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Corps an der Grenze einholte. Zurückschicken konnte ich ihn nicht mehr, meine Soldaten halten ihn so lieb gewonnen, daß sie ihn Vor mir verbargen; ich mußte daher seinen Bitten nachgeben und ihn einreihen laßen. Wir überschritten die Alpen und trafen am 14. Juni, in dem Augenblicke aus dem Schlachtfelds ein, als eine Colonne ungari­scher Grenadiere bei St.Juliano den linken Flügel umgehen und dem Heere den Rück­zug abschneiden wollte. Unsere Divisionen unter dem tapfer» General Dcsaix stürzten sich mit dem Ungestüme auf den Feind, daS die Begierde erzeugen mußte ruhmvolle Tha- ten unter den Augen des ersten Consuls zu Verrichten. Ich forderte und erhielt die Ehre, mit der y. leichten Halbbrigade den Dortrab zu bilden. In gerader Richtung vor uns lag ein Hügel mit Weingärten bedeckt, den die Tiraillcurs noch nicht erstiegen halten. Er raubte dem General, der sich immer in Mitte unsers CorpS befand, die Aussicht über die Lilie der Schlacht. Ungetu dig über dieß Hindernis; sprengte er in gestrecktem Lau­fe dahin. Eine Abtheilung Freiwilliger eilte ihm nach, und in verdoppeltem Schritt folgte ich mit der Halbbrigade. Felix hatte sich an die Freiwilligen angeschloffcn, ehe ich es bemerkte, und langte mit den Grenadieren auf der Spitze des Hügels in dem Moment an, als die Ungarn ihnen Barl an Bart ge. genüberstanden. Die Musketen krachten, der Kampf begann, und ein fürchterliches Hand- gemenge entspann sich um den General, den ein Wall von Bajonetten umgab. Felix er­hielt einen Schuß in den Schenkel, mehrere Tapfere fielen, und als der General von ei­ner Kugel in die Brust getroffen, vom Pfer­de sank, gaben die Soldaten der Uebermacht nach, und eilten zurück nach den Reihen ih­rer Kameraden. Da raffte sich der kleine Tampourauf und schlug den AvancirMarsch aus allen Kräften. Auf die Mahnung des tapfern Knaben wendeten sich die Flüchtigen beschämt, und reihten sich, bereit für ihn. zu sterben, um den verwundeten Führer Aufs Neue stürmten die Ungarn heran; einGre- nadier stieß mit dem Bajonette nach der Trom­mel, um das Hinderniß ihres gewissen Sie­ges zu zertrümmern, und verwundete mei­nen Pathen in der linken Schulter. Mit der rechten Hand schlug er aberden Sturm- Schritt unausgesetzt fort, an einen Feldstein gelehnt, bis ich mit einem unerschütterlichen

Viereck den Platz umgab, und den sterben den General decken konnte, indcß die andern Bataillone dem Fcino mit Löwenmuts, ent gegenschrittcn und das Terrain erkämpften. Dom Blutverluste ermattet, sank daS Kind endlich zusammen, wie der Feldherr seinen Adjutanten die Abschiedsworte an den Con- sul anftrug. Savarp hielt weinend Desaix's Leiche umschlungen, der menschenfreundliche Rapp nahm den Knaben in seine Arme, und brachte ihn zu mir, wo ich ihn auf der Stelle verbinden und zur Ambulance bringen ließ. Er ist jetzt beinahe genesen und wird von der ganzen Division, deren Idol er ist, ge­schmeichelt und gehätschelt. Seiner Hart­näckigkeit, mit welcher er die Trommel rühr­te, verdanken wir den Sieg dcS Tages. Die Grenadiere der beiden Divisionen überreich­ten ihm durch eine Deputation die Granaden, er ist erster Grenadier-Tambour, trägt den Ehrensäbcl, und silberne Klöppel verzieren seine Trommelschlägel. Der Consul will ihn sehen, sobald er völlig hergestellt ist, der Weg zum glänzendsten Avancement steht ihm offen. Madame Fournier, durch das Schick­sals ihres Gemahls, der Armee nicht unbe­kannt, erhält beiliegend e me Anweisung von zweitausend Francs, von Madame Joscphine, der Gemahlin des ersten Consuls. Sie be­dauert, der Mutter eines solchen Hcldcnkna-- ben nicht selbst zu seiner ersten glänzenden That Glück wünschen zu können, und stolz auf seinen Pathen, auf seinen geliebten Sohn grüßt Sie voll Ehrfurcht der Brigadegeneral

v. Ge »der.

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Bonaparte wurde den 20. Mai ig 04 als Napoleon !. zum Kaiser der Franzosen ausgerusen. Am 14. Juli wurde die Ehren­legion cingcwciht. Der Kaiser traf den iy. dieses Monats im Lager zu Boulogne ein, und theilte am 14. August die Kreuze die- ses Ordens an das versammelte Heer aus. Felix Fournier, der seit drei Monaten aus dem NationalJnstittite (polptechnischen Schu­le) trat, und als Lieutenant bei der dritten DoltigeurSCompaznie des 9. leichten Jnfan- tcrieRegimenks angcstcllt wurde, erhielt die Dekoration von des Kaisers eigener Hand.

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Am Z. September rückten die Oesterrei­cher über den Inn in Bayern ein. Das Heer zog in Eilmärschen über den Rhein.