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Wenn eine Briefträgerin täglich zahllose Treppenstufen steigen muß, um jedem EmP- änger ordnungsgemäß seine Postsachen zuzu- tellen, ist die Frage berechtigt: Muß das so ein? Und man darf darauf antworten: Nein, ofern an der Tür eines jeden Hauses Brief­ästen angebracht sind, spart die Briefträgerin wertvolle Kräfte.

Ein anderer Fall: Ern freudiges Erlebnis hei einem deiner Bekannten veranlaßt dich dazu, ein Glückwunschtelegramm zu senden. Gestatte die Frage: Muß das so sein? Nein, denn in heutiger Zeit sollten Telegramme nur in wichtigen und dringenden Fällen aufgegeben werden. Zweifellos kannst du deine Glückwün­sche auch brieflich übermitteln, ohne daß sie dadurch an Herzlichkeit verlieren.

Und nun dies: Der NSV.'Blockwalter hat schon einige Male bei dir vorgesprochen, u»p die NSV.-Beiträge zu kassieren und e'ne Familienfreistelle für ein Ferieukind zu wer­ben. Er hat dich bisher nicht angetrosfen, weil du berufstätig bist, Besorgungen machtest oder verreist warst. Ja alsoMuß das so sein? Wenn du die Beiträge bei einem Nachbarn hinterlegst und diesem mitteilst, daß du bereit bist, ein Ferienkind aufzunehmen, erfährt es der Blockwalter schon und muß nicht etliche Mal« den Weg zu dir umsonst machen.

Prüfe jederzeit, ob dies und jenes so sein muß, um zu erkennen, daß manches bei rich­tigem Denken anders nämlich besser sein kann.

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Hochzeit des Vauernjahres

Die ersten Erntewagen sind schon lange ein- gefahrcu. In dem erhöhten Arbeitseinsatz unse­rer Tage hat der Städter dies kaum wahr- aenommen. Daß der Nachbar, der noch eine kleine Landwirtschaft draußen hat dort, wo die Stadt mit ihren Häusern und Straßen aushört, das Tor seiner Scheune tagsüber weit offen­stehen hat, hat er nicht bemerkt. Wenn er aber jetzt am Abend einen kleinen Gang vor die Stadt macht, sieht er zwischen den Ährcnfeldern schon die ersten Stoppelfelder. Die Ernte ist im vollen Gang; und sie wird nun anhalten bis spät in den Herbst hinein. Das bäuerliche Jahr ist wieder in eine seiner Hochgezeiten getreten, und der Städter, der am Feierabend zwischen den reifenden Feldern, den Erntegarben und den ersten Stoppelfeldern gebt, gedenkt dank­baren Herzens des Fleißes und der Bodentreue unseres Landvolkes, das mit nimmermüden Händen wieder unsere Ernährung sicherstellte und damit seinen großen Beitrag zur Errin­gung des Sieges gab.

Oachreparaturen werden zentral gelenkt

In einzelnen Städten haben bereits vor Jahr und Tag die Obermeister einen vorbildlichen Re­paraturdienst organisiert. Jetzt ist eine einheit­liche Anweisung für das ganze Reich vom Retchsinnungsmcister des Bauhandwerks über dir Ausführung von Dachreparaturen ergangen. Zum Nachweis von Reparaturbetrieben an die Verbraucher und zum Ausgleich der Rtpc.ratur- belastung der Betriebe sind bei den Innungen Dachdecke r-Revarat » rdien sie einaerickle« worden. Alle Aufträge lausen künftig über den für jeden Bezirk als Obmann bestellten Dachdecker­meister, der die Arbeiten von Fall zu Fall an die Ihm angeschlossenen Betriebe verteilt. Ein unmit­telbarer Verkehr von Kunden, und Dachdeckermeister findet also nicht mehr statt. Nur durch eine der­artige rationelle Organisation ist die Bewältigung der Reparaturarbeiten gewährleistet. Dabei dürfen selbstverständlich nur Arbeiten vorgenommen wer­den, die der Erhaltung der Substanz dienen. Schkn- deitsreparaturen find ansgeschlossen, Regenstellen dürfen behoben, Dichtungen gegen Feuchtigkeit aus­gebessert werden, aber das Umdecken oder Er- aeuern von Dächern ist verboten. An erster Stelle steht die Behebung von Flieger- und Flakschäden, dann kommt die Beseitigung von Gefahrstellen an den Deckungen und schließlich behelfsmäßige Be­seitigung von Regenstellen, soweit das zur Erhal­tung der Bewohnbarkeit nötig ist.

