Aus Stadt und Kreis Calw
< Meine Tochter lacht!
Kürzlich sagte meine Frau zu mir: „Ich glaube, das Kind beginnt zu lachen." Ich wußte damals noch nicht, was das zu bedeuten hatte und antwortete lediglich wohlwollend: „Wie nettl" Am anderen Tage aber sagte meine Frau: „Pro- bier's doch auch einmal!
Heute vormittag hat sie mich bestimmt angelacht."
Ich beugte mich daraufhin über die Wiege, zog ein Gesicht und lachte. Wir beobachteten beide das Kind, aber nichts regte sich.in den
Gesichtszügeu. Aber eines Abends war es Wirklich so
weit. Als meine Frau das zappelnde Wesen gerade wusch, ries sie plötzlich: Sieh mal, sie lacht wirklich! — Tatsächlich war es so. Meine Tochter lachte mit ihrem ganzen Gssicht, als ob sie sagen wollte: Seht her! Hier bin ich! Gleich daraus aber war das Lachen wieder weg.
Ich wollte nun auch unser Mädchen von dem Wunder überzeugen und nahm es mit an die Wiege, wo ich ansing, Gesichter zu schneiden. Meine Tochter blickte mich aber nur mißbilligend an. Als aber das Mädchen wic- . der fort war, lachte sie. Auch mein Schwager wollte meine lachende Tochter sehen, aber auch hierbei machte ich ein Wohl noch nicht genügend lächerliches Gesicht, denn Fräulein
Tochter wendete den Kops von mir fort. AlS er fort war, lachte sie.
Mit dem Kinderlachen ist eS etwas Merkwürdiges. Auf Kommando geht's nicht, auch nicht auf Bitten. Es ist wohl eine besondere Gemütsstimmung hierzu notwendig. Da aber niemand die Gemütsverfassung eines Säuglings kennt, so ist es auch niemandem möglich, ihn zum Lachen zu bringen. Jetzt aber ist das Lachen völlig ourchgebrochen, so wie die Sonne durch die Wolken, setzt lacht sie selig. Ein Kind von einem Monat kann wohl niedlich und hübsch sein, aber es bekommt für den Beschauer doch einen tieferen Wert, wenn auf dem Gesicht schon ein Lachen erscheint, ein Beweis dafür, daß es ansängt, etwas zu begreifen. Lachen ist der Ausdruck eines Glücksgefühls, ein Zeichen dafür, daß es seine Umwelt zu verstehen beginnt. Das Kind ist uns daun noch viel teurer, wenn es schon lachen kann. Ein geistiger Funke ist von ihm zu dir übergesprungen.
Ein solches Kinderlachen ist von seligster Art. Sieh, wie dabei die Augen funkeln! Der Mund öffnet sich, und das Lachen legt sich wie eine Wolke voller Freude über das ganze Gesicht. Dabei gehen die Acrmchen in die Höhe, das Kino streckt die Arme nach dir aus — und wegen eines solchen Kindcrlachcns läßt du, großer Mann, alles stehen und liegen, das Buch, die Zeitung und die Zigarre, läßt deine Freunde warten, denn du mußt dir doch das Lachen deiner Tochter ansehcn.
L. kr.
Liederabend im Lazarett
Die Stuttgarter Äonzertjängerin Helene Haas saug dieser Tage au einem Liederabend vor den verwundeten Soldaten im Reserve- Teillazarett Hirsau. Tie aus der Schule Ella Gmeindcr in Stuttgart hervorgegangene Sängerin bewies mit Licddarbietungcu von Schubert, Brahms und Wolf sowie mit dem Vortrag der Hallen-Arie aus „Tannhäuscr" und der Senta-Ballade aus dem „Fliegenden Holländer" von Richard Wagner, daß sie nicht nur eine sehr gepflegte Sopranstimme, sondern auch die Gabe beseelten Ausdrucks besitzt. Am Klavier begleitete, mit feinsinniger Zurückhaltung führend und stützend, der erfahrene Pianist Erich Herrmann, Stuttgart. Reicher Beifall dankte den beiden Künstlern, die am Tage zuvor bei einem Liederabend im Sanatorium Dr. Römer ihr Können in dankenswerter Weise in den Dienst des Deutschen Roten Kreuzes gestellt hatten.
