Aus 8iadt und Kreis Calw

ein Vo^ErUrÜ

Der Winterkampf im Osten und die Berichte aus den Feindländern haben letzt Wohl auch den Allerletzten unter uns die bolschewistische Gefahr in ihrer ganzen Große erkennen lassen. Gibt es heute in Deutschland, ja dar­über hinaus im schicksalbewntzten Europa noch eine« einzigen Menschen, der diesem großen Entscheidungskamps innerlich unbe­teiligt gegenüberstünoe? Wo Ware der deutsche Mann, wo die deutsche Frau, die es mit ihren: Gewissen verantworten könnten, sich von der Teilnahme an diesem Ringen um den endgül­tigen Sieg auszuschalten?

Jeder, weiß, Europa und an seiner Spitze das Reich müssen ihre ga u z e K r a f t z u - sammenfaiscn, wenn sie nicht sterben und untergehen, sondern überleben und, siegen wollen. Siegen können wir und die mit uns verbündeten anderen Völker aber nur in einem Geiste, in dem seder seinen ganzen Willen, seine ganze Ehre, sein ganzes Können daran setzt, in dem seder sich täglich und stünd­lich fragt:Me kann ich heute wieder mein Allerbestes für den Sieg tun?" und indem er auch danach handelt.

Wenn einst die Stunde kommt, m der man ihn danach wägt und beurteilt, wie er sich in der Schicksalszeit der Nation Verhalten hat, dann muß jeder sagen können:Ich habe keine Mühe, keine Arbeit, kein Opfer und keine Anstrengung gescheut! Ich wollte immer ein Ansporn auch für die anderen sein!" Wenn aber ein ganzes Volk so sprechen kan» und an sich selbst zum Beispiel wird, wer wollte dann an der Gewißheit unseres Sieges zweifeln? .-----

Der alte Soldat

Borbild der Volksgemeinschaft^

Generalappell der Kriegerkameradschast Calw

Die Kriegerkameradschast Calw hielt in Anwesenheit des stcllv. Kreiskricgerführers und seines Stabes ihren diesjährigen Gcneral- appell ab. Stach kurzer Begrüßung ehrte Ka- ineradschastssührer Kübler die verstorbenen Kameraden und die für das Vaterland gefalle­nen Helden. Sodann überreichte er Ehrenmit­glied Emil Widmaicr, Sattlermeister in Calw, zn dessen 85. Geburtstag eine Ehren­urkunde der Gaukriegcrführung und über­brachte ihm die Glückwünsche des Gankrieger- ' führers und der Kriegerkameradschast.

Schriftwart Günther gab einen Ucber- blick über die Leistungen der Kameradschaft im abgelaufenen Jahr. Kassenwart Lacher be­richtete über die Mitgliederbewegnng, über Einnahmen und Ausgaben und über die Ver­mögenslage der Kameradschaft. Dann ergriff steltv. Kreiskriegerführcr Espenhain das Wort/, u« den-Führern und Mitarbeitern der Kameradschaft für die geleistete Arbeit seine Anerkennung und seinen Dank anszusprcchen. Anschließend erteilte er in einem Vortrag praktische Hinweise und die politische Ausrich­tung für die künftige Arbeit. Eindringlich wies er auf den Ernst der Zeit hin und auf die moralische Verpflichtung der alten Solda­ten, Vorbild zu sein und der Volksgemein­schaft in dieser harten Zeit Halt zu geben. Er forderte die Kameraden zu kameradschaftlicher Zusammenarbeit unter sich und zur Mtarbeit mit der Partei, der Wehrmacht und der Poli­zei auf, damit auch sie ihr Teil zum Endsieg beitrügen.

Zum Schluß überreichte er Kamerädschafts- führer Kübler in Anerkennung seiner Ver­dienste und Leistungen das Ehrenzeichen des NS.-Reichskriegerbnndcs 1. Klasse. Kamerad­schaftsführer Kübler erinnerte die Kameraden nochmals an ihre Einsatzpflicht und schloß den Appell mit der Ehrung von Führer und Wehr­macht.