Pakete für unbekannte Soldaten ,

Nach Auflösung der bisherigen Liebcs-Gaben- Sammelstellen in den Wehrkreisen übernehmen nunmehr die Wehrmachtbriefstellen sowie die Ma­rinebriefstellen die Verteilung der Pakete für un­bekannte Soldaten. Als Liebesgaben sind hierbei zu verwenden Pakete und Päckchen, die ohne nähere Bezeichnung des Empfängers für die Wehrmacht bestimmt sind, z. B. Liebesgaben für die Wehrmacht, für eine Feldeinheit, für einen unbekannten Soldaten, ferner Gegenstände aus un­einbringlichen oder beschädigten Sendungen, die den Wehrmachtbricfstellen durch die Rückbriefstellen der Reichspost zugehen und endlich der in der Wehrmacht verwendbare Inhalt solcher Feldpost­pakete und Päckchen, die den Wehrmachtbriefstellen wegen fehlerhafter Anschrift zugeführt werden und sich als unanbringlich erweisen. Die Wehrmacht- hriefstellen werden den persönlichen Inhalt solcher Sendungen, etwa Urkunden, Familienandenken, Briefe, Tagebücher, Mitteilungen usw. in der ur­sprünglichen Verpackung, mit einem entsprechenden Vermerk, den Rückbriefstellen zuleiten, damit wei­tere Nachforschungen nach dem berechtigten Adres­saten oder Absender durchgeführt werden könneil. Im übrigen verteilen die Wehrmachtbriesstcllen die auf den genannten'Wegen zu ihnen gelangenden Liebesgabe» auf die in ihrem Bezirk.beheimateten Feldtruppentcile und Lazarette.

Anfälle in der Küche

vsx. Man hört und liest inimer wieder davon, daß vorwiegend in der Küche Kinder durch Ver­brennung und Verbrühungen schwer ver­letzt wurden, und daß viele solche Unfälle tödlich »erlaufe» sind. Jede Mutter sollt« daher in der

Küche größte Vorsicht walten lassen und Töpfe und Kannen mit kochendem Wasser nicht in die Reichweite von Kinderhänden stellen. Am beste« ist es natürlich, die Kinder überhaupt nicht ohne Aussicht in der Küche z« lassen, denn Verbrühung und Verbrennung sind niH me einzigen Gefah­ren, bi« dem Kind in der Küche drohen.

Wie leicht kann es an Zündhölzer aber son­stiges leicht brennbares Material kommen, wie stark ist die Versuchung, ein Feuerlc zu machen! Schon mancher schwere Brandschaden ist durch zündelnde Kinder entstanden. Manche Kinder basteln auch mit Vorliebe am Gasherd herum. Durch unvorsichtiges Drehen am Gashahn kann die Gefahr einer Gasvergiftung entstehen. Darum muß man den Gaszufuhrhahn schließen, wenn nicht gekocht wird. Manche Frauen bewahren auch die Flaschen, in denen sich Salzsäure. Schwe­felsäure, Wasserglas oder andere Elfte befinden, nicht sorgfältig genug auf, so daß spielende Kin­der diese Flaschen in die Hände bekommen Zer­bricht einmal eine solche Flasche, so sind im Ru die kleinen Hände schwer verätzt. Noch schlimmer ist es, wenn das Kind aus solchen Flaschen trinkt. Besonders groß sind die Gefahren für das Kind in einer Wohnküche, in der sich das gesamte häusliche Leben abspielt. Darum kann den Müt­tern nur immer wieder zu größter Aufmerksamkeit nnd Achtsamkeit geraten werden.