Brand durch zündelnde Kinder
Aus Rotensol wird berichtet: Montag abend entstand in dem Anwesen Kult neben der „Sonne" ein Brand, der so rasch um sich griff, daß trotz raschen und tatkräftigen Eingreifens der Ortsfeuerwehr Scheuer und Stallung eingcäschert wurden. Vom Wohnhaus wurde der Dachstuhl leicht beschädigt. Zeitweilig erschien das benachbarte Gasthaus gefährdet, weshalb der Motorlöschzug Neuenbürg herbeigcrufcn werden mußte. Tie Nachforschungen über die Ursache des Brandes ergaben, daß das Feuer von einigen acht- bis neun jährigen Kindern verschuldet worden war. Diese versuchten, in dem Schuppen, in dem Reisig aufbewahrt lag, Zigaretten zu rauchen. Offenbar warfen sie hiebei achtlos eine noch glimmende Zigarette oder ein brennendes Streichholz weg, wodurch das dürre Reisig Feuer fing und das Anwesen in Brand setzte.
Schafft Glühlampen-Neferven!
Zur Freimachung von Arbeitskräften und Material ist auch der Verkauf von Glühlampen durch eine Anordnung der Reichsstelle für Elektrotechnische Erzeugnisse bis aus weiteres verboten worden. Von diesem Verbot werden alle Haushaltungen. Gaststat. ten. Ladengeschäfte. Behörden. Dienststellen. Institute, Banken usw. betroffen. Die Haushaltungen usw. find also nicht mehr m der Lage, sich Ersatzlampen für ausgebrannte oder durch Unachtsamkeit zerstörte Lampen zu besorgen. Es ist daher für einen jeden ratsam, sich selbst eine Reserve zu schaffen dadurch, daß er alle Birnen herausschranbt. die nicht unbedingt gebraucht werden.
Es muß auch jede ausgebrannte Birne aufgehoben werden, denn auch nach Aufhebung des Verkaufsverbotes wird es neue Lamven nur gegen Rückgabe der verbrauchten Lampen an die Verkaufsstellen geben. Von dem Verbot des Bezuges von elektrischen Lampen sind lediglich Krankenhäuser und Fliegergeschädigte ausgenommen.
Vereinheitlichung der Lehrlingsbethklfen
Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz hat die Erziehungsbeihil- fen und sonstigen Leistungen im Ansvtili ungsver hält nis vereinheitlicht. Es erhalten danach alle Lehrlinge und Anlernlinge bei Beginn des Bekufserziehungsverhältnisses vor Vollendung des 16. Lebensjahres im 1. Lehr-(Anlern-)Jahr monatlich 25 Mark, im 2. Jahr 35 Mark, im 3. Jahr 45 Mark und im 4. Lehrjahr 55 Mark. Bei Beginn des Berufserziehungsverhältnisses, .nach Vollendung des 16. aber vor Vollendung des 18. Lebensjahres im 1. Jahr 30 Mark, im 2. Jahr 40 Mark, im 3. Jahr 50 Mark und im 4. Lehrjahr 60 Mark. Nach Vollendung des 16. aber vor Vollendung des 21. Lebensjahres erhält der Lehrling bzw. Anlernling im 1. Jahr 40 Mark, im 2. Jahr 50 Mark, im 3. Jahr 60 Mark und im 4. Jahr 70 Mark. In verschiedenen Berufen, z. B. bei Schmieden, Formern, Maurern, Zimmerern, Dachdeckern, Pflasterern, Betonbauern, Steinmetzen, Glas- Machern usw. erhalten Lehrlinge und Anlern. Mine zu der Erziehungsbeihme mrck einen
.. von 10 bzw. 12 bzw. 15 Mark monat- rntto.
Gewährt der Unternehmer K o st und W o h- nung oder ist der Lehrling (Anlernling) auf Kosten des Unternehmers irgendwo unter- gebracht und verpflegt, so erhält er neben Kost und Wohnung folgendes Taschengeld: Vor Vollendung des 16. Lebensjahres im 1. Jahr 4 Mark, im 2. Jahr 6 Mark, im 3. Jahr 8 Mark und im 4. Jahr 10 Mark. Nach Vollendung des 16. aber vor Vollendung des 18. Lebensjahres 6 Mark, bzw. 8 Mark, bzw. 10 Mark. hzw. 12 Mark. Nach Vollendnna des
18. aber vor Vollendung des 21. Lebensjahres im 1. Jahr 8 Mark, im 2. Jahr 10 Mark, im 3. Jaör 12 Mark und im 4. Jahr 14 Mark. Die Anordnung tritt mit Wirkung vom 1. März in Kraft.
Dienstnachrichten. Zum Rektor ernannt wurde Lehrer Johannes Schwenk in Zwerenberg. Die a.P. Lehrerin Maria Ginader in Stammheim erhielt ihre Ernennung zur Lehrerin für Hauswirtschaft und Turnen.