Männeranznge auf die Kleiderkarte ^

Nach wie vor können Männeranznge oder Einzelteile und die zur Herstellung be­nötigten Oberstoffe gegen die entsprechenden Punkte der 2. und 3. Kleiderkarte be­zogen werden. Dagegen ist ein Bezug auf die 4. Kleiderkartc nicht mehr ohne weiteres mög­lich. Statt dessen können gegen Abtrennung von einem Viertel des Punktwertes der 3. Kleiderkarte, also z. B. beim Männeranzug von 20 Punkten, Bezugscheine ausgestellt wer­den, wenn der Verbraucher im Besitz von weniger als zwei tragfähigen Anzügen ist. Nicht richtig ist die Auffassung, als ob der einzelne einen Rechtsanspruch auf einen Be­zugschein für einen Anzug hat, sofern er nur cm Besitz von weniger als zluei tragfähigen Anzügen ist. Vielmehr k a n n das Wirtschafts­amt zwar in diesen! Fall einen Bezugschein erteilen, wird aber neben der formellen Fest­stellung des Besitzes von weniger als zwei tragfähigen Anzügen noch eine besondere Be- darssprüfung vornehmen, die sehr wohl zur Ablehnung des Bczugschcinantrags führen kann, wenn etwa der Antrag von einem älte­ren, nicht mehr berufstätigen Volksgenossen kommt.

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Oie Steuer der mitverdienendeu §rau

Hinsichtlich der Veranlagung zur Einkom­mensteuer gilt die Vorschrift, daß Einkünfte der Ehefrau aus nichtselbständiger Arbeit in einem dem Ehemann fremden Betriebe bei der Zusammenveranlagung ansscheiden. Das be­deutet eine Vergünstigung, die die För­derung des Arbeitseinsatzes der Elresran be­zweckt. Bei der Lohnsteuer galt nach den Vor­schriften von 1939, daß bei mitverdienenden Ehefrauen auf der Vorderseite der Lohn- stcuerkarte ein sogenannter Hinzurechnungs- Vermerk von monatlich 52 Mark, wöchentlich !2. täglich 2 und vierstündlich 1 Mark zu machen war. Erst unter Einbeziehung dieser Hinzurechnungsbeträge in das erzielte Ar­beitsentgelt und damit also für einen höheren Betrag war die Lohnsteuertabelle anzuwen­den. Diese Vorschrift ist schon 1941 gestrichen worden. Auch der damit erfolgte Wegfall des Hinzurechnungsvermerks ermäßigt die Steuer für die mitverdicnende Ehefrau und fördert ihren Arbeitseinsatz.

SO Jahre Darlehenskaffe Neuweiler

In Neuweiler fand in derKrone" die jährliche Generalversammlung der Spar- und Darlehenskasse statt. Mit der Generalversamm­lung verbunden war die Feier des 60jährigen Bestehens. Vorsteher Schmiedmeister Weber gab einen Rückblick über die Tätigkeit der Kasse in diesen 50 Jahren. Bürgermeister a. D. I. G. Mast und Friedrich THeu per sind Mitbe­gründer. Beide erhielten eine Ehrengabe. Bür­germeister Hansclmann sprach im Namen der Gekneinde und brachte u. a. zum Ausdruck, daß Darlehenskasse und Gemeinde eins seien und daß die Kasse in diesen 50 Jahren für die Allgemeinheit viel Gutes geleistet hat.

Am 11. Januar wurde von der Spar- und Darlehenskasse eine Gemeindewaschküche zur Benützung für die Hausfrauen eröffnet. Bei der Eröffnungsfeier waren Kreisbauern- führer Kalmbach sowie Fräulein Häcker von der Wirtschaftsberatuugsstclle Calw gegen.

