

Creszenz aber war indessen ganz glückselig; so sehr sie auch ihr Vater mißhandelte, weil sie den Geometer aufgegeben, war sie doch durch letzteres eben gerade recht glücklick; ihr Wesen war nicht mehr getheilt, sie gehörte ganz dem an, den sie stets im Herzen getragen. Die traurige Lage Florians blieb Creszenz nickt verborgen, sie sah kein Verbrechen darin, ihm auf allerlei Weise Hülfe zu verschaffen. Sie entwendete Tabak und andere Sachen aus dem Laden und drang es heimlich dem Flo­rian auf. Anfangs schämte er sich zwar es anzunehmen, nach und nach aber lehrte er sie, wie sie ihm immer mehr verschaffen sollte, denn er hatte durch den Schlunkel Ab­satzwege gefunden. Creszenz gehorchte ihm in Allem; es war ihr oft als hätte ihr Florian über die ganze Welt und AlleS waS darauf und darin sei zu gebieten, als müßte ihm ein jedes unterthan seyn; es war ihr als ginge