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VQtsrkaltuQF
Sommerlandschaft
Soviel Bäche wandern durch das Land, soviel flehren wiegen sich im Wind.
Tiefer hast du nie den Wald gekannt, näher, ferner nie die Wolken find.
Mohn und Nelke eifern in der Glut, duftumfiebert träumt der Lindenblihl.
Eng im Nest drängt sich die Notfchwanzbrut, und die dorfnacht atmet süß und schwül.
Und die vaumfrucht rundet sich und schwillt, Sonne stellt die Bahn in den Zenit, und der Bauer weiß nun, daß es gilt: wlefenlang rauscht auf der Sensenschnitt.
doch die Birke, die so mädchenlicht durch Sen Mai ging, der so mild ihr war, trägt nun schon rin Schweres im Gesicht, und dies Schwere stimmt dich sonderbar.
Larl kurkert
Oie kluge Tochter
Man sagte, daß einmal ein junger Kerl habe eine Affektion auf eine Jungfer geworfen und ihre Eltern um sie angesprochen. Der Vater habe geantwortet, ja, er sei mit seiner Person wohl zufrieden. er wolle aber gleichwohl, che er ihm völlige Antwort gebe, mit seiner Frau.und Tochter davon reden.. Daraus sei er alsobald zu seiner Tochter gegangen und habe sie gefragt, was sie von dem jungen Gesellen halte, und zugleich befohlen, sie solle in den Keller gehen und einen Trunk Wein holen.
Die Tochter aber sei über eine halbe Stunde ausgeblieben. Da habe ihr Vater zu ihrer Mutter gesagt, sie solle sehen, wo ihre Tochter bliebe mit dem. Wein? Als die Mutter in den Keller gekommen war, habe die Tochter auf der Erde gesessen, die Kanne, darin sie den Wein habe holen wollen, habe noch ledig bei ihr gestanden, und sie habe bitterlich geweint. Die Mutter habe gesagt: „Mein liebes Kind, warum weinst du also?" Die Tochter habe geantwortet: Ach. herzliebe Mutter, soll ich nicht weinen und von Herzen betrübt sein? Denkt doch, in was für große Gefahr ihr mich als euer gehorsames und einziges Kino setzen wollt. Ihr begehret, daß ich mit diesem jungen Gesellen soll in den Ehestand treten. Nun denkt, wenn ich einmal ein Kind bekäme und könnte das Kind nicht selbst säugen, und es wäre keine Amme zu bekommen, in welch großem Herzeleid würden wir doch sein? Wenn ich schon ein steinernes Herz hätte, wie könnte ich ohne Tränen und Seufzen ansehen. daß das arme Kind also verschmachtete?
Und wenn wir schon eine Amme mit großer Mühe und Unkosten bekämen, und das Kindlein erwüchse und die Amme sollte es aus meines Liebsten Hause in euer Haus tragen, daß ihr mit ihm spielen könnt, und es schösse einer ungefähr aus dem Fenster mit einer Pistole und träfe das srme Kindlein, gleichwie jüngst ein solcher Fall sich zugetragen hat, ach, in was für einem Herzeleid würden wir alsdann sein?"
Die Mutter habe alsbald angefangen zu heulen und zu weinen und habe gesagt: „Ach du liebes Kind, du bist weiser und vorsichtiger als ich Das könnte ja gar leicht geschehen, und was wären wir dann für betrübte Leute I"
Darauf habe die Mutter im Alt und die Tochter im Diskant geheult, und das habe eine ganze Viertelstunde gewährt. Der Vater habe sich verwundert, wo die Mutter und Tochter so lange bleiben, sei in den Keller gelaufen und habe da gesehen, wie diese beiden so bitterlich weinten. Als er aber die Ursache erfuhr, habe er angefangen, im Baß zu heulen, und da sei es angegangen auf drei Stimmen und habe eine geraume Zeit gewährt.
