dern als Spielplatz diente, ihre Obstbäume kamen nickt zum Gedeihen, weil die ganze Stadt Waschseile daran zog, um den sonnigen Platz zum Trocknen zu benütze». Die Hanne eiferte oft gewaltig gegen diese Duldsamkeit,- und die gute Jungfer hatte oft alle ihre Vercdtsamkcit aufzuwendcn, um sie wieder zu beschwichtigen.
Auch der Unterschied der Stände, der in kleinen Städten so scharf abgegränzt ist, war für die Jungfer- Mine aufgehoben. Obgleich sie ihrem bescheidenen Anzug wie ihrer Herkunft nach zum Honoratiorenstande gehörte, war sie doch daheim und befreundet in allen ehrbaren Bürgerhäusern, wo man ihres Beistandes bedurfte, und ihre „Werblein", wie sie ihre Freundinnen aus dem Bürgerstand nannte, wurden jederzeit mit derselben Rücksicht und Freundlichkeit aufgenommen, wie die ersten Frauen der Stadt. Ihr besonders guter Freund war der Nachbar David, ein alter Hufschmid. Er besorgte ihre Holz- cinkäufe und nahm sich ihrer überall treulich an, wo ihre Güte und ihre Schutzlosigkeit mißbraucht werden konnte. Er war ihr Wetterprophet, dessen Meinung immer entschied, wenn es zweifelhaft war, ob die Wäsche ins Freie gehängt werden könne, sobald ein Ungewttter am Himmel aufstieg, warf der ehrliche Meister sein Schurzfell ab, und begab sich zur Jungfer Mine, die große Furcht vor Gewittern hatte; sie bewirthete ihn dann mit einem Kelche selbst fabrizirten Liqueurs, und sic trösteten einander mit Gesprächen über die Zeitläufte und mit Vorlesungen aus ArndtS wahrem Christenthum und aus dem Schatzkästlein, bis das Gewitter vorüber war.
Das ehrwürdige Paar Möpse spielte keine kleine Rolle im Hause, und ein guter Theil der Sorgfalt der Jungfer- Mine war ihnen zugewendet. Lie Katze und der Kanarienvogel waren nur untergeordnete Subjekte. Die Katze hatte zwar ein Kissen unter dem Ofen, die beiden Möpse aber, Mopper und Weitste genannt, nahmen ihre eigenen gepolsterten Stühle daneben ein, wenn sie eS nicht vor- zvgen, bei gutem Wetter im Garten zu promeniren und die Leute zu insultiren. „Es muß das Her; an etwas hangen," sagte sie zur Entschuldigung ihrer Borliebe für dic garstigen Thiere. Der Tod der Möpse betrübte sie tief, doch nahm sie mit gutem Humor den Beileidsbesuch auf, den ihr einige Freundinnen in tiefer Trauerkleidung abstatteten.
Mit Lektüre hat sich die Jungfer Mine nie viel befaßt, weder mit sentimentaler noch mit gelehrter. Ein gescheitstes Wort konnte man aber doch mit ihr reden, und Niemand hat je Langeweile bei ihr gehabt. Deßhalb waren auch ihre Kaffeevisitcn, der einzige Lurus, den sich die Jungfer erlaubte, sehr gern besucht, nicht nur weil sie den besten Kaffee und die gelungensten Kuchen produzirte, sondern weil in dem kleinen Stübchen mit den gestickten Gardinen und dem verschossenen Sopha ein guter Geist wehte, der das Gespräch lebendig machte und die Herzen fröhlich. Ins Raisonniren stimmte sie nie mit ein; es war ihr unmöglich, von einem Menschen Böses zu sagen.
Alles geht hienieten dem Ende zu, und der guten Jungfer Mine, die in Ehren und bei guten Kräften ein schönes Alter erreicht hatte, wollte der liebe Gott die Leiten eines langen Lagers und die Beschwerden dcS hülf- losen Alters ersparen. Sie erkrankte in der treuen Pflege ihrer Dienerin, die ein Fieber befallen hatte; sie mußte sich legen, um nicht wieder aufzustchen. Verlassen war
sie nicht in ihren letzten Lagen; sie, die so Vielen gedient, wurde von freundlichen Händen treulich gepflegt, und sie entschlief in ihrem Gott mit frohem und dankbarem Her- zen, von Vielen aufrichtig betrauert, wenn auch die Trauer nicht von langer Dauer war.
Nach ihrem Tode fand sich, daß ihr Vermögen ausser dem Häuschen so gering war, daß Niemand begreifen konnte, wie es ihr möglich gewesen, davon zu leben. Und dvch war sie so reich gewesen an Freuden für Andere.— Leicht fey ihr die Erde, der guten Jungfrau Mine, und sanft ihre Ruhe! Sie hat sich hienieden keine Ruhe gegönnt.
Guter Ifath für junge Frauenzimmer.
Das Hildesh. Sonntagsblatt bringt ein Wort deS Sittenpredigers Abraham a Santa Clara in Erinnerung, worin cS u. a. heißt: Die Jungfrauen sollen seyn wie der Schnee; denn dieser besteht desto länger, je weniger er in die Sonne kommt. Also verharren auch die Jungfrauen desto besser in ihrer schneeweißen Unschuld, je weniger sie an das Tageslicht kommen. Den Jungfrauen ist nichts anständiger als die Einsamkeit, daher werden sie auch genanntFrauen-Zimmer unb nichtFrauen« Gassen; die Jungfrauen sollen von Rechts wegen beschaffen seyn wie die Duck-Enten, welche sich unter das Wasser ducken, um den Nachstellungen zu entgehen. Ja, sie sollen sogar wie die Kröten seyn, aber wohl zu merken — wie die Schild-Kröten, die da ihr Haus auf dem Rücken tragen, also immer zu Hause bleiben. Die Jungfrauen sollen seyn wie die alten großen Folianten, mit guten Schlössern, sonst geschiehst es gar bald, daß sie Eselsohren bekommen. Auch sollen sie seyn wie ein Licht in der Laterne, denn außer derselben solches gar bald auslöscht!
Goldene Sprüche für Landleute.
Saat.
Wer dünn säcr, erntet dicht.
Der Frühsäer hat dieZeit vor sich, der Lpathsäer hinter sich. Frühe Saat betrügt selten, späte oft.
An Grcgori (12. März) muß der Bauer mit der Saat ins Feld.
Wer über Winter zu dünn und über Sommer zu dick säet, braucht seine Scheunen nicht größer zu machen. Wenn's um Bartholomäi (24. August) reift, hat's mit der Wintersaat keine Eile.
Erbsen säe, wenn die wilden Rosen, Haber, wenn die Buchen blühen, Gerste, wenn die Eiche ausbricht.
Pferde.
Berg an treib mich nicht,
Berg ab hetz mich nickt,
In der Eb'ne schon' mich nickt,
An der Kripp vergiß mich nicht.
Striegel und Streu Thun mehr als Heu.
Fischerei.
Wenn das Land reich ist, ist das Wasser arm.
Nasse Jäger, trockne Fischer.
Kurs für Goldmünzen, den 3. April 1847.
Württemberg. Dukaten 5 fl. 4s kr. Andere Dukaten . . 5 fl. 35 kr. Neue Louisd'or . . . 11 fl. —kr.
Friedrichsd'or . . . Sfl. 48 kr. Holl. lOGutden-Ltücke 3 fl. 56 kr- Zwanzigfranken-Stücke Sfl. 30k.