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den ist, so sollte keine Mühe gescheut werden, sich mit Setzlingen zu versehen, und wenigstens noch einmal so viel als sonst gewöhnlich anzupflanzen. Die Blätter geben im Herbst, die Wurzeln im Winter einen Haupt-Bestandtheil des Futters ab und wirken, namentlich die letzteren, ungemein auf den Milchertrag. Da ich die Behandlung dieser Pflanzen als allgemein bekannt annehme, so übergehe ich deren Beschreibung.
Im Nabrungsgcbalt zwar nachstehend, allein in der Masse sie fast erreichend, verdienen die weißen Rüben (Brach- oder Stoppclrüben) angesaet zu werden. Da die beschädigten Roggenäcker doch meistens abgefüttert werden müssen, so bietet sich auf ibnen gerade der taugliche Platz zu der bald vorzuncbmenden Ansaat dieser Rüben. Man rechnet auf den Morgen 1^ — 2 Pfund Samen, und es ist Fürsorge getroffen, daß weißer Nübsamen bei dem Orts» Vorstand eines jeden Orts abgelangt werden kann. Zu bemerken ist noch, daß diese Rüben sich nicht so lange halten, wie die übrigen Wurzelgewächse, und deßhalb vor diesen verfüttert werden sollten.
Bon hoher Wichtigkeit, und jetzt noch ganz zu em- pfeblen, ist die Ansaat von Frezfutter, wobei sich die Mischung von 3 Simri Wicken und 2 Simri Haber auf den Morgen als die beste Mischung bewährt hat. Kann man noch Erbsen oder Ackerbohnen beigeben, so vermehrt und verbessert dieß die Futtcrwasse, nur dürfte der Preis der letzter'.! Sämereien gegenwärtig zu hoch seyn.
In beschränkterem Maße schlage ich ferner den Anbau von Buchweizen vor, der, was sich in dem beschädigten Bezirke nur wenig findet, besonders einen warmen, ibätigen Sand oder lehmigen Sandboden verlangt. Die Anleitung zu seiner Kultur findet sich im Hohenbcimer Wochenblatt von 1347 Nr. 14, und im Schwäbischen Merkur vom 18. Mai 1847 Nr. 134.
Ein gutes Mittel zur Abkürzung der Futternotb bildet der Futterroggen; dieser schoßt, wenn er bald ge- säet wird, immerhin 14 Tage vor dem Klee und gibt dann eine sehr beachtenswertbe Futtermasse. Man kann ihn füglich nach der Ernte in die Winterfruchtsioppeln bringen, nur säe man ihn um 2 Vierling stärker per Morgen als den gewöhnlichen Winterroggen. Nächsten Sommer kann man nach ibm Kartoffeln oder sonst ein Wurzelgewächs bringen; zur Sommersaat wird es zu spät.
3) Behandlung der verdorbenen Wiesen und Futterfelder.
Ist das Gras von den beschädigten Wiesen abgebracht, so zeigt sich auf dem Nasen eine Lichte Schichte von Erde, Sand und Schlamm, welche der Admospbäre allen Zugang abschneidet, und da sie sich auch in das Herz der Pflanzen eingesetzt bat, mechanisch das Wachöthum bindert. Diesen Filz zu entfernen, muß daher vor Allem getrachtet werden, und zwar wird sich auf sämmtüchen Wiesen, die nicht zu naß sind, die Anwendung der eisernen Egge am besten empfehlen, weil mit Rechen, selbst mit eisernen, nichts gerichtet wird. Noch nötbiger ist Ließ bei den im Fruchtfeld gelegenen Luzernen- und Esperfcldern, denen auch in .andern Jahren diese Behandlung wesentlichen Nutzen bringt.