Der junge Gesell habe endlich das Weinen und Heulen gehört, sei erschrocken und alsobald in den Keller gelaufen, vermeinend, daß ein sonderliches Unglück vorgegangen sei. Als er in den Keller ge-
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kommen, habe er gefragt, warum sie also weinen Da habe der Vater erzählt, daß seine liebe Tochter und sein liebes Weib voll Sorge seien, was ihnen hinfür begegnen könne, wenn sie Gott mit einem Kindlein segne, und das mache Nachdenkens, daß er in diese Heirat nicht willigen könne, denn ein
Hausvater sei schuldig, die Seinigen zu versorgen. Wer das nicht tue, der sei ärger als ein Heide und habe den Glauben verleugnet. *
Der junge Gesell habe geantwortet: „O. ich sehe wohl, daß ihr alle drei Narren seid. Gute Nacht!"
äok Laltkasa? Lotiuppius
Schwäbische Brautschau
/ Von üllsri» !AiiIIer-6ögIer
In einem schwäbischen Dorfs wohnte ein junger Schreiner, der eben seine Meisterprüfung hinter sich gebracht und das väterliche Geschäft übernommen hatte, in das aber nicht nur ein Meister, sondern auch eine Meisterin gehörte.
Der junge Schreiner war ein himmellanger Kerl, und zum Ueberfluß hatten auch noch seine weißblonden Haare den kerzengeraden Drang zur Höhe. Hart waren sie und struppig und widerstrebten eigensinnig der Bürste, die sie glatt gegen die Ohren herabstreichen wollte. Wenn Veil ihnen am Gonntag'besonders heftig zu Leibe rückte, nachdem er die Bürste vorher ins Wasser getaucht hatte, so legten sie sich für eine kurze Zeit. Dünn aber krochen aus der Haarkappe wieder die Stacheln hervor und wollten nach oben, wo ne nach unten sollten. Dieser Umstand hatte dem jungen Schreiner einen Spitznamen eingetragen. Den »Igel" nannten ihn die Burschen des Dorfes, und die Mädchen kicherten unverschämt dazu. Darum tat Veit einen Schwur, kein Mädchen aus dem Dorfe zu heiraten. Vielmehr ging er in das benachbarte Städtchen auf die Brautschau. Das tat er auf seine eigene Art. Bei Tag war ihm die Zeit zu kostbar, aber als es dämmerte, machte er sich auf. Er ging nicht schneller als sonst und nicht langsamer. Aber vielleicht verriet sein Schmunzeln, daß er etwas Besonderes vorhatte.
In einer Straße des Städtchens standen drei aneinandergebaute Häuser, von denen das erste einem Schreiner, das zweite einem Schuster und das dritte einem Bäcker gehörte. Der Schreiner hatte eine Tochter im heiratsfähigen Mter und auch der Schuster und der Bäcker hatten je eine. Die drei Mädchen waren so verschieden, wie nur drei Mädchen verschieden sein können, und Veit kannte alle vom letzten Maitanz her.
Marie, des Schreiners Tochter, hatte Veits Haarfarbe, aber ihre Haare waren fein uns glatt wie Leide. Sie hatte ein weißes Gesicht mit erdbeer- roten Wangen, breite Schultern und starke Arme. Sie paßt zu mir, dachte Veit, als er, dem Dreihäuserblock gegenüber im Dunkel an einem Gartenzaun lehnte. Es ist zu vielen Dingen gut, ein starkes Weib zu haben, eines, das sich nicht von jedem Wind umblasen läßt. Sie wird auch den Lasten und Sorgen und Kümmernissen des ehelichen Lebens standhaft begegnen. Also will ich warten, bis sie aus dem Hause kommt, um in die Singstunde zu gehen. Ich will sie höflich begrüßen, und wenn sch ihr gefalle, so wird sie wohl gestatten, daß ich sie ein Stück Weges begleite.