Luftfchäden und Arbeitsentgelt

Nach der geltenden Regelung haben die Gefolg­schaftsmitglieder eines wegen der Folge feindlicher Fliegerangriffe vorübergehend aussetzenden Be­triebs für weitere 14 Arbeitstage nach Ein­tritt des schädigenden Ereignisses Anspruch auf ihr Entgelt gegen den Betriebsführer. Der Betriebsführer erhält diese Aufwendungen vom Arbeitsamt erstattet. Auch eine über vierzehn Tage hinausgehende Vergütung und Erstattung des Lohnausfalls ist möglich, und zwar durch Etnzel- entscheidung des Präsidenten des Landesarbeits­amtes. Andererseits würde jedoch nach geltendem Recht mit Ablauf des vierzehnten Arbeitstages nach dem schädigenden Ereignis in der Regel bas Ar­beitsverhältnis. wenn die Arbeit im Betrieb nicht wieder ausgenommen werden kann, erlöschen. Da­mit entfiel dann jeder Anspruch auf Arbeitsentgelt oder aus Erstattung. Um auch hier die betroffenen Gefolgschaftsmitglieder vor Nachteil zu bewahren, hat der Generalbevollmächtigte nunmehr den Präsi­denten des jeweils zuständigen Landesarbeitsamtes ermächtigt, in derartigen Fällen das Arbeitsverhält­nis nicht eher erlöschen zu lassen, als bis die un­umgänglichen Besorgungen des Gefolgschaftsmit- gliedes erledigt sind. Bis dabin bleiben Ver­gütungsanspruch und Erstattungsanspruch aufrecht­erhalten.

II» ItilVT«

Der Kündigungsschutz für Miet - und Pacht- räume ist bis zum 30. September 1S45 verlängert worden.

Für die Dauer des Krieges können Teile von Dienstwohnungen unter gewissen Voraus­setzungen untervermtetet werden.

I« vergangene« Iah« wurden noch 3784 F ü «erscheine entzogen und 1030 beantragt«> rerscheine versagt. Rund 2600 Führerscheine mus ten wegen strafbarer Handlungen entzogen werde«, darunter eine beschämende Tatsache auch 44S wegen Trunkenheit I

Erholungsurlaub in Form von Gemeinschafts- Urlaub (Betriebsferien) bedarf der Genehmi­gung des zuständigen Reichstrcuhänders. Im all­gemeinen ist die Einführung von Betriebsferien wegen Gewährung von Sonderurlaub für die aus­ländischen Arbeitskräfte nicht erwünscht.

Altensteig. Die Führer im neuen Stamm VI Altensteig (früher V) waren am vergangenen Samstag anläßlich eines Appells in der Ju­gendherberge versammelt. Der K.-Bannführer erläuterte der Führerschaft ihre Aufgaben in den kommenden Monaten.

Ein neues Prestlingsbeet wird angelegt

Unser Calwer Gartenfreund gibt folgenden praktischen Rat

Die günstigste Zeit dafür ist der August, auch noch der September. Herbstpflanzungen haben den Vorzug vor Frühjahrspflanzungen, daß die Kulturen sich kräftiger entwickeln und außer­dem im ersten Jahr schon einen Ertrag liefern. Doch" mutz der Boden dafür zugerichtet sein: gründliches Umspaten (Rigolen) ist nötig; denn die Prestlinge sind Tiefwurzler. Eine kräftige Stallmistdünaiing ist angebracht; außerdem eine Vorratsdüngung in Gestalt von Handels­dünger (Patentkali und Thomasmehl).

Die Anordnung der Reihen sowie die Grup­pierung der Pflanzen innerhalb der Reihen kann so oder anders erfolgen. Wer guten Boden hat und ihn richtig ausnützen will, kann in den ersten beiden Jahren die Reihen enger setzen; haben sich nach zwei Jahren die Pflanzen star. entwickelt, dann wird jeweils die erste bzw. dritte Reihe ausgebrochen, damit für die übri­gen Pflanzen Raum geschaffen wird. Die aus­gebrochenen Pflakizen können mit Ballen anderswohin versetzt werden; durch häufiges Gießen gehen sie bald ein. Niemals sollten Erd­beeren so nahe gepflanzt werden, daß ein Tep- , pich entsteht; dadurch würde das Lockern, Jäten ! und Düngen erschwert; auch nisten sich Schäd- ! linge aller Art ein. ' !

Prestlinge wollen das ganze Jahr hindurch ^ richtig behandelt fein. Da sich nach der Ernte die neuen Blütenanlagen bilden, müssen durch ' Düngung große Nahrstoffmengen zugeführt werden. Unmittelbar nach der Ernte also eine schnellwirkende Düngung (Jauche oder Dung­guß aus Kunstdünger). Der Boden muß ge­lockert werden; er wurde während der Ernte festgetreten. Ausläufer werden abgestochen; da und dort wird ausgelichtet. Nach der Sommer­düngung wird der Boden zwischen den Reihen am besten mit verrottetem Stallmist abgedeckt, womöglich so stark, daß er für den Winter als Frostschnh wirkt. ö.

