Schwarzwalö-heimaL
6«» ILr«!»8»dt«ten O»Iv unrl klaz-olck
keierle Irsukt ein ...
Peterle ist noch gar nicht sehr groß. An Weihnachten bekommt er immer noch seinen kleinen Kaufladen mit den vielen Schubladen und das Spielgeld und da steht er dann da und wägt ab und rechnet und füllt künstliche Kartoffeln in die kleinen Tüten. Jetzt aber darf er sogar richtig einkaufen: für die Mutti. Er bekommt einen kleinen Zettel und Geld und stolz mit dem baumelnden Netz am kleinen Arm zieht er los durch die schmalen und buckligen Straßen der kleinen Heimatstadt.
Wie groß ist er Plötzlich geworden! Ordentlich stolz steht er schon vor dem Laden. Es ist beinahe 11 Uhr. Der Laden ist voll, und viele Frauen stehen da mit Netzen, Körben und Taschen, die sie prall mit Gemüse, Tüten und Paketen füllen. Es dauert sehr, sehr lange, bis Peterle sich etwas nach vorn schiebt. Warten ist noch nie seine Sache gewesen. Nun sind noch zwei Frauen vor ihm. Ja, er paßt gut auf. Er weiß ganz genau, wer vor ihm gekommen ist, denn Recht muß Recht bleiben, nun kömmt er, der Peterle, dran. Das weiß er ganz genau. Er legt das Netz auf den Tisch und zieht den weißen Zettel der Mutti aus der kleinen Tasche: oh, Was steht da alles drauf, er kann gar nicht alles lesen, aber es find mindestens acht Dinge, die Mutti sicher zum Mittagessenkochen noch braucht, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt.
Aber nun hört Peterle Plötzlich etwas sehr Häßliches von einer Frau, die er gar nicht kennt: „Kleiner, komm, Du kannsch no a bißle warte, hosch jo Zeit gnug. Komm, geh
a bißle weg . . ." Der Peterle ist sehr erschrocken. Aber nur für einen Augenblick. Tann ist ihm Plötzlich eingefallen, daß seine Mutti immer müde ist, wenn sie vom Geschäft heimkommt und recht froh, wenn alles zum Kochen bereit steht und er freut sich immer, wenn über ihr schmales Gesicht eine kleine Freude huscht, wenn sie gemütlich zusammensitzen und das essen, was er, der Peterle, zusammen- getragen und die Mutter gekocht hat. Und wie das dem Peterle so cinfällt, wächst er ungesehen hinaus über die schimpfenden Frauen und denkt nur an seine Mutti und seine Pflicht. Er bleibt mutig stehen und sagt der bitterbösen Frau, daß er schon lange da ist. Er drängt sich weiter vor und erhält seine vielen Sachen von der Händlersfrau, die ihn kennt und seine Sorgen versteht. Die Frau schimpft noch hinter ihm drein, wie er schon eiligst durch die Türe schlüpft: „Ja, die Jugend heut, die isch vorwitzig! Mir zu onsrer Zeit . . ."
Ja, liebe Frau hinter dem Mond, ihr zu eurer Zek habt tatsächlich ein anderes Leben gelebt. Für eure Begriffe und nach außen hin vielleicht ganz schön, aber ihr seid zusammen mit eurem ganzen Volke-in ein Elend hineingewachsen, das wir nun wieder gutmachen müssen: wir alle, ich und Du und Du — und voran unsere kleine, tapfere Jugend.
Und wenn nun ihr Frauen wieder so einen kleinen Peterle im Laden seht, der sein Recht behauptet und nach vorne drangt, so gebt ihm kein böses Wort. Er würde es, so klein er auch ist, nicht vergessen und würde nie begreifen, warum wir großen Menschen ihn nicht verstehen wollen .... MBC.
