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dem Herrn L ein wenig rappeln! Die Sache aber verhielt sich auf folgende Weise: Herr L. hatte die 2 Papierchen verwechselt, das Goldstück der Frau von G. statt des Pflasters gegeben und dafür das Pflaster eingesteckt um den Zins zu bezahlen. Als er sich von dieser unglücklichen Verwechslung überzeugt hatte, dann giengs schnell der Frau nach, die in­dessen sich auf den Heimweg begeben hatte. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirne, als er sie endlich cingeholt hatte.Das Pfla­ster her," schrie er schon von Weitem fast ausser Athem und die Frau in Sorg und Angst, der Chirurg habe ihr statt Pflaster Gift ge­geben , fuhr schnell in die Tasche und noch schneller war das Verhängnißvolle Papicrchen in den Händen von Herrn L, welcher voll Freude und Wonne den gelben Liebling be­grüßte und sachte in seine Bruflkuchtasche steckte. Nun giengs wieder zurück, und im Ochsen angekommen, hatte das Pflaster sich in ein Goldstück verwandelt; der Ochsen- wirth war jetzt zufrieden, und Herr ib bekam seine Quittung und noch einige Schoppen Creglinger, denn auf den Galopp hatte er Durst bekommen. Als er aber die Geschichte der Verwandlung erzählte, erscholl ein lustiges Gelächter!

Band- und Zwirn-Niederlage des Zelkgeistes.

Das Band der Freundschaft. In dasselbe ist ein stets offener Wechsel mitDoppclLouis- d'orcn cingcstickt, darunter zierliche Einladungs- Karten zu Mittags- und Abendessen auf alle Tage des Jahres. Man hüte sich, die Sti­ckerei und die Karten abzunehmen, sonst wird das Band locker.

Das Band der Liebe ist aus Rosenblättern gewoben, und hält so lange, bis die Rosen verbleichen.

Das Band der Ehe wird oft nur gewoben, um die Dornen, welche man von den zum Bande der Liebe verwebten Rosen abge­streift hat, nicht nutzlos wegzuwerfen. Es gibt mehrere Sorten davon, die schlechteste ist nur aus gewöhnlichen Dornen verfertigt, dann kommen die aus versilberten und ver­goldeten Dornen. Die vorzüglichste Sorte, die aber nur äußerst selten zu haben, ist die von den Künstlerinnen Milde und Sanftmuth gefertigte, welche jeden Dorn zwingen, zu ei­ner Rose zu erblühen.

Das Band der Treue ist sehr unansehnlich aus Eisen verfertigt. An beiden Enden ist es so glatt und schlüpfrig, daß wenn es Einer an dem einen Ende fcsthält, der, welchem er das andere zu halten gibt, dieses doch leicht fallen läßt. Je älter es im Besitze wird, desto schöner erscheint es.

Das Band der Tugend hängt sehr hoch, und inan muß Kraft und Muth haben, um sich zu ihm hinauf zu schwingen. Wer es aber fest hält, den hebt und hält es leicht und frei über alle Beschwerden des Lebens.

DaS Band des irdischen Landes ist durch einen gordischen Knoten an die Menschheit fest gemacht, diesen Knoten hat noch kein Mensch gelöst, sein Alcrauder ist Her Tod, welcher ihn mit der Sense durchschneidct.

Das Band des Glaubens. Wer es hat, dem sind dadurch alle Wünsche befriedigt, er ist im Bettlergewande der Reichste auf Erden, ihm hat alle Ungleichheit aufgchört, die zahl­losen Menschen sind ihm alle nur der eine Mensch, den Gott nach seinem Ebenbilds schuf, und er hat nur für einen Menschen keine Alles vergebende Liebe, für sich selbst!

Die hauptsächlichsten Zwirn-Arten sind:

Der Faden der Geduld. Er führt am sichersten durch das Labyrinth des Lebens. Ist er aus zu zähem Stoffe gewoben, so stif­tet er oft Unheil; gegen Verkehrtheiten darf er sich nicht in die Länge ziehen, da muß er bald abreißen. Schwache Eltern benutzen ihn gar zu gern zum Gängelbands für ihre Kin­der. Wer einen Prozeß hat, kommt ohne diesen Faden gar nicht aus. Recensentcn, weiche die Werke, über die sic schreiben, wirk­lich durchlcsen, können den Faden der Geduld bei den meisten neuern Romanen eben nicht ent­behren, sie müssen den Faden des Zusammenhan­ges, der den Büchern abgeht, zu ersetzen suchen. Dann mögen sie aber auch gleich einen Faden von Eifendraht nehmen, einer aus weniger festem Stoffe würde nicht lange Vorhalten.

Der Faden geselliger Unterhaltung. Lei­der führen in den meisten Gesellschaften die Faden diesen Faden, und der Zubörer muß sich nur bemühen, daß ihm der Faden der Geduld nicht eher reiße, als jenen der ihres Geschwätzes. Dieses gleicht aber weniger ei­nem Faden, da ihm alle Einheit fehlt, als einem Büschel, und man möchte daher ihre Unterhaltung mit einem Pinsel vergleichen, wenn dieses . Bild nicht besser auf sie'selbst paßte.