Während er das in seinen Gedanken zurechtlegte, trat Marie auch schon aus dem Hause. Veit wollte flugs auf sie zugehen, aber ehe er seinen Rücken vom Gartenzaun löste, trat eine schwarze Gestalt aus dem nächtigen Winkel neben der Schreinerei, umschlang das Mädchen, ohne viel Federlesens zu machen, und ging nach dieser vertraulichen Begrüßung mit ihm davon.
Veit trat, langsamer, als er gekommen war, den Heimweg an. In ein paar Tagen heilte der Schmerz, und Veit war sich klar darüber, daß ihm des Schusters Annele eigentlich viel besser gefiel als die Marie. Das Annele hatte ein Figürchen wie
eine Puppe und ein kleines, blasses Schelmengesichttein. in das über der Stirn und an den Seiten dicke, kohlschwarze Locken hereinfielen. Behend und flink war das Annele, man meinte gar schlüpfrig wie ein Fisch. O ja, er wußte es noch gut vom Tanze. Wie man es halten wollte, so entwischte es auch schon,- und man war doch ganz heiß vom Feuer seiner Augen.
Warum hatte er denn das vergessen? Weil er aus die starken Arme der Marie gerechnet hatte?
Nun verstand er sich selbst nicht mehr. War er nicht dazu ein Mann, daß er seinem Weih die Lasten des Ehestands tragen half? Würde es. nicht eine Süßigkeit sein, die Seufzer des kleinen Annele zu trösten? Fürchte dich nicht, Annele! Siehst du, wenn du mich an der Seite hast, so soll dich das Leben niemals bedrücken. Du sollst lange so froh und flink und lustig bleiben, wie du nun bist.
Veit stand wieoer am Gartenzaun und wartete. Und es tat sich die Tür des Schusterhauses aus, die Helle fiel auf die steinerne Stiege und Veit breitete unwillkürlich die Arme aus, damit ihm das Annele gleich hineinfliege.
Ja. ja, sie flog auch. Aber nicht in seine Arme. Ganz-wie die Marie machte sie es. Kurzerhand in den Arm des jungen Burschen gab sie sich, der ge- radeswegs und auf die Minute zur rechten Zeit auf das SchusterhauS zugekommen war.
Diesmal dauerte es ein paar Wochen, bis Veit wieder in das Städtchen wandelte. Er sinnierte mit gesenktem Kopf. Heißt es nicht alleweil, man soll sich an den goldenen Mittelweg halten? Warum, beim Kuckuck, Hab' ich's vergessen? Da hätt' ich jetzt ein Weib und sätz' daheim in der Stube und hielte sie im Arm. Oder kann sich am Ende des Bäckers Berta nicht neben der Marie und dem
Annele sehen lassen? Möchl wissen, warum sie sich nicht sehen lassen könntI Man sagt, die Blonden seien kalt und die Schwarzen hätten ein wildes, unstetes Blut; aber die Braunen, die sind warm und treu. Was bin ich denn so blind gewesen? Die Berta, das Hab' ich beim Tanzen gemerkt, die hat noch kein Mannsbild angeguckt. Ja, züchtig ist die. lind wohl gefügt ist das alles, daß sie nicht zu groß ist und nicht zu klein, nicht zu dick und nicht zu dünn, nicht zu langsam und nicht zu schnell. Mit der schafft sich's gewiß gut in allen Lebenslagen. Wie Hab' ich nur die Berta vergessen können!
Da stand Veit wieder am Gartenzaun. Der krachte und knarrte von der Last, die sich gegen ihn lehnte. Es war so eine Art leises Geschimpfe über das faule Herumlungern und Zettvertrödeln, bei dem nichts herauskam.
Nun wurde es hell im Hausflur der Bäckerei, und Berta stand in der'Helle. „So lauf dochl" knarrte der Gartenzaun
Aber Veit konnte nicht, nein, er konnte wirklich nicht. Nun würde ja gleich wieder ein menschlicher Schatten kommen und ihm das Licht verdecken. Er blieb wie angeklebt an seinem Platz ^md starrte nach der offenen Tür.
