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vorspringendem Dache Wilhelm mit seiner Mutter und dem nunmehr ihm angetrauten Grctchen beim reichlichen Abendbrode saß. Sic traten mir freundlich entgegen und begrüßten mich als den Begründer ihres jetzigen Glücks mit der lebhaftesten Freude.
„Das Mittel schlug also an? fragte ich.
„Vortrefflich!" war die Antwort. „Ein halbes Jahr nach Ihrer Abreise begann Fortuna bereits, ihr Segenshorn über uns auszuschütten. Alle Fremden, die das Land pas- sirten, kehrten bei uns ein. Man behauptete, N-polcon habe vor der Schlacht bei Waterloo hier mehrere Stunden zugebracht, — ja, man verlangte den Nagel zu sehen, woran er damals sein welthistorisches, dreieckiges Hütchen aufgehängt. Vergebens betheuerte ich, daß dem nicht so sey. Alan schob mein Leugnen auf die Be- sorgniß, den köstlichen Nagel zu verlieren, und so mußte ich denn meinen Kunden den Willen thun und sie betrügen. Ich zeigte ihnen den Nagel, welcher unsere Bekanntschaft vcran- lafite, ein schlechtes, verrostetes Ding, das keinen Heller wcrth ist. Aber ihn umfloß der historische Nimbus, er war durch Napoleons Hut geheiligt worden, und nun zog Jeder voll Respekt den scinigen vor ihm. Man fand meinen Nagel ganz verschieden von den andern Nageln, und ein englischer Lord wurde durch ihn so begeistert, daß er mir hundert Pfund Sterling bot, wenn ich ihm denselben abstchcn wollte. Ich bedachte mich keinen Augenblick, aber den andern Tag kam schon ein zweiter Lord, der die Relique noch theurer bezahlen wollte. Nun, Nägel giebts in der Welt noch genug. Ich legte mir ein kleines Magazin davon an und trieb mit dieser Waare einen so einträglichen Handel, daß ich in Kurzem die verlangten zehntausend Franken beisammen hatte. Da bewarb ich mich denn von Neuem um Gretchens Hand, und ihr Vater hielt Wort. Aber wie haben Sie, lieber Herr, dieß Alles bewirkt? Es geht wohl nicht mit rechten Dingen zu."
Ein Bischen schwarze Kunst lief freilich mit unter, wenn man anders die Kunst, das Papier schwarz zu machen, so nennen will. Ich hatte in meiner Rcisebcschrcibung jene Lüge vom Stapel laufen lassen, und ich hoffe aus drei Gründen, daß der Himmel sie mir vergeben möge, kro krinio wird diese erste Lüge meine letzte seyn, und „ein Mal ist kein Mal." Zweitens log ich aus guter Absicht, weil der Nagel kein Nagel zum Sarge, sondern zum
Ehebette eines glücklichen Pärchens wurde. Drittens erwarb ich mir das Verdienst, die Narren der Erde um etwas vermindert zu haben. Denn treffen die Lords mit ihren Nägeln zusammen, so ärgern sie sich ohne Zweifel den Spleen an den Hals und benutzen die theuer bezahlten Nägel, wie du mein lieber Wilhelm thun wolltest. Sie werden ihre Liebe zum Leben an den Nagel hängen.
G uckkasten-Bllder
in heiterer Beleuchtung.
Origineller und dcutungsvoller Druckfehler.
Ein Journal wollte eine Schauspielerin so recht vom Herzen loben, und schrieb: Demoi- selle N** war von der Wichtigkeit ihrer Aufgabe ganz beseelt. Der Schalk von Setzer aber verbesserte, von der Nichtigkeit ganz b e e selt. _
Sehr naiv.
Im „Bambcrger Tagblatt" fragt ein Hr. Wilhelm Holder im „JntelligenzBlatte": Lisch en, was ist denn das? Ich habe schon drei Tage keinen Brief von Dir erhalten! Schreibe doch Lischen!!
Ein Nürnberger Waarenhändler bietet zu Neujahrsgeschenken den Obelisken von Luawr, zum Briefbeschweren aus!
In der Karlsruher-Zeitung sucht ein Buchhändler — eine Buchbinders- wittwe zur Frau, aber sie dürfe keine Kinder, wohl aber müsse sie von ihrem Manne nachgelassene Kundschaften haben.
In Dresden
ist eine unbekannte Frau entbunden worden, deren Rind, ein Knabe, der Hebamme einen elektrischen Schlag versetzte. Die Frau starb, ohne daß man ihren Namen erfahren konnte. Man taufte den Kleinen Karl Blitz junge.
Der Rekrut und der Invalide. Rekrut. Saß einst daheim bei vollen Garben, Nun ist cs Winter, ich muß darben, Und sterben, wie so viele starben. Jnval. Sprichst wie der Blinde von den Farben,
Nur im Gesicht erst ein Paar Narben, Und dieses Kreuz, das wir erwarben, Ist mehr, als Deines Sommers Garben.