Keine» schließt sich aus
Je mehr Mitglieder, desto mehr NSV.«
Kindergärten
Viele Frauen hätten gar nicht die Möglichkeit gehabt, einen Arbeitsplatz auszufüllen und. mitzuhelfen auf dem Wege zum Sieg, wenn sie nicht ihre Kinder in guter Hut wüßten. Sicher gibt es noch manche Mutter, die dem Ruf des Führers nur folgen kann, -wenn sie ihr Kind wohlversorgt in einer NSV.-Kinder-- tagesstätte weiß. Deshalb ist es notwendig, daß die NSV. ihre Kindergärten, ihre Kindertagesstätten noch weiter ausbaut und vermehrt. An diesem großen Ziel — cs geht dabei in erster Linie um die Gesunderhaltung der deutschen Mütter und Kinder — muß aber jeder Volksgenosse Mitarbeiten. Die Frage nach dem „Wie" ist schnell beantwortet, nämlich dadurch, daß jeder Deutsche Mitglied der NSB. ist oder wird. Im vierten Kriegsjahr ist es eine selbstverständliche Pflicht, daß jeder in Verdienst stehende Volksgenosse seinen monatlichen Beitrag an die NSV. abführt und ihr damit hilft," ihr weit- gcstecktes Ziel zu erreichen.
Auszeichnung von DRK.-Helferinnen
^m Auftrag des DRK.-Kreisführers, Landrat Dr. Haegele-Calw hat am Ostermontag DRK.-Hauptführer Ehniß in Nagold 17 DRK.-Helferinnen der Bereitschaft (w) Calw 3 die Auszeichnungsborte für fünfjährige vorwurfsfreie Dienstzeit überreicht. Außerdem wurden 12 DRK.-Helferinnen zu DRK.-Vor- helferinnen befördert. — In einer kurzen Ansprache erinnerte DRK.-Hauptführer Ehniß an den 5. August 1939, an welchem Tage die Vereidigung der DRK.-Helfer und -Helferinnen des DRK.-Krcisstcllenbereichs Calw, ver-
Urioßeod 6en kervsprecUer asct> l,uk- Darum tiitirv Du Uuuu ir 8 i ri v privatgesprövliel
Kunden mit einer Großübung im Beisein des verst. Generalstabsarztes Dr. Breckle stattfand. Drei Wochen vor Beginn des Krieges wurde damals auf den ganzen Ernst desselben und die unbedingte Einsatzbereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes hingewiesen. Vor allen Dingen gehört zu der Einsatzbereitschaft auch stete und feste Kameradschaftlichkeit unter den Sanitäts- Dienstgraden bzw. den eingesetzten DRK.- Helfern und -Helferinnen. DRK.-Hauptführer
Ehniß ermahnte die angetretenen Helferinnen, eifrig an ihrer Ausbildung weiterzuarbeiten, damit jederzeit wirkliche Hilfe geleistet werden könne. — Mit einem dreifachen „Sieg-Heil" auf Führer und Vaterland schloß der Appell.
