Tollkühnheit, aber der Franzose erklärte trotz allen Abmahnungen, er werde khun, was er gesagt habe, und dadurch zeigen, dass man in Europa auch Mulh habe.

Den andern Morgen begleiteten die vielen Offiziere zu Pferde rin- gehörig bewaffnet den Franzosen an Ort und Stelle, der ohne Waffen und in der Kleidung eines Stutzers war, welcher eine Promenade nach dem Wäldchen von Boulogne macht.

Am Rande des Sumpfes versuchten seine Begleiter nochmals den Tollkühnen von sei­nem Unternehmen abzumahnen, aber verge­bens. Man hörte in geringer Entfernung ein Brüllen, so daß die Pferde sich ängstlich bäumten. Der Franzose knöpfte nun seinen Nock zu, ließ sich von einem seiner Vettern eine seidene Schärpe geben, um sie um sei­nen Arm zu wickeln, nahm einem malaiischen Diener den Dolch ab und ließ/sich denselben mit einem feuchten Tuche am Arme scsibin- den, legte seinen Hut ab, fuhr mit den Fin­gern durch die Locken und schritt muthig durch die Binsen, unter denen er bald seinen Begleitern aus den Augen verschwand, die noch immer an solche Kühnheit kaum zu glauben wagten.

Er schritt langsam und bedächtig aufdcm , Wege fort, den er betreten hatte, und nach zweihundert Schritten etwa hörte er ein dumpfes Knurren, daS ihm verri'eth, die Gegnerin sey auf ihrer Hut, doch blieb er nur eine Sekunde lang sichen und gieng dann muthig weiter. Nach fünfzig weitern Schritten glaubte er, er müße nahe am Ziele scpn, denn überall lagen Knochen, er sah sich um und erblickte in einer Art Höhle in dem tiefen Grase die Tigerin, die ihn mit offeizeMMachen anstarrte; ihre Jungen spielten um,"'sie wie junge Katzen..

Was in seinem Herzen bei diesem An­blicke vor sich gieng, kann nur er sagen. Eine Zeitlang sahen die beiden Gegner ein. ander unbeweglich an, und da die Tigerin wahrscheinlich ihre Jungen nicht zu verlassen wagte, schritt der junge Mann auf sie zu.

Er kam ihr so bis etwa vier Schritt nahe, worauf er über sie hcrfiel. Die Zuschauer welche auf einer Erhöhung in der Ferne standen, vernahmen zu gleicher Zeit ein Ge­brüll und einen Schrei; sie sahen, wie das

Gcröhricht sich bewegte, dann war alles still und ruhig.

Sie warteten noch einige Sekunden um zu sehen, ob der junge Mann zurückkomme, aber er kam nicht. Da schämten sie sich, daß sie ihn hatten allein gehen lassen, und entschlossen sich, wenigstens seinen Leichnam zu retten. Sie begaben sich deshalb Alle in den Sumpf hinein und hielten nur von Zeit an um zu horchen; endlich fanden sie die beiden Gegner, die über einander lagen;, die Tigerin war lobt und der Franzose ohn-^ mächtig. Die jungen Tiger, welche zu schwach waren, den Körper zu verzehren, leckten das Blut.

Die Tigerin hatte siebzehn Dolchstöße er-, halten, der Franzose einen Biss, der ihm den/ linken Arm zerbrochen , und einen Klaucn- hieb, welcher ihm die Brust zerrissen.

Die Offiziere »ahmen die Tigerin und, den Franzosen mit sich. Die Jungen hatte der malaiische Sclave mit dem Muslin sei­nes Turbans gebunden und sie hiengen so an beiden Seiten seines Sattels.

-Als nach vierzehn Tagen der junge Fran­zose wieder aufstand. fand er vor seinem Bett das Fell ' der Tigerin mit Perlenzah- nen, Rubinenaugen und goldenen Klauen^ ein Geschenk der Offiziere, welche seinen sel­tenen Muth gesehen hatten.

R a t h s e l.

, KloKft, ein Vcrständ'gcr mich. Fass' ich mit Kraft daS Werk DaS er bereitet, an;

Wenn mich ein Knabe schlägt, Lauf ich mit Lust davon;

; So er mich führen will,

Bleibt er zurück.

Sprengt mich des Geistes Kraft, Welchen zu bändigen Ich mit berufen bin:

Siehe! so kehrt der Geist Wieder zur Erde schnell,

Draus ihn der Sonne Macht ' Lockte vordem.