blinde Claudius, so mürrisch er auch immer ist, wird Euch dennoch aufnehmen, und bork giebt'S wohl - auch einen Schlupfwinkel für Euch, wo Ihr Euch verbergen' könnt, bis die Schaarwächter wieder weg sind; ich denke, - lange werden sie sich hier nicht aufhalten. Kommt nur, ich lasse Euch durch die Hintcr- thür hinaus, da kommen wir über den Hof in eine kleine Gasse, die unS von der Scc- seitc nach dem Lcuchtthurmc führt. Aber wartet, erst müßt Ihr frühstücken." — „Nein, nein!" sagtcHcrmann, „ich kann seht nichts genießen, kommt nur! laßt uns eilen." Er hatte sich während dieses Gespräches angcklci- det, trat dann in das kleine Stübchen, wo die Fischerin eben daS dürftige Frühmahl bereitete, und ein Goldstück auf den Tisch legend, nahm er eilig Abschied, ohne auf die Enchadung seiner Wirthe/ mit ihnen zu frühstücken, zu achten.
Der Morgen war kalt und neblig, aber der Sturm hatte sich etwas gelegt. Unbemerkt gingen beide Jünglinge am Secufcr hinab. Hermann, tief in seinen Mantel gehüllt, sah in den unruhig bewegten Wellen daS Bild seines Innern und seufzte schwer. Bald standen sic vor dem Lcuchtthurm ; Caspar klopfte an: leichte Tritte ließen sich von Innen vernehmen, der -Riegel flog zurück, das Schloß rasselte, und die schwere Thür öffnete sich knarrend. Hermann schaute in Regina's liebliches Antlitz , über welches sich bei seinem Anblick ein Helles Roscnroth verbreitete. Ihr Morgcnaniug war ärmlich, aber rein und nett. „Liebe Regina," redete Caspar nach dem Morgengruß sie an, „thut mir doch den Gefallen, und nehmt diesen Herrn auf einen Tag bei Euch auf; er ist in Danzig ohne seine Schuld in Händel gcrathen, die ihm Verdrießlichkeiten zuzichen können; cs sind diesen Morgen hier Leute angckommen, die nach ihm spioniren, vor diesen möcht' er sich nicht gerne sehen lassen; verbergt ihn doch auf ein paar Stunden, hört Ihr, liebe Regina, ich bitte Euch darum." Regina schlug verlegen die Augen nieder, dann aber rasch entschlossen antwortete sie: „Das will ich gerne thun, doch muß ich dcßhalb zuvor mit meinem Vater sprechen."' Sie wollte die Treppe hinaufcilen, aber Caspar hielt sie zurück: „einen Augenblick!" sagte er, „sagt Eurem Vater lieber nichts davon, wer weiß, was er thun würde. —
(Fortsetzung folgt.) 1
Verschiedenes.
Der Würtkemdcrgischc VolksschulVerein bat zisr dießmaligen PrciSäufgabc das Lebe» des Refoima» tor Brenz gemacht. Wenn alle Württcmb. Schul. Meister, Untcrlchrer und Provisoren conrurrire«, so dürfen die Päpierhändler sich freuen.
Im Preußischen macht der berühmte Räuber Barfuß »och immer Aufsehen. Der Mann Hat viel Lebensart und feine Bildung. Dafür war er aber auch einmal auf Universitäten gewesen Auch ist er schbn und kräftig gebaut und hat ei» sehr einnehmendes Gesicht, dcßwegcn hat er auch schon viele Frauen- jimmcrherzc» eingenommen und das, was diese Frauenzimmer an sich halten, mit fortgciiommen« den» er liebt eine starke Einnahme, auch wenn sic unfreiwillig wäre. Seine Bande ist sehr stark, und gehorcht ihm aufs Pünktlichste; kurz er ist ei» Rinaldo Rinaldiui, wie kein Anderer, und der Ungar Schvbri war nichts gegen ihn. Bei dem große» Schreck iu Leipzig soll nächstens ei» großer Roman über diesen Hcldcniüubcr herauskcmme».
Der Sultan rüstet wie gewöhnlich seit einem Halbdutzend Jahren, und hofft vom Pabste den Er- löservcben zu bekommen. — Mchcmcd Aly sucht in Abeffyuien Gold. — In Frankreich giebls auch ein« mal wieder kein Ministerium. Marschall Soult soll ein neues bilden. Der König aber — willKönig blcibcn. — In Spanien gicb:s nächstens eben so viel Parthicn als Köpfe.
In Paris war eine Dame so sehr in ihren Schooßhund verliebt, (der Schooßhund soll die Liebe crwicdert habe»), daß sic ihn nach seinem Hinscheidc» auf einem Kirchhof mit alle» Ehren beerdigen lassen wollte. Da es nicht gestattet wurde, so will sic ciiien eigenen Kirchhof für verliebt« Hunde errichten lassen.
Der berühmte Marschall VeffisreS hatte sich vom gemeine» Soldaten zum Marschall von Frankreich und zum Herzog von Istrien emporgeschwun- gcn. — Sei» Sohn saß kürzlich in Paris aus der Armensünlurbank, weil er vagabundirenshalber vor- gesordcrt war.
Bei Riegen in Westphale» hat man einen versteinerten Wald entdeckt. Versteinerte Herzen sollen auch schon viele gefunden worden seyn.
In New-Z>ork hat ein Stiesclfabrikant anffci- ncm Aushängschilde einen rochen, die Dunge her- ausstrcckendcn, Löwen hinmalcn lassen, der mit un- beschrciblichcr Wulh einen Stiefel zerreißt. Darunter standen die Worte: Zerreißen kan» man mich wohl, aber auftrenne» nie- Ist daS nicht ein heroischer Stiefelproduccnt'i
(Hiezu eine Beilage.)