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dazu. Denn nicht genug, daß er seinem Lieutenant bei­zuspringen sich verpflichtet hielt, hatte er auch an seine ei­gene Vertheidigung zu denken, indem die beiden Männer auf sein Erscheinen sofort von dem übelzugei icdteten Reit­knechte abließen, um sich ihrem neuen Feinde entgegen zu werfen. Sogar des Lieutenants Gegner wendete sich von diesem ab und seinen Sabel gegen Olearius, welcher den scinigen blank zog und von der Höhe seines Pferdes herab einen so kräftigen Hieb auf den unbedeckten Kops seines Feindes führte, daß dieser mit einem Schrei zu Boden stürzte. Als er hierauf seine beiden, zwar ungeladenen Pistolen auf die herbeispringcnden Blauröcke richtete und niederzuschießen drohte, hielten diese für angemessener, das Weite zu suchen, was sie auch, da es dem Magister nicht einficl, sie zu verfolgen, glücklich bewerkstelligten. Nach­dem auf diese Weise die Gefahr beseitigt war, sprang Olearius vom Pferde und zu seinem Lieutenant hin, wel­cher ihn als seinen Lebensretter umfing.

WaS ist Ihnen begegnet, gnädiger Herr Lieutenant? fragte Olearius.

Noch eine, hoffentlich die letzte Folge meines gestrigen Spielens, versetzte Haidelebcn. Der angebliche Hauptmann v. Türkheim lauerte mir hier auf, um mich für den, ge­stern Nacht ihm gegebenen Faustscklag zu Meuchelmorden. Er hatte, wie er mir bei seinem Ueberfalle höhnisch zu­ries, von meiner Erbschaft gehört und gedachte mich mit Hülfe seiner beiden Kameraden meinen Erblassern in die Ewigkeit nachzuschicken. Es war ein Stück, würdig ei­nes Seelenverkäufers und falschen Spielers.

Dieser Bericht versetzte den Magister in die tiefste Bestürzung. Er näherte sich dem gefallenen Hauptmanne, beugte sich zu ihm, der aufS Antlitz gestürzt war, Hernie, der und untersuchte dessen Zustand.

Er athmet nicht, sprach er voll Entsetzen, er ist kalt, todt! O ich Unglücklicher! Er war Lieschens Verführer, ist der Vater ihres Lohnes und ich sein Mörder. O wa­rum mußte gerade ich auserlesen seyn, das Amt der Ne­mesis zu verwalten ? Voll Schauder betrachtete er das Blut an seiner Klinge. Wer Menschenblnt vergeußt, sprach er dumpf, deß Blut soll wieder vergossen werden, also spricht das göttliche Gebot.

Ganz recht! versetzte Haideleben, an diesem Schurken ist dasselbe eben eingetroffen. Er ist Ihnen, lieber Magister, noch zum Danke verpflichtet, da Sie ihm die verdiente Strafe des Galgens erspart haben.

Dieser beruhigenden Zusprache ungeachtet konnte Olea­rius doch nicht sobald das Andenken an die blutige That aus seinem Gedächtnisse verwischen und immer größer wuchs in ihm das Verlangen, den Kriegerstand baldigst mit dem friedlichen eines Seelsorgers vertauschen zu dür­fen. Der dankbare Haideleben verwirklichte diesen Wunsch. Nach zwei Monaten schon zog der verabschiedete Husarcn- fourier als Schloßprediger in Tiefgau ein. Die letzte Amtshandlnng seines alten, in den Ruhestand versetzten Vorgängers war, den Magister Olearius mit Jungfrau Agathen in der Sckloßkapellc zu trauen. Unbeschadet des guten Rufes der lieblichen Braut batte dieselbe ein Kind von vier Jahren, den Sohn ihrer Schwester, mit ins Haus gebracht. Er wäre nur der Zankapfel bei seinen Eltern geblieben, sprach Olearius, und darum verderbt worden.

