SchwarzwalS-heimat
»»» «t«» 6»1^e «u»«t kjs»x6I«L
Ae* ALeE DüMop^
Klein-Ottos Vater ist auf Urlaub gekommen. Ihm zu Ehren hat die Mutter 2 Kuchen
I Streuselkuchen zu essen! Willst du jetzt essen!" ' brüllt er den hoffnungsvollen Sprößling mit Stentorstimme an. „I will an Gugelhupf!" — „Wenn du nicht augenblicklich Streusel-
gebacken: einen Streuselkuchen und einen Gu- buchen ißt, sperr ich dich in den Keller!" setzt
gelhopf. Ersterer wird zuerst angeschnitten, der Gugelhopf jedoch bleibt vorerst in der Speisekammer.
Klein-Otto schwärmt nicht fük Streuselkuchen: „I will an Gugelhupf!" — „Du itzt, was auf dem Tisch steht!" sagt der Vater streng. „I will an Gugelhupf!" — „Versuch wenigstens zuerst vom Streuselkuchen", will die Mutter im Guten einlenken. „I will an Gugelhupf!" Der Vater schüttelt den Kopf und wird langsam böse: „Wenn du nicht schön Streuselkuchen ißt, geh ich wieder zu den Soldaten!" — „I will an Gugelhupf!" — „Sei gleich ruhig, sonst bekommst du Schläge", droht die Mutter. „I will an Gugelhupf!" Die Mutter macht ihre Drohung wahr und verabreicht dem beharrlichen Sünder ein paar Kläpse. Nachdem das darauf einsetzende Gebrüll wieder verebbt ist, ertönt es von neuem: „I will an Gugelhupf!"
„Es ist halt nichts, wenn ihr Frauen allein Kinder erziehen müßt", seufzt der Vater. „Paß auf, ich bringe das Bürschchen dazu,
der Vater seine Erziehungsversuche fort. „I will an Gugelhupf!"
Der Vater macht seine Drohung wahr und schleppt den Unverbesserlichen in den Keller, wo er ihn eine Minute eingesperrt läßt. Nachdem der kleine Kerl unter Schluchzen Besserung gelobt hat, bringt er ihn triumphierend wieder nach oben. „Der wird jetzt essen, was man ihm hinstellt!" meint er befriedigt zur Mutter.
„I will an Gugelhupf!" kommt es schon wieder aus dem Mund des beharrlichen kleinen Begehrers. Der Vater gibt sich geschlagen, geht in die Speisekammer und bringt seinem Sprößling höchstpersönlich ein Stück Gugelhupf ... Ja, es ist schwer, wenn die Frauen allein Kirwer erziehen sollen!
Und weil Klein-Otto diesmal seinen Willen durchgesetzt hat, wird er es, so vermuten wir, auch beim nächsten Male wieder versuchen, und es dabei noch leichter haben, weil der Vati wieder bei den Soldaten ist.
Gesunde uud frohe Heimstatt
finden Kinder aus Franken im Kreis Calw
Der Kreis Calw war schon immer vorbildlich in der Durchführung der erweiterten Kinderlandverschickung. Auch die jetzt aus dem Gau Franken (Nürnberg) eingetroffenen 102 Kinder werden die herzliche Gastfreundschaft der Bevölkerung unseres Kreises genießen. Die Kinder werden im ganzen Kreisgebiet untergcbracht, und wir sind überzeugt, daß cs ihnen bei uns sehr gut gefallen wird. —Weiter finden laufend Kinder aus Stuttgart bei uns Aufnahme.
Auf der anderen Seite werden auch Entsendungen von Kindern durchgeführt. So nimmt am 20. Mai der Gau Mainfranken (vor allem das romantische Miltenberg) 33 Kinder aus dem Kreise Calw auf. — Nach Locarno (Schweiz) kommen am 1. Juni 3 Kinder aus unserer engeren Heimat!
