geljahre, allein bei dem weiblichen Geschlechts verschmelzen diese Jahre in einen GemüthS- zustand von Dämmerung, in ein Nebeln und Schwebeln, und das Her; eines Mädchens in diesem Zeitraum gleicht unfern lyrischen Produkten, in welchem Gefühl und Unsinn, hysterische Blässe und rosafarbene Dunkel Hastigkeit neben einander wohnen.

Erst mit dem 16kcn Jahre tritt das weib­liche Herz aus der Snftshütte von Träumen und aus dem Spinnhause nicht verstandener Gcfühlsfäden in die Schule des Lebens, in eine Schule, in welcher leider daS Eramen erst dann vor sich geht, wenn das Leben kein Diplom und keine Preise mehr zu verthcilen hat.

Mit dem l6ten Jahre der Tochter fängt die eitelste und gefallsüchtigste Mutter, so gerne sie erst selbst für nicht viel über sech­zehn Jahre gelten möchte, doch an, cinzuge- stehen, daß das Kind erstaunlich groß und unbegreiflich früh reif wird.

Bon diesem Augenblicke treten die Mäd­chen ihre Lu ft schlösset-weit an, und in­dem sie von Phantasie und Einbildung große Summen aufnehmen, fangen sie ihren Bau an, und bauen, wie die meisten Bauherren, größ­tenteils auf eine Masse von Einwohnern, die theils neben-, thcils nacheinander diese Schlös­ser bewohnen sollen. Jedes Ruhekissen, auf daS sie ihr nachdenkliches Köpfchen hinlegen, wird zum ersten Stockwerke dieser himmel- ansteigenden Schlösser, und jeder Held aus dem eben gelesenen Romanen macht die ge­flügelte Besatzung dieser Schlösser aus.

Vom sechzehnten bis zum neunzehn­ten Jahre sind die Luftschlösserjahre. Wehe dem Manne, der sich den Bauenden naht, wenn er nicht Demanten als Ziegelsteine, Rang und Würde als Stukkatur, glänzende Aussichten als Fensterscheiben und Ruhm, Größe, Glanz als pompcjanische Wandgemälde zu diesen Luftschlössern liefern kann!

Am aufgcthürmten, schwindelhohen Luft­schlosse sitzt die schöne, junge, hoffnungsblü­hende Erbauerin, und präludirt und singt:

In meinem Schlößlein ists gar fein,

Komm' Ritter, kehr' bei mir ein!"

Aber, ach, wir haben keine Ritter mehr; wir haben blos Reiter; und diese irrenden Reiter springen höchstens über eine zwei Fuß hohe Barrier« , aber nicht über die Barriere der Convenienz, -und daher kommt es, daß kein Reiter-Ritter in das Luftschloß sprengt, und rs von seinem Wolkenkukuks-Heim in die

wirkliche Welt herübcrbaut, und die Erbaue­rin mit demselben. So bleiben denn die schönsten Luftschlösser unbewohnt, und, meine lieben Leserinnen, in einem Luftschlosse ist eS kalt und öde und unheimlich zu wohnen, be­sonders für ein junges Mädchen, und ganz allein!

Wie oft werden in diesen drei Jahren die Luftschlösser umgeändert, überbaut, mit andern Pfeilern und Säulen verziert und in andere Lustregionen verpflanzt, aber nirgends will der Schloßherr aus der Erde springen, und keine Wirklichkeit macht das Phanton bewohnbar! Endlich mit dem neunzehnten Jahre fängt die Phantasie an, nach etwas Haltbarerem als Luft-Baumaterialien zu greifen, und es beginnen

2) Die Kartenhäuserjahre.

Diese Häuser werden doch nicht ganz auf Nichts gebaut, wenn sie auch nicht auf Grund und Boden aufgeführt werden, so ist es doch ein dichter Gegenstand, auf dem sic errichtet werden. Die Mädchen fangen an mehr in die Breite als in die Höhe zu bauen; sic sehen schon mehr auf den Platz den sie brauchen als auf den Raum, den sie cinuchmen möchten. Man fügt sich etwas williger dem Stoffe, der einem zu Gebote steht. Man gibt hierzu, und läßt dort nach. Es stürzt ein Kartenhaus nach dem andern ein; wenn die geschäftige Baumcisterin zu hoch hinaus will, so hält eS nicht, daS ganze Ge­bäude fällt ineinander, und es müssen andere Karten zu einem solidcrn Hause geholt wer­den. Da lernen die Mädchen behutsamer bauen; sie sehen, daß man -nirgends anstoßen, nicht ungeheuer von sich blasen, und recht sachte und bedachtsam zu Werke gehen muß, wenn man ein solches Kartenhaus aufführen will! Sic lassen sich die Müde nicht verdrie­ßen, einen Bauplan zehn und zwanzigmal zu erneuen, wenn ein Windstoß, ein böser Luft­zug den Bau zehn und zwanzigmal überden Haufen geworfen bat. So ein Kartenhaus ist freilich solider und wohnlicher als ein Luft­schloß, allein es sind doch nur Kartenhäuser, wenig Männer werden versucht, ihr ganzes Leben in einem Kartcnhause zu wohnen! Da ist wohl Glätte von außen, und buntes Bild­werk von innen, aber es ist nicht fest gefügt, nicht Hub- und hcbfcst, nichts auf festem Grund, die Männer verweilen lachend einen Augenblick bei der noch immer schönen Erbauerin solcher Kartenhäuser, aber sie werden keine Einwoh-