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Bekanntmachung. Nachdem ich durch den Verkauf der Tho- maS-Kirche mein Ambt als Orgeldräther und dicftKunst nicht mehr ausüben kann, so sehe ich mich gcnöthiget mein Brodsür mich und meine fühlen Kinler auf eine andere Art zu erwerben, daher habe ich mich entschlossen, mich auf die Vcrförtigung von Hochzeit, und Leichencarmina, insbesondere aber vonDrauer- Anzäugen zu legen. Dersch Hab ich zwar noch nicht gemacht, aber ich hoffe auf die gnädige Nachsicht eine« hohen und niedern 'Publikums. Aber in DrauerAnzäugen bin ich stark, ich vcrferdige von allen möglichen Gattungen, und werde gewiß jedermann aufs Höste kondenthüren. Ich führ nur folgende Hauplsorten an, wo man mir nur den Nah- men, Stand, Alter, die Krankheit des Der» storbencn und die Nummer nebst dem Preiß anzugeben braucht, als:

Nro. i. Es hat dem Herrn über Leben und Tod gefallen rc. Dieses ist ganz einfach und nur für Leute, an welchen nichts gelegen ist. oder die nichts hinterlaffen haben, kostet auch nur ,5 kr.

Nro. 2. Nach dem unerforschlichcn Radschluß Gottes rc. 50 kr. Dieß ist schon fühl rierender, und paßt für honedde Hand- werkslcute.

Nro. z. Ach. er ist nicht mehr, gestern früh Verschied unser unaussprechlich geliebter ' Gatte, Vater, Bruder, Sohn und Schwa, ger, der hochwolgeborne Veit von Kuh­wackel. Wer den Secligen, wer seine Leutseligkeit und seine Frömmigkeit kann­te rc. kostet 1 fl. Dieß ist nur für Vornehme und reiche Leute, und lautet entsetzlich kläglich und jämmerlich. Auch kann es noch verstärkt werden, als durch: „blutige Wunden!!" Diß kostet aber 15 kr. mehr, ferner durch zerissene Herzen auch um 15 kr. und durch namenlosen Schmerz um ü Batzen.

Jeder Seelige erhält um diesen Preiß dreh Tugenden, die man auswählen kann, denn tber dreh Tugenden bringt es doch nicht leicht der beste von uns armen Sterb- lichen. Hat der Verblichene aber die entge- gengesezten Eigenschaften besessen, so kostet es statt ist. einen Thaler, da ich ja doch mein Gewissen befchwähren muß; verlangt man

aber mehr Tugenden, so kann man nehmen, so viel man will, das Stück um Z Bazen extra, und dazu hat man das Auslesen auS einem alphabetischen Verzeichniß aller menschlichen Tugenden, wovon ich aus ei­nem DickSicoh» Ehr in die fünfzig zusam­men gebracht habe. Es ist hiebei gar nicht nöthig, daß der Dcrebigte die angerühmten Lugenden gehabt hat. Lachende Erben, frohe Wittwer, getröstete Wittwen werden wegen meiner starken Famühlie so barmherzig sepn, und alles doppelt bezahlen. In Summa jede Christen Seele wird tic bittersten Dröh­nen weinen müssen, wenn sie meine Trauer Nro. z mit allen Registern lieSl.

Freilich spotten o>t freche Menschen und Unchristen, und behaupten gottloser Weise, eine kurze Anzeige Säu genug und man solle seine Anverwandten nicht so loben, aber mein Gott, wer soll denn sonst die Leute lo­ben? es ist seine Christenpflicht, einem Men­schen, dem vielleicht in seinem ganzen Leben nichts rühmliches nachgesagt worden ist, doch noch nach seinem Tode diese erste und letzte Ehre zu erweisen.

Bitte um geneigten Zuspruch, und em­pfehle mich mit meinen n ungezogenen Kindern unterthänigst

Sebastian Formel, ehemaliger Orgeldrather.

Charade.

Drei Silben hat das Wort. Die ersten Silben geben Den Menschen hier und dort Ein heit'res frohes Leben.

Die Dritte wird dir nnmen Ein Ding verschiedener Art, ES hat oft einen Bart.

Willst du das Ganze kennen. Denk dir im iLtes rLte zwei Künstler bei einander. Wie Hero und Leander,

Und rath' bist du kein bL«o.