barbketet. Die Kunstschatze der Pallaste degli Uffich und Pilli, die Hauser der Strozzi und Riccardi, als sprechende Zeu- gen vergangener Macht und feudalistischer Scheidung des Volkes. die> liebliche Natur endlich des reizenden Arnothals, hatten in uns eine unbeschreibliche Aufregung erzeugt, die unangenehm berührt wurde durch den Gedanken an die unvermeidliche Abreise, und an alle die leider damit in Italien ver­knüpften Miseren der Paßverordnungen und des VerhandelnS mit den Vetturinen.

Das Geschäft mit Letzteren nämlich muß. Wie ich den künftig das hesperische Land Besuchenden hiermit erzählen will, sehr kunst. Voll, und mit Anwendung vieler strategischen Feinheiten betrieben werden, wenn der Fremde sich nicht auf schmähliche Weise übervortheilt sehen will. Wie in Berlin ge. wisse Straßenecken ausschließliches Eigenthum jener scharf charaktcrisirten Volksklasse der sogenanntenEckensteher" sind, so haben in Italien die Vetturini ebenfalls bestimmte Plätze in der Stadt, wo sie sich den Tag über aufhalten, und von wo aus sie den Reisenden erspähen und erkennen, er mag auch noch so unbefangen vorbei zu gehen Versuchen. Wie eine Heerde hungriger Wolle stürzt die ganze Rotte beim ersten An­blick einer willkommenen Beute aufdiesezu und wehe dem armen wenn er schon

bei diesem Ehoc sich verleiten läßt, aufeinen der zehn- und zwanzigfachcn Anträge einzu- gehen.Nichts da! nichts da! ich denke an kein Fortreisen, ich bleibe noch sehr lange hier!" muß am ersten Tage seine Antwort sepn, und kalt fortschreitend darf kein Blick auf den Platz des Angriffes zurückfallen. Vielleicht am zweiten Tage zeigt er sich wieder; dieselben Attaken erfolgen, unn ist kS ihm erlaubt, hingeworfen zu äußern, daß er möglicherweise in Kurzem reisen könne, und daß er dann nicht ermangeln würde, eines der Kuoni lexni zu nehmen, vorausge­setzt, daß es billig sch. Jetzt wartet er allenfalls zwei Tage, und erscheint nun zum dritten Mal auf dem Schauplatze. Ist dicß nun etwa gerade der Tag vor seiner Abreise so kann er gelegentlich bemerken, daß er Vielleicht Morgen nach A. oder B. zu ge- hen beabsichtigen könne, und auch wohl fragen, was der Fuhrmann für die Person cot xosto, d. h. mit Mittagseffen und Nacht­lager, verlange. Auf die nun erfolgende

Forderung biete er getrost den fünften Theil. nenne seinen Gasthof und gehe ruhig, und unbekümmert um das ihm nachschallcnde Hohngelächter, seiner Wege, mit der lieber- zeugung, daß er einen Vetturin habe; daß er ihn habe, sage ich, und zwar für den ge- botenen Preis, denn es wird sich ereignen, daß zwei oder drei dieser Fahrgcister ihn schon bei der Mittagstafel aussuchen, zehn- mal wieder fortgehcn, jedesmal Etwas von ihrer Forderung ablassend. - und endlich nach einem wortreichen Beweise der Unmöglichkeit, für ein solches Spottgelü fahren zu können, für ein solches Spottgeld fahren. So habe ich wenigstens, während meines Auf­enthalts in Italien, dieß Treiben kennen gelernt, und von competenlcn Autori­tären erfahren, daß es eben das dem Lande eigenthümliche Verfahren seh, welches zwi- schen den beiden Parteien statt finden müsse, damit jede am Ende mit Vorlhcil den Kampfplatz Verlasse.

Kurz, jener eben beschriebene Demon­strationskrieg war zwischen uns und den Florentiner Vetturini gar kunstvoll bis zu dem Moment durchgeführt worden , wo auf ein Verlangen von hundert Franken für die Person bis Venedig, ein Gebot von zwanzig abgegeben und mit Verachtung ausgenommen war. Der weitere Erfolg gestaltete sich nun auch wie Vorherrschen, denn eben hatten wir uns im leons bianco zu Tische gesetzt, als sich die Thür öffnete, und ein Kerl hercintrat, den ein Genrcma- lcr mit Vergnügen als Modell für einen wahrhaften Fra Diavolo genommen haben würde. Ich gehöre durchaus nicht zu jenen albernen Reisenden, die ihren gläubigen Zuhörern gern weiß machen möchten, Italien wimmle von Räubern und Banditen, und es sey gar bedenklich, auf der Landstraße zu wandeln, ohne bis an die Zähne bewaffnet, oder von Sauvegarden umgeben zu scyn, im Gegentheil wünschte ich nichts lieber, als daß jenes Vorurtheil, da wo es sich noch befindet, auf alle mögliche Weise bekämpft werden möchte, denn ich habe rm Allgemei­nen den Italiener Ausnahmen stoßen die Regel nicht um gutmüthiger gefunden, als die meines norddeutschen Vaterlandes. Wahr ist eS aber, das Reußere des Volkes erinnert un4 unwillkührliH an die Näuberforme» unserer Theater und Romane, und so ist man auch wohl im ersten Augenblicke ge-