Wenn aber dieß der Fall ist, so verdientauch die Verak- kordirung der Armen-Speisung an Wirthe oder Mezger re. in der Regel weniger Empfehlung, weil die K. Kommis­säre sich überzeugt haben, daß von solchen Akkordanten meistens theurere Speise geliefert wird, als da, wo die­selbe von Vereinen und unter thätiger Mitwirkung der Ver­einsmitglieder für ihre eigene Rechnung bereitet wird. Viel­mehr verdient in der Regel die Selbstbereitung der Spei­sen auf öffentliche Rechnung den Vorzug , und die Central­leitung hat daher von der schon am 18. Nov. 1845 an die sämmtlichen gemeinschaftlichen Bezirksämter verschickten ge­druckten Anleitung zur Einrichtung und zum Betrieb sol­cher öffentlichen Speisungtzanstalten wieder neue Abdrücke fertigen lassen, wovon die gemeinschaftlichen Bezirksämter und die Bezirks-Wohlthätigkeitsvereine jetzt wieder Erem- plare unentgeldlich von dem Sekretariate der Centrallcitung beziehen können. Besonders wird es aber auch nicht- thig und öfters sogar ganz unzweckmäßig seyn, die gekochten Speisen an sämmtliche Empfänger ganz unentgeldlich ab­zugeben. Manche Hülfsbedürftige können sich nickt uber­winden, die Speise als Almosen sich darreichen zu lassen, und der schamlose Arme wird dadurch an Trägheit gewöhnt und bei ihm die Ansicht genährt, daß man ihn nicht ver­hungern lassen dürfe, wenn er auch nicht arbeiten wolle. Um aber den Ausfall bei etwaigem Ansa; einer ermäßig­ten Speisetare und die Kosten der ganz unentgeltlichen Speisung der arbeits- und wirklich zahlungsunfähigen Ar­men zu decken, hat die Centrallcitung vielen Gemeinden be­reits ansehnliche Staatsbeiträge ausgewirkt, und sie ist gerne bereit, für Gemeinden, welche ihr wirkliches Unver­mögen, für ihre Armen genügend selbst zu sorgen, auf die durch den gedruckten Erlaß vom 20. Marz dieses Jahrs vorgeschriebene Weise glaubhaft Nachweisen, sich auch fer­ner höhern Orts zu verwenden. Die Centrallcitung er­wartet daher, daß die sämmtlichen gemeinschaftlichen Be­zirksämter in Verbindung mit den in ihren Bezirken be­stehenden Bezirkswohlthätigkeitsvereincn die gemeinschaftli­chen Unterämter und die OrtSwohlthatigkeitsvcreine hier­nach wiederholt belehren und zur Errichtung solcher öf­fentlichen Speisungsanstalten soviel möglich in allen den­jenigen Bezirksorten, wo derNothstand einen höhern Grad erreicht hat, zu veranlassen sich um so mehr werten an­gelegen seyn lassen, als Seine Königliche Majestät selbst diesem Gegenstände Höchst Ihre Aufmerksamkeit geschenkt und gnädigst befohlen haben, daß von den Bezirksämtern diejenigen Personen, welche sich hierin durch Eifer und guten Willen ausgezeichnet haben, seiner Zeit zur Kennt- niß Seiner Majestät gebracht werden sollen. Den 11. Mal 1847. ' Die Centrallcitung deS Wohlthätigkeitsvereins.

Haberbrod.

Da eine gute Sache nickt oft genug angeregt werden kann, so erlaube ich mir, meine Erfahrung in Betreff der Verwendung des Habers als Brodfrucht mitzutheilen. Bei der Verwendung des Habers zu Mehl benützte ich Früh- oder Augusthaber ausgezeichneter Qualität, von welchem ich aus 2 Simri Haber, welche zusammen 43 Pfund im Gewicht harten, 39 Pfund Kernen erhalten, diese lieferten 25 Pfd. Mehl, welche bei dem gcgenwärti-! gen Haberpreise, 12 fl. per Scheffel, 3 fl. kosten, und es ^ kommt das Pfund Mehl, nachdem Kleie und Spreu ab-i gezogen, auf 7 kr. das Pfund; ich muß jedoch bemerken,! daß das Mehl etwas feucht ist. Wird der Haber gedörrt, ^

