Futterbedarf rechnen kann, so wie die Nachtbeile des Ge- gentheils. Im Jahr 1841 gaben die Viehstands-Tabellen des Königreichs 924,745 Ststck Pferde und Rindvieh am; nehmen wir an, daß in Folge der trockenen Jahre und des herrschenden Futtermangels von 1834 und 1842 auch nur der vierte Theil derselben abgeschafft und später wie­der ausgekauft werden mußte, und daß per Stück nur 20 fl. verloren wurden, so beträgt der Verlust doch auch schon wieder 5,123,720 fl. Diese Berechnungen beruhen eben­falls auf Wahrscheinlichkeit, allein die Anhaltspunkte für dieselben sind uns noch so nahe gerückt, berühren noch Manchen unter uns auf so empfindliche Weise, daß wir solche mit ziemlicher Gewißheit als der Wirklichkeit ent­nommen betrachten dürfen.

Ungeachtet dieser aus Bewässerungs-Anlagen bervor- gehenden Vortheile hält Herr Mohl dennoch die Ausdeh­nung jener für ein gemeinschädliches Beginnen, und will für die Folge die Anlage weiterer Bewässerungs-Anlagen nicht blos beschränkt, sondern gesetzlich verboten und die sämmtli- chen Wasserkräfte den Gewerben und Fabriken reser- virt wissen, indem nur solche im Siande scpen, den Wohl­stand des Staates zu begründen und den Nachtheilen einer Uebervölkerung durch Schaffung von Arbeitsgelegenheit zu begegnen.

Wir wollen auch diese Ansicht etwas näher zu be­leuchten suchen, doch muß ich mich gegen die allenfalls auftauchende Ansicht verwahren, als ob ich mir anmaßen wollte, die volkswirthschastliche Wechselwirkung der ver­schiedenen Erwerbszweige des Landes (jetziger und künftiger) gründlich beurtheilen zu wollen, und bekenne offen und frei, daß die Tragweite meines deßsallsigen Urtbeils sich nur auf sehr geringe Distanz beschränkt, daß meine Kurzsich­tigkeit mich vielmehr auf die Seite derer stellen läßt, de­nen ein Sperling in der Hand lieber ist, als ein Storch über Land. Nach meiner, des Unterzeichneten, beschränk­ten Ansicht wird Württemberg in Folge seiner geographi­schen Lage, des Mangels an Brennmaterial und arbei­tender Hände, der Entbehrung geeigneter Kommunikations- mittel und gesicherter Absatzwege sich nie zum Fabrikstaat erster Klaffe erheben, in dieser Beziehung vielmehr von den günstiger gelegenen Nachbarstaaten meistens überflügelt werden.

Nach vor mir liegenden technischen Notizen sind an den verschiedenen größeren und kleineren sich zur Anlage von Fabriken eignenden Flüssen und Bächen circa 20,000 Fuß Gefälle vorhanden, an welchen circa 2000 Fabriken und Gewerbe errichtet werden können. Bis jetzt bestehen etwa 374 Fabriken, welche einschließlich der Unternehmer circa 15,000 Gehülfen und Taglvhner beschäftigen; den­ken wir uns obige 2000 Fabriken im Ganzen angelegt, so würden in denselben 80,000 Menschen oder (bei drei Millionen Einwohner) der 38ste Theil der ganzen Be­völkerung Beschäftigung finden können vorausgesetzt, daß die erforderlichen Absatzwege vorhanden und die freund- nachbarlichen Gesinnungen sich mehr bewähren, als dieß sich in den Berathungen der badischen Ständekammer über den Anschluß der badischen an die württembergische Bahn beurkundete, welche Aussichten unserem Fabrikwesen j bei ausbrechendem Kriege, bei einer allgemeinen Gränz- > sperre rc. bevorstünden, liegt so nahe, als daß mehr hierauf! einzugehen nothwendig seyn dürfte. Wie wenig aber die ^

