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starken, Hessen früher Tod in und außer Nürnberg betrauert nird. Es war Johann Merket, zweiter Bürgermeister, früher Land- tagsabgcordncter und Chef eines bekannten Handelshauses; übrigens noch etwas mehr als das, nämlich ein tüchtiger Mensch.

Nach der katholischen Kirchenzeitung wer­den auch in Belgien die Klöster bereits wie­der hergestelit, und in Neapel sind mehrere Protestanten zum katholischen Glauben bekehrt worden.

In dem Vorrathshause zu Hüll in Eng­land wurden 1487 SackeWeize nm ehl geöff­net, und es ergab sich, daß über ein Drittheil des Inhalts aus Gyps und Knochenmehl be­stand. .Der Eigenthümer, der sie eben nach Spanien und Portugal schicken wollte, wurde um mehr als hunderttausend Gulden bestraft. Die Redaktion meint aber ein Strick als Halstuch wäre das Beste gewesen.

Zama, die schöne Kosakin.

(Eine schöne Geschichte aus dem stedenjährigeffKrieg.)

Erster -Brief.

Theure Schwester!

Noch bin ich am Leben, wie nahe ich auch im letzten Treffen dem Tode kam. Mehrere Wunden bedeckten mich. Doch nenne ich sie frohe Denkmale meiner Pflichten ge­gen das Vaterland und gegen meinen großen König. Ich würde sie nicht um hohen Preis Verkaufen. So muß der Krieger denken, und er fühlt die Schmerzen nicht. Ich aber segne noch doppelt, was mir bei Zorndorf widerfuhr, der so wunderbaren Folgen willen.

Einige Wunden also, darunter ein Streif­schuß am linken Arm, und einer durch den hohlen Leib neben meiner rechten Hüfte, die Vornehmsten waren, nöthigten mich, das Kampffeld zu verlassen. Wie hatte es mich schauvernd ergriffen, meine Brüder, gleich abgemähten Halmen dahin fallen zu sehn. Mit einem Herzen das gleich meinen Wun­den, blutete, gieng ich von dannen.

Ganz spät kam ich nach dem uns ange­wiesenen Sammelplatz, diesseits des Kanals, wo ich meinen ersten Verband erhielt. Den andern Tag wurde ich aber nach N... ge­

bracht. Hier fand ich ein geräumiges Laza- reth, das mit jedem Augenblick sich mehr an- süllteundwodie Schrecken,die Wehklagen, auch dem härtesten Gemüth würden Erbarmen abgenöthigt haben.

Am dritten Tage nach der Schlacht war es beinahe unmöglich, noch jemand hierein- tcrzubringen, dennoch langte noch gegen Abend noch ein, dem Ansehen nach, schon halb todter russischer Offizier von den leich­ten Truppen an, und wurde auf mein Zim­mer gebracht. Seine Erschöpfung gestattete ihm nicht, ein Wort zu reden, und wie die Aerzte um ihn Sorge trugen, schien er nicht zu empfinden, was mit ihm vorgieng. Eine Ohnmacht folgte der andern, bis er nach Verlauf mehrerer Stunden, einige Merkmale eines geringen Lebens von sich gab.

Meine guten Kräfte ließen mich eine bal­dige Genesung hoffen, ich konnte umher gehen und suchte deshalb, bald diesen» bald jenem UnglückSgefahrten bcizustchn. Besonders aber empfand ich einen geheimen Zug, der mich nöthigte, dem jungen Kofakcnoffizier so viele Hülfe zu bringen, als ich vermochte. Ich flößte ihm Herzstärkungen ein, verschaffte ihm alle Bequemlichkeiten die zu erlangen waren. Er öffnete bisweilen die Augen, sah mich mit dankbaren Blicken an, endlich ergriff er meine Hand um sie zum Munde zu führen, was ich nicht duldete. Noch immer glaubte ich, weil er seinen Mund noch nicht aufge- than hatte, er verstehe unsere Sprache nicht. Zu meinem freudigen Erstaunen aber redete er mich bald darauf deutsch an. Großmü- thiger Unbekannter, stginmelte er, lassen Sie lassen Sie - so mich danken. Hier zog er meine Hand abermal nach feiner Lippe.

Ich ließ es geschehen, doch nur, damit nicht der Verwundete sich schaden sollte, in­dem er sich zu reden mühte. Ich legte meine Hand auf seinen Mund, bat ihn liebreich, sich zu schonen. Das mußte ohnehin gesche­hen, weil ihn gleich eine neue Ohnmacht anwandelte. War ich vorher besorgt um ihn, so fühlte ich jetzt eine noch lebhaftere Zuneigung. Ich wollte ihm Stärkungen herbtischaffen, und wagte es wieder nicht sein Lager zu verlassen.

(Fortsetzung folgt.)