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mein Geld, mein liebes Gelb!" rief Vagster, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sank stöhnend an der Thüre nieder. Lange mochte der Geizige so am Boden gelegen haben, und als er endlich aus seiner Betäubung wieder zu sich kam, sprach er leise, indem er sich aufraffte: „Ja er ist wahnsinnig, sobald der Morgen graut, gehe ich zu Gericht und mache die Anzeige. Vagster horchte. Alles stille, er besah seine Hände, sie waren voll Blut, es fröstelte ihn, er schüttelte sich wie im Fieber und blickte ängstlich nach dem Fenster. Der Tag brach an. — Abermals vernahm er ein Pochen an der Hausthnrc, er schleppte sich von der Stube nach dem Gang, dort vernahm er deutlich die Worte:
Oeffnet,^ öffnet im Namen des Gerichts und seiner Herrlichkeit des Sheriffs von d'-le 8kire öffnet!" Vagster stutzte, und zögerte zu gehorchen. — Endlich ertönte zum dritten Male die Ermahnung. Mit schlotternden Knieen wankte er hinab, indem er sich an Geländer ankkammerte, er schloff auf und der Sheriff mit seinem Gefolge trat ein, — ihm nach kam Meister Hogskin der Schreiner, mit seinen Gesellen, einen Sarg tragend.
„Im Namen des Königs, kraft des Gesetzes, vermöge meines Amtes, trete ich Harry Edward Richard Ellgriff Eßquire, in dieses Haus, und verhafte hicmit" — er berührte bei diesen Worten mit seinem Stabe den Alten — „John Vagster, der Schmuggelei, des Wuchers und Betrugs angcklagt. Gott schütze seine Majestät und das Recht!"
„Herr, Ihr ließt gestern in der Dämmerung durch einen alten Mann eiligst bei mir einen Sarg bcstellm, cs ist der schönste, welcher noch je zu kis« Sllirs gemacht wurde, wo sollen wir ihn hinstellen?" sprach schüchtern Meister Hogskin.
John sah bald den Sheriff, bald den Schreiner an, und gab weder dem Einen noch dem Andern Antwort. Plötzlich fuhr er sich mit beiden Händen in die Haare und rannte die Treppe hinauf nach der Kammer. Die Thure war fest verschlossen und trotzte seiner Bemühung, dieselbe einzustoßen — man erbrach sie. — William Westen lag todt am Boden, der Verband von seiner Wunde war abgerissen. John blickte auf seine Kiste, der Deckel war offen, das Fenster eingeschlagen und ganz nahe an demselben lagen Gur- neen zerstreut umher , es schien, daß Weston im Wahnsinn Geld hinausgeworsen hatte.
John starrte mit weit herausgctretenen Augen ringsum, plötzlich stürzte er an der Seite der Leiche nieder, riß das Kleid des Tobten auf, dnrchwühlte seine Säcke, bcfnhltx den zerrissenen Mantel und murmelte: „Er hat mich betrogen, er hat mir meinen Wcin aus- getrunkcn, ich muffte ein Licht seinetwegen verbrennen, und er hatte nichts, er war ein Bettler, cs ist klar, ich bin um die Erbschaft betrogen." Er tastete auf dem Körper hin und her, plötzlich fühlte er das Papier, er riß es heraus, jauchzte ans, und schrie, mit zitternder Hand dem Sheriff das Blatt reichend: „Sir, Sir! ich bin sein Erbe, er ist ein reicher Mann, er hat es gesagt, er hat genug für's ganze Leben."
Der Sheriff nahm das Papier und las:
„Ich erkläre meinen Stiefbruder, John Vagster, zu meinem Erben, und da er mich ans dem Hanse meiner Eltern stieß, so will ich, daß er für mich meine letzte Behausung, den- schönen vom Meister HogSkin verfertigten Sarg, bezahle.
Mit einem Schrei taumelte John Vagster in die Höhe und sank, vom Schlag getroffen, todt zurück.
Der Tambour.
Wenn meine Mutter hexen könnt".
Da müßt' ste mit dem Regiment Nach Fiankreicd, überall mit hin,
Und wär' die Markedcntcrin.
Im Lager wohl um Mitternacht,
Wenn Niemand auf ist als die Wacht, Und Alles schnarchet, Roß und Mann, Vor meiner Trommel säß ich dann:
Die Trommel müßt' eine Schüssel seyn. Ein warmes Sauei kraut darein,
Die Schlegel Messer und Gabel,
Eine lange Wurst mein Sabel,
Mein Tschako wär' ein Humpen gut, Gefüllet mit Burgunder Blut,
Und weil cs mir am Lichte fehlt,
Da scheint der Mond in mein Gezelt, Scheint er auch auf franzö'sch herein.
Mir fällt doch meine Liebste ein:
Ach weh! jetzt hat der Spaß ein End'!
— Wenn nur meine Mutter hexen könnt"'