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Der supplieirende Fluß-

Auf einer Reise nach PoitierS fuhr Napoleon eine? Tages am Clain, einem kleinen Flusse, vorüber, der längs der Stadt sich hinzieht. An jeder Krümmung des Flusses standen Pfähle, deren Inschrift die Blicke des erhabenen Reisenden auf sich zog; sie lautete: Ich langweile mich! ich langweile mich! In Poitiers angekommen, fragte Na­poleon, was diese sonderbare Inschrift zu bedeuten habe. Es ist eine Petition, antwortete der Maire, welche unser Fluß an Ew. Majestät richtet. Er langweilt sich, weil er nichts zu thun hat. Befehlen Ew. Majestät, daß man ihn schiffbar mache, und er wird munter und guter Dinge werden. Die Petition des Clain wurde gnädig vom Kaiser ausgenommen. Die Arbeit sollte sofort seinen An­fang beginnen. Aber die Ereignisse der Zeit verhinderten die Ausführung des Unternehmens und der Clain langweilt sich noch immer.

Dose und Strumpf.

Katharina II., Kaiserin von Rußland, sendete an Voltaire eine elfenbeinerne Dose, welche sie selbst gedrech­selt hatte. Diese Dose gab Voltaire zu einer lustigen Idee Veranlassung; nämlich, nachdem er von seiner Nichte einigen Unterricht empfangen hatte, schickte er der erha­benen Monarchin als Gegengeschenk ein paar weiße sei­dene Strümpfe, von ihm selbst gestrickt, begleitet von einer gelanten, in Versen ausgestellten Epistel, worin die­ser berühmte Dichter unter Anderm ihr zu wissen that: Nachdem er - aus ihren schönen Händen eines Mannes Werk von einer Frau gefertigt erhalten hätte, so bäte er Ihre kaiserliche Majestät, einer Frau Werk, von Männerhänden geschaffen, gleichfalls anzunehmen.

Gemeinnütziges

Vollkommene Kultur der Endivienpflanze.

Um guten Samen zu erziehen, sucht man die grause- sten Stauden aus, durchwintert und seht sie im Früh­jahr 1 1^/2 Fuß von einander entfernt auf das best­möglichste Erdreich. Der Same gelangt im Juli zur Reife, seine Zeitigung ist an der Braunwerdung der nickt aufspringenden Samcnhülsen zu erkennen. Er ist sechs Jahre lang keimfähig. Die erste Aussaat des Samens geschieht im Mai, die zweite im Juni, die dritte im Juli in lockeres und fettes und gut bearbeitetes Erdreich. Die ausgehenden Pflänzchen begießt man, weil sie bei warmer und trockener Witterung leicht auStrocknen Sobald sic einige Blätter getrieben haben, verpKanzt man sie einen Fuß weit entfernt in gut gedüngte Erde und gießt sie ein. Auf diese Art.wachsni die Pflanzen erfreulich fort. Sind sie gehörig groß, so müssen sie gebleicht werden, um sie genießbar zu machen. Beim Bleichen nimmt man die Blätter oben locker zusammen, und bindet sie mit Bast u. dgl. ein. Hiedurch gewinnen die inneren zarten Blät­ter eine gelbe Farbe und werden weicher. Das Binden ist bei trockener Witterung vorzunehmen, und der Ver­band dauert einen Monat lang. Will man jedoch daS Bleichen beschleunigen, sc häufle man die gebundenen Pflanzen rund herum an, daß kaum die Spitzen der Blat­ter zu sehen sind, oder man stürzt leere Töpfe über sie. Eine andere Art des Bleichens geschieht wie folgt: Man setzt die Stauden in eine tiefe grabenförmige Grube, be­

deckt diese mit Brettern und legt über dieselben nach eini­gen Tagen eine Schichte Pferdcmist. Oder man setzt die Stauden im Keller in Sand, nachdem man sie geputzt hat, bindet sie auf besagte Weise, oder bängt sie in ganzem Zustande sammt ihren Wurzeln an der Decke auf, wodurch sie sich bis zum Frühjahr ganz gut halten, und dann, ins freie Land gesetzt, wieder frisch fortwacbscn. Zur Benü­tzung als Gemüse oder Salat sind bekanntlich nur die inneren gelben und weichen Blätter brauchbar. Die kleine krause Endivie wird wegen ihrer schönen Köpfe am häu­figsten gebaut. Sonst gibt es noch verschiedene Arten, als: die breitblätterige, deren Blätter länglich rund und am Rande gezäbni sind; die große krause, mit gleichsam gefiederten Blättern und etwas breiten Lappen re.

Neues Mittel, Obstbäume zum Fruchtan­setz e n zu bringen.

Man stößt mit einer Mistgabel, welche starke Zin­ken hat, innerhalb des Wurzelbereiches des Baumes in gegenseitigen Entfernungen von 1 hlz Fuß Löcher in den Boden, und gießt in diese eine Auflösung von 12 Lokh Salpeter in 12 Quart Wasser. Sollte nach dem Anse­hen der Baum unfähig erscheinen, die Früchte zur Voll­kommenheit zu dringen, so kann man folgende Mischung auf gleiche Weise benützen: 4 Quarr Blut, 4 Quart Was­ser und 2 Loth Pottasche werden gut durch einander ge­mischt: wenn sich die Mischung abgeklärt hat, wird die klare Flüssigkeit abgegosseu, noch mit einer gleichen Menge Wasser verdünnt, und alsdann in die, wie oben, um den Baum herum gemachten Locher gegossen. Ein anderes Mittel, Baume zum Frnchtansehen zu bringen, besteht darin: daß man die Sommertriebc im August niederknickt, und dann später im Herbst ganz zuruckschneidcr. Der Saft wird dadurch zuruckgcdrängt und die Bäume setzen mehr Tragknospen an.

Wöchentliche Frucht-, Brod-, Fleisch-, Viktualien- und Holz - 'Preise.

Nagold, den 7. Nov. 1846.

Frucht-Gattungen.

! Mittelpreis.

Verlauft

wurden:

Erlös.

Dinkel, alter, . .

1 >Lch.

fl.

kr.

Schfl.

Sr.

s.

kr.

Dinkel, neuer, . .

10

9

63

843

27

Kernen....

23

4

92

Haber ....

6

31

6

39

-

Gersten. . . .

14

56

13

2

H3

46

Mühlfrnchk . .

Waizen....

. 1 Sr.

-.

Bohnen . . .

-

Roggen . . .

.

2

24

6

14

24

Wicken ....

.

Erbsen....

. »

Linsen ....

Linsen-Gersten .

Rvggen-Waizen.

-

-

4 Pfd. Kernenbrod 20 k 4 «schwarzbrod 18 t Weck -4L.Q. 1 1 Pf. Ochsenfleisch 8

Rindfleisch . 7 Kalbfleisch . 7 Hammelfleisch 6 Schweinefleisch, nnabgezogen 11 abgezogen . 10

IPf.Sckiw.Sckim. 28 kr. 1 Rinvschmalz 26 1 Butter. . 19 1 Lichter, gcg. 22 1 » gez- 20

1 Seife . . 15 Bödsciten, 1" breit: raube . . 4043

balbsaubere . 48 ^ blinde . . 1 fl. S »

Bretter, 1'br.2636kr.

g10" br. 19 » Rahmenschenkel14-1S . Latten. . . 58 . Kl. Buchenholz: vr. Achse 15 fl. . geflößt . 15S. .

Kl. Tannenholz: vr. Achse 9K- , geflößt . SS-tr.

Redigirt, gedruckt und verlegt von G. Zaiser.