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heute erfahrt." Hiemit gierig er schnell fort, noch einmal mich warnend, und um Verschwiegenheit bittend.

Ich gestehe, daß mich diese Eröffnung einigermaßen mit Besorgniß erfüllte, da ich die Erfahrung gemacht hatte, daß die ita­lienischen Vetturin» vielfältig unter Einer Decke stecken, und daß, wer mit Einem zu thun hat, meistens eine ganze Menge ande­rer aut den Hals bekommt.

Indessen hatten wir Alle gleich im ersten Augenblicke schon beschlossen, für jeden Preis mit einem andern zu fahren; ich fand auch schon meine Gesellschaft, als ich in das Eß­zimmer znrückkehrtc, im lebhaften Verkehr mit einem dieser Geister begriffen, der dann Nach kurzem Hin- und Herrcden in unser An­erbieten cingieng, und wie gewöhnlich einen Napolconsd'or als Draufgeld gab.

Wir bestellten ihn für den andern Tag um i» Uhr. weil wir noch Willens waren. Vorher einen raschen Umgang durch die Herrlichkeiten der Stadt zu halten. Wir wollten Abschied nehmen von dem Central­punkte der Kunst, von der fesselnden Tri­büne in den Uffizien, von den Schätzen des Doms und der übrigen Kirchen; wollten noch schnell durcheilen die Gallerie der Pal- lasic Pikti, Corsini und Gerini, um mit dem letzten Blick unser Herz zu erwärmen, und gewißermaßcn Vorrath des Schönen zu sammeln für die Zukunft; denn es gicng nun nach Hause, und niemals wohl durften »vir hoffen, wiederzukehren nach dem Lande wo die Citronen blühen.

Zur bestimmten Stunde kehrten wirnach unserm Gasthvfe zurück, sahen auch schon von weitern einen Wagen vor der Thüre halten, allein in demselben Momente kam der mit Visirung der Pässe beauftragte Lvhnbevienkc athcmlos heran, und es ergab sich dann, daß durch ein bei der preußischen Gesandtschaft sich Vorgefundenes Hindcrniß noch keiner derselben mit dem so nöthigen Visa versehen scp, kurz. cS blieb nichts An­deres übrig, al» selbst in der brennenden Miltagshitze zu den verschiedenen Gesandten und Geschäftsträgern, die, uns zum Tort, an den cntgrgcsctzten Enden der Stadt wohnten, zu gehen, um die fatale Angelegen­heit in Ordnung zu bringen.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Zwei Punkte nehmen in' diesem Augenblick die Aufmerksamkeit aller, die über ihr Weichbild hin- ausblicken, vorzüglich und in hohem Grade in Anspruch, der Orient und Hanover.

Die orientalische Frage ist für den Frieden von ganz Europa von großer Wichtigkeit. Darüber ist man im Reinen, daß das türkiiche Reich auf eigenen Füße» nicht stehen kann. Die große Armee von 60000 Mann ist in der Schlacht von Nisbi so gut als vernichtet. Die Schuld liegt blos da­ran, daß die jungen türkischen Rekruten, wie die jungen Pferde, das Schießen noch nicht vertragen konnten. Nun wußte Ibrahim und sei» sonst fran­zösischer General SchelveS die Türken aus ihrem festen Lager, ungeachtet der Warnungen der preu­ßischen Offiziere herauszulockcn und zog sich meh­rere Stunden weit zurück. Plötzlich fieng er hin­terlistig an, seine Kanonen spielen zu Imsen, es wac natürlich, daß die Türken bei Seile giengcn. Da­rüber kamen sie ins bansen, und liefen so tapfer, daß ihnen der Feind noch jetzt nicht nachgckom- men ist.

Näher steht uns das hanüvcrsche Gewitter und man steht noch nicht, wo das hinaus will. In Hanover selbst herrscht zwar innerlich die tiefste Bewegung, aber im Aeußcrn die größte Ordnung und Ruhe, jeder Bürger wacht, daß kein gesetzwi­driger Schritt geschehe; selbst die Aufläufe des Pöbels habe» aufgehört. Aber die Stadl ist noch voll Militär und überall stehen Kanonen aufgc- pfianzt. Die Bürgerschaft har steh i» einer Ein­gabe an de» König offen und unbedingt für den Magistrat und den Stadldirecior Rumann ausge? sprachen. Eben bas thun viele andere Städte. Die Bertheidigung des Magistrats in der gegen ihn verhängten Untersuchung hat dex Schatzralh Slüve angenommen. - Am geradesten hat sich der Magistrat von Osnabrück ausgesprochen. In ei­ner ehrerbietigsten Vorstellung an de» König bitte» er um Entlastung des Ministers v. Scheie, der im ganzen Lande kein Vertrauen habe; dessen Entfer­nung allein könne das Vertrauen Herstellen, und größerm Unheil Vorbeugen, Wir sind fest über, zeugt, daß lange nichts so sittlich nachtheilig auf ganz Deutschland gewirkt hat, als dieser andauernd» Zustand in dem unglücklichen Hanover.