so bekommt man von einem Simri 1 bis 1'^ Pfund Mehl weiter, es ist aber etwas braun von Farbe und wird schon lang auf dem Schwarzwalde zu dem sogenana- ten Haberbrei verwendet, auch wurden bei der hiesigen Suppenanstalt schon mehrere Scheffel gedörrt und ver- wendet. Die Beschaffenheit des Haberbrodes hat Vieles mit dem des Malzteigbrodes gemein, und ist auch bei jenem ein stärkeres Hefeln nöthig, als bei dem gewöhnli­chen Hausbrode, da sich das Haberbrod, wenn man mehr als die Hälfte Habermehl zum Backen nimmt, gerne brö­ckelt; ebenso trägt der Hcfcl beim Haberbrod, wie bei dem Malzteigbrod, sehr viel zum Ansehen bei, auch ist seiner Haltbarkeit wegen etwas Salz unter den Teig zu mengen, was zu dem Geschmack sehr viel beiträgt. Mehr alS die Hälfte Habermehl ist nicht anzurathen, da es gerne sprünglg wird und bröckelt, und ich habe aus ^ Haber- mehl und 2/g Dinkelmehl sowohl in -Qualität als Quan­tität das bessere Brod erhalten. Die Kleie sowohl als auch die Spreu fressen das Rindvieh und die Pferde sehr gerne. Das Pfund Haberbrod, aus V, Habermehl unh 2/z Dinkelmehl kommt 1 ^ kr. wohlfeiler als daS gewöhnliche Schwarzbrot» daß Pfund, und es dürfte durch dieses Brodsurrogat, so lange der Haber noch in diesem Preise steht, manches Pfund Mehl erspart werden.

Leonberg, den 3. Mai 1847. Heinrich Essig.

Tages - Neuigkeiten.

Regeusburg, den 30. April. Ein Grausen erre­gender Selbstmord ist hier gestern Abend bekannt gewor­den. Ein schon seit mehreren Tage» vermißter Sergeant des dahier garnisonirenden Infanterieregiments Gumppcn- berg, welcher in demselben schon gegen 20 Jahre dient, hat in einem Wäldchen bei Prüfening sich mit seiner Ge­liebten durch Pistolenschüsse entleibt.

Fünf lustige Gesellen, welche, ohne Geld zu haben, ein Verlangen nach einer wohlbesetztcn Tafel empfanden, begaben sich zu einem Restaurateur, ließen sich ein beson­deres Zimmer geben und ein gutes Mahl auftragen. Nach beendigter Mahlzeit, als es zum Bezahlen ging, verlang­ten sie die Karte und gaben dem Kellner ein Fünffranken­stück Trinkgeld. Aber ob des Bezahlens entstand unter ihnen ein scheinbarer Wettstreit, denn jeder wollte für seinen Kameraden bezahlen. Endlich rief einer von ihnen: Meine Herren, wir werden so nie zum Ziele kommen, lassen Sie den Zufall entscheiden. Ich schlage vor, wir verbinden dem Kellner die Augen und der, welchen er herumtappend zuerst faßt, muß bezahlen. Man pflichtet diesem Vorschläge allgemein bei und der Kellner, der durch das gute Trinkgeld bereits gewonnen ist, laßt sich eine Servierte vor die Augen binden und beginnt sein Blindekuhspiel. Aber während er herumtappend mit aus- gebreireten Armen einen seiner lustigen Gaste zu erwischen sucht, schleicht einer nach dem andern davon. Der Re­staurateur, ungeduldig, seinen Kellner nicht zurückkehren zu sehen, steigt endlich hinauf und glaubt, derselbe sey übergeschnappt, da er ihn mit verbundenen Augen berum- lappen sieht und als er, von ihm angefaßt, rufen hört: Sie müssen die Zeche bezahlen!

Frankfurt, den 4. Mai. Ein schlagendes Beispiel, welche Spazierfahrten das Getreide oft machen muß, um eincNoth zu fingiren oder für weit hergebracht zu gelten, hat sich hier gefunden. Ein Fluchtmesser, der u, einem am Main angelegten Getreideschiffe aus Unvorsichtigkeit