Herrenalb. In einer Tranerfeier bei der Bestattung von Kreisamtsleiter Pg. Roth fuß hielt Kreisleiter Baetzncr die Gedenkrede. Er würdigte darin das Leben des Verstorbenen als das eines hilfs- und opferbereiten Kämpfers, der im Geiste in den Reihen der Nationalsozialisten mitmarschieren und der jungen kommenden Generation Vorbild sein werde. Ter ehemalige Kreisleiter Oberlandforstmeister Böpple widmete dem Entschlafenen herzliche Dankesworte und legte den Kranz der Kreisleitung Calw am Grabe nieder. An der Feier nahmen Vertreter der SA.-Standarte 414 Calw sowie sämtlicher Gliederungen der NSDAP, teil.
Heimsheim. Im Oktober letzten Jahres waren zwei ancinandergebaute Wohnhäuser nebst Scheune einem Brand zum Opfer gefallen. Wie die Untersuchung ergab, war das Feuer durch ein versehentlich nicht ansgeschaltctes Bügeleisen entstanden. Der unachtsame Hausbewohner, der 44 Jahre alte Gustav R., wurde vom Amtsgericht Stuttgart wegen fahrlässiger Brandstiftung zu 50 Mark Geldstrafe oder 25 Tagen Gefängnis verurteilt.
Oer Rundfunk am Freitag
Neichsvrogramm: IS bis 15.30 Mn: Unterhaltungsmusik vom Mecresktrand: 15.30 bis IS Uhr: K. H. Tauberi. E. Mainardi tLolisten-Koiizertl: 16 bis 17 Ubr: Aus Over und Konzert: 10 bis
10.15 Nbr: Webrmachtsvorirag: Unsere Luftwaffe:
20.15 bis 21 Ubr: Bunter Melodicnretgen: 21 bis 22 Ubr: Kleine Charakterstücke. — Dcutschlanülen- dcr: 17.15 bis 18.30 Ubr: Nordische Konzertmusik: 20.IV bis 21 Uhr: Zeitgenössische Konzertmustk: 21 bis 22 Ubr: „Marksteine Berliner Musikgeschichte" tPaganini und LiSzts.
„Blitzmädel" - treue Helferinnen der Luftwaffe
Sie haben Gelegenheit, ganz Europa kennenzulernen - Mithelferinnen am baldlgen Endsteg
1'll. Fernsprecher-, Funk- und Flugmeldewesen sind Arbeitsgebiete der Luftnachrichtentruppe. Leitungzichen im Kampfgebiet, im Fliegerhorst, im Hinterland, am Klappenschrank über viele 100, ja 1000 Kilometer die Gesprächsverbindung. Herstellen, mit der Fcrn- schreibmaschine den Raum Überdrücken, am Funkgerät Zeit und Entfernung besiegem das alles gehört in den noch weit umfangreicheren Anfgabcnkreis des Soldaten mit der braunen Waffenfarbe. Gewaltig ist mit dem Kriege das mannigfaltige Nachricktenüetz der Luftwaffe gewachsen und mit ihm die Anforderungen. Ihren Soldaten wäre cs heute kaum mehr möglich, sie an allen Stellen restlos zu erfüllen, wäre ibncn nickt die deutscke Frau
Dir Luftnachrichtenhelferm läßt es an Eifer nicht fehlen. (Scherl)
und das deutscke Mädchen als Kameradin und Helferin zur Seite getreten.
In allen besetzten Gebieten begegnen wir den Lustnachrichtenhelferinnen in ihren fliegerblauen Uniformen. Sie haben also Gelegenheit, ganz Europa kennenzulernen, vom Nordkap bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis weit in den Osten hinein. Sie sind deshalb nicht mehr wegzudenken aus dem »traßenbild der fremden Städte, und der Soldat, der vors draußen kommt, aus der nur Männer duldenden vordersten Linie des Kampfes, sei es im Osten oder in hohem Norden, sieht in ihnen im fremden Land zwischen Front und Daheim einen freundlichen Gruß der Heimat.
Das Reich der Lustnachrichtenhelferin find die Rastlosigkeit atmenden großen Luftwaffen- VLrmitilungen, in denen sie vor langen Klap-
venschrankreihen höchste Befehlsstellen mit allen Fliegerhorsten und mit wichtigen Punkten der Front verbinden und in denen geschickte Frauenhände über die Tasten vieler Fernschreibmaschinen tanzen. Ihr Feld sind aber auch die summenden und tickenden Säle der zentralen Wetterdienstfunkstellen, die Flugmeldszentralen und die Befehlsstellen des Lnstschutzwarndienstes.