Am Montag spielt das Württ. Laudesorchester in Calw. Unter der Leitung von Gerhard Ptaasz gibt das Württ. Landesorchester am Montag abend sein drittes Konzert in der Kreisstadt. Das reichhaltige Programm bringt-diesmal durchweg Werke, die durch sich selbst zum Hörer sprechen und damit den Vorzug haben, leicht eingänglich zu sein. Wir werden den Militärmarsch Mr. 1 von Schubert, romantische Musik von C. M. von Weber und Albert Lortzing sowie zwei der ungarischen Tänze von Brahms hören. Beschwingte Weisen von Joh. Strauß, Sarasate und Lshar und zwei schwäbische Tänze von Gerhard Maasz runden die Reihe der Konzertdarbietungen, die jedem Freund der Musik etwas Schönes zu schenken versprechen. Als Solist des Abends wurde Franz Hochstätter. (Violine) gewonnen.
Ostarbeiter im Reichsgebiet
erhalten Kleider und Schuhe
Die im Reichsgebiet eingesetzten Ostarbeiter werden in einer besonderen Aktion mit Bekleidung und Schuhwerk versehen. Die Wirtschaftsämter erteilen den Betrieben auf Antrag nach Bedarfsprüfung Lieferanweisungen. Diese Lieferanweisungen werden u. a. von folgenden Auslieferungsstellen beliefert: 1. Schuhe von Ernst Schuon, Nagold, Marktstr. 11. zuständig für die Wirtschaftsämter Calw, Freudenstadt und Horb. 2. Bekleidung: von Chr. Schwarz, Nagold, Marktstr. 20 für den Arbeitsamtbczirk Nagold, Calw.
Nagolder Stadtnachrichten
In den Straßen herrschte gestern lebhafterer Verkehr, als wir es sonst gewohnt sind. Aus der ganzen Umgebung kamen die Mädchen zur Musterung für den Reichsarbcitsdienst nach Nagold. Im Herbst werden schon schmucke Arbeitsmaiden aus ihnen geworden sein, um den Dienst in und für die Gemeinschaft auf- zunehmeu
Entlohnung neueingestellter Frauen
Die aus der Meldepflicht für Aufgaben der Reichsverteidiguug in den Betrieben gegenwärtig neueingestellten Frauen haben grundsätzlich Anspruch auf das gleiche Entgelt. das unter Beachtung der Vorschriften über die Lohngestaltung für gleiche Leistung und gleichwertige Tätigkeit dieienigen Frauen im Betriebe bekommen, die schon vor der Verordnung über die Meldepflicht berufstätig waren. Diese Feststellung trifft der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz in einem Erlaß, der zur Entlohnung der neueingesetzten Frauen weiter bestimmt: Alter. Berufserfahrung, Kenntnisse und Fähigkeiten und auch bei den neuen Arbeitskräften ent- fprechend zu werten. Während einer etwaigen kurzfristigen Anlernling oder Umschulung der
Kräfte wird im allgemeinen Entgelt für die dann auszu- r ^^skeitin Frage kommen. Soweit M. besondere Satze für diese Zwischenzeit beilegen, wird höchstens der Lohn der un- Arbeitern? .oder das Gehalt einer messen?cii" einfachster Tätigkeit auge-
Vegabtenför-enlng für die Verehrten
Im Zuge der von der Deutschen Arbeitssronl und der Hitler-Jugend durchgeführten Begabtenförderung ist jetzt ein neues Werk für die Versehrten eingeleitet worden. Der Versehrte soll schon bald nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht die Möglichkeit besitzen, durch seinen Einsatz wieder vollen Anteil am Arbeitsgeschehen zu nehmen. Das Oberkommando der Wehrmacht hat in einem Erlaß diese Betreuung angeordnet Für die Erfassung kommen auch Studierende und Abiturienten in Betracht, die ein Studium aufzunehmen beabsichtigen. Der Teilnehmerkreis der Versehrten soll durch besonders bewährte Fachprü- fcr und Betriebsführer eine gewissenhafte berufliche Begutachtung erfahren, die nach Abschluß einer eintägigem Vorauslese abgegeben wird. In jedem Fall wird ein Gutachten abgegeben, das dem Arbeitsamt als Grundlage zum Arbeitseinsatz dienen kann. Bei besonderer Begabung und überdurchschnittlichem Können erfolgt die Erfassung in einem Reichsausleselager, wo eine überbetriebliche Ausbildung nach der Begabung vorbereitet und wirtschaftlich sichergestellt wird.
