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N«r zehen Jahren bei'm Bars«

Von Stips mit mir in Diensten."

Du scheinest ja so transparent,

Daß man bei meiner Treue!

Mit bloßen Augen zahlen könnt'

In Deinem Leib die Spreue.

Dein abgcschabcnes Gebein Mag als Gestell willkommen seyn,

Die Hüte dran zu hängen!"

Sind Sie L'isett'? erwiedert Hanns - Die Schmachtlock' giebt es freilich; Und daran kenn' ich Sie nun ganz.

Denn das gesteh' ich treulich:

Die Reitze, die ich ehmals sah An Ihnen, sind jetzt nimmer da;

Wo sind sie hingckommen?"

Einst waren Sie so blank und voll,

So rund und fest die Glieder;

Der Busen, der sonst strohend schwoll, Hängt jetzt nur schlaff hernieder;

Das Feu'r der Augen ist verblitzt,

Der schöne Kiefer abgenützt,

Und Alles abgestorben."

Doch, daß Sic wissen, wie es kam, Daß ich am Karren gehe.

Vor Hunger blind, von Arbeit lahm, Mit Mühe aufrecht stehe;

Ich, einst der Stolz von meinem Herrn!- (Denn Keinen ritt er je so gern;)

So hören Sie mein Schicksal."

Ich kam in meinem schönsten Jahr Voll Frömmigkeit und Feuer Zum Herrn Baron in Dienst und war Ihm immer lieb und theuer.

Ans Feten war ich stets sein Glanz,

Und auf den Jagden mußte Hanns Vor Andern paradircn."

Das waren scl'ge Tage mir;

Die Raufe wie die Krippe War niemals leer; da zählte hier Wohl Niemand mir die Rippe.

Die Last war leicht, und von dem Spreu Und Schlägen war ich gänzlich frei,

Und kurz und gut glückselig!"

So ritt er mich wohl manches Jahr.

Natürlich ward ich älter;

Und als mein Len; entwichen war,

Ward seine Liebe kälter.

Einst, da er mich spaziren ritt.

Beging ich einen falschen Tritt,

Und mußte nunmehr hinken.".

Mein Unglück war nun fürchterlich?

Denn, statt mich zu bedauern Und mein zu pflegen bot er mich Gleich feil den Karrenbauern.

Mein heutig Glück zeigt ohne Müh' Mein Anblick schon; drum sagen Sie, Lisette, nun Ihr Schicksal."

Lisett', die Kammerjungfer, war,

Sie ehrbar zu entfernen.

Auf ewig nun versorgt, und zwar An einen Subalternen.

Drum rief sie weinend:Lieber Hanns, Du Karrengaul, Dein Loos ist ganz Dein Loos ist ganz das meine?'

Aphorismen.

Das mannbare Mädchen gleicht einer Waare, die im Laden hängt, die Vorüberge­henden begreifen sie, des Kaufmanns einziger Wunsch ist, die Waare an den Mann zu bringen, wie des Mädchens Wunsch ist, sich an den Mann zu bringen, aber beide stellen sich gegen die Liebhaber, als läge ihnen nichts daran; das geschieht aber um die Kauflust zu reizen und einen höhern Preis ansetzen zu können.

Es giebt Leute, welche ihre Lügen so oft wiederholen, bis sie sie endM selbst* glauben.

Es ist ganz eigen, daß sich selbst Philo­sophen und Stoiker das Unglück aussuchen möchten, das sie wie Helden ertragen wollen und würden. Jedes Ungemach der Seele und des Leibes rufen sie im stolzen Sinne über ihr Haupt, nur jenes soll nicht kommen, welches kommt, nicht in der Gestalt in der eS hereinbricht. Das Schicksal ist nicht so theatralisch und hält sich nicht an Vorle­sungen der Aesthetik; alle Schläge des Schick» sals sind schlechte Improvisation.

So wie das Zähneausreißen ein sicheres Mittel gegen Zahnweh ist, kann man das Köpfen als probat gegen alle Kopfübel prei­sen, die deßhalb auch in der Türkei weniger grasiren sollen.

Die meisten Menfthen und, sonderbar, selbst die Gebildeten, greifen weit aus nach entlegenen WährhMcn und Erkenntnis­sen; die wichtigsten, ins Leben unmittelbar eingreifenden, übersehen sie, prüfen sie und