Nagolder geschichtliche Kleinigkeiten

Von Oswald Rathmann

^ Altensteigs erster Frachtmarkt 1824

Amtmann und Stadtrat zu Altensteig ver­öffentlichten mit Freude unterm 22. Juli 1824 das Resultat ihres ersten Fruchtmarktes, um den sie so lange kämpfen mußten. Da konnte man denn lesen:Der am 24. Juni erstmals abgehaltene Fruchtmarkt ist ganz nach Wunsch ausgefallen. Gegen 750 Scheffel Frucht nach Rauhem berechnet, wurden hieher gebracht und in kurzer Zeit bis auf 70 Scheffel verkauft. Der Bauer Freiberger von Niederreuthin hat 50 Scheffel und der Bürgermeister Bernhard von Baisingen hat ebenfalls 70 Scheffel hieher- geführt, und jeder von diesen hat das bestimmte Prämium mit einem Kronenthaler erhalten. Der nämliche Freiberger von Niederreuthin hat per Scheffel 4 Gulden 36 Kreuzer gelöst, also am meisten und dafür ebenfalls einem- großen- Thaler bekommen. Schultheiß Feißr von Besenfeld hat 50 Scheffel Frucht erkauft und als d?r höchste einen kleinen Thaler Prä­mium erhalten. Diese 50 Scheffel ließ der Frei­herrlich von Münch'sche Hausvoigt von Günd- ringen auf einem Wagen hieherführen. Auch der Viktualienmarkt wurde zahlreich besucht und in einer einzigen Stunde waren alle Viktua- lien verkauft. Verkäufer und Käufer waren zufrieden und gingen vergnüglich nach Hause".

Nagold, beschrieben vor 100 Jahren

Vor genau 100 Jahren, Anno 1843, erschien in Stuttgart Rudolph Mosers:Beschreibung von Württemberg", ein fleißiges Merkchen, in dem wir heute einmal - nachschlagen wollen, was cs über unsere Heimatstadt zu berichten wußte. Dort lesen wir:Nagold, eine Stadt im Schwarzwaldkreis, hat mit Rössenbach 2397 Einwohner. Sitz der Oberamtsstellen, eines evangelischen Decanats- und Postamts(!), so wie eines Revierförsters. Liegt in einem tiefen Thale des Schwarzwaldes an dem Flusse Nagold und hat viele Tuchmacher, so wie eine Kartetschenfabrike; ein Bad und ein altes über der Nagold befindliches Bergschloß und einen königlichen Holzgarten. Viehzucht und Feldbau sind unbeträchtlich, die Einwohner leben daher größtentheils von städtischen Gewerben, die hauptsächlich in Gerberei-, Wollen- und Zeug­arbeiten bestehen. Besonders wird mit den hier verfertigten gewöhnlichen Tüchern ein starker Handel ins Ausland getrieben. Das Schloß stand oberhalb der Stadt auf einem Vorsprung des Gebirges, um welches sich die Nagold her­umwendet; gegenwärtig siehl man noch Ruinen

»r.o » n von

desselben. Es hat, wie die Stadt selbst, ehemals den Grafen Hohenberg gehört, und wurde 1645 von den Baiern eingenommen. Nagold ist sehr alt, und kommt' schon 773 vor; 1005 verschenkte Kaiser Heinrich die dem Reiche heimgefallenen Güter zu Nagold an das Kloster Stein am Rhein. Der Bischof von Constanz incorperierte 1386 diesem Kloster die Kirche zu Nagold, die es bis dahin zu versehen hatte. Stadt und Burg theilte die Schicksale der Herrschaft Nagold. Uebrigens war hier auch ein Dominicaner- Frauenkloster, das 1477 reformiert wurde. Bis 1551 wurde am Schloßberge Wein gebaut. Im Jahre 1726 wurde in geringer Entfernung von der Stadt an einem Bache ein Gesundbrunnen entdeckt, und 1728 mit einem Badhaus ver­sahen; jedoch immer nur wenig gebraucht.