Kriegsversehrte bei der Post
Auch die Reichspost bemüht sich, den Einsatz von Kriegsversehrten durch die Entwicklung entsprechender Arbeitshilfsgeräte zu sördcrn. So hat das Reichspostzentralamt u. a. Arten von Brief- vcrteilgeräten für Einarmige entwickeln und erproben können, die den Anforderungen voll entsprechen. Der Rcichspostminister weist daraus hin. daß der Bereitstellung von Arbeitshilfsgeräten für
Einsahbeschädigte noch viel größere Aufmerksamkeit zugewendet werden muß. Alle Dienststellen und Gefolgschaftsmitglieder, insbesondere die Ehrsatz- geschSvigten selbst, werden aufgefordert, an der Entwicklung derartiger Geräte mitzuarbeiten und ihre Vorschläge dem Reichspostzentralamt über die Aemter und die Reichspostdirektionen einzureichen.
Preisstop bei Arzthonoraren
Der Reichskommissar für die Preisbildung erinnert in einem Erlaß daran, daß für Arzt- hopopare das allgemeine Preiserhöyungsverbot in der Weise gilt, daß ein Arzt trotz Bestehens von Rahmengebührenanordnungen von einem Patienten für die gleiche oder vergleichbare Leistung unter gleichen oder vergleichbaren Umständen keine höhere Vergütung als am Stichtag der Preisstop- Verordnung, dem 17. Oktober 1936, berechnen darf.' Reiter wird ausgeführt, daß als Stoppreis in erster Linie das Honorar in Betracht kommt, das der Arzt selbst am Stichtag der Preisstopverord- nung gefordert hat. Falls ein eigener Stopprcis nicht festzustellen ist, ist der Stoppreis des am besten vergleichbaren Betriebe? maßgebend
Supprnerzeuglnffe für Gaststätten
Die Gaststätten dürfen bekanntlich Brotmarken für Suppen, Tunken und Gemüsegericht vom Gast nicht mehr fordern, obwohl zur Zubereitung fast aller derartiger Gerichte Mehl gebraucht wird. Um den Gastätten die Durchführung dieses Grundsatzes zu erleichtern, wurde der Wirtschastsgruppe Gaststättengewerbe ein Sonderkontingent an Roggenmebl.zu Kochzwecken zur Verfügung gestellt. Auch der Mprozentige Zuschlag, den das Gaststättengewerbe auf die abgelieferten Brotmarken erhält, bleibt in voller Höhe bestehen. Ferner ist die Versorgung der Gaststätten mit Suppen neu geregelt und der Wirtschaftsgruppe ein Kontingent zur Verfügung gestellt worden. Die Gaststätten dürfen Suppenerzeugnisse nur noch gegen Zuteilungs- scheine aus diesem Kontingent heziehen.
Soll man Kartoffeln abkeimen?
Während das Abkeimen und das dadurch vielfach eintretende Welken der Knollen sowie die häufig festgestellte Schwarzfärbung des Knollenfleisches den Pflanzwert im allgemeinen nicht schädigt, sind diese Veränderungen bei Speisekartoffeln mit einer Verringerung der Qualität und Quantität verbunden. Da jede stärkere Keimung den Wert der Speisekar- tosfeln mindert, muß durch kühle Aufbewahrung in ^trockenen, gründlich durchlüfteten Räumen bei zerstreutem Tageslicht einer Keimung vorgebeugt Werden. Hohe Luftfeuchtigkeit und Dunkelheit begünstigen das Wachsen der langen Dunkelkeime und deren Bewurzclung. "Sic entziehen der rrnolie wcrr- oollc Nährstoffe und verursachen eine starke Schrumpfung.