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Ueber 3000 Kindern zur Welt verholfen hat

in 35jähr!ger Dienstzeit als Hebamme Frau. Helene Nenffcr in Calw. Im Wohlver­dienten Ruhestande darf Frau Neuffer mor­gen bei voller geistiger Frische den 82. Ge­burtstag begehen. Der allzeit Einstigen, der das Ehrenkreuz der deutschen Mutter und eine Berufsauszeichnung verliehen wurde und die drei Kinder, sieben Enkel und vier Urenkel besitzt, wünschen wir auch fernerhin einen freundlichen Lebensabend.

cks/r kVüiMat'FEs/ttcke/r

Herrenberg. Einen schönen Beweis von Op- ferfrcudigkcit haben die Schüler der Ober­schule erbracht. Sie haben auf das Ergebnis aus ihrer Bucheckern-Sammlung mit 165.50 Reichsmark verzichtet und den Betragfür Stalingrad" geopfert.

Wülde, Kreis Freudenstadt. Als vor einigen Tagen der 71 Jahre alte Landwirt Johann Georg Günther aus Wälde-Breitenau an der Kreissäge beschäftigt war, schlug ihm ein Stück Holz gegen den Magen. Den da­durch erlittenen inneren» Verletzungen ist der Verunglückte nunmehr erlegen.

Oer Rundfunk am Mittwoch

Reii-svrogramm: 1V bis 17 Ubr: Unterbaliitngs- umkik: 19 bis 19.18 Ubr: Konteradmiral Lübow: Seekrieg und Seemacht: 29.18 bis 21 Ubr:Musik, die nie verklingt": 21 bis 22 Ubr: AuS dem ..Ligen, nerbaron" von Ävbann Strand. Deutschlaudle»- der: 17.18 bis 18.39 Uhr: Bach, Havdn, Mozart: 20.18 bis 21 Ubr: Salzburger Mozarteum-Orchester: 21 bis 22 Uhr: Opern- und Konzcrtinnsik von Weber.

Schwiibische Spitzenleistungen

>Vüittembel'ßs8 knegLentsckeicienäe öeiträZe äer Nilcti- u. ViekwirtLekaft

Die crnährungswirtschaftliche Marktordnung ist ein Markstein in der nationalsozialistischen Agrarpolitik. Von allen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wurde die Milch zuerst in die Marktordnung einbezogen. Es sind nunmehr 10 Jahre her, daß die organisatorische Rege­lung der Wirtschaftsverhältnisse der Milchwirt­schaft in der heutigen Form erfolgte. Sie brachte eine neue Rechtsordnung, die sich un­mittelbar zu Gunsten des Klein- und Mittel­bauern auswirkte, da die Milch die Hauptein- nahmequelle der klein- und mittelbäuerlichen Betriebe ist. Die früher herrschenden unwirt­schaftlichen Betriebsverhältnisse in den Mol­kereien und Milcheinzugsgebieten, die langen Verkehrswege u. a. ließen für den Bauern eine geregelte Milchverwertung nicht zn.

Die Milchwirtschaft ist der entscheidendste und sicherste Faktor der deutschen Fetterzeu- gnng. Die rechtzeitige Erkenntnis dieser Tat-

ist KriegsvvicktiS?

Die kürzlich ergangenen Anordnungen über die Freimachung von Arbeitskräften ans Han­del, Handwerk und Gaststättengcwerbe für kriegswichtige Aufgaben zeigt uns allen di« Entschlossenheit der Führung, nicht nur das ganze Leben auf den totalen Krieg ninzustel- len, sondern auch die dazu erforderlichen Maß­nahmen so schnell wie möglich durchzusühren. Dabei wollen wir allerdings nicht verrennen,- > diese totale Umstellung auf den Krieg für viele, die davon betroffen werden, große per­sönliche Opfer, ja zuweilen auch Härten im Gefolge hat. Wer in kürzester Frist seinen Be- tricb schließen muß, wer seinen gewohnten Arbeitskreis verlassen muß, um an anderer stelle eine zunächst fremde Arbeit aufziinch- men, der hat es sicher nicht leicht.

