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Nachträgliche amtliche Erlasse.

Nagold. F r e u d e n st a d t. Horb.

Die Ortsvorsteher werden hiemit aufgefordert, die in der Nr. 50 des Regierungs-Blatts erschienene K. Verord­nung vom 22. d. Mts., betreffend den Ausgangszoll von dem über die Zollvereinsgränze ausgehenden Getreide und von Hülsenfrüchten, sogleich ihren Amtsuntergebenen bekannt zu machen und die geschehene Bekanntmachung in dem Publikationsbuch oder dem Schultheißenamts-Protokoll vorzumerken. Den 29. Oktober 1846.

Vät. Oberamtmann Dase r. Die Königl. Oberämter.

ellschafter.

Württembergische Ehronik.

Ulm, den 22. Oktober. Wir haben hier zwei Tage hintereinander daS interessante Schauspiel gehabt, daß zwei Bierbrauer aus freiem Antriebe große Quantitäten abgestandeneSBier laufen lassen mußren, um wenig­stens'moch die Malzsteuer zu retten, die in solchen Fällen zurückerstattet wird. Dem Einen, der über 250 Eimer ablaufen ließ, erwächst dadurch ein Verlust von nahezu 7000 Gulden.

Olga und Katharina.

(Nachträglich.)

Auf den Einzug der Kronprinzessin Olga von Württemberg, K. Hoheit, in Stuttgart.

Ihr schlug ein warmeö Menschenherz; Als einst die Erde barg den Segen, Da half die Gute allerwegen:

>Lo sey gegrüßt von unser» Liedern! Vertrauen lauchzt in den Gemächern Entgegen Dir, o Fürstenbraut! Doch daß sich auch ein ernstes Sinnen Selbst bei der Freude mag gewinnen, So tönen unsre Wünsche laut. Daß sich in meinem Sange lüften Die Pforten von des Todtes Grüften, O das verzeihe, Fürstenkind!

Ich will ein Bild aus früher» Tagen Vor deine Blicke sehnend tragen, Auf das der Ehrfurcht Thräne rinnt.

Der Mangel floh, es schwand der Schmerz.

Im sesgen Gattenbund, im unge­trübten.

Mit Wilhelm, ihm, dem Viel­geliebten ,

Vergaß sie nicht der Geister Wohl: ES ward gesä't in ihrem Namen Der reichlichen Erkenntniß Samen. ,! Von Dank des Volkes Brust erschwoll.

Sey gleich der sel'gen Blutsver­wandten, möcht' es dem Geschick gefallen.

Die einstens auch aus Nordens ^ Daß einstens in desNachruhmSHallen, Landen Wenn man von Volk und Fürsten

Zur neuen Heimath nahm den Zug,! singt,

Katinka gleich auf Schwabens'Auch Karl'S undOflga's Namen Throne, > tönen

Die auf dem edeln Haupt die Krone Zu der Geschichte fernsten Söhnen, Mr sich nicht, für das Voll nur trug. Wie Wilhelm und Katinka

In hohem, treuen Fürstensinne Umfaßte Sie das Volk mit Minne,

klingt!

I. F. C. Hähl.

hi ^

Tags - Nerrigkerte».

x>ie Stadtbehörden in Berlin treffen mancherlei Anstalten für den Winter. In allen größer» Straßen soll eine Suppenanstalt errichtet werden, aus welcher theils unentgeltlich, theils gegen Bezahlung von 4 Pfennigen für die Portion Suppe abgegeben wird. In jeder Straße soll zugleich auf Kosten der Sradt eine Stube geheizt wer­den, wo die Armen ihre Suppe essen und auch sonst auf­halten können. Ferner sollen 2000 Mispel Kartoffeln im Auslande angekaust und theils vertheilt, theils ver­kauft werden.

In Irland wurde kürzlich ein Mann, der Vorla- dungsbefehle wegen Pachtschulden austrug, vom Volk mir Steinen todk geworfen.

In Irland siehtS immer bedenklicher aus, die Noch

§ wird immer größer; die Regierung schafft Arbeit und Brod, aber es reicht nicht für so viele Hungernde; in Irland, sagt eine englische Zeitung, verhungern jetzt selbst die. gel in der Luft. Uebcrall hört man von Brod-Tumulten.

Die Sängerin Jenny Lind kam vor 8 Tagen in Darmstadt an, sang dreimal, erhielt dafür jedesmal 1000 Gulden und fuhr mit ihren schnell verdienten 3000 Gul­den in gutem Gold lustig zum Thor hinaus, um ander­wärts gleiche Ernte zu halten. Von Frankfurt hat sie gar 7000 Gulden für sieben Abende mir weggenommen.

Ein Arzt in Ungarn hat eine vegetabilische Fieber­tinktur erfunden, die er unter dem Namen indianische Tro­pfen anwender, und die in Fieberkrankheiten sehr gute Dienste rhun soll. Die österreichische Regierung hat die Sache für wichtig genug gefunden, einen Militärarzt hinzusenden, um zu sehen, was an dem Mittel ist.

Die großen Mächte haben beschlossen, das KriegS- seuer in der Schweiz ausbrennen zu lassen, doch cs in der Nahe zu beobachten. Frankreich, Oestreich und Sar­dinien besetzen die Grenze um Genf und sehen zu, was da drinnen werden will. Wird» zu arg, so werden sie wohl näher treten. Die englischen Blatter wenigstens er­klären, man müsse den demokratischen Geist der Schwei; mit starkem Arm Niederdrücken. Inzwischen rüsten sich die katholischen Kantone zum Krieg gegen die übrige Schweiz. Der Kriegsrath ist berufen und man will sechs Offiziere von dem König von Neapel borgen. Selbst das Brod schneiden die Schweizer einander brüderlich nicht vor, sondern ab. In Bern und Genf ist die Ausfuhr nach Freiburg und Luzern verboten worden.

In Griechenland hat sich der Minister des Kriegs und des Innern, General Landos, erschossen.

Vor einigen Tagen fand man iu Köln eine alte Wittwe mit unzweifelhaften Anzeichen gewaltsamer Töd- tung leblos in ihrem Keller liegen. Als der That aus Habgier verdächtig ist einer ihrer Söhne, auf dessen Schlaf­zimmer sich auch mehrere der Getödteren gehörige Pretio­sen vorsanden, nebst seiner vermuthlich mitschuldigen Frau zur Haft gebracht worden.

In Gvrz, in Oestreich, ist kürzlich ein trauriges Ereigniß vorgekommen. Eine große Menschenmenge wollte, um einer Truppenparade beizuwobnen, eine Schiffbrücke passiren, welche die Last nicht ausbielk, umstürzte, und eine ausserordentliche Anzahl Menschen in die Fluchen mit sich riß. Die Gerüchte sprechen, hoffentlich übertrieben, von 53 Jägern und 40 Personen aus dem Bürgerstande, die auf diese Art ihren Tod gefunden hatten.

Am 17. Oktober gericthen die Leute zu Bourgoin in Frankreich in die größte Bestürzung wegen eines Regens,