Das W iedersehe ».

Im Theater zu Glasgow hat sich am Abend des 9. Mär; folgende Geschichte zugetragcn, die so romantischer Natur ist, daß man gar nichr glauben sollte, es könnte sich dergleichen in unserer Zeit nock ereignen. Während nämlich auf der Buhne eine Lieblingsschauspiclerin des Publikums, Mistreß de Bvurgh, ihre Rolle darstelltc, bemerkte mau, daß cur großer, wohl anstehender Mann, mit einem militärischen Anstrich, in einer Loge sehr unru­hig umhersah, und >>ch mehrere Male von seinem Sitze erhob, bis er zuletzt, zum Erstaunen Aller, die sich in> seiner Nahe befanden, mit starker, solkatcumäßiger Stimme ausricf: Beim Himmel, mein Weib! meine Elise! Einige Zeit lang waren: die Zuschauer in Ungewißheit, ob sie diese Sacke für Scherz oder für Einst arischen sollten; als sie aber sahen, daß der Herr vollkommen nüchtern war, und in seinem ganze» Wesen einen hohen Ernst verricth, so bemächtigte i>cd Aller eine ganz natürliche Neugierde, die übcrtieß noch erhöht wurde, als man bemerkte, daß die in solcher Weise angeredete Schauspie­lerin in Ohnmacht fiel. Das Stuck wurde indessen wei­ter gespielt, der Sckauspieldircktor aber, Hr. Miller, der die Sache sogleich erfahren batte, begab sich an den Platz, wo der fremde Herr saß, um sich von der Ursache der Unterbrechung zu unterrichten. Die will ich Ihnen sagen, erklärte der Herr, jene Dame ist meine Frau, die ich seit neunzehn Jahren nickt gesehen habe. Ich war ausser Landes, und habe wahrend dieser langen Zeit nichts von ihr gehört; ick dielt sic für todt; und kann cs Sie wun­dern, daß ick erstaunt war, sic zu sehen? Aber wer sind Sie, daß Sic darnach fragen? Herr Miller entgegncte, er sei der Direktor des Theaters, habe viel Achtung vor der Dame, die jetzt drei Jahre bei seiner Gesellschaft scy, während welcher Zeit ihr ebenfalls geachteter Ehemann, Hr. de Bvurgh, verstorben sei; da ihm nun am guten Ruf der Lame viel gelegen sey, so hoffe er, der Herr werde nickt muthwilliger Welse etwas behaupten, da­rin schleckte- Lickt auf den Charakter jener Dame werfe. Verheiraibet an einen Andern! rief der Fremde. Meine Elise verhelraihel! Aber ich muß sie sofort sehen, sie ist noch mein Weib. Herr Miller fragte den Fremden nach > seinem Namen, und dieser erklärte, er sey der Lieutenant Lewis. Ick komme fuhr er fort - direkt von Liver­pool, nachdem ich mit meinem Buben, der auch ihr Kind ist, in auswärtigen Diensten gewesen. Er ist jetzt 22 Jahre alt. Der Theaterdirektor war immer noch im Zweifel, um sich weiter zu vergewissern, fragte er den Fremden, ob er den Familiennamen der Dame wisse. Sie heißt Stanley, encaegneie der Lieutenant, Elisabeth Stanley Nack diesen Nachforschungen begab geh Herr Miller auf die Buhne, und überzeugte sich bald, daß ihm der Fremde nur die Wahrheit gesagt hatte, denn Madame de Bvurgh, die sich von ihrcrOhumackt wieder erholt hatte, bestätigte die Worte des Lieutenants ihrem ganzen Inhalte nach. Und nun rasch zum Schlüsse. Beide hatten sofort eine Zusammenkunft und waS dieß für eine Zusammen­kunft war, werden sich unsere Leser leicht denken können. Es folgten zärtliche Umarmungen und tausend Fragen und Antworten, aus denen wir einfach Folgendes zusam- l menstellcn. Beide, noch sehr jung, hatten sich in Eng-! land verheirachet; er war damals Soldat, sie Mitglieds einer Schauspielergesellschaft in der StattDie! Frucht ihrer Verbindung war ein schöner Knabe. Das!