Entfernt man sie, so wird damit aber die Keimung durchaus nicht unterbunden, sondern nur um so stärker angeregt. Außerdem stellt die Hausfrau beim Schälen oder Kochen die gefürchteten schwarzen Flecken fest. Durch das Abbrechen der Keime entstehen außerdem Wunden, die zumal im Winter nur schwer verheilen. Durch diese dringt Lust in die Knollen ein, so daß ein Absterben bestimmter Gewebepartien und schließlich eine starke Schwärzung eintreten. Die Antwort aus die Frage „Soll man entkeimen oder nicht?" kann daher nur lauten: Man vermeide das Abkeimcn lagernder Kartoffeln, soweit sie nicht unmittelbar dem Verbrauch zugeführt werden, und treffe vor allen Dingen alle Vorsichtsmaßnahmen, um eine stärkere Keimung zu verhindern.
Neue NSB.-Erntekindergärten in IseLshaufen und Pfinzweiler
-Vuker 36 Dauer- unä DilkkinäerZärten 10 DmiekinäerAArten im Kr. Lsliv
Die NS.-Volkswohlfahrt sieht eine sehr wesentliche Aufgabe darin, durch ihre Kindergärten bzw. Erntekindergärten die schaffenden Mütter und vor allem die schwer arbeitenden Bäuerinnen zu entlasten. Gleichzeitig wird auf die körperliche Entwicklung der Kinder ein entscheidender Einfluß ausgeübt.
Die Kinder sind hier tagsüber sehr gut aufgehoben, und die Mütter sind froh, daß sie ihre Lieblinge in bester Obhut wissen. Gern geben sie sie in den NSV.-Kindergarten, wo sie nicht nur beaufsichtigt werden, sondern wo ihrer auch gesundheitspflegerische und erzieherische Aufgaben harren.
Nach nationalsozialistischen Grundsätzen bildet die körperliche Erziehung die erste Stufe in der Gesamterziehung des Menschen; denn ein voll leistungsfähiger Körper ist die Voraussetzung für die Bildung der charakterlichseelischen Werte und für das geistige Leistungsvermögen. Die im NSV.-Kindergarten tätigen Kinderpflegerinnen, die eine entsprechende Ausbildung genossen haben, wissen, daß im Kleinkindesalter eine überaus starke körperliche Entwicklung vor sich geht und andererseits sich zu dieser Zeit die Ge underhal- tung des Charakters Prägt. In diesem Sinne setzt, ihre Erziehungsarbeit mit der körperlichen Ausbildung ein.
Selbstverständlich erschöpft sich die Arbeit der Kinderpflegerin im Kindergarten nicht in der gesundheitlichen Betreuung der Kinder, sie erstreckt sich vielmehr auf all das, was den Kindern das Leben im Kindergarten angenehm und nützlich gestaltet.
Die Zahl der Kindergärten hat, nicht zuletzt durch die Kriegsverhältnisse bedingt, wie im ganzen Reiche so auch im Kreis Calw Angenommen.
Ans dringenden Wunsch der Mütter im Nagolder Stadtteil Jselshüusen konnte hier Anfang Mai ein NSV.-Erntekindergarten in Zusammenarbeit von NS.-Volkswohlfahrt und Stadtverivaltung Nagold eröffnet werden. Ein schöner Heller Raum mit Kindergartenmöbeln und ausreichendem Spielzeug steht den 30 Kindern zur Verfügung. Die Leitung hat die Kinderpftegerin Anneliese Dölker.
Auch Pfinzweiler hat nun seinen Erntekindergarten. Di« Kinder brauchen jetzt den weiten Weg nach Feldrcnnach nicht mehr zurückzulegen. Es sind rhrer etwa 35, die sich in die Obhut der Tante Lotte begeben haben. Zur Eröffnung des Kindergartens waren auch die Mütter gekommen und konnten sich überzeugen, daß sich ihre Kleinen in besten Händen befinden.
Die bereits bestehenden NSV.-Kindergärten im Kreis Calw wurden im April wieder eröffnet. Außer 36 Dauer- und Hilfskindergärten stehen 10 Erntekindergärten zur Entlastung der Mütter und zur Miterziehung zur Verfügung.