Vermag ich ihn christlich-fromm zu ziehen, so sühne ich einigermaßen die Schuld an seinem Vater.

Als er nach der Trauung in seine schön ausgestattete Amtswohnung, ein Werk des dankbaren Majoratsherrn, zurückkehrte, umfing er voll liebender Zärtlichkeit die schä­mige junge Frau. Gott wollte es, sprach er innig, daß Tiefgau der doppelte Wendepunkt in meinem Leben, du aber an Lieschens Stelle meine Frau werden solltest. Ich preise ihn dafür, denn gewiß, er hat Alles wohlgcmackt?

Und Olearius hatte Recht; denn nicht genug , daß Agathe jünger und reizender als Lieschen war, hatte sie sich auch eine ungleich höhere Bildung und größere Cha­rakterfestigkeit als jene erworben, beides fast unerläßliche Bedingnisse für eine glückliche Ehe, insonderheit aber für die Gattin eines Seelsorgers.

Rechnungs - Aufgabe.

Fünf Studenten lassen sich traktiren, es hat aber kei­ner so viel Geld, daß er allein bezahlen kann. Da sagte nun der Erste zu den vier andern: Gebt mir ein Fünftel von eurem Gelbe zu dem meinigen, so will ich allein be­zahlen, der Zweite sagte: Hätte ich ein Siebentel von eurem Gelde zu meinem, so wollte ich die Bezahlung allein über­nehmen. Der Dritte sagte: Ueberlaßt mir ein Neuntel von eurem Gelde, so bezahle ich allein. Der Vierte sagte: Wenn ich ein Eüftel von eurem Gelbe zudem meinigen bekomme, so leiste ich die Zahlung. Endlich sagte der Fünfte: Ich verlange nur ein Dreizehntel von eurem Gelde, um die Bezahlung allein zu übernehmen. Nun ist die Frage, wie viel Geld ein jeder gehabt, und wie viel sie ver­zehrt haben?

Auflösung des RäthselS in Nro. 100.: Die Zeit.

Wöchentliche Frucht-, Brod-, Fleisch-, Viktualien- und Holz - Preise.

Nagold den 27. Dezember 1845.

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Verkauft

Vrua)r-^iarrungen.

höchster.

mittlerer.

niederer.

wurden:

Dinkel, alter, 1

sch.

fl.

kr.

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kr.

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kr.

Schfl. Sr.

fl.

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Dinkel, neuer.

8

9

7

53

7

20

34

268

32

Kernen' . .

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_

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Haber . . .

5

6

4

56

4

45

4

19

45

Gersten . .

19

48

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4

6

24

Mnhlfrucht .

14

40

1

14

40

Waizen . .

1 Sr.

Bohnen . .

- -

Roggen . .

1

50

3

5

30

Wicken- . .

Erbsen . .

Linsen . . .

Linsen-Gerstcn

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Roggcn-Waizen

4 Pfv. Kernenbrvd 15 kr. 4 Schwarzbrot» 13 1Wecka5L.2Q. 1 1 Pf. Ochsenfleisch 8 1 Rindfleisch . 7 1 Kalbfleisch . 7 1 Hammelfleisch 6 » 1 Schweinefleisch, unabgezogen 9 abgeogcn . 8

1 Pf. Schw.Sckm. 20 kr. 1 Rindschmal; 21 , 1 Butter. . 17 1 » Lichter, geg. 22 1 , gez. 20

1 Seife . . 16 Bödseiten, 1' breit: rauhe . . 4043 balbsaubere . 48 blinde. . 1 fl. 9

Bretter, 1-br. 2636 kr.

9l0" br. 19 .,

Rahmenschcnkell4-15 Latten. . . 4« »

Kl. Buchenholz: pr. Achse 16 fl. . geflößt . 15S. 12

Kl. Tannenholz: pr. Achse 10 fl. 30 . geflößt . 9 fl. 36 »

Redakteur F. W. Bischer. Druck und Verlag der Bischer'scheu Buchbruckerei.