zu angeln, deren es hier sehr schöne giebt. So war es auch ein Mal vor Tische, und um ein Gericht dieser Fische zu haben, fieng er sie in der Strömung, nahe am Wasser­falle. Ich nahm einen von den Kähnen, deren man sich bedient, um Salz und Holz nach Oesterreich zu führen. Dies geschieht auf dem künstlichen, neben dem Falle hinstreichenden Kanäle. Ich bat zwei Bauern, meinem Be­dienten zu helfen, das Schiff von beiden Seiten inS Seil zu nehmen, denn ich wollte auf diese Weise bis dicht an den Wasserfall kom­men, um mich an der schnellen, immer rei­ßender werdenden Bewegung zu ergötzen. Dies gieng auch eine Zeittang recht gut, und ich weidete mich an dem schönen Anblicke eines Regenbogens, der sich wie eine Brücke über den Wasserfall baute. Aufeinmal hörte ich den Schrei meines Bedienten, und sah, daß das Stück Holz, an welchem das Seil hielt, ins Wasser gefallen war, und daß nun der Kahn unaufhaltsam dem Sturze zueilte. Borgehaltene Stangen waren nicht lang ge­nug, um mich zu erreichen. Ich gericth nun in das schaumende Wasser vor den Fall, und sah ein, daß nichts mich zurückhaltcn könne. Einen Augenblick wollte ich aus dem Kahne springen, um durch Schwimmen meine Ret­tung zu suchen, der Strom war aber zu rei­ßend und der Fall zu nahe. Also noch einen Blick nach dem heitern Himmel, der hellglän­zenden Sonne und der lachenden Erde unter dem Regenbogen, ein Paar Worte des Ge­betes an den Urquell des LichteS und des Lebens und einen Augenblick ungeheures To­ben und Nacht umgab mich. Ich verlor die Besinnung.

Ich weiß nicht, wie lange ich so geblieben bin, nur so viel erinnereich mich dunkel nach dem Sturze, daß glänzendes Licht über mir war, und daß ich an mehrern Thcilen des Körpers Drücken fühlte, dabei aber das be­täubende Getöse des Wasserfalles vernahm. Mw war cs, als erwachte ich aus tiefem Schlafe, und ich bemühte mich, zur Besin­nung zu kommen, aber vergebens: denn die Besinnung verließ mich von Neuem, oder ich schlief wieder ein. Endlich erweckte mich eine Stimme, die mir nicht ganz unbekannt schien, ich schlug die Augen auf, und wen erblickte ich! den edlen Fremden, den ich vo­

riges Jahr hatte in Pästum kennen gelernt. Mit schwacher Stimme fragte ich ihn.Bin ich in einer andern Welt?" Nein erwi­derte der Fremde,Sie sind gesund und wohl in dieser; zwar ein Bischen zerstoßen und zerschlagen, aber doch ganz in Kurzem werden Sie wieder hergestellt seyn, halten Sie sich nur hübsch ruhig.

Am folgenden Morgen erfuhr ich von ihm die nähern Umstände meiner Rettung, die an das Wunderbare grenzten. Grade, als ich herunter stürzte, war er unten am Wasserfalle beschäftigt, große Donaulachse zu fangen, wozu man, glücklicher Weise für mich, starke Eisenhaken gebraucht. Wäh­rend er nun auf einen Lachs wartet, sieht er mich zu seinem Staunen und Schrecken in einem Kahne den Wasserfall Herunterstür­zen. Gleich war sein Entschluß gefaßt, denn kaum tauchte ich vom Sturze wieder auf, so warf er den Lachshaken nach mir aus, packte meine Kleider, und so zog er mich mit Hülfe seines Bcdientens glücklich ans Land. Da wurde ich sogleich entkleidet, in ein Bett ge­bracht und behandelt, wie man Ertrunkene zu behandeln pflegt, wo ich dann nach einer halben Stunde wieder zum Leben kam. Der Fremde, der mich rettete, warder Kron­prinz von Baiern, der jetzige König.

Eine kühne That.

Ein junger Franzose wurde durch den Tod eines reichen Oheims nach Ostindien berufen, um die Erbschaft in Empfang zu nehmen, und lernte zwei mit ihm verwandte junge Engländer im Dienste der Armee ken­nen, welche sich erlaubten, bei einer Gele­genheit, als Von der Hasenjagd in Europa die Rede war, spitzige BemerkukgkN über den Mangel an Muth zu machen, deMkine sol­che Jagd verrathe, und sich ihrer Tigerjagden rühmten. Dann erzählten sie, man wisse, wo eine Tigerin mit ihren Jungen in der Nähe liege, und werde nächsten« eine große Jagd auf dieselbe machen. Der Franzose, der sich durch die früher» Bemerkungen für beleidigt hielt, fragte endlich die beiden Eng­länder , ob sie den Muth hätten, zu Fuße zu der Tigerin zu gehen und dieselbe bloS mit dem Dolche umzubringen. Die Offiziere hielten rin solche» Unternehmen für reine