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Eingesandt.

Von Pfrondorf aus wurde schon zu ver­schiedenen Malen ein MühkeVerkauf aus freier Hand, in diesen Blättern ausgeschrieben, und zwar vorletztmals, daß ein steter und fester Verkauf stattfinden solle, dieser wurde aber wie die letzte Annonce mit sich bringt, wieder abgeändert, und zu einem öffentlichen Aufstreich verwandelt.

Es wurde die Mühle schon zweimal ver­kauft und sogar letztmals stet und fest, was aber, da das darauf ruhende Vermögen, un­ter pflegschaftliche Verwaltung gestellt ist, nie­mals hatte zugegeben werden können, und wurde somit durch diese Unrichtigkeit das ganze Publikum getäuscht.

Soldatenloos.

(Fortsetzung.)

Alle umarmten sich, wie in den stillen Ver­sammlungen der ersten Christen, n. nie wurde ei­ne heilige Handlung mit mehr Rührung und Feierlichkeit verrichtet. Der ernste Grenadier benahm sich als Beichtkind, als Ministrant Sacristan und Bräutigam mit dem Anstande und der Geschicklichkeit, die man an den fran­zösischen Soldaten in jeder Lage zu bemerken gewohnt war. Als dem Hrn v. Gcuder die Communion erthcilt wurde, und die Anwe­senden sich die Brust schlugen mit den Wor­ten:Herr! ich bin nicht wcrth, daß du ein- gchcst in mein Hans, aber sprich nur ein Wort, so ist meine Seele gesund!" brach der erste Strahl des Morgens durch daß Fen­ster, die Lärmkanone schallte über die weit gedehnte Stadt und in allen Straßen rassel­ten die Trommeln den GcncralMarsch zum Ausbruch der Republikaner.

2. Die Brüder von Nantes.

Nach zwei Tagen rückte die Z2. Halb­brigade in die Festung von Landau, um ih­re Verstärkungen vom Depot zu erwarten, denn die Gefechte bei Sulz, Weifsenburg u. Bergzabern hatten die Reihen der Tapsern zu sehr gelichtet. Bürger und Soldaten der Garnison umstanden die Ueberreste des be­rühmten Corps, das den Freiheitsbaum auf dem Waffenplatze umgab, und betrachteten die würdigen Republikaner, die größtentheils

au» freiwilligen bestanden, die unter Ro- chambeau gestritten. Ein Lieutenant vom 40. Bataillon der Freiwilligen erkundigte sich emsig nach Robert Fournier. Einen Augen­blick betracheeten sie sich beide, als sie sich gegenübersianden, dann stürzten sie sich mit dem 'Ausrufe:Bruder, Felix! Robert!" in die Arme. Felix war beinahe noch Knabe, als Robert Nantes verließ, um in Amerika für die Freiheit zu fechten, aber die Achn- lichkeit der Züge war so groß, daß sie jeder Unbefangene sogleich für Brüder erkennen mußte. Felix ehrte den ältesten Bruder, als das Haupt der Familie, wie einen Vater, und so rührend waren auch die Schmeiche­leien, die der Grenadier dem schlanken Lieu­tenant spendete, daß man diesen für seinen Sohn hätte halten können. Diele Einwoh­ner sahen erstaunt dem Paare nach, als sie Arm in Arm nach dem klernen Quartiere gingen, und der Offtizier so freundlich und schmeichelnd am Arme des Soldaten hing.

Wie Viel hatten sie sich zu sagen und zu erzählen, als der Lieutenant Schwägerin und Neffen begrüßt hatte. Manchem alten Freund- de wurde ein Lebehoch gebracht, manchem längst geschiedenen Lieben eine stille Thräue geweint; denn BachuS erheiternde Gabe, die so reichlich und würzreich an den Gelände-! deS schönen RheinUlers quillt, wurde nicht geschont, und der Wein löst die Zungen und öffnet die Herzen. Gute Menschen weinen gar leicht, wenn sie Wein genossen haben, denn er sprengt die Rinde, welche die Ge- wohnheit für die Außenwelt um das weiche Innere zog, und das Gefühl bricht mit Macht hervor, das lange verschlossen, dann seinen Triumph in Thranen feiert. Der Morgen dämmerte schon und noch saßen die Brüder beisammen, und hielten sich küssend umschlungen. Jeanette war neben ihrem Kinde entschlummert. Der Kanonendonner, der von fern her die Erde erschütterte, schreck­te sie nicht auf, nicht der Gcneralinarsch, der die Brüder auseinander riß und zu den Waffen rief, nicht Nobert's Kuß und Abschied, weckten sie aus dem süßen Schlafe, den Ge­sundheit und Sicherheit verleihen. Schwe­rer als jemals riß sich der Grenadier von seinen Lieben los und eilte aus den Sammel­platz. Fürst Waldegg hatte seine Balaillione bei Cöenkoben gesammelt und siel unversehens auf den rechten Flügel des- republikanischen Heeres, den er, der tapfersten Gegenwehr