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öffnet das Schloß so behende, daß kein Ge­räusch ihn verrieth; sodann schritt er sachte vorwärt», nach der Haupthüre zu, so daß er durch diese eingetreten zu scpn scheint^ tritt dann grade aus den Banquier zu, der, in seiner Verzweiflung zusammengesunken. Von Allem, was um ihn vorgeht, nichts gewahr wird. Jndeß bei dem Geräusche der Schritte, da der Räuber absichtlich den Fuß fester auf­schlägt, hebt der Kaufmann das Haupt auf und fährt den Unbekannten, dessen Gegenwart er nicht erklären kann, mit den Fragen an:

Wer sind Sie? wie sind Sie herein- gekommcn? was wollen Sie?

Ich will einer achtbaren Familie Le­ben und Ehre retten und eine gute That verrichten.

Herr, wie meinen Sie das?

Haben Sie nicht ein Defizit Von mehr als 100,000 Franks in der Kasse? Müssen Sie nicht das Geld übermorgen haben? Er» warten Sie nicht ein Schiff? Haben Sie nicht mit ihrer Familie den Entschluß gefaßt, zu sterben, um durch den Tod der Schmach des Bankerotte zu entgehen?

Herr! Sie sind der leibhafte Satan!

Ich will Ihr guter Engel sepn; hier sind einstweilen zo.ooo Franks in Banknoten die ich durch einen glücklichen Zufall in mei­ner Brieftasche habe. Morgen Vormittag erhalten Sie 100,000 Franks; mit dieser Summe honoriren Sie die verfallenen Wech­sel; die Art der Rückzahlung, die ich Ihnen Vorschläge, werden Sie hoffentlich genehmigen, Die Summe, die ich ihnen leihe, schieße ich zu Ihrem Geschäfte; meinen Antheil vom Gewinne bestimmen sie selbst.

Ja. Sie sind mein Retter, ein Bote beS Himmels, denn wie hatten Sie sonst ein Geheimniß ausgespürt, wovon nur ich und die Meinigen wußten. Wie hatten Sie hier­her dringen können bei Verschlossener Thüre?

Die Neugierde führte mich, nehmen Sie meine Dienste an und lassen wir das Uebrige; beeilen L>ie sich die Ihrigen zu beruhigen. Leben Sie wohl! Morgen Vormittag wird Ihnen das übrige Geld gebracht werden.

Und wirtlich empfieng der Banquier vor 9 Uhr die roo.ooo Franks. Acht Tage da­rauf erfuhr der gerettete Handelsmann die Ankunft seines Schiffes, aber Froissard sah

er nicht wieder; unter einem falschen Namen ließ er die Vorgeschossene Summe im Ge­schäfte des Banquiers.

Hier ist ein zweiter Zug von Froissard, der noch ehrenvoller ist, als der erste.

In einem Hause, wo er einen sehr zahl­reichen Wohnsiy aufgeschlagen, und wo er eben denselben Namen trug, unter welchem er als Associe des BanquierhauscS B... figurirte, wohnte eine Wittwe, die 10,000 Franks Renten und eine einzige Tochter hatte. Froissard galt allgemein in diesem Logis für einen reichen Kapitalisten. Er ver­liebte sich in die wunderschöne Tochter der Wittwe und hielt um ihre Hand an; die Mutter gab ihre Einwilligung; die Hochzeit sollte nach Verlauf von 14 Tagen stattfin­den. Der zukünftige Gatte begegnete einst seiner Frau auf der Stiege; sie eilte rasch an ihm vorbei, einige Stufen tiefer fand er einen Brief an Pantinen, er war von einem Jugendfreunde, einem jungen Arzte, den Pauline leidenschaftlich liebte, und ihr schrieb, daß ihre Heirath ihn tödten würde, dabei aber sehr darauf drang, um seinetwillen den reichen Werber nicht abzuwcisen.

Froissard stellt sich krank, läßt den jungen Arzt rufen, den ihm die Wittwe empfohlen, leitet das Gespräch auf Paulincn, verjünge Arzt gesteht ihm, daß er sie liebe.

Warum heirathen sie das junge Mäd­chen nicht, fragt ihn Froissard.

Ich habe kein Vermögen und eine kleine Praxis.

Und wenn Sie 10.000 Franks Ren­ten hätten?

Wenn ich die Hatto, so würde mir Ma­dame R. ihre Tochter nicht verweigert haben.

Nun ich will sie Ihnen geben.

Man denke sich die Freude des Doktors. Die Schwiegermutter war nicht ganz froh; der reichste Schwiegersohn wäre ihr der lieb­ste gewesen.

Berichtigung.

Zn Nro. 87 d. Bl. auf Seite 656 in der zweiten Spalte Zeile 6 von oben und Nro. 88 Seite 646 in der zweiten Spalte Zeile 6 von oben (HolzVerkauf von der Gemeinde Bildc- chingcn betr.) muß es anstatt 600 " 6000 " heißen.