Berta trat heraus.
Sie trat aus die Straße. Sie kam auf Veit zu und senkte den Kops. Eine Weile stand sie schweigend und spielte an ihrer Bluse herum, und Veit betrachtete sie und konnte sich nicht rühren.
„Veit", sagte schließlich die Berta, „Veit, ich kenn Euch noch vom letzten Maitanz her " Die Stimme klang ein wenig zaghaft, und doch war ein Aück herauszuhören: „Ich Hab' Euch da etlichemal schon am Zaun gesehen Da Hab ich mir gedacht, Ihr wartet wohl aus mich?"
Jetzt endlich hob der Veit seine Arme und schloß die Berta hinein. „Natürlich habe ich aus dich gewartet, auf wen auch sonst?" Und beide lachten sm Dunkel, und dann gingen sie unter dem Himmel hin, an dem die Sterne aufgegangen waren.
Mißverständnis
Der von 1843 bis 1916 lebende Generalseldmar- schall Freiherr Colmar v d. Goltz-Pascha, der sich als Neugestalter der türkischen Armee und als Führer der deutschen Orienttruppcn im ersten Weltkrieg höchste Verdienste erwarb und von dem auch die „Jung-Deutschland"-Bewegung ins Leben gerufen wurde, befand sich auf einer Inspektionsreise in der Türkei.
In einer kleinen abgelegenen Stadl mußte er über Nacht bleiben.
Als er im Hotel sein Abendessen einnehmen wollte und die Speisekarte zur Hand nahm, sehlte ihm seine unentbehrliche Brille.
Er winkte darum den Kellner heran und bat ihn, vorzulesen, was auf der Speisekarte angegeben war.
Doch der zuckte bedauernd die Achseln und entschuldigte sich: „Verzeihen Sie, verehrter Herr! Ich habe leider auch nicht lesen gelernt"
blüller küäersckork
, Leitsätze
Man kann nicht allen Helsen! sagt der Engherzige und — hilft keinem.
Der eitle, schwache Mensch sieht in jedem einen.. Richter, der stolze, starke hat keinen. Richter als sich selbst.
*
Wer in Gegenwart von Kindern spottet oder lügt, begeht ein todeswürdiges Verbrechen.
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Wenn du durchaus nur die Wahl hast zwischen einer Unwahrheit und einer Grobheit, dann wähle die Grobheit; wenn jedoch die Wahl getroffen werden muß zwischen einer Unwahrheit und einer Grausamkeit, dann wähle die Unwahrheit.
In der Jugend meinen wir, das Geringste, was das Leben uns gewähren könne, sei Gerechtigkeit. Im Alter erfährt man, daß es das Höchste ist.
dlai-is von 2bner Bselienbact»
Haeseler muß zum HofbaH
Von Karl Burksrt
Gottlteb Haeseler, dortmals noch nicht der bekannte General, sondern ein junger Leutnant und nach Berlin kommandiert, fand eines Abends, müd vom Dienst kommend auf seinem Schreibtisch eine Einladung vor, nämlich die zu einem Hofball, und diese Ehre durfte er sich natürlich nicht entgehen lassen.
Aber wie er nun, schon das Rasiermesser in der Hand den Blick in den Spiegel warf, wurde ihm klar, daß seine Haare, die er ohnedem stets etwas lang trug, für diese Gelegenheit, notwendig der Schere bedürften. Doch weil um diese Tagesstunde alle Friseure bereits geschlossen hatten, blieb also nur noch zu hoffen, ein Haarkünstler würde sich herbeiholen lassen, und mit einigem Glück mußte das wohl gelingen.
Während nun sein Bursche auf dxr Suche nach einem solchen war, sah Haeseler inzwischen zu dem, was getan werden mußte, tat eS gemächlich, ließ sich Zeit; war endlich so weit fertig, daß er in den Paraderock schlüpfen konnte, mußte es aber noch sein lassen der fatalen Haare wegen; denn der Friseur war leucr noch immer nicht da.
