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Nr. 220

Dienstag, den 21. September 1926.

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Zernsprecher Nr. 8

verantwort!. Schrkftksitung: Krieärich Han, Scheel» Druck unck Verlag äer A. Oelschläger'fchen Suchäruckerei.

101. Jahrgang

Die deutsch-frm

Die Auswirkungen der Zusammen­kunft Stresemann-Briand.

Vorläufiger Bericht Dr. Pünders in Berlin.

TU Berlin, 21- Scpt. Unter Vorsitz des Reichskanzlers Dr. Marx fand gestern vormittag ein Kabinettsrat statt, in dem der Staatssekretär der Reichskanzlei, Dr. Pünder, seine Genfer Ein­drücke schilderte und zugleich einen vorläufigen Bericht des Außenministers Dr. Stresemann über die Unterredung Strese- mann Briand übermittelte. Die formellen Kabinettsbevatungcn über die gesamte Außenpolitik und die Ergebnisse der Genfer Völkwbundstagung erfolgen jedoch nicht vor Rückkehr der deut­scher. Delegation aus Genf.

Die Rückkehr der deutschen Delegierten.

LU Berlin, 21- Sept. Rcichsaußenminister Dr. Stresc- tnann wird voraussichtlich Ende dieser Woche nach Berlin zu- rückkehren. Reichspressechef Dr- Kiep wird am Mittwoch oder Dmnersdag wieder in Berlin sein.

Die Haltung der französischen Regierung.

TU Berlin, 21. Sept. Havas veröffentlicht, wie die Mor­genblätter aus Paris melden, mit Bezug auf de» heutigen Ministerrat, in dem Vriand über seine Genfer Besprechungen insbesondere über die mit Reichsminister Dr. Stresemann, Be­richt erstatten wird, eine Erklärung, in der es heißt:

In gewissen Pariser Kreisen ist das Gerücht im Umlauf ge­wesen, daß innerhalb und außerhalb der Regierung Unstimmig­keiten hinsichtlich der von Vriand eingeleiteten Verhandlungen beständen. Dieses Gerücht entbehrt jeder Begründung, zumal der Minister Briand bisher de» übrigen Kob'nsttsmitgliedcrn keine Darstellungen über den Verlauf dieser Verhandlungen ge­geben hat. Briand hat bisher lediglich dem Ministerpräsidenten im Laufe einer kurzen Unterredung die großen Linien der Be­sprechungen von Genf und Thoiry dargclegt.

Eine offiziöse englische Erklärung.

TU Berlin, 21. Sept. Wie die Morgcnblättcr aus London ckielden, wird in maßgebenden Kreisen die von gewisser Seite ruf dem Kontinent verbreitete Ansicht, die in den letzten Tagen erfolgte Annäherung Deutschlands und Frankreichs sei der bri­tischen Regierung keineswegs angenehm, da sie eine Spitze gegen England enthalten könnte, alsvollkommen absurd" bezeichnet.

Danzig vor dem

Deutsche Unterstützung.

TU Genf, 21. Sept. In der gestrigen Nachmitiagssitzung des Völkerbundsrates sprach der polnische Außenminister, der der Stadt Danzig Ersparnisse auf dem Gebiet der Verwaltung empfahl und erklärte, Polen sei bereit, Danzig in der Frage der Zolleinnahmen ein Minimum für die Zukunft zuznsichem, damit Danzig ebnen festen Betrag in sein Budget einstellen könne. Wie angekündigt, ergriff dann Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort und führte u. a. etwa folgendes aus:

Deutschland hat bei den Beziehungen, die zwischen ihm und der Freien Stadt Danzig bestehen, ein besonderes Interesse für die heute hier vorgebrachten Fragen. Präsident Sahm hat er­klärt, daß die schwierige Lage Danzigs dadurch besonders ver­schärft werde, daß die vom Finanzkomitee gebilligte Anleihe in Höhe von 3V Millionen Gulden nicht ausreiche, um Danzig aus seinen finanziellen Schwierigkeiten herauszuhelfen. Er hat er­klärt, daß Danzig erst nach Fertigstellung des Budgets für das laufende Jahr davon in Kenntnis gesetzt wurde, daß es mit der Ratenzahlung für die seinerzeit überwiesenen Desatzungskosten beginnen möchte. Er hat vor allen Dingen darauf hingewiesen, daß die Frage der Arbeitslosigkeit, die ein europäisches Pro­blem ist, zum großen Teil die Ursache der Danziger Schwierig­keiten sei. Gerade hier in Genf, dem Sitze des internationalen Arbeitsamtes, weiß wohl jeder, daß kein Staat das Recht hat, die ohne eigenes Verschulden in Arbeitslosigkeit geratenen Be- völkcrungsteile ohne angemessene Entschädigung für die Zeit ihrer Arbeitslosigkeit zu lassen. Ich erlaube mir daher, an den Herrn Berichterstatter die Frage zu richten, ob es nicht möglich sein wird, ganz unbeschadet der anderen Arrangements der Stadt Danzig tn d->r Weise entgrgenzukommen, wenigstens diejenige Bestimmung, die die Aufnahme neuer kurzfristiger Anleihen ver­bietet. fallen zu lassen. Danzig dürfte wohl eine Prolongation seiner schwebenden Schuld erreichen und ich glaube, daß in die­ser Richtung den Wünschen Danzigs entgegengekommen werden kann. Damit würde dann die Möglichkeit, zu einem dauerhaf­ten Arrangement zu kommen, daß alle Teile befriedigt, wesent­lich gefördert sein. > l

I» seiner Antwort auf die Ausführungen Dr. Stresemanns hob der Berichterstatter, de Vrsucquere, hervor, daß die wirt­schaftliche Lage Danzigs an sich zu keine« Befürchtungen Anlaß gebe. Es müsse darauf hingewiesen werden^ daß nicht der Völ-

Armäherun

Es wird noch betont, daß ein großer Teil der Tätigkeit Cham- berlajns der Erreichung des erwähnten Zieles gewidmet ge­wesen sei und hervorgchoben, ein wie großes Interesse England besonders jetzt, wo es durch die Locarnovcrtcäge an bas Schick­sal Europas gebunden sei, an allem habe, was zur Förderung des europäischen Friedens und zur Beseitigung einer Kriegs­gefahr auf dem Kontinent beitrage.

Der Temps zu den Rückwirkungen einer deutsch-französischen Annähenmg auf die englische Politik-

TU Paris, 21. Sept. Der Teinps geht am Montag auf die Frage der Rückwirkungen einer deutsch-französischen Annähe­rung auf die englische Politik ein. Es gebe politische Gruppen in England, die behaupteten, daß der englische Einfluß in Europa nur dann von Bedeutung sein könne, wenn Deutschland und Frankreich zum mindesten Rivalen blieben. Auf keinen Fall dürfte die deutsch-französische Annäherung zur Folge haben, daß die Bande, die Frankreich, England und Italien verbinden, aufhörten. Es wäre ganz unverständlich, daß in England der­artige Befürchtungen nach der Unterredung in Thoiry laut wer­den könnten. Im übrigen dürste man aber nicht vergessen, daß seit 6 Jahren es gerade die Engländer seien, die Frankreich verhindert hätten, Deutschland zur strikten Einhaltung des Ver­sailler Vertrages zu zwingen und daß durch die Pression der englischen Regierung im Jahre 1924 mit dem Dawesplan die Politik der Versöhnung und der Verständigung mit Deutsch­land cinsctztc. Die englischen Freunde könnten sich also über eine deutsch-französische Annäherungspolitik nicht beklagen, ohne nicht auch ihre eigene Politik in den Nachkriegsjahren zu ta­deln, die sie selbst unterstützten und mit ihrem Einfluß vorberei­teten und die sie immer für die entscheidendsten Vorbedingungen für eine dauernde Pazifiernng Europas betrachteten.