Regiment, bei welchem Lewis stand, erhielt Befehl, außer Landes zu gehen, und der junge Soldat bemühte sich ver­gebens um die Erlaubnis?, sein Weib mitnehmen zu dürfen; nur das wurde ihm gestattet, daß ihn sein damals drei, jähriger Bube begleiten durfte. Sie mußten sich trennen, und in der langen Zeit von neunzehn Jahren hatten sich Beide weder gesehen, noch irgend etwas von einander gehört. Jedes von ihnen lebte in dem Glauben, das andere sei todt und so darf cs denn nickt Wunder nehmen, daß beide bei ihrem Wiedersehen erstaunt und überrascht waren. Er hatte sich durch seine gute Führung vom gemeinen Soldaten zum Range eines Lieutenants erhoben, und aus Sorge für seinen Sohn, dem er keine Stiefmut­ter geben wollte, sich nickt wieder verhcirathet. Sie da­gegen wurde 8 Jahre nach dem Abgänge des Schiffes, daß ihr ihren Mann entriß, auf das Bestimmteste davon unterrichtet, derselbe sei in einer Schlackt getödtet wor­den, und verheirarhcte fick wieder. Erst t8 Monate vor der Wiederkehr ihres ersten Gatten war ihr zweiter ge­storben. Dieß in der Kürze die Geschichte des so lange getrennten Paares, das bereits am nächsten Tage in Ge­genwart einer Anzahl achtbarer Freunde von dem Geist­lichen Herrn Gordon, der mit großer Tbeilnahme die Er­zählung ihre wunderbaren Schicksale angehört hatte, durch den kirchlichen Segen wieder vereinigt wurde, in der festen Hoffnung, daß ein heiterer Lebensabend sie für die erduldeten Leiden entschädigen werde.

Für Bäcker.

Aus England und München wird die Bro d derer, tung ohne Sauerteig dringend empfohlen. Statt des Sauerteigs diene kohlensaure Soda und Salzsäure, und zwar: Roggenmehl 3 Pfund, kohlcnsaure Soda 2 Drackin., Salzsäure 5 Drachm. und 25 Tropfen, Wasser 30 Un;., Salz ^ Unz. Das auf diese Weise bereitete Brod ent­halt nur Mehl, Kochsalz und Wasser, schmeckt sehr ange­nehm, hält sich länger als das gewöhnliche, wird leichter verdaut, erzeugt keine Säure, keine Gabrung im Magen, und eigner sich insbesondere für Individuen, welche an Kopfschmerzen, Flatulenz, saurem Ausstößen, Schmerzen in der Herzgrube, Gicht unk Steinbittung leiten; auch halt inan es für nützlich i» mehreren Hautaffcklionen. Die schnelle Bereitungsart desselben würde einer Mcnschenklasse die Entziehung des Schlafes ersparen; cs würden 10 Pro­zent Mehl erspart. Bei dem gewöhnlichen Verfahren wird eine Menge Zuckersteff des Mehls zur Bildung von Kohlensäure verwendet, was durch die neue Methode ohne diesen Verlust ebenso vollstantlg erreicht wiro.

ä t k 1 e l.

Es lebt und webt im Sonderbaren, Und immer kommts verändert wieder, Fast täglich änrcrts die Gestalt: Heut ist es arm und morgen reich;

Es nimmt bald zu, bald ab au Jahren. Neck gestern todt, singt'-' heute Lieder, Bald ist es blühend jung, bald alt. Bald ist es schwarz, tald reih, bald Bald siehst du es als Geist erscheinen,

Und bald als Jude, dato als Christ, Bald komnn'S zu Fuß, batd stelz zu Baldsiehstdn'Slachen,poltern, weinen, Pferde,

Bald Bettler und bald Fürst es ist. Bald ist es blind, bald taub, bald stumm, BaldEugel,Teufel. Thor, baloWeiser. sleiqt es plö^lich au- der Erde, Bald Nauber, Priester, gar well! ^ schifft cs in der ^uf herum.

Thier: ' Und immer ist es nur der Eine,

Bald spendet'S Geld gleich Chinas Der se verändert dir sich zeigt:

Kaiser. Db wirklich oder nur zum Scheine?

Bald siehst du's betteln vor derThür. DavviidieLphinrfurdießmalschwetgt.

Auflösung der Charade in Nr. 33: Aarau.