Zahnbehandlung der tSjähflgen Jungen
Durch eine neue entscheidende Maßnahme zur Förderung der Volksgesundheit werden die Jungen deS Geburtsjahrgan- ges 1927 verpflichtet, sich sofort einer Zahnbehandlung zur Beseitigung aller Zahn- schäden zu unterziehen. Alle Dentisten und Zahnärzte werden verpflichtet, die aufgerufene Jugend vordringlich und bevorzugt zu behandeln. Die Aufnahme der Behandlung sowie ihre ordnungsgemäße Durchführung und Beendigung wird von den Gesundheitsämtern überwacht. Für die versicherte Bevölkerung erfolgt die Behandlung auf Grund des von der Krankenkasse ausgestellten Krankenscheins. Der nicht versicherten Bevölkerung steht auf Antrag ein Behandlungsschein zur Verfügung, sofern das steuerpflichtige Gesamteinkommen den Betrag von 4800 Mark nicht übersteigt. Der Betrag erhöht sich um
000 Mark für den Ehegatten und NM OgK-Mk. für jeden weiteren Fninilieiiangehörigen. Die Kosten der Behandlung, die auf Grund dieses Behandlnngsscheincs übernommen werde», fallen dem Land- und Stadtkreis zu, in dessen Bereich der Jugendliche wohnhaft ist. Soweit das steuerpflichtige Gesamteinkommen die angegebenen Beträge übersteigt, wird die Ueber- nahme der Kosten von den Erziehungsberechtigten erwartet. Die Unterlagen für die Erfassung der männlichen Jngendlichen des Ge- bnrtsjahrganges 1927 liefert die Volkskartci. Soweit diese noch nicht erstellt wurde, wird das Melderegister der Polizei zugrunde gelegt. Die Hitler-Jugend übernimmt die Aufstellung der erforderlichen Listen und hie Versendung der Benachrichtigungskarten. Die Listen gehen nach erfolgter Benachrichtigung an das zuständige Gesundheitsamt, das bei Ueberwachung der Behandlung von der Hitler-Jugend gegebenenfalls durch disziplinarische Maßnahmen unterstützt wird.
-4ll5 cke,r lVac/röa^ememcke/r
Überberg. Am Ostersonntag feierten Bauer Georg Schleeh und Ehefrau Anna geb. Rapp das Fest der Goldenen Hochzeit. Der Jubilar ist 79, die Jubilarin 74 Jahre alt. Beide erfreuen sich noch verhälmismäßig guter Gesundheit.
Pfalzgrafenweiler. Ein schönes Beispiel wahrer Volksgemeinschaft konnte man hier beobachten, als der Postamtsvorstand während mehrerer Tage mit dem Postwagen von Haus zu Haus fuhr, um die doch immer so sehnsüchtig erwarteten Grüße und Osterpäckchen von allen von der Front auszutragen, weil die Briefträgerin durch einen Trauerfall in der Familie beurlaubt war.
Noch kein Bannmeister im Fußball. Beim Endspiel um die Bannmcisterschaft im Fußball trennten sich nach spannendem Kampf die Mannschaften von Nagold und Gräfen- hausen am Ostersonntag auf dem Sportplatz Hirsauer Tal trotz Verlängerung unentschieden 3:3. Dadurch ist eine Neuansetzung des Endspiels notwendig geworden. Ort und Zeitpunkt werden noch bekanntgegeben.
VfsQn alles spart.
«larist Du niclit prassen, rnuüt (Las uncl Strom «lsr Rüstung lassen!
Fußball: Altensteig — Oberschwandorf Im Vorspiel konnten die Oberschwandor- fer gegen die ersaMeschwäckten Altensteiger einen eindeutigen Sieg landen. In diesem Spiel zeigten die damaligen Gastgeber die bessere einheitliche Leistung. Im Rückspiel am kommenden Sonntag in Altensteig werden die sieggewohnten Gäste auf weit größeren Widerstand treffen, da der Platzbesitzer mit einigen Urlaubern antritt. Ein spannender Kampf ist zn erwarten.
Praktische Ergebnisse der Gemüsezüchtung
Zpinat, 6 er nickt 8 ckiekt, un 6 Sellerie, 6 er iveik bleibt
Die ini Sommer 1940 gebildete Arbeitsgemeinschaft für Gemüsezrich- tungsforschuyg legte soeben ihren ersten Bericht vor. Sie wird von Prof. Dr. Roemer, dem Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtuna an der Martin-Luther- Universität in Halle-Saale geleitet. In ihr arbeiten die Institute an den Hochschulen und an den Forschungsanstalten mit den praktischen Gemüsezuchtbetrieben eng zusammen. Das erste Ziel der derzeitigen Züchtungsaufgaben ist die Steigerung der Erzeugung, ihre möglichst gleichmäßige Verteilung über das ganze Jahr und die Schaffung von hochwertigen Gemüsesorten, die für die neuzeitlichen Verfahren der Konservierung besonders geeignet sind. Diesem Ziel wird schon fetzt zugestrebt, um die Kriegsernährung weiter zu verbessern. Einige Ergebnisse aus der zweijährigen Arbeit seien hier kurz Umrissen.
