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u werden, so wie igen wurde." -So mache du's ht lassen, darum ich weiß, daß man verfährt." Den müthigkeit, und er lden geben, dann "Danke ver-- cht Heiken. Wenn darf, so wäre es in Ihren Staa. versteht sich, nicht kein Richter, kein en; ich will nur ck oder meine Un»

" Die Dreisiig- ' er ihm wirklich

wn-Noth.

int, wird begrei. Ziel seiner Reise illte sich endlich dem Hause zu, freudig gedachte wo ihr empfan- ind Agathen er- n nicht desto- e bei den Kam- eigenen kleinen : des Parterres Platze und lieb- euer, als eS ei- e, stürzte Olea- chlich betroffene len Mund drü- > Köpfchen bei aus und sprach Magister! wie

öfang bestürzt, und gewahrte eisen mit einer vie die Trauer- Kleidung Platz ach der Ursache Is die Thüre ha- dschönerMann : den Candida, aarmte. Diese es Sträubens, eitete ihre Ab- ieutenant! Ein nn dieser Rede, also übersetzt daß wir von m?

Wirklich verstand auch der Lieutenant den Wink so. i fort. Einen grimmigen Blick auf den versteinerten Stö­renfried werfend, hob er spöttisch zu Lieschen an: Sage mir, süßes Kind, waS du mit dieser dürren, schwarzen Vogelscheuche hier anfangen willst?

Und abermals zwang Lieschen ihre Stirn in finstere Falten, und wiederholte: Pfui doch, gnädiger Herr! Es ist ja unser Hausgenosse, Herr Magister OleariuS, der meiner Schwester Agathe in der Woche einigemal Unter­richt erthcilt.

Er soll heute, morgen und auch diese ganze Woche Ferien haben, versetzte der Lieutenant lustig, und gewiß wird er mir dafür Dank wissen. Diese Worte begleitete eine Bewegung mit der Hand, welche den Candidaten ge­hen hieß. Diesem aber schien cs plötzlich vor die Ohren und das Gesicht gefallen zu seyn. Unbeweglich, mit dem Ausdrucke des tiefsten Entsetzens, starrte sein Auge auf Lieschen hin, welche, unfähig den Blick zu ertragen, sich auf ihre Arbeit nicderbückte. Hat der Herr mich verstan­den? fragte der Lieutenant ernst und trat auf die schwarze Bildsäule zu, oder soll ich noch deutlicher reden? erzeigte auf die Thüre. Und vernichtet schlich Olearius durch die­selbe von dannen.

Wohl war es ein gewaltiger Sckreck gewesen, als die Accisbeamten die Batzensacke in Beschlag genommen hatten. Wohl hatte ein tiefes Weh des Magisters Brust durchschnitten, als er vom Oheim sich enterbt und ver­höhnt gesehen. Wohl hatte sein Herz in heißen Aengsten gepocht, als er in Potsdam die Bittschrift empor gehal­ten. WaS war aber Alles dies gegen den unsäglichen Schmerz, welcher in allen Nerven wükhete, als Olearius sich von der Heißgeliebten verläugnet sah? Bald machte eisiger Frost seine Glieder beben, bald schüttete ein Vul­kan seine glühenden Lavaströme über ihn aus. Bald drohte das Herz und die Brust mit ihm unter den gewaltsamen Schlägen zu zerspringen, bald ruhte es bewegungslos und lodt in seiner Höhle. Wie er hinauf in seine Wohnung und in den Stuhl vor seinem Arbeitstische gekommen, wie lange er schon daselbst in stummer Verzweiflung ge­sessen hatte, wußte er nicht. Endlich fiel ein heißer Tro­pfen in seinen Nacken. Mechanisch wendete sich sein Ant­litz um und Agathe, seine Schülerin, barg weinend das ihrige an dem seinen. Und sie weinte immer lauter und schmerzliwcr ob der Schwester, der Verblendeten! Und ihre Thronen wirkten wie das Wasser, das man in eine Brunnenröhre von oben hinein gießt, um den versiegten Quell wieder zum Fließen zu bringen. Und er schämte sich nicht der vollen Ströme, welche sich Mit denen Aga­then- vereinten. So weinten beide still, bis die heißen Tropfen die starre Rinde vom Herzen hinweggeschmolzen hatten und der Rede Fluß wieder erweckt war.

