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Der Gesellschafter.
Württembergiscke Chronik.
V Horb, den 12. August. Gestern Abend, etwa um 9 Uhr, wurden wir durch Feuerlärm und Feuerglocke in Unruhe verseht. In dem Hofe des Kaufmanns Zähringer, gegenüber dem Rathhause, brannte ein bu. chener Wellenhaufen, der in der Nähe zweier Häuser und einer großen Scheuer war. Durch hcrbeigceilte Hülfe wurde jedoch dem Feuer, das schon stark brannte, Einhalt ge- than. Der Thäter wurde sogleich bekannt, indim er kurz zuvor Zündhölzchen kaufte und den ganzen Abend sich in der Nahe jenes Platzes aufhiclt; er ist bereits in gerichtlicher Verwahrung und soll die That tingestanden, so wie im Sinne gehabt haben, jene Sckeuer, wenn sie offen gewesen wäre, auch in Brand zu stecken. Dieß wäre für einen großen Theil der Stadt, namentlich für den Marktplatz, auf dem ein Haus an das andere eingebaut ist, äußerst gefahrvoll gewesen. Glück ist es nun, daß man den Thäter, der sein Leben mit lauter Müßiggang zubrachte, in Verwahrung hat, da er früher schon ein ähnliches Unglück zubereitete. Ein mißlungener Heiraths- Antrag soll ihn zu dieser ruchlosen Tbat verleitet haben.
-i- Vom vordcrn Schwarzwald, den 13. August. Die Ernte ist bei uns beinahe eingedrückt. Das Ergebniß ist nicht sehr viele Garben, aber desto besserer Kernen. — An den Erdbirnen will man hie und da wieder die vorjährige Krankheit bemerkt haben, was wobl darin seinen Grund haben mag, weil viele Leute glaubten", wenn sie die kranken oder von der Krankheit erst angegriffenen Erdbirnen stecken, so werde sich der Krankheits- stoff verlieren, oder doch wenigstens den neuen Erdbirnen nicht mittheilen, weil jene ja vermodern. — Gott wolle uns vAr mehr derartigen Nachrichten bewahren!
Haiterbach, den 16. August Wie sehr man ---"mich sich Mühe giebt, der Thierquälerei Einholt zu u« thun und die Geschöpfe, welche uns von der Natur zum Nutzen und zur Bequemlichkeit untergeordnet wurden, menschlicher zu behandeln, so kommen dock immer noch entgegengesetzte Fälle vor. Es sey erlaubt, nur ein Beispiel hier anzufuhrcn: In voriger Wecke war ein Diehmarkt in unserer Nähe, wohin auch ein Bauer ein Rind zum Verkauf trieb. Wahrscheinlich wegen zu großer Müdigkeit wollte das Thier nicht mehr weiter, worauf der Ei- genthümer eS dermaßen durchprügelte, daß cS todt nicder- sicl und auf einem Wagen fortgeführt werde» mußte. Bei der vorgcnommenen Sektion des Thieres sollen, wie man sagt, die Hinterknochen zerschlagen, der Hinterleib aber mit geronnenem Blute überzogen gewesen scyn.
Ernannt wurden: Amtsnotar Hausse in Bondorf zum Gerichtsnotar in Herrenberg, Pfarrer Hauff in Simmersfeld zum Pfarrer in Weilheim, Pfarrvcrweser Goldmann in Gärtringen zum Pfarrer in Hausen ob Verena.
Erledigte Stellen: Das Kameralamt 1. Kl. Tübingen; die Notariate 1. Kl. Ellwangen und Bon- dprf; eine Registratorsstelle bei dem Gerichtshöfe in Ellwangen; die Stelle eines Regimcütsarztes (Geb.600fl.); die evang. Helfersstelle in Calw (Geh. 700 ff.); die cv. Pfarreien Kuppingen (Geh. 1600 fl.) und Enzweihingen
(Geh. 791 fl.); an dem Lyceum in Reutlingen die Lehrstelle an der untersten Klaffe (Geh. 730 fl.), und die neu errichtete Lehrstelle an der Realschule zu Leutkrrch (Geh. 600 fl. neben freier Wohnung).
Tags - Neuigkeite«.
Am 3. August wurde bei Solothurn in der Schweiz ein Erdbeben verspürt. — Am 29. Juli versank bei Bern eine Fläche von 3 — 4 Morgen Land in den See, welcher so heftige Wellen schlug, daß man seit Menschen- gedcnkcn keine solche sah. Man glaubt, daß dieser Erdfall mit dem am gleichen Tage erfolgten Erdbeben in Deutschland zusammenhange.
In dem Dorfe Leiblfing in Niederbayern brannten in der Nacht vom 6. zum 7. August 24 Gebäude sammt dem Thurme der Pfarrkirche ab. Am nächsten Tage brachten die Einwobner ihre geflüchteten Habseligkeiten wieder in ibre Wohnungen, in der Meinung, nun sey alle Gefahr vorüber. Allein Nachmittags sachte ein von Sturm begleitetes Gewitter die Flammen abermals an, so daß neuerdings 54 Firste abbrannten und von dem ganzen Dorfe nur das Pfarr-, Schul- und Wirthshaus und einige kleinere Gebäude sieben blieben. Der Schaden beläuft sich auf 125,000 fl. Das Feuer am 6. scheint gelegt zu seyn.
Um ihren Hunger zu stillen, überfielen eine Anzahl armer Leute in England dasHofgut einer Frau, tödte- ten ihr zwei Kühe und Schafe, welche sie fortschleppten; erst als die Frau Geld unter die Leute vertheilen ließ, zogen sie ab und kauften sich Frucht dafür, welche ihrer Noib abbalf. An andern Orten drangen die Armen in die Bäckerläden und nahmen alles vorhandene Brod weg.
Zn den schwäbischen Hopfengärten sind die Hopfen- rcben größtenrhecks abgestorben. Man glaubte Anfangs, die große Hitze sey schuld, fand aber, daß in den Hopfenreben gelblichrotbe Würmer sich befanden, welche den Tod des Gewächses herbcifübrten. In Spalt, HerSbruck und in Böhmen soll der Hopfen außerordentlich gut stehen.
Auf einer Lustreise nach Eutin wurde der Großber- zog von Oldenburg von einem Gewitter überrascht. Ein Blitzstrahl schlug nahe beim Borreiter in die Erde, das Pferd stürzte und war bedeutend verletzt. Der Großherzog und sein Adjutant kamen mit einer leichten Betäubung davon.
Unter der Studentenwelt herrscht die und da eine vielfach aufgeregte Stimmung. In Gießen sind die Studenten nach dem Dorfe Staufenberg ausgezogcn, da der Senat die berbeigcrufene Reiterei nicht wieder entfernte. In Heidelberg ist einTbeil der Studenten wegen nächtlichen Tumults in Untersuchung genommen worden. In Bonn hals einen Studententumult gegeben, der dadurch entstanden war, daß man einen sremden Studenten, der sich mit einem Polizeisergenten Überwerfen, auf die Wache gebracht hatte. Die Studenten erstürmten die Wache und befreiten ihren Freund aus der Haft. Darüber kams zu einem Tumult, die Gensvarmen zogen blank, mußten aber der Uebermacht der Studenten, dereu Zahl immer größer wurde, weichen.