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esellschafter.

Württembergische Chronik.

Gestorben: Den 5. Juli in Algier Graf G. v. Ma l- deghem, Königl. württ. Garde-Lieutenant, 21 Jahre alt; den 7. Juli der pens. Schullehrer v. Olnhausen in Reutlingen, 74 I. alt; den 9. Juli Rathsschreiber Gaiser in Kirchheim v. T., 50 I. alt; den 10. Juli Kasernen-Jnspekror Hai sch in Eßlingen, 62 I. alt; den 12. Juli Pfarrer Kind von Kuppingen, 77 I. alt.

Ernannt wurden: Zum Konsul in Philadelphia der Kaufmann Friedrich Klckt aus Knittlingcn, Ober­bereiter Fischer zum Stallmeister, Kanzlei-Assistent De- derer zum Sekretär beim Finanzministerium, Hültenver- walter Bilfinger zum Hüttenverwalter in Friedrichs­thal, Pfarrer Geher in Kohlstetten kommt nach Bcihingen und Pfarrer Psizmaier in Mündungen nach Hattenhofen; Reallehrer Eble in Schramberg erhält die obere Lehrstelle in Ellwangen; Gerichtsnotar Glocker in Urach kommt nach Tübingen, und an dessen Stelle Gerichtsnotar Nie- cker in Tübingen; die bisher widerruflich angestellten Ge­richtsnotare Müller in Freudenstadt und Bröhm in Welzheim sind definitiy angestellt worden; zum Schulmei­ster in ^chlaierhof der Schul-A.V. Mehle allda.

Erledigte Stellen: Das Oberamt 3. Kl. Blau­beuren; das Kameralamt 2. Kl. Horb; das Gerichtsno­tariat 2. Kl. Neuenbürg; die ev. Pfarrei Neckarweihin­gen, Eink. 1034 fl.; das mit dem Dekanat verbundene kath. Stadtpfarramt Oberndorf, Eink. 1235 fl.; die Stelle eines Kanzlei-Assistenten beim stat.-topogr. Bureau, Eink. 600 fl.; die eines Hüttenverwalters zu Königsbronn, Eink. 1300 fl.; die Schuldienste in Sandcrnach, Dek. Münsingen, Gehalt 200 fl. nebst Wohnung, und der zu Huzcnbach, Dek. Freudenstadt, Geh. neben Wohn. 250 fl.

Der verstorbene ledige Uhrmacher A. Gäugele in Weißenstein hat sein ganzes Vermögen von 4661 fl. 40 kr. an wohlthätige Stiftungen vermacht.

Nach dem Beschlüsse unserer Stände sollen die Ar­beiten der Eisenbahn zwischen Ulm und Fried-' richshafen, so wie der Ausbau der Nordbahn nach Heilbronn in den drei Jahren 184548 begonnen, der Regierung aber der Ort, wo dieselben anzufangen haben, überlassen werden. Es soll nach dem Berichte an die Stände möglich gemacht werden, daß die Strecke von Cannstatt nach Eßlingen noch in diesem Jahre, die von Cannstatt nach Stuttgart und von da nach Ludwigsburg Ende 1846 , die von Eßlingen nach Plochingen aber erst in der Mitte 1847 befahren werden können. Die Fahr- gcbühr würde für die Person auf eine Stunde 5 kr. be­tragen, für den Centner Güter aber etwa 2 kr.

Nagold den 17 . Juli. Bei der heute hier stattgehab. ten Wahl zu BürgerAutzschuß Mitgliedern haben die meisten Stimmen erhalten: Obermüller Pfeiffer, Tuchmacher Simon Rauser, Zimmcrmann Christian Benz, Seifensieder Gauß, Tuchmacher Ludwig Kapp und Kupfcrschmid Christian Fischer.

Tags - Neuigkeiten.

Das Bien public, thcilt folgende rührende Thatsache mit: Am 4. d. befanden sich mehrere Maurergesellen auf einem schlecht befestigten Gerüste, welches von Baumate­rial und Holz überladen, zusammenbrach und die darauf befindlichen Leute bis auf zwei, die sich an einem halb geknickten Balken festgeklammert, in seinen Sturz verwi­ckelte. Die beiden letzten fühlten ihre Stühe allmalig nackgeben. Johann, sagt einer der Unglücklichen, die Last von uns beiden ist zu schwer, einer könnte vielleicht gerettet werden. Das ist wahr ; Peter! wer soll bleiben? Ich pake vier Kinder, murmelte jener. Nun so lebe wohl, Peter! und mit zum Himmel empor gerichteten Augen laßt er los. Die Vorübergehenden, die den verstümmel­ten Körper Johanns aufhoben, erfuhren später erst das hochherzige Selbstopfcr des armen Maurers.

Wiesbaden, 5. Juli. Die grünen Roulettetischein Wiesbaden und Homburg haben auch schon in der diesjähri­gen Saison ihre Opfer gefordert. Ein ziemlich bemittelter Fa­milienvater von hier trug sein ganzes baares Vermögen nach Homburg, verspielte cs dort in einer einzigen Sitzung und cr- henkie sich aus Verzweiflung. Um auch Frauen zum Spiele zu vermögen, hat der Unternehmer einige vornehm gekleidete Personen weiblichen Geschlechts an seine Tische gesetzt, die für seine Rechnung, jedenfalls in seinem Interesse spielen. Auch bei uns hat man leider dies Beispiel nachgeahmt, das nicht ohne die vorausgesehcncn Folgen geblieben ist, denn auf 10 Männer kann man jetzt immer 2 Frauen rechnen, die An» thcil an dem Spiele nehmen.

Man meldet aus Rheims: Vor einigen Tagen war ein Bewohner von St. Brice mit Fischen vermittelst ei­nes Wurfspießes beschäftigt, als sein Sohn, der in einem kleinen Kahn in einiger Entfernung spielte, das Gleich­gewicht verlor und an einer sehr tiefen Stelle in den Fluß fiel. Schon trieb ihn die Strömung dem Rade einer nahe liegenden Wassermühle zu und der Vater, der nicht schwimmen konnte, fand sich in der gräßlichen Lage, sein Kind einem jammervollen Tode entqegencilen zu sehen, als er, einer instinkrmaßigen Eingebung folgend, das Wurfneh ergreift, dasselbe zurecht macht und mit sicherer Hand über ten noch einmal empcrtauchendcn Sohn hinwirft. Darauf mit stoischer Ruhe das Netz langsam anziehend, bringt der glücklicke Vater endlich sein Kind gerettet ans Ufer.

Aus Albe, im Rhone-Departement, schreibt man: Am Sonntag, 8. Juni, dem Medardus-Feste, waren die Einwohner von Fabio in der Pfarrkirche versammelt, als plötzlich das Gewölbe sich wie ein eiserner Mantel auf die Anwesenden herabfcnkte. Man denke fick 200 Per­sonen in den Zuckungen des Todeskampfs: allein Gott hat gewollt, daß drei Personen unversehrt blieben: der Pfarrer, der Maire und der Kirchenvorsteher. Diese drei muthigen Männer eilten gleich in einen in der Nahe der Sakristei gelegenen Holzhof, wo sich mehrere Aerte befan­den, deren sie sich eiligst bemächtigten; und, durch meh-

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