Hier Agathe, sprach Olearius, seine Taschen leerend, hast du, was ich euch beiden zugedacht. Diese verfaulten Kirschen, diese teigig gewordenen Birnen von der königli­chen Tafel, wollten sie nicht mir vorausdeuten, daß alle meine freudigen Hoffnungen gleich wie sie verderben wür­den ? Als ich diese Körbchen aus Kirschkernen bildete und mir dabei mit dem Federmesser tief in den linken Daumen schnitt, hätte ich da ahnen können, daß deine Schwester

zu derselben Zeit mir einen Korb flechtete, der mein Herz verbluten macht? Da, nimm diese Kammerscheine! Die Halbschied davon gehört dir, hebe sie sorgfältig auf, du wirst ihrer einst gar sehr bedürfen, wenn deine Schwester aus ihrem Rosentraume schrecklich erwacht seyn wird. Ha, waS haben alle meine Qualen, die ich seil 8 Wochen bis heute erduldet habe, hervorgerufen? Das verfluchte Geld! Konnten wir, spreche ich mit Hanna, des frommen Tobias Frau, nicht auch in unserer Armuth glücklich seyn? Und wer ist die bundschillernte Schlange, die sich zwischen mir und Lieschen eingeschlichcn hat?

Er ist ein preußischer Werbeoffizier, berichtete Aga­the, heißt Herr von Türkheim und kam bald nach Ihrer Abreise hier an, wo er sich sofort an meine leichtgläubige Schwester anvetterte. Ach, wie sehr habe ich sie schon gebeten, von dem schlechten Menschen abzulasscn, der ein Spieler von Profession seyn und schon viele Mädchen elend gemacht haben soll. Aber taubenOhren nur habe ich gepredigt.

Ja, sagte Olearius gedankenvoll, wenn schon eine Mücke ihre Schwestern am Fuße der Lampe verbrannt und in TodeSzuckungen liegen sieht, stürzt sie sich doch nichts desto weniger in die fressende Klamme hinein. Dies das richtige Bild der menschlichen Leidenschaften.

Nachdem Agathe ihren Lehrer wieder verlassen hatte, und der Abend mit seinem traurigen Dunkel hereingebro- chen war, begann der Kamps von Neuem. Olearius rang mit sich selbst, unterlag, weinte, betete, rang abermals, um immer wieder zu unterliegen. Lieschen wollte sich nickt aus seinem Herzen reißen lassen, obgleich sie dasselbe ge­brochen hatte. Vergebens trug er die Klaviatur herbei, um, wie einst David bei Saul, durch die Macht der Mu­sik der Leidenschaften Sturm zu stillen. Heute zum ersten Male fiel es ihm aus, daß das Instrument keine Töne hergab. Erfolglos blieb der Hinblick auf der seligen Mutter Schattenriß und selbst die geistige Erhebung zu Gott und dessen väterliches Walten blieb ohne Wirkung. Erst nach­dem er in einem langen Briefe an Lieschen sein Herz aubgcschüllct, wurde er etwas ruhiger. Mit sanften, ein- dringlichen Worten hatte er sie auf all die Gefahren auf­merksam gemacht, denen sie durch die vertraute Bekannt­schaft entgegen gehe. Von seiner Neigung und seinen Hoff­nungen schweigend, hatte er blos ihr Wohl ins Auge ge­faßt und in diesem Sinne als bloßer Freund ermahnt und gewarnt. Dieses Schreiben ließ er am andern Morgen Lieschen durch ihre Schwester zukommen, mußte aber mit tiefem Sckmcrze erfahren, wie auch dieser wohlgemeinte Schritt keine Wirkung auf die schon Bethörte hervor- drachte, welche geflissentlich jedem Zusammentreffen mit ihrem vorigen Bräutigam auswich. Von nun an ward diesem das Haus, in welchem der Lieutenant mehr als in dem semigen war, zur Hölle, welche er daher am frühen Morgen floh und die er erst am Spätabende wieder be­trat. Agathe litt doppelt; sie trauerte über die Verblen­dung ihrer Schwester, wie über das Dahinsiecken ihres theuern Lehrers, der sich aufzurciben drohte. In dieser unheilvollen Zeit war es, wo Olearius einen Brief fol­genden Juhaltes erhielt:

Mein lieber Magister,

Sein lvbenswerthes, gottergebenes Benehmen bei Er-