Äon einem dringenden Gebot der Stunde als Ersatz der anderweitig nötigen Nachrichtensoldaten gerufen, haben sich die Nachrich- tenhelferinnen nicht nur längst bewährt, sondern sie haben darüber hinaus auf manchem ihrer Tätigkeitsgebiete, dank der ihnen von Natur aus eigenen Beaal ungen. auch besondere Eignung bewiesen. Die klare, sachliche Stimme der Telephonistin ist uns allen schon zur vertrauten Gewohnheit geworden; das Gefühl für Rhythmus und musikalisches Gehör, für einen guten Funker unerläßliche Boraussetzungen, erleichtert vielen Frauen die Ausbildung zur Funkerin; der Weg von der Schreibmaschine im Büro zur Kernschreibmaschine ist nicht weit, und schließlich ist auch das schnelle und genaue Rechnen mit dem Geschwindigkeitslineal und das Ein- reichnen der Flugwege feindlicher Flugzeuge auf der großen Karte der Flug- meldeauswertung eine Arbeit, bei der die Kameradin im blauen Rock voll und ganz „ihren Mann stehen" kann. Neben dem praktischen Können erwirbt die Luftnachrichtenhelferin während ihrer Ausbildung und später in laufenden Unterrichtsstunden die unumgänglich nötigen technischen Kenntnisse, und zu ihren^ Lote muß gesagt werden, daß auch hier die Frauen und Mädchen ein vielleicht nicht von vornherein erwartetes Interesse und Einfühlungsvermögen zeigen.
Die LuftnachrichtenLelfe- rin trägt Uniform. Auch ibre Gemeinschaften sind ohne ordnende Disziplin nicht denkbar. In Kameradschaften gegliedert, besitzen sie in den Kameradschafts- sührerinnen lebenserfahrene, Hervorrageno geschulte Führerinnen, die sich ihrer Verantwortung bewußt sind und ihnen freundschaftlich mit Rat und Tat in allen Fragen, die ihr Einsatz mit sich bringt, zur Seite stehen. In ihren bequemen und wohnlichen Heimen fühlen sich die Helferinnen wie zu Hause; auch hier trägt wieder eine erfahrene Heimleiterin als Beauftragte der Reichsfrauenführerin für die Frauen und Mädchen Sorge und Verantwortung.
Bewährte, treue Helferinnen, das sind die „Blitzmädel". Sie folgen der Luftwaffe weit ins besetzte Gebiet hinein, und der Strippenzieher auf dem vordersten Feldflugplatz, der am weitesten vorgeschobene Verbindungsfunker wissen ihnen Dank für ihre immerwährende EinsatzheiMschast und Hilfe.
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Verls» Oil»r «leister, WerSrnl <Ls>.):
„Möchtest du noch eine Tasse Kaffee?"
Ein unverständliches Brummen ist die Antwort. Schweigend gießt Frau Lore ein. Sie kennt das. Wenn Richard bis in die späte Nacht gearbeitet hat, ist er am nächsten Morgen immer wenig mitteilsam.
Richard blickt über seine Zeitung hinweg auf. „Hast dn was gefragt?"
„Ob dn auch Milch haben möchtest nnd Zucker".
„Seit undenklichen Zeiten trinke ich weder Milch noch Zucker zum Kaffee, und seit ebenso undenklichen Zeiten fragst du mich jeden Morgen, ob ich Kuhsaft haben will."
„Entschuldige! Aber hätte ich nicht gefragt, hättest du sicher welchen haben wollen."
Ter Mann aber hört schon nicht mehr. Er. steckt seine Nase in die Zeitung und die Semmel in den heißen Kaffee. Lore seufzt ein wenig nnd macht sich dann daran, das Frühstück fertig zu machen. Eine Schnitte mit Rotwurst nnd eine mit frischem Gehackten. Sie geht in die Küche, um noch Zwiebel zu schneiden, die Richard liebt.
Die Sonne malt freundliche Kringel auf den morgendlichen Kaffeetisch im Wohnzimmer. Sie - freut sich . Wo sieht man noch so blitzblankes Geschirr, so schmucke Teller und Tassen? Wo steht wie hier ein Strauß Sommerblumen in einer breiten Vase, frisch und gesund anzusehen . zwischen braunen Brötchen, goldgelber Butter und roter Erdbeermarmclade? Die Sonne ärgert sich nur über den Mann, der da hinter seiner Zeitung sitzt und sich um all die Schönheit gar nicht kümmert.