Italien und die dcutsch-ftanzösis cheVerständigung.

TU Mailand, 21. Sept- Die durch die Unterredung von Thoiry zwischen Deutschland und Frankreich angebahnten diplo­matischen Verhandlungen über eine umfassende deutsch-franzö­sische Verständigung haben in Italien kein Wohlgefallen ausge- lösi. Die Presse glaubt, Italien könne sowohl politisch wie wirtschaftlich von einer deutsch-französischen Verständigung Nach­teile haben.

terbund Danzig eine Anleihe gebe, sondern daß die Anleihever­handlungen lediglich durch die Empfehlung des Völkerbundes gefördert werden sollten. Es stehe Danzig vollkommen frei, eine Anleihe aufzunehmen; in ähnlicher Weise äußerte sich auch Lord Robert Lecil, der darauf hinwies, daß die Aufnahme einer Anleihe ein finanzielles Unternehmen sei, dessen Gelingen aus­schließlich von dem Willen der Kreditgeber abhängig sei. Hier­auf ergriff nochmals der deutsche Reichsaußenminister Dr. Stresemann das Wort und erklärte: Was ich habe ausführen wollen, ist, daß gerade die große Anzahl der Arbeitslosen im Bereich der Stadt Danzig eine besonders schwierige finanzielle Situation bedingt, die berücksichtigt werden muß. Senatspräsi­dent Sahm dankte dem Berichterstatter fiiv die Erklärung, daß mit Einverständnis des Finanzkomitees eine kurzfristige evtl, auch langfristige Anleihe ausgenommen werden könne. Er machte darauf aufmerksam, daß Danzig, wenn es eine solche An­leihe aufnehmen wolle, sich also nochmals an das Finanzkomitee des Völkerbundes wenden muffe. Wenn der VölkerbunLsrat glaube, nicht von der Klausel des Finanzkomitees absehen zu können,, dann bitte er, die Klausel abzuändern, und zwar dahin, daß der Vorsitzende des Komitees befugt sein soll, seine Zu­stimmung im Namen des Finanzkomitees zu geben. Bor allem aber bitte er den Völkerbundsrat und seine Organe, bei den Verhandlungen mit der Repaiatioiiskommiffion und der Bot- schafterkonserenz die Stadt Danzig zu unterstützen. Damit war die Debatte beendet. Der Bericht des Finanzko-mitees wurde angenommen. Der Stadt Danzig wurde anheim gestellt, sich mit dem Vorsitzenden des Finanzkomitees in Verbindung zu setzen, falls sie vor dem 1. Dezember dringend einer kurzfristigen An­leihe bedürfte.

Die Verteilung der Zolleinmchm«« Mischen Danzig u»d Pole».

TU Senf, 21. Sept Am heutigen Vormittag sollen di« Ver­handlungen zwischen der Danziger Delegation und den Polen über ein» Verständigung in der Frage der Verteilung der Zoll­einnahmen zwischen Danzig und Polen fortgesetzt werden. Von polnischer Seite bst man bereit, Danzig »in«, festen Betrag der Zolleinnahmen zuzusichern, der sich wischen 14 und 2V Millionen Gulden, bewegt.

Tages-Spiegel.

Dr. Stresemann ist im VölkcrbundSrat bei der Behandlung der Danziger Frage erfolgreich für die Interessen Danzigs ein- gctreten-

Bei der Behandlung der Mcmclcr Fragen hat Dr. Stresemann

ebenfalls Stellung genommen

«-

Heute wird in Genf ein Abkommen Polens mit Danzig über den Zollvcrtcilungsschlüssel unterzeichnet werden.

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Der polnische Außenminister Zalesky sprach seine Bereitschaft zu Verhandlungen über die deutsch-polnischen Frage« aus.

Staatssekretär Pünder berichtete gestern im Reichskabinett in Berlin über die Genfer Verhandlungen.