So viel ich sab, gebt das gleiche Abbringen des Grases von der Wiese nur schlecht, oft gar nicht und es bleiben ganze Büscheln von Halmen stehen, die verdorren und je
denfalls das Wachsthum des Oehmdes hindern. Diese mit der Sense zu nehmen ist unmöglich, mit der Sichel wird es auch kaum angeben; daher ich das einmalige schnelle Uebertreiben dieser Wiesen mit einer Schafheerde anra- khe. Der Schäfer wird sich hiezu aber nur dann verstehen, wenn ein starker Regen den Morast von dem Grase abgewaschen hat.
Sind die Wiesen nur streckenweise überschwemmt, so genügt es, diese Stellen fein zu hacken, darauf Heublumen zu säen und solche mit dem Rechen unterzubringen. Ein anderes Verfahren hat aber einzutreten, wo die ganze Wiese durch den Schutt bedeckt wurde. Hier handelt es sich um die Anlage einer ganz neuen Wiese.
Natürlich muß zuerst der Schutt so weit abgcfübrt werden, bis die Wiese von dem ober ihr liegenden Bewässerungs-Graben aus gegen den Entwässerungs-Graben unten ein Gefäll bekommt; bann wird mit den größern Steinen ein planirter Grund gelegt, der wegen seiner Durchlässigkeit namentlich für Wässerungs-Wiesen Werth hat. Auf diesen Steinkörper kommt feinerer Schutt und endlich, so viel man bekommen kann, gute Erde. Letzere wird wobl nur durch Abheben von Ackerrainen, Hügeln von andern Wiesen zu gewinnen sepn, da das Wasser sämmt- liches derartige Material fortgeschwemmt hat. Ist die Erde noch roh und unbebaut, so muß ihr vor der Grassamen-Saat eine starke Düngung gegeben und sie durch oft wiederholtes Eggen und Walzen mürbe gemacht werden, wie wenn man Salat säen wollte. Erst dann kann man auf schnelle und gute Berasung des Bodens rechnen.
Zur Mischung für Wässer-Wiesen eignen sich vorzüglich: Wicsenfuchsschwanz, englisches Raigras und Fio- ringras, weißer Klee, Wiesenplatterbse rc.
Im Juli und August wird dann der Grassamen ohne Ueberfrucht ausgcsäet und zwar reinen GraSsamen 20 — 25 Pfund auf den Morgen, oder blos 15 Pfund mit gleichzeitiger Aussaat von 2—3 Scheffeln Heüblumen. Der Samen wird eingeeggt und dann gewalzt. Der erste Schnitt sollte im Frühjahr um 8 — 14 Tage bälder als gewöhnlich genommen werden, weil das Futter sonst zu schmellig wird- Nach diesem ersten Schnitt ist cs gut, die Wiesen zu beweiben, denn unter dem Zahn des Sckafs geht die Bestockung am besten vor sich. Will man nicht weiden, so ist jedenfalls das Walzen mit einer schweren Walze geboten.
Einen schneller» Weg, die Berasung solcher neuen Wiesen hcrbeizuführcn, hat man durch das sogenannte Einimpfen des Rasens. Es werden dabei auf der neu anzulegenden Wiese Rasen-Abtheilungen, die von einem benachbarten Raine oder sonst woher genommen sind, in gewisser Entfernung von einander eingesetzt und die Zwischenräume angesaet.
Schließlich gebe ich den Rath, sämmtliche im Frühjahr 1847 angesäete rothe Klee- und Luzernäcker noch einmal mit des gewöhnlichen Samenquantums (per Morgen 10 Pfd. vom rothen Klee, 16 Pfund Luzerne) wieder nacb- zusäen, da durch das Flößen des Wassers die unter der betreffenden Ueberfrucht stehenden Kleepflänzchen ganz zugedeckt sind, und an ein Aufkommen derselben, namentlich beim rothen Klee, kaum zu denken ist, während diese jetzt wohl noch thunliche Nachsaat wenigstens daS Grünfutter für nächsten Sommer sichert.
Kirchberg, bei Sulz, den 7. Juni 1847.