Leise tritt Lore wieder ein und fetzt sich hinter ihre Kaffeetasse. Doch diesmal hat es der Schweigsame gehört. Er entschließt sich jetzt doch, die Zeitung zusammcnzufalten und seiner Frau einen Blick zu gönnen.
„Gefällt mir — und gefällt mir nicht!" orakelt er dann und lächelt. „Nun rate mal!"
„Daß du bei mir sitzest, das gefällt mir. Daß du aber jeden Abend so spät nach Hause kommst, das gefällt mir nicht!" gibt sie zur Antwort.
Falsch! Du gefällst mir! Komm, Lorle, ich Hab, glaub ich, den Morgenkuß vergessen. Herrgott, war ich müde!"
„Und was gefällt dir nicht? Sie bleibt hinter seinem Stuhl stehen nnd streicht ihm übers Haar.
„Das da!" Er schlägt auf die Zeitung. „Was ich da in der letzten Anzeige geschrieben habe. Es ist immer dasselbe: am Abend, wenn man es schreibt, sagt man sich „So — nnd nicht anders!" Am Morgen drauf hätte man natürlich alles anders ausdrücken müssen."
„Mußt nicht unzufrieden sein, Richard! Sie ist schon gut, deine Werbung!"
„Oho! Seit wann verstehst du soviel davon?"
„Erlaube...! Wenn du für ein neues Waschmittel deiner Firma wirbst, so muß ich als Hausfrau Wohl am besten begreifen, ob die Werbung einschlägt oder nicht. Euer „Edelweiß" ist in jedem kleinen Laden zu haben."
„Deswegen muß man noch nicht zufrieden sein, Frau Lore Sprenger! Zufriedenheit — das ist wie ein Bauch vor dreißig. Wenn ich mal mit mir zufrieden bin, kannst du dich von mir scheiden lassen. Dann bin ich reif für ein Altersheim!"
,Mie kannst du so törichtes Zeug reden, Richard! Scheidung...! So etwas erwähnt man doch nicht einmal im Spaß! Wo wir doch erst anfangen, wir zwei!"
Er lacht und blinzelt ihr verschmitzt zu. „Hast recht, Lorle! Schwatzen wir keinen Unsinn! Es ist eine nützliche Arbeit die ich Hab, und ich suhl es auch, daß es vorwärts geht. Jedenfalls ist eins sicher; vor dem Bankrott steht die Firma nicht mehr. Der Chef war gestern bei mir. Soll ich dir verraten, was er Mir anvertraut hat?"
„Ich bin schrecklich neugierig, Richard!"
„Wir haben die Klippe hinter uns. Und der Absatz steigt. Wenn alles gut geht, kann ich im nächsten Jahr mit einer Erhöhung meiner Bezüge rechnen. Haake hat cs mir selbst an- geboten. Fein, was?"
Frau Lore nickt ihm strahlend zu. „Fein, Richard. Ich bin mächtig stolz auf dich! Und ich bin sicher —> eines Tages wirst du auch Zeit haben, wieder an deine eigene Arbeit zu denken. Nun, leugne es nicht ab, dein ganzer ^ Sinn steht dir doch immer noch danach, wieder ' frei zu sein, frei für deine wahre Liebe... ach, ich kenne dich ja so gut, mein schamhafter Dich- . ter!" Er lächelt, ohne auf ihre Worte cinzn- gehen.
„Es ist ein Schritt weiter, Lorle, ein Schritt / zum Ziel! Und wenn du erst wüßtest, was ich weiß — aber nein, brauchst gar nicht so große Augen zu machen, ich sage nir! Eines Tages Wirst du selbst sehen!"
„Unser Haus?" fragt sic mit glänzenden Augen. „Unser eigenes Haus? Für dich nnd mich und unsern Pumpcl?"
Es ist viel Jauchzen nnd Freuen in der Stimme der kleinen Frau. Und als er bedeutungsvoll nickt, da schlingt sie ihm fest die Arme um den Hals nnd kuschelt sich an seine Brust.
„Ach Richard, womit Hab ich das bloß verdient. Ich bin die glücklichste Frau der Welt!"
„Das kann ich nur ahnen. Aber, daß du die schönste bist — das weiß ich!" sagt er mit hösiscker Verneigung.
Uno dann sieht er auf die Uhr und fährt erschrocken zusammen.
(Fortsetzung folgt.) .