Eingehende Untersuchungen haben zum Beispiel ergeben, daß nicht jede Erbsen, und Bohnen sorte für die verschiedenen Konservierungsarten gleich gut geeignet ist. Die eine Sorte eignet sich, besser als Gefrier-, die andere mehr als Dosenkonserve und die dritte am besten als Zugabe zum TrockengemMe. Diese Sortcneigenschaften zu verbessern^ist ebenso die Aufgabe der Gemüsezüchter wie die Züchtung von Sorten, die für alle Konservierungsarten gleich gut geeignet sind.
Eine weitere Aufgabe stellt der Kohl den
Gemüsezüchtern. Noch immer bilden nur 70 bis 80 v. H. der auf den Kohlfeldern wachsenden Kohlpflanzen wirklich gute, feste Köpfe. Ein fester Kopf ist aber Voraussetzung für eine Hute Lagerfähigkeit. Bei der Bedeutung des Kohls für die Gemüseversorgung besonders in den Wintermonaten kommt es darauf an. eine Kohlsorte zu züchten, die möglichst hundertprozentig feste Köpfe bildet. Untersuchungen der vorhandenen Kohlsorten haben nun ergeben, daß eine höhere Kopfform gleichbedeutend mit einer besseren Haltbarkeit ist. Auf diesen Ergebnissen bauen setzt die Züchter weiter auf.
Die bisherigen Arbeiten der Forschungsgemeinschifft haben aber nicht nur neue Zuchtziele gestellt, sondern es sind in der nächsten Zeit auch neue Hochzuchten zu erwarten. Eine dieser Hochzuchten ist ein nichtschießen- der SPinat, der dadurch gewonnen wurde, daß es gelang, die männlichen Pflanzen zugunsten der weiblichen Pflanzen, die nicht zum Schießen neigen, bei dieser Sorte zurückzudrücken. Auch eine neue Radieschen» forte ist zu erwarten, bei der die Entwick- lungszeit bei einer wesentlichen Qualitätsverbesserung — die Sorte wird nicht hohl und Pelzig — stark verkürzt ist. Eine ebenfalls in Kürze zu erwartende Sellerie-Neuheit bringt eine wesentliche Verbesserung, sie wird nicht hohl und bleibt im Fleisch weiß. Auch eine neue Bohnensorte befindet sich in der Schlußprüfung.
Lusawmoogsstsllt voo äsr 178-Ersoensckokt, Osutsebss llrauenvsrk
Haferflockcnflammeri. Zutaten: 125 Gr. Haferflocken, X Ltr. Milch, 1 Prise Salz, Zitronenschale, 1 Ei oder Ei-Austauschstoff, 40 Gr. Zucker.
Die-Haferflocken in der Milch cinweichen, dann mit Salz, Zitronenschale und Zucker garkochen, etwas abkühlen lassen, das Eigelb dazugeben, zuletzt den steif geschlagenen Schnee unterziehen und in eine Glasschalc füllen. Nach Belieben mit Obst verzieren.
Bunter Kartosfelberg. Zutaten : 10 Gramm Fett, Ltr. Milch, 100 Gr. Schinkenwurst, zur Tunke: 30 Gr. Fett, 60 Gr. Mehl, etwas Tomatenmark, 1 Ei (nach Belieben Petersilie).
Die gargedämpftcn und durch die Presse gedrückten Kartoffeln mit der kochenden Milch
und dem Fett recht schaumig schlagen und die würflig geschnittene Schinkenwurst untermengen. Die Kartoffelmasse bergförmig 'anrichten und mit einer dicken Tomatentunke überziehen. Mit dem gekochten, in Scheiben geschnittenen Ei verzieren und das Gericht mit gewiegter Petersilie überstreuen.