^Ein Steckbrief aus Altensteig vom Jahre 1793 r»

Vor grad 150 Jahren hatte Altensteig seine Sensation. Wir erfahren davon durch einen Steckbrief, der in seiner Art interessant genug ist, um hier wieder einmal hervorgeholt zu werden. Dort heißt es:Der bisherige hiesige Forstschreiber Heimstätt ist heute Nacht ver- muthlich wegen gemachten beträchtlichem Kas­senrests ausgewichen. Derselbe ist etliche und dreißig Jahre alt, ohngefähr sechs Schuh groß,' rothlechten Angesichts, hat gelbbraune Haare und einen ziemlich dicken Hals, auch Zahn­lücken. Er hat drei Kleider bei sich; ein schwarz tuchenes mit Gold gesponnenen Knöpfen und einem goldbestickten Kragen, so beiderlei aber auch mit schwarzem Tafsent überzogen werden können, daß das Kleid ganz schwarz wird; ein blautüchenes mit Stahlknöpfen; und ein grün- lecht tücheneZ mit gelben Knöpfen, dergleichen einen stahlfarbenen ins grünlcchte fallenden Ueberrock mit dergleichen Knöpfen, schwarz und gclblederne Hosen und Stiefel mit gelben Klappen; auch führt er als Kaiserlicher Nota- rius ein Diplom bei sich und hat einige Kennt­nisse vom Mahlen, daß er sich also' vielleicht für einen Mahler ausgeben möchte. Alle inn- und ausländischen Obrigkeiten werden daher unter Anerbietung des rsciprooi geziemend ersucht auf diesen Flüchtling gnau zu fahnden solchen auf Betreten handvest zu machen und gegen Kostenerstattung Wohl verwart an hie­siges OLeramt einliefern zu lassen. Altensteig, oen 5. September 1793".

Ob sie den Mann erwischt haben, ist leider nicht festzustellen. Eine Schönheit war der flüch­tige Herr Forstschreiber gewiß nicht, wie man aus dem Steckbriefe ersehen kann.

<28. Fortsetzung)

Hugs Stimme schien den Irren zu beruhigen, denn er horchte auf. Der furchtbare Ausdruck in seinen Zügen milderte sich auf. Cr machte krampf­hafte Anstrengungen, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, doch es gelang ihm nicht. Sobald er einen Blick auf das Wasser oeworken. klammerte er sich angstvoll an Hrm, dann raunte er, das, es dem jungen Fischer eiskalt über den Rücken lief:

Da liegt sie im Wasser... sie will nicht un­tergehen, sie will nicht, aber das Wasser zieht sie an ihrem Kleid, immer mehr, immer mehr, und nun mutz sie hinunter, sie muß und darf nicht mucksen, haha meine Faust ist hart wie Eisen

und der Mand scheint und jetzt siehst da die Hand in diesem Silberlicht, siehst du sie? Sie

winkt mir, komm mit-nein, nein, ich will

nicht, ich will doch nicht!"

Hug packte eiskaltes Entsetzen. Mit beiden Hän­den griff ngch dem Torschreiber und schüttelte ihn hin uno her.

Kamm zu dir! Hast du so viel getrunken, daß du nicht weißt, was du sprichst? Cs ist Heller Tag und kein Mondschein."

-..Ja, ja", sagte er,ja. ja, du bist es, Hug, jetzt erkenne ich dich. Wo hast du so lange ge­steckt?^ Dann kichcrte er wieder:

Fein aufgehoben ist dein Bruder. Cr muß exerzieren und wenn er ausreißen will, muß er Spießruten laufen, hahaha das wird dem Jörg gefallen "

Hug stöhiiie laut auf:Hätte ich's doch nie ge­tan'"

Getan! Getan!" schrie der Tarschreiber.Ich wollte es ja auch nicht, aber sie stand auf und bedrohte mich, da schlug ich zu und dann, und dann da ist wieder ihre Hand, und das M-"d- licht tanzt aus dem Wasser. Du sielst es mir nicht."

Um Gottes Willen, van wem sprichst du denn» Torschrciber, ich verstehe das alles nicht. Warum bist du nicht am Tarhaus?"

Ich bin dach da. Keiner kommt aus den Markt, der nicht seine Steuern bezahlt hat seine Steu­ern ich passe auf"

Mit dir ist nicht zu reden, du bist vollständig betrunken und hast den Bierie -st l in dir. Die Mutter hat mir einmal daran c llt. Daß es aber so schrecklich ist, habe ich mirä-hk vorstellen können."

