Aus dun benachbarten Baiern zogen am 3. Mai wieder eine große Schaar Auswanderer mit ihren Frauen und Kindern durch Hildburgbausen dem Meere zu, um in Amerika sich eine neue Heimath und ein besseres Loos zu suchen. Es schienen, wie aus den Effekten zu schlie­ßen war, meist wohlhabende Leute zu seyn; auch befanden sich einige hochbetagte Männer darunter, die mit jugend­licher Munterkeit der anderen Welt zuwanderten.

Es wird öffentlich gewarnt vor den Seelenver­käufern, welche in mehreren Gegenden von Deutschland Unerfahrene anwerbcn und in Schaaren nach Brasilien, nach Ost- und West-Indien, Algier, nach Jcsuiten-Colo- nien u. s. w. als Sklaven oder Soldaten spcdiren.

Am 1. Mai traten in München acht protestantische Personen in der Theatinerkirche zur katholischen Kirche über.

Durch eine Ordonnanz des Königs der Franzosen ist der Minister Guizot zur Wiederherstellung seiner Ge­sundheit seiner Geschäfte auf eine Zeit lang entbunden worden. Mit der Führung seines Amtes wurde der Mi­nister des Innern, Duchcuel, einstweilen betraut. Gui­zot hat bereits einen Landsitz unweit Neuilly bezogen, um dort der Ruhe zu Pflegen und — dem König zur Hand zu sepn. _

In dem Dorfe Rockendorf im Ziegenrücker Kreise in Sachsen faßte ein Handarbeiter aus Furcht vor der Strafe vielfacher Diebshehlereien mit seiner Ehefrau den Entschluß, sich und ihren fünfjährigen Knaben im Teiche zu ertränken. In der Nacht vom 18. bis 19. v. Mts. führten sie diesen Entschluß nach reichlichem Branntwein- Genuß zwar aus, kehrten aber mit ihrem Kinde aus dem Wasser zurück, weil es ihnen zu kalt war, und nun schnitt der Mann seiner Ehefrau mit ihrer Bewilligung die Kehle durch, tödtete mittelst Kehlschnitts und mit einem Chaussee- Hammer sein Kind und durchschnitt endlich auch sich die Kehle. In diesem Zustande wurde die Familie in einem

Bette gefunden. Das Kind ist das Opfer dieser scheuß­lichen That geworden; die Eheleute leben und werden ge­nesen, jedoch ihrer Strafe entgegen geführt werden.

In Ulm wird geklagt, daß nun auch der letzte Rest der „schönen Natur" in dortiger Umgebung der uner­bittlichen Nothwendigkeit zum Opfer fallen werde, nämlich die Gegend am Schicßhaus, bis wohin sich bereits die Festungsarbciten ausgedehnt haben. „Es ist nur ein Glück," wird in der Ulmer Schnellpost gesagt, „daß man uns den Himmel nicht auch verschanzen und die gute Sonne in ein Blockhaus sperren kann!"

Luzern, 3. Mai. Heute stand Hr. Dr. Robert Steiger vor dem Kriminalgerichte, und wurde zum Tode, mittelst Erschießens, verurtheilt. Nach seinem Vertheidi- ger, Dr. Kasimir Pfyffer, sprach er selbst höchst rührend, so daß alle Anwesenden tief ergriffen waren, und viele Thränen flössen. Nun ergriff der Ankläger, Fürsprech Hegi, wieder das Wort und suchte auf eine empörende Weise den Eindruck zu Gunsten des Beklagten zu zerstö­ren. Er stachelte auf alle Weise den Unwillen der Richter gegen den lehtern auf, und schien im eigentlichsten Sinne nach dem Blute desselben zu lechzen. Er entblödete sich nicht, anstatt bei dem zu beurtheilenden Faktum stehen zu bleiben, den Dr. Steiger als Feind der gegenwärtigen Regierung von jeher mit den schwärzesten Farben zu schildern, er zählte sogar die Preßprocesse auf, die der­selbe als Redaktor des Eidgenossen früher zu bestehen hatte. Alle Zuhörer waren ob solchem unedlen Beneh­men entrüstet. Der eigene Bruder des Anklägers stürzte aus dem Gerichtssaale in das Vorzimmer und erklärte laut seinen Abscheu. So lange Hr. Fürsprech Hegi lebt, wird die Schmach dieser Stunde an ihm kleben.

Wöchentliche Feucht-, Fleisch-, Brod- und ViktuaUen-Peelßc.

In Nagold am 10. Mai 1845.

Fruchtpreise:

Alter Dinkel Neuer Dinkel Kernen Haber Gersten Mühlfrucht Waizen. Bohnen. Roggen. Wicken . Erbsen . Linsen .

1 L>ch.

,,

fl. kr.> fl.^r. fl.

kr.

1 Sri.

5 2s' 5> 9 4

4 56 451 10 36, 9 28 lO ^ 9 36 1.24,

1 12

Brodtare: 28 8 Pfund schwarz — j — j Brod kosten .

4 48 4 Pfund Kernen- 9, 4l brod kosten . —sder Weck zu 8V, — > Loth kostet. .

kr.

16

10

1

Fleischtare:

kr.

Allerlei Victualien:

kr.

Ochsenfleisch.

9

Mindschmal; . 1 Pfd.

18

Rindfleisch .

^Schweineschmalz „

17

Kalbfleisch .

7 Butter .,,

14

Hammelfleisch ....

13

Schweinfleisch m.Speck

O.Llchter gegossene „

22

! „ ohne „

8

„ gezogene

20

Seife.„

15

Redakteur F. W. Bischer. - Druck und Verlag der Bischer'schen Buchdruckerei.