Der Leutnant Haeseler fing allmählich an. un, duldia zu werden. Besorgt blickte er immer wiet nach dem Uhrzeiger. Wie ein Panther im Käfig l er schließlich ln der Stube auf und nieder. Sch ein dutzendmal war er mit dem Kopf aus d« Fenster gefahren; aber kein Bursche, kein Frise ließ sich sehen, und wie ausgestorben lag da drunt die Straße.
Aber dann hellte sich plötzlich sein Gesicht aus. Er hatte jetzt einen Menschen entdeckt. Beeilten Schrittes kam er die Straße herauf. An seiner Hast glaubte Haeseler sofort sein Gewerbe zu erkennen. Ueberdem war es ein schmächtiges Männchen; eine Tasche, wie sie die Friseure für ihr Besteck haben, hatte eS unter den Arm gezwickt, und so konnte da weiter kein Zweifel bestehen. Wenigstens nicht für einen Haeseler. Es war ja möglich, daß der Bursche
doch noch-mit einem Friseur daherkam, aber ein Sperling in der Hand war besser als die Taube auf dem Dach; der Haeseler wollte also das Männchen aufs Korn nehmen, und jetzt eben, wie es vorbei- wischen wollte, rief er es kurzbesonnen an.
„Sie Mann", rief er hinunter, „Sie können mir doch wohl die Haare schneiden!"
Das Männchen drehte sich um sich selbst und schaute verwundert zum Fenster empor.
„Rasch die Haare schneiden, verstehen Sie?"
Das Männchen schien zu überlegen.
„Habe nämlich eine Einladung zum Hofball bekommen und kann keinen Friseur mehr auftreiben."
Das Männchen zuckte ein bißchen die Schulter.
„Machen Sie keine Umstände, Mann. Kommen Sie, bitte, herauf. Ich muß Sie unbedingt haben."
Das Männchen nickte: „Na, wenn eS denn absolut sein muß, kann ich ja auch da? mal tun. Ich hatte zwar nicht die Absicht."
Wenige Minuten später saß der Leutnant Haeseler auf einem Stuhl, hatte ein Handtuch umgeschlagen, bekam mit seiner eigenen Schere, die das Männchen unauffällig vom Schreibtisch genommen, die Haare geschnitten, und die Sache ging flott vonstatten. Der Friseur war ein vortrefflicher Unterhalter, wußte allerlei Stadtneuigkeiten, die Zeit konnte einem dabei nicht lang werden; und als er jetzt die Hand sinken ließ — „So, nun dürfte es kurz genug sein!" — war Haeseler.durchaus befriedigt.
Als er dann aber in den Spiegel schaute, war er wie erschossen. Sein Kovf sah allerdings seltsam aus. Es war, als wären die Mäuse über sein Haar gekommen. „Heidenschweinereil" knatterte er los. „Ja, Kerl, wie haben Sie mich denn hergerichtet! Wie konnten Sie sich unterstehen? — Sie wollen Friseur sein? Sagen Sie, ln welcher Budike haben Sie Ihr Gesellenstück gemacht?" Und in dieser Tonart tobte der Leutnant Haeseler weiter, und er hätte gewiß noch etliches gewußt, wäre nicht auch dem Männchen das Pulver losgegangen; und das zeigte jetzt, daß eS schon auch wa» zu sagen hatte, unb ganz lästerlich Hub eS an zu schimpfen:
„Friseur?" schrie eS wütend. „WaS heißt hier schon: Friseur! Man hat mich einfach von der Straße weggeholt. Wollen Sie das bestreiten? Man hat mich gedrängt, daß ich das Haar schneide. Habe ich behauptet, daß ich sowas verstehe? Man hat mir etwas von einem Hosball vorgeflunkert. Sollte ich Sie nun in der Klemme sitzen lassen? Aber so war sie ja immer, diese schnöde Welt, und das hat man am Ende von seinem guten Herzen!"
