hatte, wollte er uns bei der Zeche dafür un­vernünftig prellen. Im Vertrauen gesagt) der Carzcr ist eine verdammt schlechte Her­berge, wenn man keinen Groschen in der Tasche hat. So ging es uns. Kein Wun­der! Das Geld ist rund, und was rund ist, das läuft in einem weg; da muß dcrBursche mit. Geld taugt, bei meiner armen Seele, einem Burschen gar nicht. Deswegen, so bald als möglich fort damit!

Ich kann nicht begreifen, wie Du, mein liebes Väterchen, das Geld so lieb haben kannst. Versuch' es einmal, und mache es so wie ich; Du wirst Dich besser dabei be­finden.

Ich bin so gesund, wie ein Fisch im Wasser. Nimm die kleine Vermahnung nicht übel! Du sagst:Scy sparsam, mein Sohn! Du wirst zufrieden scyn. Denn siehe! Kein Professor kann sich rühmen, das Honorar von mir vollzählig erhalten zu haben, und, gleich bei der Jnscription habe ich 16 Groschen er­spart. Ich war pfiffig genug, dem Rektor, statt eines wichtigen Louisd'or einen leichten zu geben. Du fragst:Woher ich den habe, da du mir nur vollwichtige gegeben hast?" Ich will cs Dir sagen: Von meinem Freun­de, Jschariot Levy. Blos aus dem Grunde, Dein Sohn zu seyn, machte er sich das Ver­gnügen, mir mit 200 Thalcrn in preußischen Sechsern aus der Noch zu helfen, als ich aus dem Carzcr kam. Ja, er hatte sogar die Großmuth, sich gefallen zu lassen, daß ich sächsische Specics dafür in den Wechsel setzen durfte, weil cs Dir Ungclcgcnhcit ge­macht haben würde, so viele preußische Sech­ser zusammen zu sammeln. Du, allerliebstes Väterchen, bist auch ein großmüthigcs Männ­chen, Du wirst ihm die 240 Thaler in Spe- cies ohne Weigerung auszahlen.

Du hast bei unserem Abschiede ausdrück­lich verlangt, daß ich Dir immer reinen Wein einschenkcn solle. Bei jedem Glase erinnere ich mich daran. Ich muß Dir deß- halb gestehen, daß ich zwar niemand, weder Pferdcphilister, noch Spcisewirth, noch Schu­ster oder Schneider, auch nicht einer Zärtli­chen noch etwas schuldig bin; daß aber auch meine Kasse nun rein ausgefegt sey.

Jetzt soll es über die Bücher hergehen, Vota Lene, so bald ich sie habe. Ein Stu­

dent, der aus den Carzer kommt, hat sich das Privilegium selbst erworben, alles für baar Geld verlangen zu können, und ist vor Schulden gesichert, weil ihm niemand leicht borgt. Mein ehrlicher Hebräer macht eine Ausnahme von diesen bedenklichen Gesichtern; aber ich mag seine Güte doch nicht gleich wie­der mißbrauchen.

Schicke also, liebes Väterchen, schicke! Das ist das Beste, wenn Dein Theodorchcn bald ein gelehrter Mann werden soll. Die Nuppcrchen, die mich mein hiesiger Aufent­halt schon gekostet hat, dürfen Dich nicht ge­reuen. Du weist ja: Aller Anfang ist schwer. Wenn ein Mensch ordentlich lernen will, was er scyn soll, so muß er doch wohl vorher gründlich erfahren, was er ist. Dieses Stu­dium ist aber das theuerste unter allen, und kostet verteufelt viel Lehrgeld.

Nachdem ich bisher der Digestion hinläng­lich obgelegen habe, will ich nun morgen, in aller Frühe, anfangen, die O-Zest- zu studiren. Ich merke, das Feuer meiner Le­bensgeister läßt nach, und über meine Augen- liedcr streuet Morpheus schon seine Schlum- mcrkörner reichlich aus. Gute Nacht mein lieber Vater, schlafe wohl , und behalte lieb Deinen gehorsamen Sohn N. N.

Allerlei.

Originalanekdote. Ein etwas leichtsinniger Musiker in St. hatte sich mit Hülfe seiner Verwandten von seinen Gläubigern losgemacht. Kurz darauf wurde er schwer krank. Ein College besuchte ihn. Der Kranke beklagt sich, daß er stets verlassen sey und fast kein Mensch sich um ihn kümmere.Das geschieht dir recht," versetzte der College,warum hast du deine Schulden bezahlt. Deine Gläubiger wären gewiß zu dir gekommen."

Die Engländer sind und bleiben doch bas sonderbarste Volk von der Welt. Im April 1837 hatte einer die sonderbare Wette einge- gangcn,daß er vor Verlauf eines Jahres ein Individuum auftreiben wolle, das mit auf dem Rücken gebundenen Händen eine le­bendige Katze fressen werde." Wirklich brachte er gegen Ende Merz v. I. einen