Tie Mutter", lachte der Torschreiber,hahaha

die ist ja da im Wasser und winkt uns: komm, komm!"

Jetzt stehst du auf, Torschreiber, und ich bringe dich nach Haus."

Nein, nein, nicht dahin, ich muß hierbleiben, die Mine läßt mich nicht fort. Und der Kommis- sarius hat lange Arme. Cr soll mich aber nicht greifen, ich will es nicht, und die Mine leidet es auch nicht."

Der Torschreiber, in dem Wahn, Hug wolle ihn verlassen, griff kreisctiend mit beiden Händen nach ihm und hielt ihn fest: darfst auch nicht fort, du gehörst zu uns. Die Alte im Fischerhaus hat dir nichts zu sagen."

Laß doch den Unsinn, Schauer. Wenn du hier­bleiben willst, so tue es. Ich muß meiner Arbeit nachgehen. Die Mutter muß leben und ich ich habe viel gutzumachen."

Nun wollte sich Hug energisch befreien. Da brach es wie wie eine Sturzwelle über die Livpen des Torschreibers:Wenn sie es wüßte, die Alte, hahaha wie eine dunkle Frau in das Fischer­haus geschlichen ist! Unter ihrem Mantel hielt sie ein Kind verborgen, das warst du, Hug! Und der Fischer Sabin lachte, daß zwei Buben in der

Wiege lagen, hahaha, so ein Tropf-die

Mine war den Hug los und ich auch-aber

sie war hartnäckig die Mine, und Schuld bindet fester als alle Gelöbnisse. Man kann nicht mehr voneinander los. Und dann kommt der Haß hin­zu, der Groll, daß man sich nicht mehr freimachen kann. Und wenn es dann Nacht ist, und einem allerlei Stimmen ins Ohr raunen, wie leicht und bequem alles ist, dann geschieht es, daß man diesen Stimmen gehorcht und die Schuld wird größer und zuletzt zuletzt frißt sie einen auf. Hörst du", schrie er,zuletzt frißt sie einen aus! Ich bin dein Vater. Schüttle nicht den Kopf, ich halt dich fest und die Mine auch, ich bin dein Water, nicht der Fischer Sabin."

Hug hatte sich losgerissen, stand da, und sah den Tarschreiber entsetzt an. Dann sprang er wieder aus ihn zu, riß ihn mit unwiderstehlicher Gewalt empor und stöhnte:Bei allem, was dir noch hei­lig ist, sag, daß du gelogen hast!" '

Der Torschreiber, der wieder einen lichten Au­genblick hatte, entgegnet«:Ich habe nicht ge­logen, diesmal nicht. Du kannst mir nicht verden­ken, daß ich jetzt im Unglück das, was mein ist, an mich raffe. Du gehörst zu mir. Das hast du mir oft bewiesen, wenn du zu mir kamst. Wenn du davon sprachst, wie sehr du den Jörg hassest"

Das ist ja alles nicht wahr. Das habe ich mir nur eingebildet. Du aber bist schlecht. Hätte ich doch nie auf dich gehört."

Hahaha, was wolltest du denn tun du muß­test doch! Das ist das Blut, Hug, das Blut rief uns zueinander. Die Alte nicht, der Jörg nicht, und die Mine erst recht nicht."

Mein Gott, laß mich nicht wahnsinnig wer­den!"

Da lachte der Torschreiber. Es klang Hug schauerlich in die Ohren. Es war ihm unmöglich, länger diesen furchtbaren Reden standzuha'lten. Mit einem Satz sprang er zwischen das Schilf. Die harten Stengel ritzten seine Füße, doch der Schmerz tat ihm wohl. Er erreichte sein Boot, schwang sich hinein und trieb es davon.

Hinter ihm her klang das Geheul des Torschrei­bers, der nach ihm schrie und tobte.

Die Brautwerbung

Agnes Dietrich hatte sich, nachdem sie ihre Ar­beit vollendet, in ihre Kammer zurückgezogen. Ela paar freie Stunden würde sie für sich haben. Und diese wollte sie damit ausfüllen, um an Jörg zu schreiben. Sie war mit der Mutter darin über­eingekommen, daß es besser sei, Jörg bezüglich sei­ner Gefangennahme und der Umstände, die dn- mit zusammenhingen, die Wahrheit mitzuteilen» um Hua den Frieden seiner Seel« zurückzuaebeq, (yortsetzuva kolak.t