So leistet die NSV., wie auf allen Gebieten der sozialen Maßnahmen, auch auf dem der Kinderbetreuung vorbildliche Arbeit. Allen, die Hilfe brauchen, wird auch Hilfe zuteil. Aus diesem Grunde ist es aber auch notwendig, daß jeder in Verdienst stehende Volksgenosse Mitglied der NSV. ist.
Leonberg. M. L. von W. ließ sich von einem anderen Handwerker in unbefugter Weise Benzin geben und nahm sich solches auch selbst. Seine Fahrten zwischen Weil der Stadt, Dätzingen und Ostelsheim dienten ganz anderen als beruflichen Zwecken. Zudem besaß der Angeklagte die Charakterlosigkeit, sich in die Ehe des Benzingebers einzumischen. Wegen unbefugten Bezugs von Benzin wurde er zu einer Geldstrafe von 200 Mark und wegen Benützung des Kraftwagens zu Vergnügungsfahrten zu insgesamt fünf Monaten Gefängnis verurteilt. — Der in einer Werkstätte der Reichsbahn beschäftigte 21 Jahre alte N. K. stahl Handwerkszeug im Wert von etwa 50 Mk.,
und wurde dazu noch zum Hehler. Der gut verdienende Angeklagte, der das Gastrecht in Deutschland mißbraucht hat, wurde zu einer Gefängnisstrafe von einem Monat und wegen des zweiten Vergehens zu einer solchen von 15 Tagen verurteilt.
ULK. Horb. Wie aus dem Leistungsbericht zur 1942 der NSV. hervorgeht, fanden 167 erholungsbedürftige Kinder aus anderen Gauen herzliche Aufnahme. Im Rahmen der erweiterten Kinder- landvers'chickung wurden 56 Mütter und 118 Kinder untergebracht und 50 Mütter teilweise mit ihren Säuglingen in Müttererholungsheime verschickt. Zehn Htlfs- und Beratungsstellen für „Mutter und Kind" wurden eröffnet und 200 Fa- mitten erhielten Haushalthilsen und KriegShilfs- dienstmaiden. -
lob bin äi« glijMMt« kwS
- krcrn^es vors x^kra-
vrdebec§a>u«rr-»t «Iircb Verlor 0-r»r lokl-r. Vera«, k»»^ I
(55. Fortsetzung)
Darauf erwartungsvolle Stille. Lr beginnt! „Also hört mal! Ich Hab eine Kopfzeile, die Hai sich gewaschen, die ist goldrichtig! Ich denk« mir das ganz zart, ganz innig, etwa so!" Und nun mit halber Stimme zu ein paar Takten angedeuteter Musik:
„Ich Hab dich heut im Traum gesehn, mein Liebling, das war wunderschön!" „Großartig!"
„Und wie dein Stistzahn hat gelacht, bin ich vor Schreck schnell aufgewacht!" ergänzt Heinzelmann bissig. Darauf ertönt ein vernichtendes Gelächter und das Produkt ist erledigt.
Bei den zwei nächsten Flaschen werden folgende Texte in Vorschlag gebracht: „Heut Hab ich die Spendierhosen an!" — oder: „Willst du nicht mein Schnuckeputzi sein?" Sie werden gleichermaßen verworfen.
So sitzen sie denn nach drei Stunden noch immer am selben Fleck. Paul entschließt sich sckon. die Sackie als aussichtslos aufzuaeben.
„Kinder, die Musen lassen sich nicht vergewaltigen. Hören wir auf! Trinken wir liebe« zum Abschied noch eine Flasche Knallbumm!"
Nach wenigen Minuten erscheint er wieder, bewaffnet mit zwei Flaschen Sekt. Der löst ihnen bald die Zungen. Vor allem möchte Heinzelmann gerne wissen, wohin Gisela ist. Aber Paul ist hartnäckig und verweigert die Aussage.
»Ha ! Du bist unglücklich verliebt in sie! Wahr- scheinlich hast du versucht, sie mit deinen Witzen geneigt zu machen, Paulchen. aber das hält hie stärkste Frau nicht aus. Alte Brötchen rann man In Kaffee titschen, aber deine Witze, Paul- chen. Nee, das ist ein Grund zur Flucht!"
„Halt' du dein Cpottmaul, Lunge, sonst lernst du mich kennen!"