Gemüsesülze mit Sago. Zutaten: 100 Gr. Sago, 1 kleinen Blumenkohl, 200 Gr. Gelbe Rüben, 200 Gr. Sellerie oder Kohlraben, 1 Gewürzgurke, 1 Zwiebel, Salz, Essig, Zitronensaft.
Die Gemüse vorrichten und in wenig Wasser abkochen und gut abtropfen lassen. In dem Abkochwasser (auf 1 Ltr. Flüssigkeit 100 Gr. Sago) den Sago ausquellen lassen. Dann die Gemüse und die gewürfelte Gurke untermischen, mit Salz und Essig abschmecken, die Masse in einer Sulzform oder Schüssel zum Erstarren bringen. Anderntags stürzen und mit falscher Majonnaisc und Röstkartoffeln zu Tisch geben.
Nachtleuchtende Farben für Luftschuhräum,
Die Orientierung in Luftschutzräumen kanr für den Fall, daß die elektrische Beleuchtung ansfällt — etwa bei Zerstörung von Stromzuleitungen durch Luftangriffe — und sofern keine andere geeignete Notbeleuchtung vor- Händen ist, durch nachtleuchtende Leuchtfarben- anstriche oder Leuchtfolien wesentlich unterstützt werden. Wie der Reichsminister de> Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe deshalb bekannt gibt, bestehen keine Bedenken gegen die Verwendung nachtleuchtender Farben, wenn sie mit einen, Eignungszeugnis eines staatlichen Materialprüfnngs- amtcs versehen sind. Die Kosten dieser Maßnahmen werden, soweit es sich um Luftschutz- räume des Selbstschutzes, die im Rahmen de-l Luftschutz-Fnhrcrprogramms errichtet werden oder um öffentliche Luftschutzränme handelt vom Reich getragen und sind von den örtlichen Luftschutzkellern zu verrechnen. In den übrigen Fällen hat der Hauseigentümer die Möglichkeit, die Erstattung der Kosten über das Finanzamt zu beantraaen.
lei, din «« MMsivtk Kkäli
Veline. e>».- f
ran Oranewl.ier slcmuu die >O-Ude in die breiten Hüften. „Zwölf Jahre werden es im September. Ich bin ja allerhand gewöhnt, aber so wie sie hat noch keiner mit seiner Gesundheit herumgewirtschaftet. Wissen Sie, was ich machen würde, wenn ich Ihre Frau' wäre?"
„Halten Sie nicht hinterm Berge mit Ihrer Drohung! Immer frei 'raus!"
„Ich wijrde Ihnen rechts und links ein Paar hinter die Ohren hauen. Jawoll! Wenn Sie nämlich noch ein Paar Jahre so weiter, ludern, dann kann Ihre Frau Sie Sonntags auf dem Friedhof besuchen. Mich geht das ja nichts an."
Richard lachr, nickt ihr zu und beugt sich wieder über seine Arbeit. Aber Frau Krane- wittcr ist ohne jede Ehrfurcht vor arbeitenden Männern.
„Nun machen Sie man mal Platz! In meiner Dienstvorschrift steht, daß dieses Zimmer nach Büroschluß gereinigt werden muß. Dazu brauch ich aber Bewegungsfreiheit."
Ohne seine Antwort abzuwarten, schaltet sie den Staubsauger ein und macht sich an die Arbeit. Richard bleibt gegen die Brachial, gewalt nichts anderes übrig, als das Fell» zu räumen.
„Ihnen imponiert rein gar nichts, Frau Kranewitter" seufzt er lachend. „Nicht einmal die Schöpferstnnde eines Mannes ist Ihnen heilig."
„Legen Sie sich lieber pünktlich schlafen und essen Sie ordentlich Abendbrot. Das ist viel gescheiter. Ein Mensch, der bloß Kaffee und Zigaretten im Bauch hat, kann nix Vernünftiges zuwegebringen."