Dem Leutnant Haeseler war über diesem Zornesausbruch ganz flau geworden. Und still und betreten fragte er nun: „Ja, sagen Sie mal,-wie ist
Sommernacht
Still wie «n Garten liegt die Welt,
Om Schlaf sie noch den fitem hält.
verborgen eine Duelle singt,
Die ihren Wiesen Labung bringt.
Das reife Korn liegt wie beschneit Om Monüenlicht. Das Brot gedeiht.
Oeorg 8clivarr
daS schon mit Ihnen. Sie wären also gar kein Friseur, wenn ich recht verstanden habe?"
Und das Männchen erwiderte nun ebenso ruhig und friedfertig: „Friseur? I, wo werd' ich denn? — Ich bin der Königliche Bibliothekar Professor Doktor Buschmann."
Und wenn der Leser nun noch etwas zu wissen verlangt? Dieser Buschmann war seinerzeit Mitglied der Akademie der Wissenschaften, starb im 79. Jahr seines Erdenwallens am 21. April 1880 und liegt aus dem Matthäi-Friedhof begraben. Der Feldmarschall Graf Wrangel. selbst ein lustiger Kauz, sagte von ihm, er sei der schnurrigste aller Berliner Originale gewesen. Und wenn Buschmann sich noch andere ähnliche Streiche geleistet hat, dann bürste das zweifellos der Wahrheit entsprechen.
Zwei Frauen stritten um Garn
Zwei Frauen, die eine war reich, die andere arm, wurden einmal uneins um einen Knäuel Garn. Jede sprach, er gehöre ihr Sie kamen mit- einander vor den Schultheißen und verklagten sich.
Der Schultheiß wollte die Wahrheit erfahren und rief die Reiche beiseite und fragte sie heimlich: „Woraus habt Ihr Euer Garn g'wunden?" — Sie prach: „Auf ein weiß Tüchlein!" - Er fragte auch die Arme, worauf sie ihr Garn gewunden hätte. — Da sprach sie: „Auf ein klein Steinlein I" — Da gebot der Schultheiß, man solle das Garn abwin- den. Als das geschah, da gehörte es der armen Frau; denn es war auf ein klein Steinlein gewunden.
So soll der Richter die Wahrheit suchen mit allem Fleiß. Er soll die Sache ansehen und nicht die Person. Darum verband man vor Zeiten den Richtern die Augen, daß sie hörten und nicht sähen.
Oie verwechselten Golibälle
Ein Münchner Rentner ging nach dem letzten Krieg im Frühjahr regelmäßig über Schwabing hinaus, am auf der Schafweide ganz allein Golf zu spielen; denn er mochte sich gerne jung erhalten.
Diese Fläche wird aber auch von Reitern und Reiterinnen besucht. Gut schaun konnte der alte Herr nimmer. So kam es, daß der alte Herr anstatt seiner Golfbälle, die er gewöhnlich nimmer fand, Roßäpfel aufhob, die bei dem Nachtfrost gefroren waren, und sie mit nach Hause nahm. Daheim in der Ofenwärme tauten die Roßäpfel natürlich auf.
„Ja, was wär denn döös!" fluchte der echte, urwüchsige Münchner. „So a Schwindel, so a gemeiner. Da kannst ja glei verrecka aa. Der Krieg is do scho lang gar, und alleweil no so an mistigen Gummiersatz, wo's hernemma, die Malefisbagasch, die windige. Und- schmecka tuat dös Zeig, pfetlgrad wia Roßmist I"
Gute Augen hatte der alte Herr halt nimmer, aber doch noch eine sehr gute Nase. Svkarks nderg.
HerauSgeaeben tm Aufträge der NS^Preffe Würt-
ternber, von Hau» Renvin». Ulm a. D.