„Oho, der Fürst ist böse?! Hat sie dich so verwundet, Edler? Und du läßt dir's gefallen?"
„Unser Freund Paul wird vielleicht nicht deutlich seine Vorzüge ins Licht gestellt haben! Er ist immer so bescheiden", wirst Rolf ein.
Aber Paul hört nicht. Paul wischt das Geschwätz mit einer einzigen Handbewegung beiseite. „Ruhe, Lunge! Mir ist was eingefallen!" sagt er. „Du hast da was gesagt, ohn' Sonne, Mond und Sternen...! Das ist doch ein Stichwort! Die .Sonne' hat ihr Vater, den .Mond' kaufe ich..."
„. . . und die Sternlein werden sich schon prompt einstellxn, wenn es so weit ist! Großartiger Witz! Tusch! Tätätäääh!" brüllt Heinzelmann und will sich ausschütten vor Lachen. „Ist das dein Einfall?"
„Nein, aber ich Hab unfern Schlager, Kinder! Ihr verpäppelt mich — und ich bringe inzwi- sch den Schlager unserer Operette zur Welt! Hört mal her!"
Paul geht an den Flügel. „Wir sind ja soo« geduldig! Immer nur los!" jauchzt Heinzelmann. Rolf rückt sich erwartungsvoll zurecht und dann ist es mit einem Male still. Paul spielt und singt:
„Sonne, Mond und Sterne schenk ich dir so gerne für ein kleines Lächeln und für einen Kuß!"
„Bildsauber!" Heinzelmann Mt Feuer uni» Flamme. „Ich weiß auch schon den zweiten Teil oer Strophe. Herhören!"
„Sonne, Mond und Sterne scheinen, ach) so ferne, und du sagst stets .Nein', so daß ich weinen mutz!"
Nun hat's gezündet! Mit einem Male ist aus dem kleinen, albernc -. Einfall ein Lied geworden. Und als Heinzelmann ein wenig nachgedacht hat — er denkt meist nur in Noten und Takten — da hat er den Text und Melodie au? dem Papier. Verflogen ist der Rausch des Weines, der Rausch der Schöpferfreude hat sie dafür gepackt.
„Run noch einmal im Zusammenhang!" schreit Heinzelmann^ Die beiden andern aber singen! mit rm Chor: l
Sonne, Mond und Sterne schenk ich dir so gerne für ein einzig Lächeln und für einen Kuß!
Sonne, Mond und Sterne scheinen, ach so ferne und du sagst stets „Nein!", so daß ich weinen mutz.
Komm Schatz, sei wieder gut zu mir! , Sei doch lieb, mein Kind, und glaube mir»
Sonne, Mond und Sterne schenk ich dir so gerne für ein einzig Lächeln und für einen Kuß!
„Wie haben wir das wieder gemacht, Kinder?", „Großartig haben wir das gemacht!"
„Antreten zur Parade!" kommandiert Heinzelmann weiter, denn wenn er so richtig im Zug ist, dann hält ihn nichts mehr zurück. „Hier ist eine Posaune. Die nehme ich. Du und der Rolf, ihr beide singt, aber schön laut; verstanden? Und nun: im Gleichschritt — — maaarsch!"
Schon setzt sich der Zug in Bewegung. Voran Heinzelmann mit der Posaune. Er bläst di« Melodie, als sei das Jüngste Gericht hereingebrochen. Die beiden andern baben sich unter- «hakt und gröhlen aus vollem Herzen: „Sonne, Mond und Sterne."
Zuerst geht es durch die unteren Räume. Da schläft zwar niemand, aber wer in den beiden Stockwerken darüber gerade im süßen Schlummer lag. der springt aus den Betten. Dann die Treppe hinauf. Türen öffnen sind. Strubbelig« Bubenköpfe, braungebrannte Glatzen werden sichtbar, erschreckte schlaftrunkene Gesichter fragen. was los sei.
„Unerhört! Es ist halb drei!" schmettert eine Stimme.
Aber die Posaune ist gewaltiger. „Sonne, Mond und Sterne!" .
(Fortsetzung folgt.) ..'