„Ein Wort, Frau Kranewitter, das eine goldene Wahrheit birgt!"
„Wie meinen Sie?"
„Sie haben recht! Ich werde essen gehen! Ach was, ich werde heute abend nicht nur essen, nein, ich werde schlemmen. Ich Hab tatsächlich Hunger wie ein Wolf."
„Na sehen Sie, und da muß Sie erst nie alte Frau dran erinnern? Komische Welt."
„Sind Sie in einer Stunde fertig?"
' „Dreimal!"
„Gut. Dann lasse ich Sie jetzt mit Ihrer Scheuerwut allein."
Beschwingten Schrittes geht er nun durch die abendstillen Straßen der Stadt. Es ist diese Stunde, in der die Theater und Kinos noch nicht zu Ende sind. Man wird jetzt am besten Platz finden. Und wohin? In den Ratskeller? Gemacht, Richard!
Als er in den niedrigen, gewölbten Raum tritt, wird ihm einen Augenblick schwach in der Mageiigegeiid. Das macht der Geruch der guten Speisen, der ihm in der Nase schmeichelt. Er fühlt plötzlich die entsetzliche Leere seines Leibes und erinnert sich, daß er seit Tagen kaum etwas Handfestes gegessen hat.
Mit dem Appetit eines ausgehungerten Löwen löffelt er die Suppe, verputzt den Braten, läßt nicht eine Kalctoffel übrig. Den Käse läßt er sich gleich noch einmal kommen.
„Muß man guten Appetit wünschen, Herr' Sprenger?" fragt der Kellner lächelnd. Richard sieht ihn an — dann lachen beide.
„Nee, nicht mehr! Aber ich hatte es auch nötig. Und nun bringen Sie mir bitte eine gute Flasche Mosel!"
Eine halbe Stunde später ist Erdmann, ein ehemaliger Klassenkamerad, an seinem Tisch gelandet. Erdmann ist von Berns Lehrer und mit Sprenger eng befreundet, mit dem er schon manchen Schoppen geleert hat.
Eine Zeitlang sitzen die beiden Männer ziemlich wortkarg beisammen. Dann beginnt Richard von seinem Roman zu erzählen. Erd. mann hört zwar zu, aber er antwortet mit allgemeinen Betrachtungen über die seelische Kompliziertheit der Frau. Nach der dritten Masche Mosel sind beide Männer einer Meinung.
„Siehst du, dieser Schluß ist die wirkliche Lösung des Konfliktes!" deklamiert Richard und Packt den Freund beschwörend beim Arm. „Du wirst zugeben, die Frau muß so handeln
— und nicht anders. Ich werde es in zwei Tagen schaffen. Und dann, dann steht das Ganze! Ober! zahlen!"
Ein Taxifahrer liefert eine Viertelstunde später den Werbeleiter Richard Sprenger wohlbehalten beim Pförtner seiner Firma ab. Der wiederum bettet Sprenger sanft auf das Sofa und legt sorgsam eine Decke über ihn.
„Die Stiefel — zieh mir die Stiefel aus, Lorle!" murmelt Richard, „ich bin so müde, Kmd, seit drei Tagen Hab ich kaum geschlafen
— nur die Stiefel —!"
„Jawohl, Herr Sprenger, die Stiefel!" murmelt der brave Wächter des Hause«. Dann macht er sich ans Werk. Er hört noch, wie der Herr Werbeleiter wohlig aufscufzt und sich auf die Seite dreht. Hierauf schließt er die Tur ab, nachdem er das Licht gelöscht hat. —
Als Richard erwacht, scheint die Sonne in das Zimmer, und vor ihm steht der Boten- jnngc Paul mit der Frühpost.
. „Kaffee und Zigaretten?" fragt Paul grinsend.
„Vielleicht auch men sanren Hering oder 'ne Gewürzgurke, Herr Sprenger?"
„Han ab, du unverschämter Bruder!"
(Fortsetzung folgt.)