Waare zu finden war, die sich für den Groß­handel geeignet hätte, ja daß kaum die De- tailhandler sich gehörig assortiren konnten. Ist der Hauptzweck unserer Tuchmessc aber ein wichtigerer als der, allein Stuttgart zu nützen, so ist er vcrmuthlich der, den Einsen­der dicß dafür hält: Fabrikation und Handel in wollenen Stoffen durch Erzielung größeren Absatzes ins Ausland zu heben. Der Aus­führung desselben steht nun aber leider eben die Art der Fabrikation unserer Wollarbeiter, wie deren Verkaufswcise im Wege, deren nachthcilige Folgen sich auch rückwirkend auf die Tuchmesse äußern, die, indem sie solche unterstützt, gerade ihr Ende hcrbeifuhren kann, während sie unter andern Verhältnissen und in andern Zeiten dem Lande von gro­ßem Nutzen hätte werden können, so wird sie aber nur als eine weitere sehr günstige Gelegenheit zum Verschleudern der Maare betrachtet, dessen Folgen die sepn werden, daß mit dem immerwährenden Sinken der Preise bei immer mehr wachsender Eoncurrenz und bereits überhäufter Lager, die Waare von Jahr zu Jahr geringhaltiger wird, und es mit der Fabrikation statt vorwärts rück­wärts geht. Thatsache ist, daß unsere Tuch- und Zcugmachcr nicht so genau rechnen, wie die größeren Fabrikanten rechnen müssen und die kleineren rechnen sollten und müßten, wenn sic allein Tuchmacher und nicht zugleich auch Bauern wären, die die eine Hälfte vom Tag in der Wcrkstatte, die andere auf ihren Gütern zubringcn, und die Zeit, die sie mit ihrer Familie als Taglöhncr in ihrem Ge­schäft zubringcn, nicht in die Calculation aufnehmen, auch die Kost, die sic ihren Leu­ten reichen, so gering anschlagcn, als kostete sie das Bauen ihrer Felder Nichts. Ihre Calculation besteht einfach in Berechnung ih­rer Auslagen, und auf das fertige Stück Maare verlangen sie so und so viel (vermeint­lichen) Nutzen. Wie weit sic bei dieser Be­rechnung kommen, wissen diejenigen, welche mit ihnen verkehren. Sic gehen allmälig zu Grund und drücken die Preise im Allgemei­nen so sehr herab, daß derjenige, welcher sich ausschlieplich der Fabrikation als einzigem Erwcrbszwcige widmet, schlechterdings nicht emporkommcn kann, bei ungünstigen Con- juncturen aber mit ihnen zu Grunde gerich­tet wird. Ein weiterer wesentlicher Nach- thcil, der durch die Tuchmcsse begünstigt wird, besteht für diesen Gewerbszweig in dem immer

mehr iiberhandnchmenden Verkaufen der Tuch- und Zeugmacher an Privatleute. Gewiß! es ist kein Vorthcil für einen Staat, der einen so großen Uebcrfluß an Erzeugnis­sen darbietct, wie Württemberg an wollenen Stoffen, wenn der Consumcnt, den Händler umgehend, sich direct an den Produccntcn wendet, der bei dem unzulänglichen Absatz nach Außen schlechterdings nicht ohne den Dctailhändler eristiren kann, denn daß der Bedarf des Publikums in keinem befriedi­genden Verhältnis; mit den großen Waaren- lagcrn steht, die die Händler zu halten gezwun­gen sind, und durch welche die Industrie hauptsächlich befördert wird, ist einleuchtend. Wird der Händler umgangen, verringert sich überdies die für den Consumcntcn so wün- schcnswcrthe Concurrenz dadurch, daß der größere Thcil unserer Producenten wegen un­zureichender Mittel keine so große Auswahl zu bieten vermöchte, wie sie das Publikum verlangt, und daher nur wenige im Fall seyn dürften, dessen auch noch in manchen andern Beziehungen sehr gesteigerten Anforderungen zu genügen.

Mit der Leipziger Messe wie mit der Frankfurter und anderen größeren Messen früherer Zeit ist unsere Tuchmesse nicht zu vergleichen. Die Leipziger Messe bietet allen und jeden Käufern eine genügende Auswahl nnd ein genügendes Quantum in jeder Sorte von Tuch, und sie kaufen ihre Wolle, wie sie sie für diese und jene Sorte gebrauchen, nicht völlig unsortirt wie unsere vom Schä­fer. Ob auf der Leipziger Messe Privatleute wie auf der Stuttgarter so bedeutende Ein­käufe machen, weiß Einsender nicht. Ange­nommen dem wäre so, so wiegt der Nutzen, welcher dem Lande durch den großen Ver­kehr mit dem AuSlande wird, den Nachtheil reichlich wieder auf, der auf der andern Seite durch das Dctailiren der Tuchmacher er­wächst. Nicht so bei uns. Da verliert eben der in Württemberg so sehr zu berücksichti­gende Gewerbszweig (welchem die Tuchmesse aufhelfen sollte,) ohne daß das Ganze dadurch gewinnt.

DaS Markt- und Mcsscnwcscn nimmt aber überhaupt so beunruhigend überhand, daß man unwillkuhrlich an das fünfichnte Jahrhundert erinnert wird, in welchem der Kaufmann, wie noch heut zu Tage der Eh- ninger Krämer, mit seinen Gütern fortwäh­rend auf Reisen war, und schmerzlich muß