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Heute wird Briand im Ministcrrat über die Besprechungen mit Dr. Stresemann in Thoiry berichten.

e

Man rechnet mit der Zustimmung der deutschen wie der fran­zösischen Negierung zu den in Thoiry vorgesehene« Verein­barungen.

e

Chamberlain und Mussolini werden in den nächsten Tage« wahrscheinlich in einem der ital. Häfen eine Zusammen­kunft haben.

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Die Sturmkatastrophe in Florida hat furchtbare Verwüstungen angerichtet. Die Zahl der Menschenopfer wird auf 2000 ge­schah^_-

Abrüstungskonferenz

September 1V27.

TU Genf, 21. Sept. Die dritte Kommission für Abrüstungs­stagen beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, di« Abrüstungskonfe­renz, wenn nicht materielle Schwierigkeiten eintreten, bis zum September 1927 einzubcrufen. Dieser Beschluß bedeutet einen Sieg des französischen Standpunktes gegen den englischen und italienischen, der eine weitere Hinausschiebung der Konferenz vorgesehen hätte- De Jouvenel begründete den französischen Standpunkt mit folgenden Worten:Uebernehmen wir die uns zukommende Verantwortung. Ich bin bereit, im Namen der fvanzösischen Delegation meine Verantwortung zu übernehmen. Unsere Sachverständigen sind fertig. Deutschland ist da. Lo­carno ist ratifiziert. Laßt uns den Zusammentritt der Ab­rüstungskonferenz beschleunigen. Ich bin der festen Ueberzeu- gung, daß wir nicht den Weltkrieg erlebt hätten, wenn wir recht­zeitig die notwendigen Maßnahmen getroffen hätten, es gibt keine technischen und keine politischen Schwierigkeiten mehr. Laßt uns mit der Arbeit beginnen."

Ungeheure Sturmkatastrophen in Siorida.

Miami und Palmbeach an der Küste von Florida sind von einer ungeheuren Sturmkatastrophe heimgesucht worden. Da der gesamte Telegraphenverkehr unterbrochen ist, liegen vorläufig nur ungenaue Meldungen über den Umfang der Katastrophe vor. Darnach sind in Miami 100 Menschen getötet und gegen 2000 Häuser zerstört worden. Das Wasser steht in den Straßen Miamis eineinhalb Meter hoch. Die gesamten Hafen- und Dock­anlagen mit sämtlichen Schiffen sind vernichtet. Der Schaden wird auf ungefähr 200 Millionen Dollars geschätzt. Aus Palm- beach liegen noch keine Meldungen über den Umfang der Kata­strophe vor. Die Associated Preß brachte diese Nachrichten auf der letzten intakten Leitung durch, kurz ehe auch diese zerstört wurde. Wie aus Cuba und Mexiko gemeldet wird, hat auch dort der Sturm große Verheerungen angerichtet. Viele Schiff­sollen sich iu Seenot befinden.

Die Verheerungen.

Durch die Sturmkatastrophe wurde eine große Anzahl von Ortschaften teilweise oder ganz zerstört. Die Schätzungen über die Zahl der Todesopfer gehen teilweise bis auf 2000. Viele Schiffe befinden sich in Seenot, darunter 8 Passagierdampfer, die zwischen Newyork und Florida verkehren und von denen keine Nachrichten vorliegen.

Im Hafen von Miami.wurden 150 Schiffe zerstört, deren Be­mannung, mehrere hundert Mann, wahrscheinlich ertrunken ist. Der Sturm ist der schwerste, der jemals über Amerika hinweg- gegangen ist. Er riß «ine SO Meilen breite Bresche in die Küste Floridas und Keß überall Zerstörung und Eleich zurück. Der Orkan brach von Westindien kommend über die Bahamainseln nach Florida ein. Das Barometer erreicht» «inen nie gekann­ten Tiefstand. Der Sturm dauerte S Äuuden und erreichte zeitweise L40 Meilen Geschwindigkeit.