Consumtion sämmtlicher Gefälle durch Anlegung von Fa­briken in nächster Zukunft (wo also das Volksvermögen noch nicht so sehr zersplittert seyn wird, als vielleicht in 6070 Jahren oder bei der Annahme von drei Millionen Menschen) zu hoffen wäre, möchte theilweise daraus ab­geleitet werden können, daß, würde jedes derartige Etab­lissement auch nur 100,000 fl. Anlagekapital erfordern, der 55fache Betrag des gegenwärtig muthmaßlichen Geld« vorrathes oder der vierte Theil des ganzen beweglichen und unbeweglichen Vermögens des Königreichs kaum hierzu hinreichen würde. Wir können dann zwar wohl vom Aus­lande Geld leihen, vermögliche Kapitalisten ins Land zie­hen rc., aber so lange das Ausland noch günstigere Ge­legenheiten bietet, wird man keine Lust bezeugen, unsere Wasserkräfte zu benutzen. In den wenigsten Fällen aber dürfte mit der Zunahme von Fabriken auch deren Renta­bilität angenommen werden; einzelne Fabriken können gute Geschäfte machen, während eine unverhälmißmäßige An­zahl zum Nachtheil aller wird; die Zuckerfabriken geben uns hiezu die triftigsten Belege. Die englischen, belgi­schen, holländischen und rheinischen Fabrikverbältnisse pas­sen so wenig für unsere Gauen, wie das Schweizervieh für unsere rauhen, mageren Bergweiden und versumpften Niederungswiesen. Verhältnisse bilden nicht allein den Menschen, sie bedingen zugleich auch dessen Lebensweise und Beschäftigung, daß erstere aber auf letztere oft sehr störend einwirken und uns das in ungemessener Weise ausgedehnte Fabrikwesen nicht immer als die sichere Basis des Nationalwohlstandes, als das sicherste Mittel, der ar­beitenden Klaffe Beschäftigung und Brod zu sichern, erbli­cken läßt, hierzu liefern in häufiger Wiederkehr öffentliche Blätter die traurigsten Belege. So lese ich z. B. aus dem Wupperthal im Preußischen vom 8. Nov. v. I.: Weber und Couleurfärber und was ihnen zubilft, werden fortwährend in Masse entlassen. Die nur halb beschäftig­ten Weber und Couleurfärber müssen hungern, und Hand­werker, Verkäufer und Miethherr harren vergebens end­licher Bezahlung entgegen. Dieses alles sind die Folgen der verkehrten Stellung, in welche die vereinsländische Industrie zum Auslande geschoben ist. Das Elend der Arbeiter, die Verlegenheit der Fabrikan­ten, die Flauheit des Betriebes wird aber um ein Großes sich steigern, so bald der neue Zolltarif ins Leben tritt.

Deßgleichen schreibt man aus Mühlheim am Rhein, daß dort Hunderte von Sammetstühlcn still stehen und die Arbeiter der öffentlichen Wohlthängkeit anheim fallen.

Aus Belfast in Nord-Irland wird gemeldet, daß alle Flachsspinnereien der Stabt und Umgegend, 27 an der Zahl, wegen zu geringen Absatzes ibrer Fabrikate die Ar­beitszeit und somit auch den Lohn ihrer 10850 Arbeiter um f/z verkürzt haben. Letztere verlieren dadurch wöchentlich 1620 Pfd. Sterling.

Aus Paisley m Schottland erfährt man, daß dort seit voriger Woche eine große Anzahl Fabrikarbeiter in Folge mangelnden Absatzes entlassen wurden rc. rc.

" Einzelne große Wohlhabenheit, bittere Armuth in Masse, sittliche Verwahrlosung im Allgemeinen, das sind, einzelne lobenswerthe Ausnahmen abgerechnet, die Haupt- Charaklerzüge größerer Fabrikvrte.

Nehme ich aber auch an, daß Fabriken in sehr gro­ßer Anzahl zum Vortheil des Landes gereichen, so darf doch auch weiter angenommen werden, daß die Besitzer