Pränumerations-Trauerspiel mit griechischem Chor.
(Zimmer, rechts Pränumerations-Scheine, links Pränumerations- Scheine, im Vordergründe PränumeraiionSscheine, im Hintergründe Pränumerations-Scheine. Eine Mittclthür führt zu Pränumerations-Scheinen, «in Fenster geht auf Pränumerations-Scheine.)
Der Redakteur (auf die Thüre sehend). Schon Zehn,
und noch Niemand da!
Ha!
ES ist schon der Zwölfte des Monat Juni's!
Sind denn die Leute alle in Tunis?
Sind denn die Orte der Abonnenten hundert Meilen, Daß sie nicht um die Quittungen her schon eilen? Ihr Hiesige und Auswärtige, Pariser und Pesther, Wißt Ihr denn nicht, es kommt der zweite Semester, * Vom Jahrgang eintausend achthundert ein «.vierzig, Und wer glaubt ich brauch' kein Geld, ha! der irrt sich! Griechischer Chor.
Ja, das Geld, es ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann es brauchen im Leben,
Und sollt' er auch, im traurigsten Fall,
Gar Zwanzig von Hunderten geben,
Doch wer schon beim Wuch'rer nichts kann haben, Nun, der ist lebendig begraben!
(ES schlägt eiife.)
Der Redak. Schon Elfe!
Samiel helfe! -
(Er nimmt eine kleine Trompete aus der Tasche, und blas't in alle vier Weltgegenben hinein.)
Ihr Menschen von Osten und Westen, von Süden
und Norden,
Wenn ihr nicht abonnirt, so muß ich morden! Was nüht's, daß ich das ganze Jahr hindurch klekfe, Am Ende pränumerirt doch keine Eidechse!
Griechischer Chor.
Es reden und träumen die Blätter recht viel Von tausend und tausend „Abnehmer,"
Von diesem glücklichen, goldenen Ziel,
Da lügen sie täglich ertremcr,
Der Mensch wird alt, der Mensch wird klug,
Der Mensch hat Blätter mehr als genug!
(Es schlägt Zwölf.)
Der Redak. Es schlägt Zwölfe,
Das sind keine Menschen, das sind Wölfe! Abonnenten! Abonnenten! Heuchlerische KrokodillenBrut! Heu im Gehirn und Stroh auf dem Hut! Bildung auf den Lippen, Geld in den Taschen; wollen sie aber abon- niren? oder Paschen! die Bier- und Weinwirthe haben ihre Blatter, Schneider und Mezger abonnircn für die Gaß, nur sie — sie — die Gebildeten verstehen keinen
Spaß! Bosheit Hab' ich dulden gelernt, kann dazu lachen, wenn sie aus meinem Blatt FidibuS machen; aber wenn eine dn'ijahrige Pränumeration zur Megäre wird, wenn in Hort' schon absagt ein Wirth, dann fange Feuer, männliche Redaktrizität, crwild're zum Tieger, literarische Majestät, und jede Feder und jede Faser recke sich auf in mir, und schwör', und iuvittr', und quittir', und sistir, und rühr', und schür', auf alle Vier, bis man pränumcrir'!
Griechischer Chor.
„Eitler Wunsch! Verlorne Klagen!
Ruhig in dem gleichen Gleiß,
Laßt der Mensch die Blatter tragen.
Denn in keinem steht was Neu's!"
(Es schlägt Eins.)
Der R. Ha! Ein Uhr! ^
O Natur!
Du prüfst mich gewaltsam?
Nein, ich bin nicht mehr enthaltsam.
Mich lockt, mich regt der Abonnenten Gestalt,
Und lpenn sie nicht kommen, so brauch' ich Gewalt?
Griechischer Chor.
Horch! die Glocken Hallen dumpf zusammen,
Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf!
Ein Uhr! Nun in drei Teufels Namen,
So gieb die fire Meinung endlich auf,
Die So.nn' geht auf, die Sonn' geht nieder,
Ein Pranumerant kommt heut' nicht wieder.
(Es schlägt Zwei.)
Der Redak. Zwei?!
Ei! (lacht gräßlich.)
Vorbei der Mai
Der Journalei! (zieht eine Pistole heraus.)
Herbei
Du Blei,
Und melde frei:
„Verflucht die Schreiberei!
Das war sein letzter Schrei!"
(Er schießt stch vor den Kopf und fällt um.)
Griechischer Chor.
Seht, da liegt er auf der Matte,
Der so viel geschmiert.
Mit dem Verstand, den er hatte,
Als er noch redigirt!
Doch, wo ist die Kraft der Fäuste,
Wo der Augen Strahl?
Mit dem er stets das Meiste Aus den Blättern stahl?
Wo der Augen Falkenhelle,
Die des Abonnenten Spur Folgte bis zur Schwelle,
Und wohnt' er im Arktur?