Maßstab für alles, was wir tun, ist hegte aber nur der Krieg und das, was er von je­dem von uns fordert. Was ist kriegswichtig? Das ist und bleibt die entscheidende Frage, das oberste Gesetz unseres Handelns, deines und meines Tuns. Alles andere hat dagegen in den Hintergrund zu treten. Betriebe, die nicht ganz ans den Krieg und seine Erfordernisse einge­stellt sind, die nicht unbedingt die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gü­tern stchcrstellen müssen, solche Betriebe sind so wertvoll sic im Frieden sein mögen nicht nur überflüssig, sondern Hemmschuhe für den totalen Kriegseinsatz.

Daß in diesem Krieg, der nunmehr in sein entscheidendes Stadium getreten ist, die Exi­stenz des einzelnen von untergeordneter Be- deutiing ist, und nur die des ganzen Volkes allem Richtschnur aller Maßnahmen, allen

Kräfteeinsatzes, aller Bereitwilligkeit zur Mt­arbeit sein darf, weiß jeder von uns. Daß die Stunde unsere fanatische Pflichterfüllung for­dert, muß in unser aller Herzen stehen. Wenn das Volk in seiner Gesamtheit diesen Schick­salskampf siegreich bestanden hat, dann kann auch der einzelne später wieder in friedlicher Arbeit seine Existenz weiterbauen, wenn aber das Volk vergeht, dann geht auch der einzelne mit feinem Volke zugrunde.

Niemand hat das stärkerMind eindringlicher erkannt als der kämpfende Soldat; er hat Frau und Kind und Beruf verlassen, um uns alle vor dem drohenden Chaos aus dem Osten zn schützen, um die Heimat gegen die Anschläge haßerfüllter plntokratischer und bolschewistischer Kriegsverbrecher zu verteidigen. Er fragt nicht lange und zaudert nicht. Wo er hingestcllt wiro, da steht, kämpft und wenn es sein muß stirbt er für Deutschland. Das soll uns stets vor Angen stehen!

Wenn durch die Schließung nicht unbedingt kriegswichtiger Betriebe weitere Arbeitskräfte für kriegswichtige Aufgaben mobilisiert wer­den, dann ist das «ine Maßnahme von so emi­nenter Bedeutung, daß jeder, der davon be­troffen wird, sich entschlossen und bereitwillig eingliedert in die große Front'aller Volks­genossen, die heute schon iin Kricgsschaffen der Nation ihren Platz cinnehmen. Jeder, der ans dem Handel, dem Handwerk und dem Gast- stättcngewerbe neu zu diesem Heer der Schaf­fenden stößt, kann mit Stolz sagen:Jetzt bin ich auch ein kleines, aber wichtiges Rad im großen Getriebe der kämpfenden Gemeinschaft. Jetzt erst stehe ich am richtigen Platz!"

sache hat die Grundlage für die Fettversorgung von Front und Heimat in diesem Kriege ge­schaffen. Die Aufgabe der Erzeugungsschlacht, eine dauernde Steigerung der landwirtschaft­lichen Erzeugung zu erzielen, wurde auf dem Gebiet der Milch- und Fettwirtschaft in zuneh­mendem Maße erfüllt.

Deutschland ist, gemessen an seinem Rind­viehbestand, zum größten Buttererzeugcr der Welt geworden. Der Anteil der Butter an der gesamten Speisefettversorgung betrug 1938/ 1939 insgesamt 45 V.H. und heute 61 v. H. Welche Bedeutung diese Leistungssteigerung für unser Volk gerade heute hat, mag «in Ver­gleich der Fettration im Weltkrieg und heute veranschaulichen. So betrug z. B. 1918 in Ber­lin die Wochenration an Fett 70 Gramm und heute 206 Gramm. Wenn auch aus dem Osten willkommene Zugaben ansallcn, so wird auch für die Zukunft die heimische Fetterzeugung der entscheidende Faktor in der Fetterzeugung sein. Hierbei wird in den bäuerlichen Betrie­ben nicht den entscheidenden Ausschlag die ge­schaffene wirtschaftliche Grnndlage, sondern die arbeitsame Bauernfamilie sein. Die Losung für die Ankunft ist die Ablieferuikgs- moral und Ablicferungsfreudigkeit auf allen Gebieten der landwirtschaftlichen Erzeugung aufrecht zu erhalten. Der Ablieferungswille ist kriegsentscheidend.

