Ver Eidam des Herzogs.

(Fortsetzung.)

D>e Tochter hatte indessen die Scherben der zerbrochenen Gläser zusammen gelesen und dankte mit ihrem Vater auf daS herzlichste dem Jünglinge, der sie von so rohen Gasten befreit hatte. Sie bereitete ihm, da er er­müdet schien, in dem Gemache ein bequemes Lager, und nachdem sie ihm den crquickenstcu Schlummer gewünscht hatten, so überließen Beide den Jüngling sich selbst und seiner Ruhe.

Aber als der Alte selbst sich niederlcgte, ward es ihm gar unheimlich zu Muthe. Ei­ne innere Unruhe trieb ihn von seinem Lager auf. Es war ihm nicht anders, als ob ihm eine Stimme zugcrufcn habe, von dem Jüng­linge eine große Gefahr, welche diesen bedrohe, abzuwendcn. Die Nacht war finster; nur wenige Sterne schimmerten an dem umwölk­ten Himmel; die dichteste Dunkelheit erfüllte das Gemach, in dem Agnolo bereits in den tiefsten Schlummer versunken war.

Der Greis zündete eine kleine Lampe an. Mit dieser trat er durch die Thüre, die er leise öffnete, vor den Jüngling hin, als müsse er nach ihm sehen, ob ihm kein Unfall be­gegnet scy. So stand er, den Schein des Lichts mit der Hand verdeckend, um damit den Schlafenden nicht aufzustörcn, eine Weile nachdcnkcnd vor demselben, als ihm mit ei­nem Male die Tasche auffiel, welche die Brief­schaften enthielt und die der Jüngling unter sein Haupt gelegt hatte. Ahnend, daß diese etwas Verderbliches verbergen möge, zog er sic vorsichtig unter dem Schlummernden her­vor, und trat damit in das Ncbcngcmach, das er sorgfältig verschloß. Hier cröffnete er in dem Scheine des Lichtes ein Blatt nach dem andern,, da alle unversiegelt waren, bis ihm das an die Herzogin selbst übcrschriebene in die Hände kam, das um so mehr seine Aufmerksamkeit erweckte, da Wachs und Schnüre das Geheimnis; desselben wohl ver­wahrten. Mit fertiger Kunst cröffnete es der Alte dennoch, und ein Grauen wandelte ihn an, da er es laß:Hat doch, murmelte er rn sich hinein, auch hier die Stimme mich nicht getäuscht;" und still holte er ein Fläschchen herbei, das mit einer Flüssigkeit ungefüllt war. Mit dieser wischte er die ganze Schrift, bis

auf den Namen des Herzogs, airS, daß das Pergament rein war, als sey cs nie beschrie­ben gewesen. Dann zeichnete er mit Zügen, die der arge Rath McluS selbst für die sinni­gen hätte erkennen müssen, einen ganz andern Befehl auf. Leise fügte er darauf die Tasche wieder unter das Haupt des Jünglings, ge­rade so wie sie gelegen war. Auch - ahndete dieser, als er mit der' Frühe des Morgens sich von seinem Lager erhob, gar nicht, daß das ihm anvertraute indessen in andern Händen gewesen, und nachdem er sich selbst und sein Roß gelabt hatte, trabte er heute, seinem Ziele näher, noch fröhlicher in die lichte Welt hinein, als an dem gestrigen Tage. Der Alte dankte ihm nochmals bei dem Abschiede, und da er den herrlichen Jüngling so muthig da­hin ziehen sah, so flüsterte er ihm freudig nach: Nein, mein liebes Engclchen, nicht um ei­nen Kopf niederer, um einen Kopf höher sollst du empor ragen, als die andern Erdenkindcr!"

Als aber Agnolo in dem Schlosse anlang­te, so sagte man ihm, daß er in einigen Stunden wieder kommen möge, da die Herzogin eben mit ihrer Tochter im Garten lustwandle. Erberief sich auf den Befehl des Fürsten, das ihm Anvcrtraute ohne Säumen und in keine andere Hand, als unmittelbar in die der Für­stin, zu überreichen; und durch den Diener, der nun zu ihr in den Garten eilte, ließ sie ihm erwiedcrn:daß ihr der Abgesandte ihres Gemahls an jedem Orte und zu jeder Stun­de willkommen scy."

(Fortsetzung folgt.)

Allerlei.

In dem alten Pcrserreich wurde der Neujahrs« tag mit großer Feierlichkeit begangen. Mit der Morgenröthe erschien ein Jüngling von seltener Schönheit, dem Könige den Beginn deS JahreS anjiijcigen, und ihm symbolische Geschenke zu über« bringenIch bin der Gesegnete," sagte er,Ich bringe das neue Jahr von Gott." Die Großen und das Volk begaben sich sodann in den Pallast deS Herrschers, um ihm ihre Huldigung darzubringen, und man überreichte ihm ei» Brod, bas er erst kostete und dann unter seine Hofleute vertheilte.

Ein französtscheS, größeres Blatt enthält folgen­des Schreiben aus Tiflis in Georgien: ES fand hier ei» Kampf Statt, dessen Umstände «ns