Es sind auf deni Gebiete der Milchwirtschaft vor allem drei Forderungen zu erfüllen: Die Milcherzeugung auf dem heutigen Stand zu halten; die Ablieferung durch Einsparung in Stall und Küche zn erhöhen und schließlich eine restlose Erfassung der Milch. Diese Forderung stellte in diesen Tagen ans einer Kriegsarbeits­tagung des Milch- und Fettwirtschaftsverban- dcs Württemberg der stellvertretende Vor­sitzende des Reichsmilchleistlingsausschusses, Diplomlandwirt Bock.

Die Auszahlung der Milchprämien wird die Erreichung dieser Ziele erleichtern. Vorhandene Reserven müssen noch mobilisiert werden. Die Größe der Aufgabe zwingt heute zu einem noch größeren Einsatz. Auch Sie Be­triebe, die vorwiegend Zucht treiben, müssen in der Ablieferung der Milch an der Spitze stehen. Zucht- und Milchwirtschaft sind keine Gegensätze. Welche Leistungen die württember- gische Rindviehzucht in den letzten Jahren her­vorgebracht hat, mag eine Zahl veranschauli­chen. Es wurden im Jahre 1942 rund 40 v. H. aller verkauften eingetragenen Herdbuchtiere zum Aufbau in die neuen Gebiete ausgeführt. DieWeiße Front", wie die Milchwirtschaft früher schon einmal genannt wurde, hat bisher ihre Aufgabe erfüllt und wird sie auch in Zu­kunft zu meistern wissen.

küntvonübrlilMk

Roman von Maria Oberlin. !

(20. Fortsetzung^ . ^

Dann breitete sie die Arme aus und zog oie Unglückliche an ihr Herz.

Eine Weile lagen sie still ihrem Schmerz hin- gegeben.

Wir wollen zusammenbleiben, ja?"

Meta Dirksen hatte die Frage ausgesprochen,. und Thea Korsf bejahte sie mit warmem Dank? Dann verließ sie die Kranke, nachdem sie ihr noch einige letzte Handreichungen getan und ihr ein Schlafmittel gegeben hatte, das ihr die quälende Erinnerung auslöschen sollte.

Sie selbst setzte sich nahe an die Reling und schaute mit brennenden, sehnsüchilgen Äugen über den Ozean.

Immer wieder wollte sie hokfen, daß ihr der Mann, den sie in wenigen Tagen gewonnen hatte, licht verloren gegangen war. Eie wollte an ein Wunder, an eine seltsame Fügung qlau-^ ben. ...

Aber langsam zog graue Hoffnungslosigkeit in ihr Herz.

Frau Mary Bürger kam aus ihrer Abend­gesellschaft.

Draußen vor dem Tor der großen Villa sah sie ein Sanitätsauto halten, ein paar Menschen sprangen heraus eine Bahre?

Hastig sprang sie aus dem Wagen.

Inzwischen hatte man den Ohnmächtigen in seinen Schlafraum geschafft. Der Arzt saß da­bei und beobachtete mit besorgtem Gesicht den unruhigen Herzschlag des Erkrankten.

Hastig ritz die Frau die Tür des großen Schlafraumes auf.

Gefahr?" fragte sie bebend.

Der Arzt sah sie etwas verwundert an. Sie war im großen, hellschimmernden Abendkleid ein Pelzmantel hing über die Schultern der noch immer schönen Frau, im Haar glänzte ein Vrillantdiadem.

Sie riß den Schmuck aus den Haaren und warf den Mantel ab.

«Ist Ihr Gatte schon lange herzleidend?" Herzleidend? Keine Ahnung!" sagte sie er­schrocken.

Neben der Ohnmacht macht mir das Herz Sorge", sagte der Arzt leise.Ihr Gatte wird sich unbedingt erholen müssen

Sie nickte.

Es war keine gute, keine glückliche Ehe ge­wesen, die Leo Bürger sen. und Mary Bürger geführt hatten.

. Die Frau heiratete den strebsamen, cnergi- Ichen Kaufmann seines schnell angewachsenen Reichstums und seiner Gutmütigkeit wegen, >eine leidenschaftliche Liebe erstarb alsbald an dem kühlen und oberflächlichen Wesen der Frau. Das einzige Band war der Sohn ge­wesen. allerdings auch der heftige Streitpunkt. Leo Bürger hatte sich trotz seines deutlich be­tonten Amerikanismus immer noch ei» gut Teil deutschen Wesens in das treibende, hetzen­de dankeeleben gerettet und sah init Schmerz, »atz aus seinem einzigen Jungen nichts ande­res als ein eleganter Lebemann wurde, der !n Paris. in Manie Carlo und allen mondä- nen Kurorten zu Hause war und das Geld mit vollen Händen ausgab. Sein Stolz auf den eleganten und begabten Sohn wurde schwer er­schüttert, als er feststellte, daß Leo nicht nui nicht arbeiten wollte, sondern auch leichtsinni­gen Abenteuern nachging. Da kam der Bries des alten Korsf wie ein Wink vom Himmel; als «r sah, daß es dem Sohn gelang, das jung« Mädchen zur Heirat zu bewegen, ihr Vermiss gen der Firma Bürger zuzuführen, hatte er da­von nicht nur die letzte Hilfe für das Geschäft, sondern auch eine Neugestaltung des Lebens seines Sohnes erhofft.

Häufig war es zum Streit zwischen den Gat­ten gekommen. Heute vergaß Frau Mary die Differenzen. Trotz ihrer Kühle und Herbheit wallte es wie warmes Empfinden in ihr auf, als sie die noch in der Ohnmacht schmerzent» stellten Züge des Mannes ansah.

Der schlug jetzt di« Augen auf. Ein weher, entsetzter Blick traf die Frau. Sie erschrak bis ins innerste Herz.

Was ist denn, Leo?" Wie eine kalte, eisige Hand packte es sie beim Anblick des Mannes.

Unterdessen hatte der Arzt den Ohnmächtigen untersucht, ein Mittel verschrieben und war gegangen.

Möchtest du noch etwas?"

Leo Bürger griff nach der Hand der Frau Unser Junge" stammelte erdieTi­tanic" untergegangen

Was?" Helles Entsetzen stand im Blick der Frau, die jetzt nicht mehr die elegante Welt­dame war, sondern ganz Mutter in der Angst um ihr Kind.

Du mußt dich irren nein, nein", schrie sie.

Ich fühle es doch", sagte der Mann seltsam ruhig und sicher.Ich weiß es. Ruse die Schiffahrtsgesellschaft an frage."

Mary Bürger rannte an den Apparat. Sie mußte lange warten. All« Leitungen waren besetzt, die Beamten nervös und unfreundlich. Man konnte ihr keine Auskunft geben, es war ein Unglück gewesen, ja, aber es waren Hun­derte gerettet. Nein, die Listen wußte man nicht, die Namen waren noch nicht bekannt sie muffe sich gedulden.

Mit gesenktem Kopf kam sie hinüber.

Der Mann sah ihr entgegen.

Unser Junge", schluchzte sie.My Deo- dear."

.--Wir.wollen hoffen", sagte der Mann still, um sie zu tröstendaß er unter den GerettetenEr konnte den Satz nicht be­enden. Zu deutlich fühlte er. daß das alles nicht stimmte, daß Leo ertrunken war wie die anderen 1600! Er fühlte das ganz deutlich, und zum ersten Mal seit Jahrzehnten kam ihm ein Gedanke an die göttliche Vergeltung, an die Hilflosigkeit des Menschen einem stärkeren Willen gegenüber.

. Ruhelos ging Mary Bürger auf und ab Das sorgfältig geordnete Haar hatte sich verwirrt, «er tiefe Schmerz und die quälende Unruhe ließen sie alter und mütterlicher erscheinen als sie sonst war. (Fortsetzung folg,.)^